Gestern ist das Lyric-Video zu „Angesicht zu Angesicht“ aus Seligs aktuellem Album „Myriaden“ (VÖ: 12.03.2021 – hier unser Review) erschienen. Schaut euch den Clip hier an:
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Die Band war am vergangenen Dienstag außerdem zu Gast beim ARD Morgenmagazin. Hier könnt Ihr Euch den Talk mit Sänger Jan Plewka noch einmal ansehen.
Im Rahmen des Förderprogrammes Neustart Kultur veranstaltet die Konzertagentur Hamburg Konzerte im Jahr ihres 10-jährigen Jubiläums eine besondere Konzertreihe. An vier Tagen im Mai 2021 soll in der Barclaycard Arena ein Konzertprogramm stattfinden, das es ohne Corona so mit Sicherheit niemals gegeben hätte.
Zwischen dem 2. und 7. Mai lädt Hamburg Konzerte einige alte Bekannte ein, die sie schon seit Jahren begleiten und lässt sie unter Corona-konformen Bedingungen live in der Barclaycard Arena spielen. Mit dabei sind Thees Uhlmann, Versengold, Maden und natürlich Selig, die nach derzeitiger Planung am 06.05.2021 auftreten werden.
Ausgelegt sind die Veranstaltungen für maximal 650 Gäste und finden in einer kompakten Theatervariante und selbstverständlich unter Berücksichtigung der aktuellen Hygienevorschriften statt. Hier findet Ihr alle Infos. Tickets gibt es hier.
Seligs neues Album „Myriaden“ ist ein Aufruf für mehr Engagement, aber auch für mehr Empathie und Miteinander. Es ist politisch, aber zugleich wahnsinnig menschlich, wie es auch Selig schon immer waren. „Wir sind seit geraumer Zeit, angesteckt durch unsere Kinder und Fridays for Future, Aktivisten. In unserem Proberaum ging es kaum um andere Themen als die Klimakatastrophe und den aufkommenden Faschismus“, erklärt Sänger Jan Plewka. „Wir sind einfach der Ansicht, dass im Moment mehr falsch als richtig läuft und unser Ziel war es, das auf eine selige Art und Weise auszudrücken. Auf ‚Myriaden‘ geht es darum, wie wir als Menschen miteinander und mit dem Planeten umgehen. Es ist der Versuch, aufrichtig zu sein in einer unaufrichtigen Zeit“, ergänzt er.
Zwei Jahre lang haben Selig an dem Album geschrieben. Am Ende hatten sich 96 Songs, Ideen und Skizzen angesammelt – was eben auch daran liegt, dass ihnen so wahnsinnig viel auf der Seele brannte. Themen wie Umweltzerstörung und das irrsinnige Tempo, mit dem unsere Welt sich dreht, ziehen sich wie ein roter Faden durch das Album. „Alles ist so ordinär / Ich will nicht, dass die Welt so untergeht“, heißt es in „Alles ist so“ – ein Song über falsche Mentoren und Symbole, aber auch das wunderschöne Blau unseres Planeten. In „Selig“ derweil warnt Plewka: „Feuer, Feuer überall, die Welt rast weiter mit Überschall am richtigen Moment vorbei in die Diktatur der Raserei“ – der Song ist aber zugleich ein Aufruf, den Moment zu genießen. Und im Titelsong „Myriaden“ geht es um unsere permanente Vernetztheit in einem Meer aus Bildschirmwänden.
Das ist es auch, was „Myriaden“ so besonders macht: Selig benennen zwar klar und deutlich, was ihnen gegen den Strich geht, aber das Album ist dabei nicht wütend oder gar resigniert. Denn es schwingt immer die Hippie-Hoffnung mit, dass wir das Ruder noch rumreißen können. „Selig sind die Friedfertigen“, so Plewka. „Myriaden“ erscheint am 12.03.2021.
Jetzt haben Selig nach „Alles ist so“ und „SMS K.O.“ die dritte Single aus ihrem neuen Album veröffentlicht und schlagen ungewohnt funkige Töne an. Das „Spacetaxi“ nimmt uns mit auf eine Reise ins All. Schaut Euch das Video zu „Spacetaxi“ hier an:
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Am vergangenen Freitag haben Selig den sprichwörtlichen Sack zugemacht und mit „SMS K.O. (live)“ den vierten und letzten Track aus ihrer ersten Live-EP „Live Takes“ inklusive Video veröffentlicht. Dieses Mal begleiten wir Jan Plewka nach einer schmerzhaften Trennung per SMS in ein uriges Hotelzimmer… Schaut Euch das Video zu „SMS K.O. (live)“ hier an:
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„Live Takes“ umfasst vier Live-Versionen von Songs, die später auch auf Seligs achtem Studioalbum „Myriaden“ enthalten sein werden („Myriaden“, „Postkarte“, „Selig“ und „SMS K.O.“) und wurde letzten Freitag digital und visuell „vervollständigt“. „Myriaden“ erscheint am 12.03.2021.
Weiter geht es mit dem dritten Song aus Seligs Live-EP „Live Takes“, dem Stück, das nach der Band selbst benannt ist: „Selig (live)“. Im Video begleiten wir Gitarrist Christian Neander über die Berliner Oberbaumbrücke. Schaut Euch den Clip hier an:
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„Selig“ ist nicht nur ein Aufruf, das Hier und Jetzt zu genießen, sondern auch eine ganz klare Warnung. „Feuer, Feuer überall, die Welt rast weiter mit Überschall am richtigen Moment vorbei in die Diktatur der Raserei“, singt Jan Plewka. „Wir rasen wie ein Porsche nachts ohne Licht mit 200 über die Autobahn und sind uns nicht bewusst, dass die Bremsen kaputt sind“, sagt er. „Das System, in dem wir leben, zwingt uns dazu, ein Auto zu kaufen, das wir gar nicht brauchen und Sachen zu machen, die uns überhaupt nicht befriedigen. Dem zu entkommen, schafft man nur, indem man sich auf sich selbst und den Augenblick besinnt. Nur so kann die Welt gerettet werden.“ Dieser starke gesellschafts- und klimapolitische Ansatz zieht sich übrigens wie ein roter Faden durch das kommende Selig-Album „Myriaden“, das am 12.03.2021 erscheinen wird.
