Max Herre und Joy Denalane waren im Doppelpack bei „Porta hoch drei“ in Trier. Die Mischung aus Rap und Soul ist hervorragend! Seht hier unsere Fotogalerie vom 20.6.25 – Credit: Simon Engelbert
Das Tauschkonzert „Sing meinen Song“ beim Sender VOX geht schon in die elfte Runde. Johannes Oerding ist zum vierten Mal Gastgeber und holt damit Xavier Naidoo ein, der mit den ersten drei Folgen dieses Format in Deutschland einführte und zu großen Erfolgen brachte. Schließlich hat es dazu geführt, dass Stars wie Gregor Meyle, Daniel Wirtz und Seven in der Publikumsgunst einen starken Sprung nach vorne machten. Außerdem wurden Sarah Connor und Gentleman dazu bewegt, es mit deutschen Alben zu versuchen, was gerade bei Sarah äußerst erfolgreich war. Dem Stellenwert deutschsprachiger Musik hat das Format von Anfang an sehr gut getan – und in der Coronazeit zeigte sich dann, dass dieses Potential bei Konzerten gut nutzbar war, wollten doch viele ausländische Stars nicht so gern auf Reisen gehen.
Die illustre Schar an Künstler*innen ist 2024 mal wieder so bunt gemischt wie eh und je. Neben Johannes sind Sammy Amara (Frontmann der Broilers), Tim Bendzko, Eva Briegel (JULI), Soulqueen Joy Denalane, Eko Fresh und Emilio mit dabei. Außerdem eine Besonderheit: Es gibt erstmals einen Gast, der nur für eine Folge „mitspielt“, nämlich Altmeister Peter Maffay.
Fotocredit: Markus Hertrich
Während alle in den bisher gesendeten Folgen genau das ablieferten, was man von ihnen erwarten konnten, will ich mal zwei der Protagonisten rausgreifen: Joy ist mir insgesamt zu vorhersehbar und drückt allen Titeln ihren souligen Stempel auf. Glanzvoll gemacht, aber einfach zu solide – als habe sie ein Album mit Coverversionen aufgenommen. Überraschend hingegen Emilio, den ich bisher vor allem aus den „Bibi & Tina“ Filmen kannte. Er hat sich den Stücken sehr emotional angenommen und sie sich in seiner frischen Art perfekt zu eigen gemacht. Als Rührer in den Tränen der anderen war er von Anfang an gesetzt.
Die obligatorische CD-Box zur Sendung ist mal wieder sehr umfassend und enthält alle Tauschsongs in der Reihenfolge der Sendungen – ganz originalgetreu mit der Couch-Besatzung als Publikum, das man dann auch mal Flüstern und Rufen hört, und mit zirpenden Grillen im Hintergrund. Als Band sind die grandiosen Grosch’s Eleven mit dabei, die fast alle Stücke instrumental und mit Backgroundgesang aufpeppen. Eine bewährte Kombi.
Der Digipack enthält drei Silberlinge mit zweimal 22 Songs und auf der dritten CD die acht Duette, die es in der letzten Sendung zu hören geben wird. Sehr schön finde ich das Booklet in Form eines Freundebuchs, indem die Beteiligten etwas zur Sendung und zu den anderen Künstler*innen sagen. Auch nach zehn Jahren hat die Sendung noch viel Potential!
Die Zeiten, als Amerika für viele noch die „neue Welt“, das Traumland in weiter Ferne war, sind schon lange vorbei. Inzwischen gibt es meist negative Schlagzeilen aus den USA, die tief gespalten scheinen. Damit will sich Daniel Hope aber gar nicht beschäftigen. Auf seinem neuen Album „Amerika“ lässt er die alten Zeiten hochleben. Und das vor allem durch wundervolle und prägende Musikstücke.
