Als Prince Rogers Nelson am 21. April 2016 an der Überdosis eines Schmerzmittels starb, war klar, dass er noch nicht alles gesagt hatte, was es zu sagen gab. Die musikalische Karriere war keineswegs beendet. Eine Woche zuvor hatte er noch ein Konzert in Atlanta gegeben. Und es heißt, die Verwertungsgesellschaft „The Prince Estate“ verfüge noch über unzählige Archivaufnahmen. Es sei eine Mammutaufgabe, diese alle zu sichten und zusammenzustellen.
Fans dürfen sich also auf eine Reihe posthumer Veröffentlichungen freuen. Besonders gespannt war man aber auf „Welcome 2 America“, ein bisher unveröffentlichtes Album aus dem Jahr 2010. Kurz nach der Fertigstellung des Albums begab sich Prince auf eine einzigartige Tournee gleichen Namens. Warum das Album nie erschien, bleibt im Dunkeln.
Die Texte erzählen von Sorgen, Hoffnungen und Visionen für eine sich verändernde Gesellschaft. Schon der Titelsong liefert einen brennenden, musikalischen Monolog über „goldene Fallschirme“, die Oberflächlichkeit der sozialen Medien, die vom Reality-TV angeheizte Promi-Kultur sowie die Monopole in der Musikindustrie – und kommt schließlich zu dem Schluss, dass Amerika das „Land der Freien / Heimat der Sklaven“ ist.
„Welcome 2 America“ enthält einige von Prince‘ einzigen gemeinsamen Arbeiten mit dem Bassisten Tal Wilkenfeld, dem Schlagzeuger Chris Coleman und dem GRAMMY-nominierten Tontechniker Jason Agel, mit zusätzlichen Beiträgen der New Power Generation-Sängerinnen Shelby J., Liv Warfield und Elisa Fiorillo sowie dem Keyboarder Morris Hayes, den Prince auch für die Co-Produktion mehrerer Titel des Albums auswählte.
Zwölf Songs in 54 Minuten – das ist eine wundervolle Albumlänge, die man heutzutage kaum noch kennt. Und „Welcome 2 America“ kommt ohne Lückenfüller aus. Es bietet eine Mischung aus Funk, Soul, R&B und HipHop. Der zeitgemäße Sound lässt es auch heute noch sehr modern klingen. Hinzu kommt eine glasklare Produktion. „Welcome 2 America“ ist ein vollwertiges Album, wie es sich viele Fans gewünscht haben. Zwar enthält es keinen offensichtlichen Singlehit, doch man sollte ein solches Werk ohnehin am Stück hören.