Auf „Myriaden (live)“ (hier zu sehen) folgt der zweite Song aus Seligs erster Live-EP „Live Takes“, das mit Streichern verzierte Stück „Postkarte“. Mit dem Song schickt Sänger Jan Plewka einen Gruß ins Jenseits zu seinem verstorbenen Vater. Schaut euch hier das Video zu „Postkarte“ an, in dem wir wiederum Schlagzeuger Stephan „Stoppel“ Eggert auf dem Weg in einen Weinladen begleiten…
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In den kommenden zwei Wochen werden die letzten beiden Songs der EP „Live Takes“ erscheinen, „Selig“ (04.12.) und „SMS K.O.“ (11.12.), zu denen es ebenfalls je ein Video geben wird. Seligs neues Studioalbum „Myriaden“ wiederum erscheint am 12.03.2021
Selig schlagen ein neues Kapitel in ihrer Karriere auf und veröffentlichen zum ersten Mal eine Live-EP mit vier Songs, die den schlichten Titel „Live Takes“ trägt.
In den kommenden drei Wochen erscheint jeden Freitag ein weiterer neuer Song daraus. Den Anfang machte am vergangenen Freitag der Titeltrack des kommenden Selig-Albums (VÖ: 12.03.2021), „Myriaden (live)“. Auch das Video zu dem Stück feierte am Freitag seine Premiere:
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Wenn es einen Ort gibt, an dem Selig vollkommen in ihrem Element sind, dann ist es die Bühne. „Wir sind einfach eine Live-Band“, sagt Sänger Jan Plewka. In Sachen Konzerte ging dieses Jahr aber bekanntlich nicht viel und deswegen hat die Hamburger Rockband beschlossen, zum ersten Mal in ihrer Karriere eine Live-EP zu veröffentlichen – als Trostpflaster für ihre ausgefallene Tournee und um die Wartezeit auf das achte Selig-Album „Myriaden“, das am 12.März 2021 erscheint, zu verkürzen.
„Live Takes“ enthält vier Songs, die auf „Myriaden“ zu hören sein werden. Für die Aufnahmen der EP begaben Selig sich erneut ins Studio ihres langjährigen Weggefährten Franz Plasa, mit dem auch „Myriaden“ entstanden ist. „Als wir mit der Studioversion des Albums fertig waren, hatten wir die Lieder so inhaliert, dass wir uns einfach in einen Kreis gestellt haben und sie in einem rauschartigen Zustand noch mal live eingespielt haben“, erinnert sich Plewka. „Die neuen Versionen sind dadurch sehr organisch.“
Gleichzeitig gibt die EP einen ziemlich guten Vorgeschmack auf das musikalische Spektrum von „Myriaden“: Da sind Balladen wie die bereits veröffentlichte Single „SMS K.O.“ oder das mit Streichern verzierte Stück „Postkarte“, aber auch ein rasender Rocksong wie „Selig“. „Dazwischen finden sich auf dem Album sogar noch mehr Facetten. Wir leben in einer wahnsinnig überfluteten aber auch inspirierenden Zeit und das spiegelt sich natürlich auch in unserer Musik wider“, so Plewka. „Es ist ein sehr buntes Album, aber trotzdem unverkennbar Selig.“
Doch nicht nur musikalisch, sondern auch textlich kommt „Live Takes“ mit einer beeindruckenden Bandbreite daher. Mal blickt Plewka ganz tief in sich hinein, dann richtet er den Blick auf das große Ganze. „SMS K.O.“ beschreibt das Liebes aus per SMS und mit „Postkarte“ schickt Plewka einen Gruß ins Jenseits zu seinem verstorbenen Vater. „Myriaden“ derweil handelt davon, wie das menschliche Miteinander im Meer von Bildschirmwänden immer mehr verloren geht und „Selig“ ist nicht nur ein Aufruf, das Hier und Jetzt zu genießen, sondern auch eine ganz klare Warnung. „Feuer, Feuer überall, die Welt rast weiter mit Überschall am richtigen Moment vorbei in die Diktatur der Raserei“, singt Plewka darin. „Wir rasen wie ein Porsche nachts ohne Licht mit 200 über die Autobahn und sind uns nicht bewusst, dass die Bremsen kaputt sind“, sagt er. „Das System, in dem wir leben, zwingt uns dazu, ein Auto zu kaufen, das wir gar nicht brauchen und Sachen zu machen, die uns überhaupt nicht befriedigen. Dem zu entkommen, schafft man nur, indem man sich auf sich selbst und den Augenblick besinnt. Nur so kann die Welt gerettet werden.“
Dieser starke gesellschafts- und klimapolitische Ansatz zieht sich übrigens wie ein roter Faden durch das kommende Selig-Album. Die vier Songs der „Live Takes“-EP erscheinen ab dem 20. November im Wochentakt. Visuell werden sie von vier Videos begleitet, die eine gemeinsame Geschichte erzählen: Jeder Clip folgt einem der vier Bandmitglieder. Zu „SMS K.O.“ sehen wir Jan Plewka in einem Hotelzimmer an Liebeskummer leiden, für „Postkarten“ treffen wir Schlagzeuger Stephan „Stoppel“ Eggert im Weinladen, bei „Selig“ begleiten wir Gitarrist Christian Neander auf seinem Weg über die Berliner Oberbaumbrücke und in „Myriaden“ nimmt uns Bassist Leo Schmidthals mit auf eine psychedelische Reise.
Wenn es ums Schlussmachen geht, dann sind die Deutschen ein bisschen feige. Fast jeder fünfte, so ergab mal eine Umfrage eines Online-Partnervermittlers, bekommt das Liebesaus per Brief, E-Mail, SMS oder Chat serviert. Wie sich das anfühlt, haben Selig in ihrer neuen Single „SMS K.O.“ vertont. „Diese Nachricht von heute Morgen kam bedacht und sehr konkret / Mit kältestem Kalkül und hat mich innerlich zerlegt“, singt Jan Plewka in dem Stück. „Schluss machen ist immer fürchterlich, für den einen wie für den andern. Aber der schlimmste Fall, den ich mir vorstellen kann, ist die Abfertigung übers Handy durch eine SMS“, so Plewka. „Das ist ein Zeitphänomen und ein bisschen wie im Auto: jeder fühlt sich unverwundbar und schreibt aus einem Elfenbeinturm heraus. Ich habe übertrieben und eine Liebesgeschichte daraus gemacht, deren Botschaft ist: Auch mal telefonieren statt zu schreiben! In meinem Beruf geht es ja darum, Nähe zu schaffen. Die Computer in unseren Taschen schaffen eher Distanz.“
So zeitgeistig der Text ist, so klassisch ist das Lied selbst: Ein paar simple Gitarren-Akkorde und ein sanfter Schlagzeugbeat, dazu eine so einfache wie schöne Klaviermelodie und ein paar Streicher – mehr braucht es manchmal eben gar nicht.
