Eigentlich galt die LP-Reissue-Reihe der Savatage-Alben seitens earMUSIC bereits als abgeschlossen – wir haben ausführlich dazu reviewt und berichtet. Doch dann wurden weitere Fanrufe laut: Viele wünschten sich das legendäre Japan-Konzert von 1994 ebenfalls für die aufgefrischte Kollektion. Nun gibt es erstmals die komplette Show „Japan Live ’94“ auf Doppel-LP in gewohnt hoher Qualität.
Die Show wurde am 12. November 1994 in Kawasaki mitgeschnitten und gehörte zur „Handful of Rain“-Tour, der der Tod von Chriss Oliva noch in den Knochen steckte. Die Aufnahme zeigt den älteren Bruder und Bandmitbegründer Jon Oliva in prominenter Rolle an Keyboard, Leadgesang und an der Gitarre.
Das damals aktuelle Album ist mit ganzen sechs Songs vertreten. Auch der Vorgänger „Edge of Thorns“ wird gewürdigt – und dann gibt es Klassiker wie „Jesus Saves“, „Sirens“, „Gutter Ballet“ und „Hall of the Mountain King“. Letzteres um so schöner, weil es diesen Song zwar auf der CD-Version, aber noch nicht im Vinyl-Format gab.
Im Fall von SAVATAGE dokumentiert „Japan Live ’94“ eine äußerst wichtige und bedeutsame Tournee für eine Band, die nach einer erschütternden Tragödie und massiven personellen Veränderungen auf unbestreitbar wackligem Boden stand, aber dennoch aufrecht blieb. Es war die erste Station auf einer Reise, die schließlich bis nach Sarajewo und Sibirien führte – eine Reise, die auch 30 Jahre später noch kein Ende gefunden hat. Und es ist wundervoll, das Jubiläum des Konzerts mit diesem Release zu feiern.
Das Album erscheint auf schwarzem 180g Vinyl im hochwertigen Gatefold samt brandneuen Liner-Notes von Clay Marshall und seltenen Memorabilien.
Tracklisting: Side A
1. Taunting Cobras
2. Edge Of Thorns
3. Chance
4. Conversation Piece
Side B
1. Nothin‘ Going On
2. He Carves His Stone
3. Jesus Saves
4. Watching You Fall
5. Castles Burning
Side C
1. All That I Bleed
2. Stare Into The Sun
3. Damien
4. Handful Of Rain
Side D
1. Sirens
2. Gutter Ballet
3. Hall Of The Mountain King
Im Jahr 1979 gründeten die Brüder Jon und Chriss Oliva in Florida die Band Avatar. Zwei Jahre später nannte man sich in Savatage um und schuf schon mit dem Debüt „Sirens“ (1983) einen wahren Klassiker der Metalgeschichte. Savatage sind bekannt für ihre großen Konzeptalben und die Longtracks, mit denen umfangreiche Geschichten erzählt werden.
Mitte der 1980er-Jahre traf die Band auf den versierten Produzenten Paul O’Neill und schon bald wurde ihr progressiver Metal-Sound durch eindringliche Orchestrierungen und eine starke melodische Komponente, gepaart mit eingängigen Melodien und komplexen Arrangements, definiert. Savatage erweiterten nicht nur ihre künstlerische Bandbreite von Album zu Album, sondern auch die allgemeinen Grenzen des Heavy-Rock-Genres selbst.
Zur Freude aller Vinylliebhaber startete im August 2021 die umfangreiche Wiederveröffentlichung des gesamten Studioalbum-Backkatalogs der US-Progmetaller auf hochwertigen 12″-LPs via earMUSIC. Die sorgfältig kuratierten Sammler-Editionen erschienen in chronologischer Reihenfolge und waren angereichert mit wunderschönen Gatefold-Covern, ausführlichen Linernotes sowie weiteren schicken Extras. Sie hatten sich schnell zu echten Fan-Lieblingen entwickelt, aber natürlich war die Reihe begrenzt.
Trotzdem gibt es noch einen Nachschlag: Das 1995er Live-Album und Tribut “Ghost In The Ruins” hat seinen Weg in diese erstklassige Sammlung gefunden. Es erschien 1995 zu Ehren des Gitarristen und Bandgründers Chriss Oliva, der zwei Jahre zuvor bei einem Autounfall auf dem Weg zu einem Rockfestival gestorben war.
