Der DJ und Produzent Zedd, bürgerlich Anton Zaslavski, wurde 1989 in der Sowjetunion geboren und wanderte im Alter von drei Jahren mit seiner Familie nach Deutschland aus, wo er in Kaiserslautern aufwuchs. Seit zwölf Jahren lebt er in den USA, wo er eine erstaunliche musikalische Karriere aufbaute. Beheimatet in Los Angeles arbeitete Zedd inzwischen mit einer beachtlichen Reihe von Künstlern zusammen und remixte Songs von Justin Bieber, Lady Gaga, Black Eyed Peas und Skrillex.
Neben fünf Nominierungen und einem GRAMMY Award (2019) in der Kategorie „Best Dance Recording“ für seine Single „Clarity“, räumte er auch noch zahlreiche weitere Auszeichnungen ab. Für sechs seiner Singles, „Starving“ (2017), „Stay the Night“ (2018), „The Middle“ (2018), „Clarity“ (2023), „I Want You to Know“ (2023) und für seine Autorenbeteiligung und Produktion von „Beauty and a Beat“ (Justin Bieber ft. Nicki Minaj, 2023), wurde er in Deutschland mit Goldstatus ausgezeichnet. Platin gab es für „Stay“ feat. Alessia Cara (2018) und für „Break Free“ (2023).
Das neue Album „Telos“ kommt mit einem sehr sakralen Cover und es klingt viel organischer und orchestraler, als ich erwartet hätte. Zedd beschreibt „Telos“ als sein bisher ehrlichstes und persönlichstes Album. Weiter sagt er: „Mit Telos wollte ich ein tiefgreifendes Hörerlebnis schaffen, das einen auf eine Reise mitnimmt, die über die Songs hinausgeht. Ich wollte, dass jeder eine tiefere emotionale Verbindung spüren kann, so wie ich mich fühlte, als ich als Kind meine Lieblingsalben hörte. Es waren die Details, Übergänge und der Zusammenhalt, die mich dazu brachten, ein wirklich bedeutungsvolles Werk zu schaffen.“
Diese emotionale Reise ist Zedd absolut gelungen. Es fängt schon bei dem Cover an, das in der Art eines Kirchenfensters gestaltet ist. Da bin ich doch gleich froh, dass mir zur Review die Vinyl-Version des Albums vorliegt, die im großformatigen Cover und mit der Gestaltung von Innensleeve und Label-Etikett die gestalterischen Elemente greifbar macht. Sehr kunstvoll.
Musikalisch gibt es eine Mischung aus elektronischen Elementen, Orchester und Piano sowie passenden Gastsänger*innen. Da ist eine ganze Riege von großen Namen vertreten. Neben Bea Miller, Bava, The Olllam und Remi Wolf finden sich mit John Mayer und MUSE wahrlich prominente Mitstreiter. Man höre nur „1685“, wo sich Zedd und Muse äußerst wirkungsvoll an Bachs „Ave Maria“ wagen und dies zu einer grandios klingenden Elektronik-Version aufbereiten.
Eine noch größere Überraschung ist für mich der Dancetrack „Dream Brother“, der auf einem Original des 1997 verstorbenen Jeff Buckley basiert. Wundervoll, hier Jeffs Stimme zu hören, wobei seine Erben ihre Erlaubnis dazu erteilt haben.
Die Zusammenstellung der Stücke ist sehr atmosphärisch und harmonisch. Klar gibt es Beats und elektronische Spielereien, doch diese ergänzen das organische Geschehen zu einem modernen Konglomerat. So wünscht man sich ein modern produziertes DJ-Album, das neue Musik zum Klangerlebnis macht und sich zugleich eine traditionelle Herangehensweise bewahrt.