„SMS K.O.“ ist nach „Alles ist so“ der zweite Vorbote auf das achte Selig-Album „Myriaden“, an dem die Hamburger Rockband derzeit mit ihrem langjährigen Weggefährten Franz Plasa arbeitet und das einen starken gesellschafts- und klimapolitischen Ansatz hat. „Das Album hat wie der Titel schon andeutet unzählige Facetten“, so Plewka. „Es geht wieder mal um alles: um Planeten, Displays, unendliche Weiten, Reisen in den Space, die Sicht von oben, Weiblichkeit, mystische Geschichten, Nostalgie, Gedenken an die, die von uns gegangen sind, und darum, den Augenblick zu sehen.“ Und natürlich geht es auch um die Höhen und Tiefen der Liebe – ein Thema, das Plewka im Laufe der fast drei Jahrzehnte währenden Geschichte von Selig immer wieder in neue Worte gefasst hat. „Liebeslieder sind glaube ich mein Grundton“, sagt er. „Mit Liebesliedern fing alles an und ich kann gar nicht genug davon singen.“
Das Album „Myriaden“ wird am 12.03.2021 erscheinen. Eigentlich sollte es dieses Jahr schon so weit sein, aber 2020 kam bekanntlich einiges anders als geplant. „Es wäre ein großes Jahr für uns gewesen. Nach meiner Teilnahme bei ‚Sing meinen Song‘ wären wir eigentlich auf Tour gegangen, mit vielen Freunden als Gäste hätten wir unsere neue Platte gespielt“, so Plewka. „Mit dem Wissen, dass wir vermutlich erst mal nicht auf Tour gehen können, haben wir also beschlossen, das Album zu schieben und alle Lieder noch mal in anderer Form live einzuspielen.“
Immerhin: Ein Konzert konnten Selig diesen Sommer spielen, und zwar im Hamburger Stadtpark. „Das war magisch. Dank der Zeit im Studio waren wir perfekt eingespielt. Wir haben an dem Abend gespielt als sei es das letzte Konzert unseres Lebens“, sagt Plewka. „Wir vermissen das Touren wirklich schmerzlich und sind froh, dass wir immerhin diese eine Show spielen konnten.“ Bis zur Veröffentlichung von „Myriaden“ werden Selig in den kommenden Monaten zahlreichere weitere Singles veröffentlichen.
Vergangene Woche hat die Band ihre neue Single „SMS K.O.“ live bei „Inas Nacht“ im Schellfischposten in Hamburg vorgestellt. „Wir wurden zu Inas Nacht eingeladen und ‚SMS K.O.‘ passt so schön in diese Kneipenatmosphäre, dass wir es dort unbedingt spielen wollten“, verrät Jan Plewka. „Es ist also eigentlich Ina Müller zu verdanken, dass der Song unsere nächste Single wird.“ Hier könnt Ihr Euch die Single-Version von „SMS K.O.“ anhören:
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Selig-Sänger Jan Plewka ist eigentlich ein ziemlich friedliebender Mensch. Ein Hippie im Herzen, ein Menschenfreund. Aber irgendwann ist halt auch mal Schluss, deswegen findet er in der neuen Single der Hamburger Rockband ziemlich deutliche Worte. „Wenn alles so bleibt, dann haben wir verloren“, singt er in „Alles ist so“, bevor es im Refrain der geradezu epischen Ballade heißt: „Alles ist so ordinär / Ich will nicht, dass die Welt so untergeht.“
„Alles ist so“ ist die erste Single aus Seligs achtem Album „Myriaden“ (VÖ am 16.10.), an dem die Band derzeit mit ihrem langjährigen Weggefährten Franz Plasa in den Hamburger HOME-Studios arbeitet und das einen starken gesellschafts- und vor allem klimapolitischen Ansatz hat. „Wir sind seit geraumer Zeit, angesteckt durch unsere Kinder und Fridays for Future, Aktivisten“, erklärt Plewka. „Wir haben Briefe an die Regierung geschrieben, sind aufgetreten, als Berlin blockiert wurde, und gehen eigentlich zu jeder Fridays-for-Future-Demo. Als wir dann mit der Arbeit an dem Album begannen, ging es in unserem Proberaum kaum um andere Themen als die Klimakatastrophe und den aufkommenden Faschismus“, so Plewka.