Die Aufnahmen des Livealbums sind bunt zusammen gewürfelt aus Mitschnitten von 1987 bis 1990. Das mag der Konzeptwirkung guter Savatage-Alben entgegen stehen, doch dafür gibt es ja die Studiowerke. Hier geht es darum, die Livequalitäten – vor allem im Zusammenspiel des Bruderpaares Jon und Chris – aufzuzeigen. Und das gelingt mit Bravour!
Bei Savatage-Konzerten ging es schon immer um eine energiegeladene Atmosphäre, die Zusammenkunft von gleichgesinnten Liebhabern bahnbrechender Musik und die Finesse in der Präsentation durch die Band. Die Shows glichen klanglichen Abenteuern, gefüllt mit Geschichten von Glaube, Hoffnung, Wut und Wahnsinn, ausgeführt mit größtem Talent. Um den Hörer auf eine Reise durch unvergessliche Momente aus den Jahren 1987 bis 1990 mitzunehmen, wurden für “Ghost In The Ruins” (ursprünglich) elf Songs und zwei Instrumentalstücke sorgfältig ausgewählt, die vier Alben und deren jeweilige Tourneen abbilden.
Für Fans der ersten Bandphase ist dieses Album definitiv ein Geschenk. Man darf nochmal in der Magie des Gitarristen Chriss Oliva schwelgen, der wirklich ein einzigartiges Talent hatte, sein Instrument zu spielen. In der Songauswahl hat man sich vor allem auf „Hall Of The Mountain King“ und „Gutter Ballet“ konzentriert. Von „Sirens“ und „The Dungeons Are Calling“ gibt es die Titeltracks und zusätzlich noch das geniale „City Beneath The Surface“.
Das Tribut-Album erscheint als limitierte Heavyweight-Doppel-LP auf marmoriertem orange/schwarzem Vinyl im Gatefold, einem hochwertigen 12-seitigem Booklet inkl. Interview mit Jon Oliva, Johnny Lee Middleton, Chris Caffery und Steve Wacholz sowie (über die ursprüngliche CD-Version hinaus) mit drei Bonus-Tracks aus ihrer 1987er Show in Cleveland, Ohio, USA.
Seite A
1. City Beneath The Surface (Live At The Ritz, NYC, 1990)
2. 24 Hours Ago (Live At Spectrum Coliseum, Philadelphia, 1988)
3. Legions (Live At Spectrum Coliseum, Philadelphia, 1988)
4. Strange Wings (Live At Spectrum Coliseum, Philadelphia, 1988)
Seite B
1. Gutter Ballet (Live At The Los Angeles Palace, L.A., 1990)
2. When The Crowds Are Gone (Live At The Hollywood Palace, L.A., 1990)
3. Of Rage And War (Live At L’Amour, Brooklyn, 1990)
4. The Dungeons Are Calling (Live At Nassau Coliseum, Long Island, 1988)
Seite C
1. Sirens (Live At Nassau Coliseum, Long Island, 1988)
2. Hounds (Live At L’Amour, Brooklyn, 1990)
3. Criss Intro (Live At The Cleveland Agora, Cleveland, 1987)
4. Hall Of The Mountain King (Live At L’Amour, Brooklyn, 1990)
5. Post Script (Soundcheck At The Hollywood Palace, L.A., 1990)
Seite D
1. Devastation (Live At The Cleveland Agora, Cleveland, 1987)
2. Beyond The Doors Of The Dark (Live At The Cleveland Agora, Cleveland, 1987)
3. Unusual (Live At The Cleveland Agora, Cleveland, 1987)
Es ist vollbracht! Mit „Poets and Madmen“ erscheint das letzte Album der Progressive Metaller aus Tampa, Florida, ebenfalls in einer wunderschönen Vinyl-Ausgabe. Man muss nur das fantastische Fantasycover in Händen halten, um den Wert des Großformats zu verstehen. Und die gelungene Aufmachung setzt sich auf der Innenhülle, den Sleeves der Vinylscheiben und im umfangreichen Booklet fort.
