RAGE, Beyond The Black und DORO beim Burg Open Air Illingen – 16.8.2025
„Afterlifelines“ heißt das aktuelle Album der Powermetal-Band RAGE aus Herne. Hier findet ihr die Fotogalerie zum Konzert in Illingen beim BURG OPEN AIR.
„Afterlifelines“ heißt das aktuelle Album der Powermetal-Band RAGE aus Herne. Hier findet ihr die Fotogalerie zum Konzert in Illingen beim BURG OPEN AIR.
Mit ihrem Debüt „Songs Of Love And Death“ starteten Beyond The Black ein Jahr nach Bandgründung so richtig durch: Platz 12 der deutschen Albumcharts, Gewinner des Metal Hammer Awards 2015 in der Kategorie Bestes Debütalbum, eigene UK Tour, ausverkaufte Club-Tour in Deutschland, Auftritte auf Großfestivals wie dem Rockavaria, Novarock und Wacken. Fünf Jahre später etablierte Sängerin Jennifer Haben den Metal im poppigen Abendformat, als sie bei „Sing meinen Song“ mitwirkte und einmal mehr mit ihrer starken Stimme verblüffte. Aktuell kann man auf YouTube erleben, wie sie mit Michael Patrick Kelly das Lockdown-Konzert im Kölner Dom versüßt. Traumhaft gut!
Was ist das Besondere an der Band? Female-fronted Metal sind wir doch von Nightwish schon lange gewohnt. Und diesen Vergleich muss die 24jährige Jennifer Haben aus St. Wendel nicht scheuen. Ihre kraftvolle Stimme ist das Aushängeschild der Band. Sie und die meisten Instrumentalisten haben an der Popakademie Baden-Württemberg studiert. Und schon der Erstling war ein bombastischer Meilenstein. Epic und Pomp, Gothic und Melancholie – so schuf man eine beeindruckende Atmosphäre.
Mit „Horizons“ wird die Reise eindrucksvoll fortgesetzt. Die Arrangements sind stark nach vorn gerichtet und die Songs haben oft erzählenden Charakter. Man nehme nur das musicalmäßig gesungene Titelstück, das nehmen Jennifers Hammerstimme auch chorale Passagen enthält. Ohrwurm reiht sich an Ohrwurm. Ein orchestraler Touch bestimmt Songs wie „You’re Not Alone“ und die ausufernden Keyboardlinien bestimmen eine martialische Basis, die aber nicht mehr so hart klingt wie auf den ersten Alben.
Ich will jetzt auch gar nicht einzelne Titel raus picken. Das Album funktioniert als Ganzes und Fans von Bombast à la Avantasia und von stimmlicher Eleganz à la Within Temptation kommen voll auf ihre Kosten. Allerdings muss ich sagen, dass mir Beyond The Black noch besser gefielen, als die Metalcore-Elemente mehr Raum einnahmen. Inzwischen ist das Ergebnis doch recht gleichförmig. Vermutlich der Preis, den man bezahlen muss, um vorne in den Charts zu landen. Zumindest die Ballade „I Won’t Surrender“ sticht positiv aus dem rockigen Allerlei heraus und auch „Human“ ist einer dieser Grenzgänger.
„‘Human‘ hat bei den ersten Songwriting-Experimenten nur mit Akustikgitarre und Stimme schon perfekt funktioniert“, so Jennifer Haben über das Potential des powergeladenen Tracks. „Er ist eine Ode an das Mensch-Sein und eine Erinnerung, Verantwortung für das eigene Leben und die eigenen Entscheidungen zu übernehmen. Wir wollen mit dem Song hervorheben, wie wichtig es ist zu realisieren, dass niemand sonst das Recht hat, die eigene Entscheidung zu beeinflussen, und das Hier und Jetzt für sich so zu gestalten, dass man selbst stolz darauf sein kann. Denn am Ende sind wir alle Menschen. Wir unterscheiden uns nur dadurch, wie wir in der uns gegebenen Zeit auf dieser Welt handeln.“
Insgesamt ein souveränes viertes Studioalbum.
Zugegeben: Früher musste man sich die Ehre eines „MTV unplugged“ härter erarbeiten und zum Teil Jahrzehnte warten, bis man für dieses Konzept reif war. Vor allem deutsche Künstler hatten da schon wahren Meisterstatus wie beispielsweise Udo Lindenberg. Inzwischen aber passen anscheinend auch Bands ins Format, die noch jung an Dienstjahren sind. Schließlich wurden Santiano erst 2011 gegründet.
Dass den norddeutschen Geschichtenerzählern mit ihrem Seemannsgarn und den Folk-Rock-Schlagern die unplugged-Geschichte gut steht, ist zumindest außer Frage. Die Truppe ist wie geschaffen für ein solches Livekonzept. An einem Abend im Juni war es schließlich soweit. Santiano führten in der Kulturwerft Gollan in Lübeck, verstärkt durch langjährige musikalische Begleiter und das Wolf Kerschek Orchester, durch einen denkwürdigen Abend und sämtliche Meilensteine ihrer Bandgeschichte. Es wurde ein Abend zum Erinnern.