Bewegend ist auch das Musikvideo zu „Alles ist so“: Weil der eigentliche Videodreh aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, disponierten Selig kurzfristig um. Neben Bildern, die die Band bei einer Fridays-For-Future-Demo zeigen, sind darin auch Aufnahmen zu sehen, die ihnen Greenpeace zur Verfügung gestellt hat und die vollgemüllte Strände, schmelzendes Packeis und brennende Wälder zeigen. „Dieses Lied ist eine Aufforderung an jeden von uns. Sei nicht uniformiert, sondern hebe dich hervor. Mach etwas. Engagier dich, tu etwas für den Planeten und die Zukunft. Es ist ein Lied über Aufbruch“, so Plewka. „Es ist kein Wunder, dass Kinder auf die Straße gehen, denn eigentlich ist das leicht zu begreifen: Unsere Ressourcen sind endlich. Ich als Erwachsener habe es selbst lange nicht begriffen, aber ich habe es von den Kindern gelernt. Das müssen wir jetzt alle tun und Zeichen setzen.“
Schaut Euch das Video zu „Alles ist so“ hier an:
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Den Wunsch, mit ihrer neuen Single eine klare Botschaft zu senden, bestärkte auch Plewkas Teilnahme an der VOX-Show „Sing meinen Song“. Die siebte Staffel der erfolgreichen Musikshow ist Anfang Mai gestartet. „Jeder Künstler darf dort ja einen neuen Song präsentieren“, so Plewka. „Wir hatten ursprünglich ein ganz poetisches Liebeslied ausgewählt – aber dann konnte ich drei Nächte nicht schlafen, weil ich dachte: Will ich so ein Lied dort singen, vor Millionen Menschen, wenn es doch gerade viel dringlichere Themen gibt? Was sage ich meinen Kindern, wenn sie mich irgendwann fragen, warum ich diese Plattform nicht genutzt habe, um etwas zu bewegen? Am Morgen, bevor wir uns mit der Band im Studio trafen, habe ich den Text dann innerhalb von 30 Minuten komplett umgeschrieben. Er kam einfach so aus mir raus, wie eine Eingebung.“
Man könnte ein Buch darüber schreiben, so viel steckt in „Alles ist so“. Plewka singt von falschen Mentoren und falschen Symbolen, nach denen wir uns richten, von unserem ständigen Streben nach mehr Wachstum, aber auch von dem wunderschönen Blau unseres Himmels und Planeten – getrieben von dem Wunsch, dass wir all das wieder schätzen lernen. Los geht der Song mit einem atmosphärischen Intro, dann treffen sanfte Gitarren auf eine harmonische Klaviermelodie, bevor Plewka sogar kurz sprechsingt. Damit ist „Alles ist so“ zweifellos der unkonventionellste Song, den man von Selig bisher gehört hat – jener Band, die Anfang der Neunziger mit einem Paukenschlag auf der Bildfläche erschien, ebenso schnell implodierte und seit 2008 stärker denn je zurück ist.
Am kommenden Dienstag, den 02.06. um 20.15 Uhr dreht sich bei „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ (VOX) alles um Jan Plewka und seine Band Selig. Die Kandidaten werden am fünften Tauschabend die größten Hits von Selig neu interpretieren. Im Anschluss gibt es auf VOX die große Selig-Doku, die den Aufstieg und Absturz der Band noch einmal nachzeichnet. Alle Infos zu „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ findet ihr hier.
25 Jahre nach ihrem selbstbetitelten und mit einer Gold-Auszeichnung dekorierten Debütalbum haben Selig befreundete Musiker gebeten, ihre Songs von damals neu zu arrangieren. Es gab keinerlei Vorgaben. Das Ergebnis hört auf den schönen Namen „Selig macht Selig“ und klingt mal laut, mal leise, wurde mal alleine und mal zusammen mit Selig aufgenommen. So entstanden vierzehn Songs zwischen Electronic, Pop und Rock und eine Lesung. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es dabei nur Gewinner, auch wenn die Stücke im Original natürlich immer noch am besten rüberkommen. Warum mit „Tina“, „Ja“, „Frei“, „Meinetwegen“ und „Fadensonnen“ allerdings gleich fünf Stücke ausgespart wurden, muss mir nochmal jemand erklären.
Vielleicht liegt es daran, dass Jan Plewka, Christian Neander, Leo Schmidhals und Stephan Eggert ihr Vorhaben, ausschließlich Lieder von ihrem Debütalbum interpretieren zu lassen, im Laufe der Zeit über Bord warfen. So darf sich Pohlmann an „Bruderlos“ vom zweiten Selig-Album „Hier“ versuchen. Zum Glück will er nicht originell sein, sondern nimmt den Song so wie er ist: schmerzhaft. Ebenfalls von „Hier“ stammt „Ist es wichtig“, das Lisa Who zu einem sparsamen Trommelmarsch umfunktioniert. Im Gegensatz dazu verhunzt Johannes Oerding „Sie zieht aus“ vom dritten Album „Blender“ zu einem dahinplätschernden Sing-A-Long, das zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus tropft. Immerhin bleibt er damit seinem eigenen Stil treu. Und schließlich wird „Die alte Zeit zurück“ vom Comeback-Album „Und endlich unendlich“, gelesen von Benjamin von Stuckrad-Barre, zur Kurzgeschichte. Eine durchaus ungewöhnliche Variante der Bitte von Selig zu entsprechen.
Davor und dazwischen gibt es einen bunten Reigen an Neuinterpretationen, die überwiegend mehr aber auch mal weniger überzeugen. Madsen machen den Anfang mit „Wenn ich wollte“ und lassen es einfach krachen. Punkt. Die von mir sehr verehrten Emma6 tun so, als wäre „Hey, Hey, Hey“ schon immer ihr Song gewesen und verleihen ihm eine wunderbar leichte Melancholie. Wilhelmine lässt in „Mädchen auf dem Dach“ Ulla Meinecke wieder auferstehen und dürfte Selig damit eine besondere Freude gemacht haben. Danach schleppt sich Philipp Poisel leider durch „Ohne Dich“ und raubt dem Stück jede (plewkaeske) Dramatik. Sehr lustig ist hingegen das Duett von Olli Schulz und Jan Plewka in „Die Besten“. Die Idee, nicht ganz ernst zu erzählen, wie sich die beiden nach 20 Jahren zufällig in einer Bar treffen, kam Olli Schulz spontan und so ist das verdutzte Gestammel von Jan Plewka auf die bohrenden Fragen tatsächlich echt.
Wolfgang Niedecken macht das, was er am besten kann und singt „Glaub mir“ auf Kölsch (unter hochdeutscher Mitwirkung von Jan Plewka) und als Blues. Das Pack gräbt die Grunge-Wurzeln von Selig aus und lässt „High“ zu einem fetten Rocker mutieren. Auch die 17 Hippies machen ihrem Namen alle Ehre und verwandeln „Regenbogenleicht“ unter dem Einsatz von Ziehharmonika und Posaune zu einem geheimnisvollen, flüsternden Schunkelsong. Pictures bewegen sich bei „Sie hat geschrien“ ganz nah am Original und überzeugen mit einer fröhlichen Mittanznummer. Dass sie damit alles richtig machen zeigt der ebenfalls vertretene Remix-Versuch des gleichen Stückes durch Milliarden, der nicht nur schräg sondern einfach nur furchtbar ist und mit dem Original ungefähr soviel zu tun hat wie die AfD mit Demokratie. Nämlich gar nichts. Bleibt zum Abschluss noch die Live-Version von „Die Besten“ aus dem Hamburger Grünspan durch Selig höchstselbst.