Was mit “Sirens” als Auftakt im August 2021 begann, entpuppte sich vom Start weg als heiß begehrter Fanservice: In chronologischer Reihenfolge brachte earMUSIC sukzessive sämtliche Studioalben von SAVATAGE in frischem Glanz als sorgfältig kuratierte Sammlereditionen hochwertiger 12”-LPs erneut heraus. Und nach weniger als anderthalb Jahren kann jeder seine Sammlung der Releases von 1983 bis 2001 vollständig haben.
„Poets and Madman“, das elfte Album, erschien erst vier Jahre nach „The Wake of Magellan“. Die längste Veröffentlichungspause, die es bei SAVATAGE je gab. Normalerweise vergingen nur ein bis höchstens zwei Jahre.
Es ist wieder ein Konzeptalbum, aber nicht so opulent wie die vorherigen Rockopern. Stattdessen erzählt es in lose verbundenen Songs vom südafrikanischen Journalisten Kevin Carter, der mit dem Foto einres hungernden Kindes weltberühmt wurde und sich im Alter von 33 Jahren das Leben nahm. Im Booklet des Albums wird die Geschichte einiger Jugendlicher erzählt, die den totgeglaubten Carter in einer verlassenen Irrenanstalt auffinden.
Erstmals seit „Streets: A Rock Opera“ übernahm John Olivia wieder die Hauptstimme bei den Aufnahmen. Der zwischenzeitliche Leadsänger Zachary Stevens hatte die Band im Jahr zuvor freundschaftlich verlassen und kehrte erst zur Reunion 2014 wieder ins Bandgefüge zurück. Chris Cafferty spielte nach dem Abgang von Al Pitrelli fast alle Gitarrensoli. Es gibt starke Metalsongs, die mit Chören, Klavier und orchestralen Synthies verfeinert werden. SAVATAGE wählten weniger Bombast, blieben aber trotzdem ihren Markenzeichen romantischer und klassischer Klänge in Verbindung mit harten Metalriffs treu.
Das Album ist auch 20 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch einzigartig in der SAVATAGE-Diskografie, sticht als Mischung aus den schweren, druckvollen Gitarrensounds der Frühphase der Band sowie der Theatralik und orchestralen Komposition ihrer Spätwerke heraus. Jon Olivas charismatischer Gesang verbindet dabei einmal mehr in seiner unverkennbaren Art diese scheinbaren Gegensätze, während die Band weiterhin jedwede Genregrenzen sprengt. Viele Stücke sind kurz gehalten und folgen einem Strophe-Refrain-Schema, das für SAVATAGE doch recht ungewöhnlich ist. Kein Wunder also, dass vor allem Longtracks wie „Morphine Child“, „Man In The Mirror“, „Surrender“ und „Back To A Reason“ die Herzen der Fans erfreuen. Dabei kann es gern mal ganz balladesk zugehen. Auf jeden Fall war „Poets and Madmen“ ein würdiger Abschluss der Karriere, die sich im Trans-Siberian Orchestra und dem Soloprojekt Jon Oliva’s Pain fulminant fortsetzte.
Die LP-Neuauflage erscheint als 180g Doppel-LP auf schwarzem Vinyl im hochwertigen Gatefold sowie als streng limitierte 12″-Sammleredition auf „Glow in the Dark“-Vinyl mit exklusiver 7″-Single des Songs „Awaken (Extended Version)“ auf Splatter-Vinyl. Beide Editionen wurden mit dem Original-Cover-Design und erweitertem Artwork, einschließlich eines 16-seitigen LP-Booklets ausgestattet und für Vinyl gemastert.
Zur Freude aller Vinylliebhaber startete im August 2021 die umfangreiche Wiederveröffentlichung des gesamten Studioalbum-Backkatalogs der US-Progmetaller SAVATAGE in chronologischer Reihenfolge auf hochwertigen 12″-LPs via earMUSIC. Nach neun ReReleases wird nun langsam das Finale eingeläutet. Und das hat es nochmal in sich.
