Die Sendung „Sing meinen Song“ ist für mich die beste musikalische Fernseh-Idee der letzten Jahre. Neuerdings ist es ja in, auf Xavier Naidoo herum zu hacken. Ich will da gar nicht mit einsteigen. Er mag kein Engelchen sein, was seine Weltsicht angeht, aber er ist ein ehrlicher Kerl und tut halt bisweilen öffentlich kund, was manche nur hinter vorgehaltener Hand sagen. Der NDR hatte nach jahrzehntelanger Suche endlich einen renommierten Künstler, der bereit war, uns beim ESC zu vertreten. Dabei kann man nur verlieren – dessen sollte sich jeder bewusst sein. Ihn dann wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen, wenn es mal kurzzeitig brenzlig wird, ist einfach nur schäbig.
Dem Format „Sing meinen Song“ wird das vermutlich nicht schaden. Hier hat Xavier Naidoo etwas geschafft, was andere deutsche Künstler seit Beginn der 90er Jahre vergeblich versucht haben: deutschsprachige Titel wieder vermehrt ins Radio und an die Chartspitze zu bringen. Der mediale Aufstieg von Gregor Meyle und Wirtz, das Wiedererstarken der Prinzen und von Yvonne Catterfeld, deutschsprachige Hits von Sarah Connor – das ist letztendlich alles auf Xaviers Mist gewachsen. Hut ab dafür!
Den nachhaltigen Erfolg der Sendung belegt auch die jährliche Weihnachts-CD, die 2015 zum zweiten Mal erscheint. Auch diesmal sind es die Künstler der aktuellen Staffel, die einige Klassiker und viele spannende Weihnachtssongs, die man nicht so oft hört, in ungewöhnlichen Arrangements zu Gehör bringen.
Dafür hat Gastgeber Xavier Naidoo seine Mitstreiter Andreas Bourani, Christina Stürmer, Daniel Wirtz, Die Prinzen, Hartmut Engler und Yvonne Catterfeld erneut ins österreichische Ellmau eingeladen, um in gemütlicher und familiärer Atmosphäre das besinnlichste Fest des Jahres zu begehen. Mit dabei natürlich auch ein paar Geschenke in musikalischer Form, denn jeder konnte sich von einem Kollegen einen Weihnachtssong wünschen. Yvonne Catterfeld setzte diesbezüglich auf Tradition und wünschte sich von den Prinzen das DDR Weihnachtslied „Sind die Lichter angezündet“, während sich Christina Stürmer den Song „Little Drummer Boy“ von Xavier gewünscht hat.
Spannend sind die Interpretationen in jedem Fall, denn jeder Musiker lässt seine ganz persönliche Note und Nuance in die Songs einfließen. Andreas Bourani sagt zu seiner Version von „White Christmas“: „Der Song darf an Weihnachten natürlich nicht fehlen und ich wage mich an eine deutschsprachige Version.“ Yvonne Catterfeld findet Weihnachten ohne Schnee seltsam, daher hat sie sich für ein spaßiges „Let it snow“ entschieden. Für Christina Stürmer stand schnell fest, dass sie das österreichische Weihnachtslied „Weihnacht is neama weit“ beisteuern wird, genauso wie für Hartmut Engler, der bei „Es schneielet es beielet“ ebenfalls auf den Dialekt setzt. Und dass Daniel Wirtz den Rock auch unter den Tannenbaum legen kann, zeigt sich spätestens mit seiner Version des The Pogues-Klassikers „Fairytale Of New York“.
Die Sendung läuft am 15.12. auf VOX. Das Album dazu ist bereits erhältlich. Und es macht großen Spaß! Die Mischung ist ungewöhnlich und vielseitig. Den üblichen Einheitsbrei bekommt man hier kaum zu hören. Bouranis Version von „Maria durch ein Dornwald ging“ verursacht Gänsehaut und wenn dann Xavier zum Abschluss „The Power Of Love“ schmettert, sind die Feiertage gerettet.