„Selig macht Selig“ ist trotz ein paar Schwächen eine Zusammenstellung geworden, die Spass macht. Den Hörern genauso wie den beteiligten Musikern. Und so war es wohl auch gemeint. Als kleines Dankeschön an die Fans und als Reminiszenz an ein Album, das die deutsche Musikszene bis heute maßgeblich geprägt hat. Olli Schulz bringt es auf den Punkt: „Mit Selig verbinde ich die glorreichen Neunziger, als diese Band es als erste deutsche Band geschafft hat, so ein Grungegefühl zu vermitteln, sogar mit deutschsprachigen Texten. Das hat davor glaube ich keiner gemacht und auch danach niemand mehr so richtig hinbekommen. Außerdem war ich wahnsinnig genervt, dass alle Frauen damals Jan Plewka geil fanden!“.
Jetzt gilt es wieder nach vorne zu schauen. Noch in diesem Jahr soll das achte Album von Selig erscheinen. Ab Mitte März geht die Band auf „Selig macht Selig“-Tour – inklusive dem einen oder anderen musikalischen Gast natürlich. Und ab April ist Jan Plewka in der VOX-Show „Sing meinen Song“ zu sehen. Freuen wir uns also auf viele weitere Jahre mit Selig – warum nicht nochmal 25?
Selig nehmen uns auf ihrem letzten Konzert diesen Jahres mit auf eine Reise ins Jahr 1994 – dem Jahr, in dem “Selig”, das erste Album der Band, entstanden ist. Dieser Abend markiert aber nicht nur das Ende des 25-jährigen “Selig”-Jubiläums, sondern auch den Abschluss des 2. Rheinbühne-Festivals.
Die von den Veranstalter*innen ausgewählte Location war mir bis dato kein Begriff, doch sie gefällt mir wirklich gut. Die Atmosphäre ist wunderbar familiär, alle sind entspannt und scheinen sich auf einen gemütlichen Abend mit Selig und ihren Freund*innen zu freuen. Die familiäre Atmosphäre wird nochmal über die persönliche Ansprache inklusive Dankesworte von einem der beiden Veranstalter*innen verstärkt. Wie es so oft bei Konzerten ist, steht und fällt alles mit dem Publikum. Ich muss sagen, dass die knapp 600 Zuschauer*innen allesamt wie eingefleischte Selig-Fans erscheinen: So ein textsicheres Publikum habe ich selten erlebt. Wie vorher einstudiert wechseln Jan Plewka und das Publikum sich ab, sodass ein wunderschönes Gesangsgemälde entsteht.
Schon beim Opener “Sie hat geschrien” wird das Tanzbein geschwungen und lauthals mitgesungen. So macht ein Konzertbeginn besonders Spaß! Jan Plewka lässt die Fans am Schreibprozess von “Das Mädchen auf dem Dach” teilhaben, welches Anfang der 1990er Jahre auf dem Dach von Christian Neander entstand – mit diesem Wissen hat das Lied gleich eine ganz andere Energie. Vor “Ohne dich” stellen wir uns gemeinsam vor, unsere imaginäre Schallplatte herumzudrehen und die B-Seite aufzulegen. Bevor das gesamte Publikum mit „lauten und offenen Herzen“, wie Jan Plewka es ausdrückt, jedes einzelne Wort des Songs in den Abend singt, erzählt die Band, dass sie sich über die Titelreihenfolge auf ihrem ersten Album so sehr gestritten haben, dass sie sich fast getrennt hätten. Ich muss sagen, ich bin wirklich froh, dass es dazu nicht gekommen ist! Wie immer hat Selig es auch an diesem Abend mühelos geschafft, das Publikum bei “Wenn ich wollte” tanzen und bei “Regenbogenleicht” ganz leise sein zu lassen. Wir sind also nicht nur durch die Zeit, sondern auch durch verschiedene Gefühlszustände gereist.
Bis zu diesem Punkt war die Setlist klar; “Selig” wurde chronologisch abgearbeitet. Nach unserem musikalischen Ausflug durch ihr erstes Album, beglücken uns Selig mit ein paar neueren Stücken. Meine Tränen bei “Von Ewigkeit zu Ewigkeit” sind dabei wie immer ein Muss. Und wie schon so oft habe ich auch heute Abend wieder festgestellt, dass “Ist es wichtig” zu meinen absoluten Live-Favoriten gehört. Das Konzert endet untypischerweise nicht mit “Wir werden uns wiedersehen”, denn das ist der vorletzte Song und der hat das Publikum noch einmal richtig aufgeweckt.
Mit dem Schlusslied “Fadensonnen” kommen wir auf unserer Zeitreise endgültig im Hier und Jetzt an und schließen gleichzeitig den Kreis, da “Fadensonnen” auch der letzte Song auf “Selig” ist. Jan Plewka leitet den Song mit den Worten „Wie kann es sein, dass unsere Kinder auf die Straße gehen müssen? Wo sind wir?“ ein und macht auf den Klimastreik am 20.09.2019 aufmerksam. Die Band spannt ein Transparent auf der Bühne auf und ruft zu einer friedlichen, antitoxischen und grenzenlosen Revolution für das Klima auf. Mein Herz schlägt höher! Wir singen “Fadensonnen” für unseren Planeten, stellen uns vor, wir wären die letzten, die noch hier sind, während alle anderen schon auf dem Weg zu einem Planeten B sind (wie auch immer sie den gefunden haben…). Mein Lieblingssatz des Abends ist in dem Zusammenhang auf jeden Fall „Lasst euch von diesem Plastikzwang nicht einzwängen.“ Okay, Jan, ich bin dabei: „Lasst uns die Welt retten – jetzt!“
Und weil sie nicht nur wunderschön poetische Musik, sondern auch auf wichtige politische Themen aufmerksam machen, mag ich Selig so. Wie schön, dass sie ewig weitermachen wollen, wie sie heute Abend sagen. Und wir können uns freuen, denn sie werden sich nun (vor ihrer Tour „Selig macht Selig“ ab März 2020) nach Dänemark zurückziehen und ein neues Album aufnehmen – wir bleiben gespannt und wie immer auch ein bisschen selig.