Der Violinist mit britischen und südafrikanischen Wurzeln, mehrfacher “ECHO Klassik” Gewinner, umgibt sich auch diesmal wieder mit dem Zürcher Kammerorchester und stellt eine wichtige Frage: „Wir erkennen, dass ein Stück aus Amerika stammt, sobald wir es hören. Aber was ist es, dass Musik amerikanisch klingen lässt?“
Hope findet Antworten und widmet sich auf dem neuen Album Werken von so unterschiedlichen Komponist*innen wie Leonard Bernstein, Sam Cooke, Aaron Copland, Duke Ellington, George Gershwin, Florence Price, Samuel A. Ward und Kurt Weill. Zu hören sind herausragende neue Arrangements von Paul Bateman – sowohl klassische Musik als auch Jazz, für Solo-Violine in Kombination mit Gesang, Klavier, Jazz-Trio, Streich- und Kammerorchester sowie Schlagzeug. Vielseitiger kann ein klassisch angelegtes Album kaum sein.
Fotocredit: Erik Almås
Startpunkt ist die beschwingt angelegte „Gershwin Song Suite“ mit vielen bekannten Melodiestücken wie „Summertime“ und „I Got Rhythm“. Ein großartiger Einstieg, der die Intention des Albums darlegt. Danach kommt Joy Denalane mit ihrer wunderbaren Soulstimme zu Sam Cookes „A Change Is Gonna Come“ zur Geltung. Piano, Violine und diese vokale Ausdruckskraft – mehr braucht es nicht zum Glücklichsein.
Natürlich darf Leonard Bernstein nicht fehlen und in der „West Side Story“ gibt es allerlei bekannte Tracks, die wir zuletzt in Spielbergs Neuverfilmung bewundern durften, in speziell auf die Solo-Violine ausgelegten Arrangements. „Maria“, „Tonight“ und „Somewhere“ sind auch ohne Gesangsstimme wahrlich zum Dahinschmelzen.
Damit sind die Höhepunkt gesetzt – denkt man – , doch nach einigen ruhig fließenden Stücken von Price und Copeland setzt das „Rodeo“ des Letzteren erneut einen lauten, sehr stimmungsvollen Akzent. Es folgt das stilistisch ganz neu angelegte Jazz-Stück „Come Sunday“, im Original von Duke Ellington, das die träge Stimmung sehr sphärisch an den Hörer bringt.
Vier Tracks der „America Song Suite“ setzen sich mit den historisch wertvollen Chansons von Kurt Weill auseinander – bis hin zum genialen „Mack The Knife“ im Bigband-Sound. „America the Beautiful“ (Samuel A. Ward) klingt schließlich wie eine Beschwörung der guten alten Zeit. Allerdings voll Melancholie und keineswegs so selbstbewusst, wie sich die USA trotz aller Querelen noch immer gern sehen.
Daniel Hope ist hier im Verbund mit Paul Bateman und weiteren musikalischen Partnern eine fantastische Hommage an das Land der unbegrenzten Möglichkeiten gelungen. Faszinierende und vielfältige Klänge, die man unbedingt als Album am Stück hören muss.
In ihrer beeindruckenden Karriere hat Joy Denalane es immer geschafft, das Publikum mit emotionalen, authentischen und lebensnahen Songs in den Bann zu ziehen. Mit „Let Yourself Be Loved“ hat sie jetzt ihr definitives Soul-Statement aufgenommen. Es geht um Liebe – ganze vier Songs tragen sie schon im Titel. Nicht nur romantische Liebe, auch um die Liebe zu Freunden, Familie und zu sich selbst. Ein musikalisches Statement, auf dem Denalane souverän alle Stränge ihres bisherigen Wirkens zusammenführt.
