Beyond The Black – epischer Symphonic Metal mit Jennifer Haben
Mit ihrem Debüt „Songs Of Love And Death“ starteten Beyond The Black ein Jahr nach Bandgründung so richtig durch: Platz 12 der deutschen Albumcharts, Gewinner des Metal Hammer Awards 2015 in der Kategorie Bestes Debütalbum, eigene UK Tour, ausverkaufte Club-Tour in Deutschland, Auftritte auf Großfestivals wie dem Rockavaria, Novarock und Wacken. Fünf Jahre später etablierte Sängerin Jennifer Haben den Metal im poppigen Abendformat, als sie bei „Sing meinen Song“ mitwirkte und einmal mehr mit ihrer starken Stimme verblüffte. Aktuell kann man auf YouTube erleben, wie sie mit Michael Patrick Kelly das Lockdown-Konzert im Kölner Dom versüßt. Traumhaft gut!
Was ist das Besondere an der Band? Female-fronted Metal sind wir doch von Nightwish schon lange gewohnt. Und diesen Vergleich muss die 24jährige Jennifer Haben aus St. Wendel nicht scheuen. Ihre kraftvolle Stimme ist das Aushängeschild der Band. Sie und die meisten Instrumentalisten haben an der Popakademie Baden-Württemberg studiert. Und schon der Erstling war ein bombastischer Meilenstein. Epic und Pomp, Gothic und Melancholie – so schuf man eine beeindruckende Atmosphäre.
Mit „Horizons“ wird die Reise eindrucksvoll fortgesetzt. Die Arrangements sind stark nach vorn gerichtet und die Songs haben oft erzählenden Charakter. Man nehme nur das musicalmäßig gesungene Titelstück, das nehmen Jennifers Hammerstimme auch chorale Passagen enthält. Ohrwurm reiht sich an Ohrwurm. Ein orchestraler Touch bestimmt Songs wie „You’re Not Alone“ und die ausufernden Keyboardlinien bestimmen eine martialische Basis, die aber nicht mehr so hart klingt wie auf den ersten Alben.
Ich will jetzt auch gar nicht einzelne Titel raus picken. Das Album funktioniert als Ganzes und Fans von Bombast à la Avantasia und von stimmlicher Eleganz à la Within Temptation kommen voll auf ihre Kosten. Allerdings muss ich sagen, dass mir Beyond The Black noch besser gefielen, als die Metalcore-Elemente mehr Raum einnahmen. Inzwischen ist das Ergebnis doch recht gleichförmig. Vermutlich der Preis, den man bezahlen muss, um vorne in den Charts zu landen. Zumindest die Ballade „I Won’t Surrender“ sticht positiv aus dem rockigen Allerlei heraus und auch „Human“ ist einer dieser Grenzgänger.
„‘Human‘ hat bei den ersten Songwriting-Experimenten nur mit Akustikgitarre und Stimme schon perfekt funktioniert“, so Jennifer Haben über das Potential des powergeladenen Tracks. „Er ist eine Ode an das Mensch-Sein und eine Erinnerung, Verantwortung für das eigene Leben und die eigenen Entscheidungen zu übernehmen. Wir wollen mit dem Song hervorheben, wie wichtig es ist zu realisieren, dass niemand sonst das Recht hat, die eigene Entscheidung zu beeinflussen, und das Hier und Jetzt für sich so zu gestalten, dass man selbst stolz darauf sein kann. Denn am Ende sind wir alle Menschen. Wir unterscheiden uns nur dadurch, wie wir in der uns gegebenen Zeit auf dieser Welt handeln.“
Insgesamt ein souveränes viertes Studioalbum.