2014 feiern Selig ihr 20-jähriges Jubiläum. Okay, dabei ist die Pause zwischen 1999 und 2008 mit eingerechnet. Nach ihrem Start 1994 und so grossartigen Songs wie “Ohne Dich”, “Sie hat geschrien” oder “Mädchen auf dem Dach” gelang dem Hamburger Quintett 2009 mit “Und Endlich Unendlich” ein nahtloses Anknüpfen an die Gegenwart. Über weitere drei Alben haben sich Selig so immer wieder selbst erneuert. Am 10. Oktober veröffentlichen sie ihr Jubiläumsalbum “Die Besten 1994 – 2014” und gehen anschließend auf Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Bevor die Feierlichkeiten endgültig losgehen, hatte Musicheadquarter-Chefredakteur Thomas Kröll die Gelegenheit zu einem Interview mit Christian Neander. Obwohl er an diesem Tag extrem erkältet war, nahm sich der Selig-Gitarrist viel Zeit, um über das kommende Album, den Umgang mit dem “Rockstar-Rummel”, sein Verhältnis zu den anderen Bandmitgliedern und natürlich über die vergangenen 20 Jahre Selig zu sprechen.
In diesem Jahr feiert ihr euer 20-jähriges Bandjubiläum mit einer Tour und einem neuen Album. Am 10. Oktober erscheint “Die Besten 1994 – 2014”, eine Retrospektive aus zwei Jahrzehnten Selig. Nach welchen Kriterien habt ihr die Songs darauf ausgewählt?
Christian Neander: Im letzten Jahr haben wir uns in der Hamburger Schanze eine kleine Wohnung gemietet und haben alle Songs, die wir jemals gemacht haben, inklusive B-Seiten, angehört. Dann haben wir aufgeschrieben, was das für Erlebnisse waren. Das war der Ursprung für die Auswahl. Es sind natürlich Singles dabei, die ja auch prägend waren für uns, aber auch sowas wie “Wenn ich Gott wäre”, eine B-Seite vom ersten Album. Ausgewählt haben wir nach dem, was wir einfach mochten und was sich dabei herauskristallisiert hat.
Jetzt hättet ihr es euch mit dem Album ja leicht machen und einfach die Originalversionen der Stücke draufpacken können. Fertig. Stattdessen habt ihr die Songs überarbeitet, entschlackt und damit nochmal völlig neu interpretiert. Warum war euch das so wichtig?
Christian Neander: In der Schanze ist uns zum Beispiel bei “Die Besten” aufgegangen, dass das einen sehr traurigen Text hat und dass die Musik aber komplett in Dur ist. Also haben wir alle Akkorde in Moll gemacht und das war super. Eigentlich ein Zufallstreffer. Wir finden Best Of’s extrem langweilig. Du kannst dir von iTunes oder wie auch immer ja selbst dein Best Of bauen. Wir wollten aber gucken, wie man es anders machen könnte. Dann haben wir letztes Jahr mit dem Babelsberger Filmorchester ein Konzert gespielt, was auch super war, und danach festigte sich die Meinung: Wir schenken uns zum 20-jährigen Jubiläum unser eigenes Best Of-Album und machen alles neu. Wir waren im Clouds Hill Studio mit Swen Meyer, unserem Produzenten, und haben alles hinterfragt. Der Grundtenor war zu gucken, was ist die Aussage des Liedes und wie stellt man das noch mehr nach vorne, sodass man ein bißchen limitierter aufgenommen hat, mehr akustischer. Das ist aber jetzt kein Selig Unplugged-Gedöns geworden. Die Basis sind zwar Klavier und Akustiksachen, aber es gibt auch E-Gitarren und komische Geräusche. Alles sehr frei und spielerisch. Wir waren alle sehr aufgeregt vor den Aufnahmen und dann wurde es so eine herrliche Spielwiese. Es war wie eine neue Platte aufzunehmen und hat total Bock gebracht. Komischerweise hat es sich ein bißchen angefühlt wie unsere allererste Platte. Teilweise sind die Stücke ähnlich, aber es gibt einen Song, da sind komplett neue Harmonien drunter.
Was muss ich mir denn unter komischen Geräuschen vorstellen?
Christian Neander: Das ist nicht so extrem. Es ist jetzt nicht wahnsinnig seltsam, aber es gibt viel Streicher auf der Platte. Wir haben einfach mit Klängen rumexperimentiert oder das Schlagzeug merkwürdig aufgenommen, wie Stoppel (gemeint ist Selig-Drummer Stephan Eggert, Anmerkung der Redaktion) auf Stühle haut und sowas. Das ist nicht immer vordergründig zu hören, aber wir haben uns da sehr viel Zeit genommen und rumgespielt. Das hat Spaß gemacht.
Ich habe euch vor kurzem in Stolberg bei Aachen im Museum Zinkhütter Hof gesehen. Im Gegensatz zu den Hallen, die ihr normalerweise bespielt war das eine winzige Location mit vielleicht gerade mal 400 Leuten. Geniesst ihr diese kleinen Gigs noch einmal anders oder auf besondere Weise?
Christian Neander: Ich liebe das seit je her. Es waren tatsächlich 700 Leute plus Gäste. Aber trotzdem hatte das was von einem kleinen Club. Ich mag das total gerne, weil es heiß und irgendwie intensiver ist.
Ich fand es sehr außergewöhnlich. Die Atmosphäre und der Ticketpreis waren schon außergewöhnlich. Wirklich super.
Christian Neander (lacht): Schön. Das freut mich. Seitdem wir im Studio waren, haben wir nochmal einen Schub für den Sommer bekommen. Wahrscheinlich auch weil wir viel gespielt haben und der Spirit, auch wenn das ein blödes Wort ist, leuchtete wieder. Deswegen haben die Konzerte auch gerade wahnsinnig viel Spaß gemacht. Man kämpft irgendwie auch um die Töne. Es muss halt brennen, wenn man spielt.
Habt ihr ein bestimmtes Ritual bevor ihr auf die Bühne geht?
Christian Neander: Wir hatten sehr lange ein Ritual, bei dem wir einfach nur kurz zusammen sind und nicht reden. Wo man quasi eine Verbindung mit den anderen aufnimmt und dann auf die Bühne geht.
Was die Setlisten angeht: Legt ihr die gemeinsam fest und wann? Ich meine, erst kurz vor dem Gig oder jeweils nach dem Soundcheck vielleicht?