„Dead Winter Dead“ war in meinen Augen 1995 absolut unterschätzt, erreichte es doch mit Platz 80 in den deutschen Charts die schlechteste Platzierung in den Charts. Schade, denn das Konzeptwerk um den Bosnienkrieg ist absolut gelungen und stark von den damals aktuellen Ereignissen geprägt. Nach der starken „Ouverture“ fragt sich der Wasserspeier der Kathedrale von „Sarajevo“ im gleichnamigen Song, was Lachen und was Tränen bedeuten sollen. Europa war im Umbruch. Deutschland wiedervereint, aber im Balkan brodelten Zwietracht und Hass („I Am“). Die Protagonist*innen Serdjan und Katrina stehen sich auf verfeindeten Seiten im Krieg gegenüber, doch zwischen ihnen steht ein Cellospieler, der Werke von Mozart und Beethoven interpretiert. Als an Weihnachten sein Spiel verstummt, machen sich beide auf den Weg zu ihm und die Todfeinde werden im Song „Not What You See“ zusammengeführt.
Mir gefällt die berührende Geschichte auch nach 27 Jahren noch ausgesprochen gut – an Aktualität hat sie ohnehin nichts eingebüßt, auch wenn die Kriegsparteien in Europa jetzt andere sind.
Nach dem 1991er „Streets“ ist auch „Dead Winter Dance“ eine klassische Rockoper mit viel Bombast und Pathos. Es bietet weniger Powermetal und dafür mehr melodischen Hardrock. Mit „Christmas Eve“ wurde zudem der Grundstein für das Nachfolgeprojekt Trans-Siberian Orchestra gelegt, das vor allem in den USA enorm erfolgreich war.
„Dead Winter Dead“ markierte für SAVATAGE eine Art Reboot als Band, so trafen die Rückkehr von Chris Caffery und dessen beginnende Gitarrenpartnerschaft mit dem klassisch geprägten Neuzugang Al Pitrelli hier auf eine von Paul O’Neill und Jon Oliva auf Tasteninstrumenten komponierte Rockoper, die bereits vom Rhythmus-Team aus Jeff Plate und Johnny Lee Middleton bearbeitet worden war.
„The Wake of Magellan“ erschien als weiteres Konzeptalbum im Jahr 1997 – man war auf den Geschmack gekommen. Allerdings geht es nicht um eine zusammenhängende Geschichte, sondern um Fantasy-hafte Versatzstücke, die sich in unterschiedlichen Bildern mit Werden und Vergehen, mit Leben und Tod beschäftigen. Am Ende kumuliert das Geschehen darin, jemand anderen zu retten, auch wenn das eigene Sein dadurch gefährdet ist. Ein sehr philosophisches Album mit vielen inhaltlichen Komponenten.
Musikalisch gibt es auch hier wieder feinsten Bombast-Metal und ganz viel Pathos. Aber das gehört bei solchen Themen gewissermaßen hinzu. Einmal mehr auf die bildstarke Lyrik und Poesie Paul O’Neills bauend, wirkten alle Musiker bereits seit der frühen Entstehungsphase in Jon Olivas Garage an den Kompositionen der Rockoper mit. So gelang es der Band, epischen Metal mit der Dynamik eines klassischen Werks zu verknüpfen und sogar auf erfrischende Art kleine Verneigungen vor den unsterblichen QUEEN zuzulassen. Jon Oliva beschreibt die zurückgewonnene Bandchemie im Rückblick so: “‘THE WAKE OF MAGELLAN war unser drittes Konzeptalbum und das zweite im neuen Line-up. Es zu erschaffen, war für uns alle ein Vergnügen”.
Die Vinylausgabe als exquisite 33rpm Doppel-LP auf 180g-Vinyl ist mal wieder ein großes Geschenk für alle Fans. Was hat man es doch vermisst, das Artwork im Großformat zu sehen und nicht nur im CD Booklet erahnen zu können.
Die wunderbare Reise in der SAVATAGE-Zeitmaschine wird noch vor Anbruch der Weihnachtszeit mit „Poets & Madmen“ ihren Abschluss finden. So verabschieden wir 2022 mit all seinen Höhen und Tiefen als das Jahr, in dem Vinyl-Liebhaber eine glanzvolle Sammlung komplettieren konnten.
Im Jahr 1979 gründeten die Brüder Jon und Chriss Oliva in Florida die Band Avatar. Zwei Jahre später nannte man sich in Savatage um und schuf schon mit dem Debüt „Sirens“ (1983) einen wahren Klassiker der Metalgeschichte. Savatage sind bekannt für ihre großen Konzeptalben und die Longtracks, mit denen umfangreiche Geschichten erzählt werden. Schon zu Beginn ging es um die griechische Mythologie und den Holocaust. Später behandelten sie Hexen, Drogenmissbrauch und die Apokalypse. Ein Höhepunkt war definitiv die Rockoper „Streets“ um einen Drogendealer in New York, die wie ein rockiges Musical daherkam und sich auch religiösen Themen widmete.