Zum ersten Mal veröffentlicht eine deutsche Künstlerin ein Album beim legendären Motown Label. Und dessen Einfluss ist deutlich hörbar. Die Sängerin aus Berlin-Schöneberg klingt, als sei sie in Detroit musikalisch sozialisiert worden. Ihre deutschsprachigen Stücke der letzten Jahre haben mir ausgesprochen gut gefallen, doch wenn man jetzt die englischsprachigen Songs hört, muss man ihr zugestehen, dass sie sich hinter Soul-Größen wie Aretha Franklin und Diana Ross nicht zu verstecken braucht.
Die jazzigen Arrangements, oft mit Bläsern versehen und rhythmisch sehr prägnant, laden zu einer nostalgischen Reise in die Zeit der großen Melodien und der großen Stimmen ein. Joy Denalane hat ihren Traum eines echten Soulalbums mit Herzblut und viel Enthusiasmus umgesetzt. Das Ergebnis klingt stilistisch absolut gelungen und alle Songs atmen den Geist von Motown – Mission erfüllt!
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Das Album „Athen“ hat Max Herre auf eine Reise geschickt: im Kopf, im Studio und auch in dem Kurzfilm, der das Album begleitet und einige seiner zentralen Momente in Bilder fasst. Die Bucht von Vathy, das Haus eines Familienfreundes, der verlassene Flughafen. Die Auseinandersetzung mit dem Vater und der Mutter, die Biografie des Onkels aus Athen, die Begegnung mit dem ältesten Sohn und die Beziehung mit der Frau seines Lebens. „Athen“ ist eine ganz und gar einzigartige Platte: weil sie sich aus Erinnerung speist und dabei radikal frisch klingt.
Der Rapper, Singer/Songwriter und Produzent hat gemeinsam mit seiner Frau Joy Denalane Soul und Seele in den deutschen HipHop gebracht. Voll Wehmut denkt man oft noch an Freundeskreis‘ „A-N-N-A“ zurück, das die ursprüngliche Band des Stuttgarters in den Rap-Himmel katapultierte. Er ist kein Freund von Schnellschüssen. Nach dem letzten Freundeskreis-Studioalbum ließ er sich fünf Jahre Zeit für das erste Soloalbum. Das letzte (dritte) Solowerk erschien vor sieben Jahren: Auf „Hallo Welt“ verband ein wegweisender Musiker und Texter sein eigenes Erbe mit den Zeichen der Zeit.
„Athen“ aber scheint sein bisher persönlichstes Album zu sein. Und er bringt die nachdenklichen und autobiographischen Texte mit seiner näselnden, entspannten Stimme so intensiv an den Hörer, dass man nur chillen und ihm nachhorchen möchte. Mit melancholischer Erzählstimme berichtet er von Reisen und Ereignissen, erzählt Anekdoten und beschreibt Momente, die sein Leben verändert haben. Die atmosphärischen Melodielinien gehen weniger stark ins Ohr als Max‘ Gesangsstimme, aber sie schaffen das musikalische Ambiente, um seine Lebenswelt zu beschreiben. Die leisen Töne machen ihn aus – eine Mischung aus Rap, Soul und Funk.
Dass es mal wieder einige Features gibt, muss man wohl gar nicht erwähnen, denn nicht nur das „MTV unplugged“ zeigte seine Vernetzung in der Popwelt. Dabei sind unter anderem Trettmann, Megaloh, Yonii und natürlich seine Liebste Joy Denalane am Start. „Das Wenigste“ beschreibt ein Paar, das einen langen Weg zurückgelegt hat und noch immer Seite an Seite geht.
In der zweiten Albumhälfte wird es politisch. Für den Anti-Nazi-Song „Dunkles Kapitel“ hat er eine illustre Riege von Rapkollegen mit dabei. „Sans Papiers“ beschreibt eindringlich den Flüchtling ohne Identität im fremden Land. Das Double „Fälscher“ und „Konny Kujau“ beschäftigt sich auf spannende Weise mit Realitäten und Originalitäten.
Max Herre bietet Popmusik für Erwachsene. „Athen“ ist ein Gesamtkunstwerk – vom Albumcover bis hin zu den Videos.
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