Max Herre und Joy Denalane waren im Doppelpack bei „Porta hoch drei“ in Trier. Die Mischung aus Rap und Soul ist hervorragend! Seht hier unsere Fotogalerie vom 20.6.25 – Credit: Simon Engelbert
Das Album „Athen“ hat Max Herre auf eine Reise geschickt: im Kopf, im Studio und auch in dem Kurzfilm, der das Album begleitet und einige seiner zentralen Momente in Bilder fasst. Die Bucht von Vathy, das Haus eines Familienfreundes, der verlassene Flughafen. Die Auseinandersetzung mit dem Vater und der Mutter, die Biografie des Onkels aus Athen, die Begegnung mit dem ältesten Sohn und die Beziehung mit der Frau seines Lebens. „Athen“ ist eine ganz und gar einzigartige Platte: weil sie sich aus Erinnerung speist und dabei radikal frisch klingt.
Der Rapper, Singer/Songwriter und Produzent hat gemeinsam mit seiner Frau Joy Denalane Soul und Seele in den deutschen HipHop gebracht. Voll Wehmut denkt man oft noch an Freundeskreis‘ „A-N-N-A“ zurück, das die ursprüngliche Band des Stuttgarters in den Rap-Himmel katapultierte. Er ist kein Freund von Schnellschüssen. Nach dem letzten Freundeskreis-Studioalbum ließ er sich fünf Jahre Zeit für das erste Soloalbum. Das letzte (dritte) Solowerk erschien vor sieben Jahren: Auf „Hallo Welt“ verband ein wegweisender Musiker und Texter sein eigenes Erbe mit den Zeichen der Zeit.
„Athen“ aber scheint sein bisher persönlichstes Album zu sein. Und er bringt die nachdenklichen und autobiographischen Texte mit seiner näselnden, entspannten Stimme so intensiv an den Hörer, dass man nur chillen und ihm nachhorchen möchte. Mit melancholischer Erzählstimme berichtet er von Reisen und Ereignissen, erzählt Anekdoten und beschreibt Momente, die sein Leben verändert haben. Die atmosphärischen Melodielinien gehen weniger stark ins Ohr als Max‘ Gesangsstimme, aber sie schaffen das musikalische Ambiente, um seine Lebenswelt zu beschreiben. Die leisen Töne machen ihn aus – eine Mischung aus Rap, Soul und Funk.
Dass es mal wieder einige Features gibt, muss man wohl gar nicht erwähnen, denn nicht nur das „MTV unplugged“ zeigte seine Vernetzung in der Popwelt. Dabei sind unter anderem Trettmann, Megaloh, Yonii und natürlich seine Liebste Joy Denalane am Start. „Das Wenigste“ beschreibt ein Paar, das einen langen Weg zurückgelegt hat und noch immer Seite an Seite geht.
In der zweiten Albumhälfte wird es politisch. Für den Anti-Nazi-Song „Dunkles Kapitel“ hat er eine illustre Riege von Rapkollegen mit dabei. „Sans Papiers“ beschreibt eindringlich den Flüchtling ohne Identität im fremden Land. Das Double „Fälscher“ und „Konny Kujau“ beschäftigt sich auf spannende Weise mit Realitäten und Originalitäten.
Max Herre bietet Popmusik für Erwachsene. „Athen“ ist ein Gesamtkunstwerk – vom Albumcover bis hin zu den Videos.
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Noch vor dieser unrühmlichen Bundestagswahl ist der vorliegende Sampler erschienen. Eine Zusammenstellung von Songs zum Thema „500 Jahre Reformation“. „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ heißt eine der wichtigsten reformatorischen Schriften Martin Luthers und heute sollte das für uns vielleicht übersetzt werden als „Von der Freiheit eines jeden Menschen“. Oder eben vom Traum davon.
29 Tracks wurden von den unterschiedlichsten Künstlern für diese Doppel-CD beigetragen. Und es sind meist nicht die Chart-Erfolge, sondern bewegende Kleinode, die sich im engen oder entfernteren Sinne mit der Freiheitsthematik beschäftigen.
„Ich mach mein Ding“ singt Udo Lindenberg. Philipp Poisel gäbe „Für keine Kohle dieser Welt“ seine Freiheit auf. Die Sportfreunde Stiller erinnern an ein Flüchtlingsdrama an einem „Dienstag im April“. Und Laith Al-Deen proklamiert in seinem aktuellen deutschen Remake von George Michaels „Freedom90“, dass wir alle zur Freiheit geboren sind.
Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Freiheit der Kunst und der Wissenschaft, Glaubensfreiheit, Gewissensfreiheit, Bekenntnisfreiheit, Versammlungsfreiheit, Vereinigungsfreiheit, Berufsfreiheit – das sollten sich alle hinter die Ohren schreiben, die meinten, aus Protestgründen eine rechtsradikale Partei wählen zu müssen. Auch Kunst braucht diese Freiheit. Und so macht es Mut, zu hören, wie viele Künstler sich mit diesem Thema beschäftigen und ihre Songs für die gute Sache zur Verfügung gestellt haben.
Meine Favoriten: „Wellenreiter“ von BAP, Alex Diehls „Nur ein Lied“ und der bewegende Song „Fahnenfluch“ von dem afghanischen Flüchtlingssohn Sorab Jon Asar, der von diesem Traum handelt, frei zu sein, eine Heimat zu haben und nicht gefühlt seit 26 Jahren auf der Flucht zu sein.
Zwei CDs voller wertvoller Songs, die man sich getrost anhören und dabei etwas guten Willen tanken kann.