Die Songs, die die Band für sich neu arrangiert hat, wirken, als wären sie exakt für diesen Rahmen geschrieben: Zwischen Seesäcken und Kisten, Tauen und Fischernetzen, mit Akustik-Gitarre, Fiddel und Schifferklavier. Und die Gäste tragen ihres dazu bei – beispielsweise Ben Zucker, der mit seemännisch rauer Stimme „Lieder der Freiheit“ (ein Cover von „To France“) interpretiert. Angelo Kelly verfeinert „Land Of Green“ und Wincent Weiss kann als Norddeutscher auch „Hoch im Norden“ hymnisch mitgestalten.
Stilistisch variabel wird es zudem mit Alligatoah, In Extremo und Eisbrecher. Der Ohrwürmer sind viele vorhanden: Vorneweg „Gott muss ein Seemann sein“ und „Es gibt nur Wasser“.
Zum richtige Genuss muss man vermutlich die DVD sehen. Mir liegt nur die 2CD-Version vor. Ehrlich gesagt könnte es sich (abgesehen von der Flut an Gästen) auch um ein gewöhnliches Livealbum handeln. Das liegt vor allem daran, dass die Songs von Santiago ohnehin schon diesen akustischen und folkigen Charme versprühen, den auch MTV unplugged immer ausmacht. Allemal macht es Spaß, was die Truppe hier abliefert.
Jetzt schreibe ich schon zum sechsten Mal über die begleitende CD zum Tauschkonzert „Sing meinen Song“. Ich will aber nicht müde werden zu betonen, wie gelungen dieses Format ist und wie herausragend die dazugehörige CD. Auch im sechsten Jahr der Show stimmt mal wieder alles. Und es ist vor allem eine Sache, die mir einmal mehr klar wird: In einer Zeit, da das Album kaum noch etwas zählt und nur einzelne Songs von Künstlern gehypt werden, die man dann schnell wieder vergisst, ist es um so wichtiger, einzelne Interpreten näher kennen zu lernen und sich mit ihnen zu beschäftigen. Dazu lädt „Sing meinen Song“ zum wiederholten Male ein. Gastgeber ist inzwischen Michael Patrick Kelly. Und er macht seine Sache hervorragend. Jede Sendung widmet sich einem der Beteiligten, man bekommt Einspieler der Originalsongs, erfährt viel zur Biografie und darf schließlich die Coverversionen genießen. Dieses Konzept kommt im CD-Format natürlich nur bedingt rüber, aber die Doppel-CD („Deluxe“ Version) bietet immerhin alle Songs in der Show-Reihenfolge. Sie ist damit der Einzelversion, die eher eine „Best of“ darstellt, um Längen voraus.
Mit sechs neuen hochkarätigen Musikern im Gepäck kehrt Michael Patrick Kelly nach seiner Tauschkonzert-Teilnahme 2017 als neuer Gastgeber von „Sing meinen Song“ nach Südafrika zurück: Milow, Wincent Weiss, Johannes Oerding, Alvaro Soler, Jeanette Biedermann und Jennifer Haben sind seiner Einladung gefolgt und haben ihre größten Hits mitgebracht, um sie der Reihe nach zum Tausch anzubieten.
Highlights gibt es viele. Auch einige Titel, die mehr wie Lückenfüller wirken, mit der Zeit aber ihre Bedeutung im Gesamtwerk der Künstler entfalten. Und es sind ja gerade die besonderen, zum Teil ausgefallenen Versionen, die zeigen, wie der Song im Mittelpunkt des Geschehens steht.
Es fängt schon an mit dem Überhit „Musik sein“ von Wincent Weiss, dem Milow als „Springsteen Story“ stellenweise einen eigenen englischen Text mit emotionalen Bezügen mitgibt. Das ist ebenso groß wie der Paddy-Titel „Hope“, dem Johannes Oerding in „Hoffnung“ einige Gänsehaut-Momente beschert. Selbst Alvaro Soler, dem ich musikalisch so gar nichts abgewinnen kann, besticht durch eine solide und stimmlich hervorragende Leistung. Hut ab!
Man entdeckt so einiges Neues, wenn man die CD komplett hört. Vor allem die Songs von Jeanette Biedermann und ihrer Band Ewig sind bisher weitestgehend an mir vorbei gegangen. Und was Beyond The Black mit Jennifer Haben normalerweise liefern, ist vor allem ein durchdringender Sound. Hier aber werden die Titel mit musikalischen Finessen versehen und man hört viel stärker auf den Text.
Ganz zum Abschluss gibt es noch eine kleine Überraschung: Das Duett „Ich will noch nicht nach Hause“ von Johannes Oerding und Michael Patrick Kelly beschreibt die besondere Chemie unter den Künstlern. Ein gelungenes Fazit, das die insgesamt 43 Songs gekonnt zusammenfasst.