Christian Neander: Das zuletzt waren ja drei Konzerte direkt hintereinander. Da haben wir vorher auch geprobt und wollten viele alte Stücke spielen, eben wegen der 20 Jahre Selig. Die Setlisten machen wir gemeinsam. Wir können es auch immer besser. Früher war es komplizierter. Obwohl es immer mehr Stücke werden, wird es irgendwie immer einfacher. Keine Ahnung warum. Es gibt nicht mehr soviel Streiterei (lacht). Wir spielen ja im Herbst eine Tour, die wird aber anders sein. Da werden wir auch versuchen die Platte wie sie jetzt ist darzustellen. Das wird ein anderes Gewand haben als die letzten Konzerte.
Es ist unvermeidlich nochmal auf die letzten 20 Jahre zurückzukommen. Ihr habt in dieser Zeit mit vielen anderen Musikern zusammen auf der Bühne gestanden. Gibt es noch eine Band oder einen Künstler, mit dem ihr unbedingt mal gerne zusammenspielen würdet?
Christian Neander: Ich hätte halt unwahrscheinlich gerne Hendrix mal erlebt. Der war so prägend für mich. Aber das ist schwierig (lacht). Es gibt immer wieder inspirierende Sachen, aber ich bin nicht so fanmäßig. Ich bin mal berührt von Musik und mal nicht. Manchmal schreibt man mit irgendjemandem einen Song, hat einen super Tag und denkt: Ja, deswegen mache ich Musik.
Das neue Selig-Album erscheint am 10. Oktober bei Motor Entertainment / Sony Music
Wenn du auf diese 20 Jahre Selig zurückblickst, gibt es ein Ereignis, das dir ganz besonders im Kopf geblieben ist?
Christian Neander: Ich habe ja zehn Jahre mit Jan überhaupt kein Wort gewechselt.
Kein Wort?
Christian Neander: Naja, einmal gab es so ein ganz kurzes “Hallo”, wo wir uns nicht ausweichen konnten, was aber schrecklich war. Als wir uns dann getroffen haben, um zu überlegen, ob wir wieder zusammen kommen, haben wir sehr lange gesprochen und mussten sehr viel regeln. Dann haben wir gemerkt, dass wir noch etwas zu sagen haben und die erste Platte gemacht. Also die Reunion-Platte. Kurz darauf haben wir auf der Rheinkultur in Bonn gespielt vor wahnsinnig vielen Leuten. Das war ein so unfassbar schönes Konzert. Wie gemalt. “Ohne Dich” im Sonnenuntergang, mit Vollmond und alle singen mit. Wir dachten: Mann, dass wir das wieder hingekriegt haben und dass die Leute das noch mögen. Vor allem war ich auch nicht so getrieben wie früher und konnte das viel mehr wahrnehmen. Das war ein grossartiger Moment. Dass man vergeben kann und dass man selbst ausgehebelt wird. Wir waren mit uns im Reinen. Unglaublich schön.
Die Popularität, die ihr genießt, war für Selig ja eine Zeitlang Fluch und Segen zugleich. Unter anderem seid ihr ja auch daran zerbrochen. Geht ihr heute anders mit dem ganzen “Rockstar-Rummel” um?
Christian Neander: Auf jeden Fall. Das waren so typische Rock’n’Roll-Klischees damals. Immer wilder und immer verwirrter. Keiner hat wirklich auf uns aufgepasst. Was wirklich gefehlt hat war jemand, der von außen sagt: Ihr seid alle wahnsinnig, ihr müsst jetzt mal ein Jahr Pause machen. Es war eher das Gegenteil. Man wurde immer weiter getrieben. Ich hatte immer den Eindruck, dass ich alles unter Kontrolle habe, aber das hatte ich schon längst nicht mehr. Heute respektiert man die anderen in der Band auch viel mehr für das, was sie sind. Mit allen Höhen und Tiefen und versucht nicht den noch zu verändern. Der Typ ist halt so und das ist auch toll, denn sonst würde er nicht so singen oder sonst würde er nicht so Bass spielen. Das Mediale dabei kratzt einen nicht mehr so sehr. Klar, das Herzblut ist immer noch das gleiche, aber es ist jetzt vielleicht ein anderes Selbstbewußtsein. Das eigene Ego ist auf jeden Fall besser in Betrieb als damals.
Was letztlich zählt ist ja die Musik. Und alles andere drumherum, so wie dieses Interview hier jetzt auch, gehört halt dazu.
Christian Neander: Ja genau. Man kann jetzt irgendwie besser damit umgehen. Interviews sind ja auch interessant, weil sie immer eine gute Möglichkeit sind zu erklären, was man eigentlich tut.
Mit diesem Wissen, dass ihr nun anders damit umgehen könnt und dass die Jungs in der Band halt so sind wie sie sind, würdest du euch heute eher als Freunde oder eher als Kollegen bezeichnen?
Christian Neander: Als Freunde. Es gab so viele Extremsituationen, die man zusammen durchlebt hat. Das ist schon sehr nah. Dafür bin ich sehr dankbar und das war auch ganz schön viel Arbeit, dass wir da hingekommen sind. Trotzdem können die natürlich auch mal nerven (lacht).
Kannst du dich überhaupt noch irgendwo unerkannt in der Öffentlichkeit bewegen? In Hamburg zum Beispiel stelle ich mir das eher schwierig vor.
Christian Neander: Also bei mir ist das entspannt. Ich werde eigentlich nur manchmal erkannt und dann meistens auch ganz nett. Es ist nicht so offensiv. Das ist überhaupt kein Stress. Ich empfinde das als angenehm und gleichzeitig auch irgendwie schräg. Klar, man ist gerne erfolgreich und schön wenn die Leute das mögen, aber dieses Erkennen kann auch mal geil sein. Als das anfing, war es schon irgendwie prickelnd, aber jetzt bin ich lieber ich.
Arbeitet ihr schon wieder an neuen Songs und wenn ja, kannst du schon sagen in welche Richtung die gehen werden?
Christian Neander: Wir haben neulich für diese paar Konzerte geprobt und waren dann irgendwie durch, hatten aber noch Zeit. Da haben wir einen echten Rausch gehabt und an einem Tag dreizehn Songideen aufgenommen. Das war echt wie im Rausch, fast schon manisch. Jan hatte Textfragmente und Ideen. Wir haben gejammt und hatten sehr schnell weitere Ideen. Wir wollen auf jeden Fall eine neue Platte machen und wollen uns aber auch Zeit dafür nehmen. Die soll schön werden. Und es ist jetzt ein bißchen auch so, dass wir einen Schlußstrich ziehen und gucken, wo es weiter hingeht. Richtungsmäßig kann ich dazu aber noch nichts Genaues sagen. Dafür sind noch zu viele Sachen offen. Es ist noch viel Forschung.