Mitte der 1980er-Jahre traf die Band auf den versierten Produzenten Paul O’Neill und schon bald wurde ihr progressiver Metal-Sound durch eindringliche Orchestrierungen und eine starke melodische Komponente, gepaart mit eingängigen Melodien und komplexen Arrangements, definiert. Savatage erweiterten nicht nur ihre künstlerische Bandbreite von Album zu Album, sondern auch die allgemeinen Grenzen des Heavy-Rock-Genres selbst.
Zur Freude aller Vinyl-Liebhaber startete im August 2021 die umfangreiche Wiederveröffentlichung des gesamten Studioalbum-Backkatalogs in chronologischer Reihenfolge auf hochwertigen 12″-LPs via earMUSIC: „Sirens“, „The Dungeons Are Calling“, „Power Of The Night“, „Fight For The Rock“, „Hall Of The Mountain King“, „Gutter Ballet“ und „Streets – A Rock Opera“ kehrten bereits nach und nach auf feinstem Vinyl zurück in die Plattenläden. Aktuell wird die sorgfältig kuratierte Vinyl-Reissue-Serie mit der gleichzeitigen Veröffentlichung von zwei weiteren starken Alben fortgesetzt: „Edge of Thorns“ (1993) und „Handful of Rain“ (1994).
Dass diese beiden Schicksals-Alben der Band als Double veröffentlicht werden, ist wirklich passend. Im Jahr 1993 hatte man gerade das geniale „Streets“ hinter sich – aber dann musste Mastermind Jon Oliva wegen stimmlicher Probleme auf seinen Platz am Mikro verzichten und sich auf einige Keyboardparts beschränken. Er wurde am Gesang ersetzt durch Zak Stevens, der ebenfalls einen hörbar guten Job machte und dessen Vocals auch mit den Bandklassikern harmonierten. Das Album „Edge of Thorns“ bietet gewohnt bombastische Arrangements mit einer durchweg melodischen Linie. Harte Gitarrenriffs treffen auf feine Soli und kurze Pianostücke. Das Ergebnis ist nicht so orchestral wie manche Vorgänger, hat aber doch die Alleinstellungsmerkmale eines Savatage-Albums. Ganz vorne: Die wundervolle Gitarrenarbeit von Chriss Oliva, der sich charismatisch durch die Songs spielt. Keiner konnte ahnen, dass er ein halbes Jahr später an den Folgen eines Verkehrsunfalls sterben sollte. Und mit ihm der individuelle und einzigartige Sound einer großen Metalband.
Trotz der tiefen Veränderungen im Bandgefüge erschien schon 1994 das Album „Handful of Rain“. Für viele Fans waren es nicht mehr Savatage, da in der Stammband kein Mitglied der Urbesetzung mehr dabei war, aber seien wir ehrlich: Auch „Handful of Rain“ ist noch ein überaus starkes Powermetal-Album, das die klassischen orchestralen Elemente gekonnt mit hervorragender Gitarrenarbeit verbindet. Chriss fehlte – ohne Frage – doch die Band machte einen klasse Job. Zak sang sich wieder die Seele aus dem Leib und Gitarrist Axel Skolnick (Testament) wandelte zielsicher durch Riffs und Melodien. Es gibt fantastische Songs wie den Titeltrack und „Castles Burning“, doch das Herz geht mir vor allem bei den a-cappella-Passagen von „Chance“ auf. Der Achtminüter bietet filigrane Melodien, orchestralen Bombast, leise Piano- sowie Gitarrenakkorde und am Ende einen Chor zum Niederknien. Für mich ist „Handful of Rain“ trotz der traurigen Umstände ein geniales Album.
Bei der Vinyl-Neuauflage wurden die Cover zum Glück nicht angetastet. Vor allem das verträumte Fantasymotiv von „Edge of Thorns“ muss man einfach im LP-Format bewundern. Das Motiv von „Handful of Rain“ ist da eher bodenständig gehalten, versprüht aber viel Energie. Für jeden Release gibt es ein 12seitiges Booklet in LP-Größe. Die informativen Liner Notes stammen von Clay Marshall.