Nehmen wir mal an, du müsstest dich selbst interviewen. Welche Frage würdest du dir dann gerne stellen?
Christian Neander (lacht): Oh Gott! Die Frage ist schwer. Ich glaube die Antwort treibt gerade in meinem hohlen Schnupfenkopf ab. Da kriege ich leider nichts Schlaues zusammen.
Gut, dann streichen wir die Frage nach der Frage.
Christian Neander: Danke! Was mir aber noch einfällt ist, dass wir zu dem Best Of noch so ein Deluxe-Gedöns machen, was aber ein Fotoalbum ist. Das haben wir gestern abend noch durchgeguckt und weitere Fotos ausgewählt. Heute abend ist es fertig. Ich habe noch die ganzen alten Demos von der ersten Platte gefunden. Die sind da auch noch dabei und zwei Sachen, die wir damals nicht veröffentlicht haben. Es sind zwei CDs. Einmal “Die Besten”, wo die ganzen neu aufgenommenen Songs drauf sind. Und bei dem Fotobuch sind auch nochmal achtzehn oder neunzehn Demos dabei. Vielleicht ist das ja noch ganz interessant. Das hat voll Bock gebracht. Ich habe das alles durchforstet und da sind teilweise Vier-Spur-Aufnahmen dabei. Das war eine extreme Zeitreise.
Ich bin schon auf das Ergebnis gespannt. Erstmal danke ich dir für das nette Gespräch und wünsche dir gute Besserung und euch viel Spaß auf der anstehenden Tour.
2009 starteten Selig nach zehnjähriger Pause eine furiose Reunion. Seitdem haben sie mit „Und Endlich Unendlich”, „Von Ewigkeit zu Ewigkeit” und zuletzt „Magma” drei Alben veröffentlicht, die sich allesamt in den Top Ten der Charts platzieren konnten. Die fünf Hamburger gehören längst wieder zum festen Wertekanon der deutschen Rockszene, auch wenn „Magma” als stilistische Neuorientierung nicht überall auf uneingeschränkte Gegenliebe stieß. Die FAZ etwa schrieb von „Mainstream-Pop” und „Wellness-Rock”, kürte das Album aber dennoch zur „CD der Woche”. In einem jedoch sind sich alle einig: Es gibt hierzulande nur wenige Kapellen, die Selig live das Wasser reichen können.
Seit Mitte März lässt das Quintett auf seiner „Magma Tour” die deutschen Bühnen brodeln. Köln ist ihre neunte Station, sechs weitere Termine folgen noch, als nächstes das doppelte Heimspiel im Docks auf der Reeperbahn. Die Live Music Hall ist zwar voll, erstaunlicherweise aber nicht ganz ausverkauft. Wer hier schon mal ein Konzert erlebt und gesehen hat, wie die Leute quasi bis unter die zuweilen brüchige Decke gestapelt stehen, der weiß, dass dies heute abend nur von Vorteil sein kann. Möglicherweise befinden sich viele Kölner bereits im Osterferienmodus.
Diejenigen, die „nicht auf dem Sofa liegen geblieben, sondern gekommen sind”, wie Jan Plewka später sagen wird, brauchen allerdings elendig lange, bis sie so etwas ähnliches wie Stimmung verbreiten. Das gesamte Mainset über komme ich mir vor, als läge ich tatsächlich zuhause auf dem Sofa und würde mir eine Konzert-DVD anschauen. Es wird gequatscht statt gesungen, bestenfalls mitgewippt statt getanzt und zwischen den Songs zumindest höflich Applaus gespendet. An Selig liegt diese für Kölner Verhältnisse fremdartige Zurückhaltung definitiv nicht. Der Sound ist vom ersten Ton des Openers „Ich lüge nie” nahezu perfekt und Jan Plewka, Leo Schmidthals, Christian Neander, Stephan Eggert sowie Malte Neumann erweisen sich als gutgelaunte Meister ihres Fachs. Trotzdem scheinen sie die seltsame Atmosphäre ebenfalls zu spüren. Jan Plewka versucht es immer wieder mit einem aufmunternden „Geht es euch gut?” oder „Seid ihr noch da?”, gibt aber spätestens nach „Der Tag wird kommen” auf, als sein Wunsch, lautstarke Grüße von Köln nach Hamburg zu schicken nur einen müden Widerhall findet.
Man muss Selig zugute halten, dass sie sich davon in keinster Weise irritieren lassen. Die Setlist ist ein gelungener Streifzug durch ihre beiden Schaffensphasen vor 1999 und nach 2009. Lediglich das „Blender”-Album von 1997 findet mit keinem einzigen Stück Verwendung, dafür ist „Magma” gleich mit deren zehn vertreten. Vielleicht liegt die flächendeckende Körperstarre der Fans am eisigen Wind, der uns vor Konzertbeginn auf dem Weg zur Halle fast hat einfrieren lassen. Vielleicht liegt des Rätsels Lösung aber auch darin, dass man nach so viel „Magma” gerne mehr älteres Material gehört hätte. Als es beim ersten Zugabenblock mit „Sie hat geschrien”, „Wenn ich wollte” und dem unvermeidlichen Klassiker „Ohne Dich” nämlich ganz zurück bis zu den seligen Anfängen von 1994 geht, da können plötzlich alle mitsingen, tanzen und ihre Arme in die Luft reißen.
Am Ende müssen Selig sogar dreimal wiederkommen, ehe sie den Abend nach über zwei Stunden und insgesamt 23 Songs mit einer akustisch angehauchten Version von „Regenbogenleicht” ausklingen lassen. Vorher versprechen sie noch „Wir werden uns wiedersehen”. Angesichts der musikalischen Klasse, die sie heute demonstriert haben, klingt dieses Versprechen wie eine Verheißung. Die Live Music Hall ist dabei spät, aber nicht zu spät aufgetaut. Selbst wenn es zu einem Vulkanausbruch nicht mehr ganz gereicht hat. Genau den hätte dieses Konzert eigentlich verdient gehabt!