Die australische Rock-Supergroup The Nerve entzündete die Zungen und Bühnen, als sie vor fast einem Jahrzehnt Australien rauf und runter stürmten, vor überfüllten Räumen und lauter Menschenmenge.
“Die neuen Könige der australischen Livemusikszene” – Reverb Magazine
“The Nerve hat eine Frische, die unabhängig von den Lebensläufen seiner Mitglieder existiert” – Beat Mag
Jetzt bekommt das Projekt von Ezekiel Ox (Full Scale, Mammal, Over-Reactor), Lucius Borich (COG, Floating Me), Davarj Thomas (Pre-Shrunk) und dem Gitarrenvirtuosen Glenn Proudfoot ihr Debütalbum Audiodacity für die zum ersten Mal durch Bird’s Robe Records.
In den eigenen Worten der Band: “Es sind 9 Songs. Jeder Song hat ein Gitarrensolo. Einige haben zwei. Das Album wurde über Skype mit Filesharing-Clouds aufgenommen, da die Band in Melbourne, Prag und Sydney lebte, als die Idee entstand. und es machte Sinn, das zu entwickeln, was Reggie Bowman als “digital-organisches” Album bezeichnet. Glenn zerkleinert, Ezekiel tobt und putzt, Davarj füllt den Raum aus, Lucius setzt ein, wo es sein sollte und Reggie macht alles richtig in denselben Raum zu gehen war eine Herzensangelegenheit. Die Ergebnisse sprechen für sich: Wenn du dem Riff gehorchst und für den Groove lebst, dann ist dieses Album für dich.”
Die Geschichte von The Nerve begann vor vielen Jahren, als Ezekiel Ox in Full Scale war, Lucius Borich in COG war und Preshrunk gerade erst Schluss gemacht hatte. Eines Nachts in Melbourne entdeckte der junge Shredder Glenn Proudfoot Ezekiel als Frontmann von Full Scale und wusste sofort, dass sie eines Tages zusammen in einer Band sein würden. Glenn verfolgte Ezekiel per Skype und E-Mail, was 2010 zur ersten Schreibsitzung von The Nerve in St. Kilda führte. Diese Tracks waren der Beginn der Beziehung, wurden aber nie verwendet. Glenn kehrte dann zurück, um in Europa zu leben, und schrieb die monströsen Riffs, die auf dem gesamten Album Audiodacity verstreut sind.
Zeit, einen Schlagzeuger zu finden. Sobald Ezekiel die Riffs hörte, wusste er, dass Lucius Borich der einzige Schlagzeuger für diesen Job war. Lucius war sofort inspiriert und begann in seinem Studio in Sydney, den Keysound Studios, Schlagzeugspuren aufzunehmen. Die Arbeit an dem Album wurde mit Peter „Reggie“ Bowman in den Screamlouder Studios in Melbourne fortgesetzt. Die Jungs schrieben 24 Songs in 2 Monaten mit Glenn zwischen Prag und Melbourne, Lucius in Sydney und den Rest der Jungs in Melbourne. Skype und die gemeinsame Nutzung großer Dateien waren die Methode, mit der jeder Song komponiert wurde. Davarj Thomas brauchte immer noch einen Bassisten, wurde von Reggie in die Band eingeführt und The Nerve war geboren.
Im Februar 2013 war es Zeit, die Songs zu testen, und bemerkenswerterweise traf sich die Band 4 Tage vor ihrem ersten Auftritt zum ersten Mal und die Synergie und Chemie war sofort da. Die Band hatte ihren ersten Track Witness (gemischt und gemastert vom Karnivool-Produzenten Forrester Savell) auf Streaming-Diensten veröffentlicht und es gab eine riesige Resonanz: Ihre erste Show wurde vor einer vollen, dampfenden und begeisterten Menge in der legendären Espy Front Bar in Melbourne gespielt.
Spätere Entwicklungen führten dazu, dass sie sich dem Sydney-Label Bird’s Robe für eine australische Veröffentlichung und Tour anschließen. Die Jungs haben sich seitdem mit ihren ikonischen Bands wiedervereinigt, aber wir haben immer noch diese exzellente Hardrock-Platte zum Anhören.
Mike Solo, Direktor von Bird’s Robe Records, hat über die Band und dieses Album reflektiert:
“Wenn du auf groove-inspirierten Hardrock mit viel Attitüde und umwerfender Musikalität stehst, ist dies genau das Richtige für dich!
Es gab viel Hype um den illustren individuellen Ruf der Band, aber was mich mehr sprach, war ihr Enthusiasmus, Teil der Bird’s Robe-Community zu sein.
Natürlich erinnert sich jeder, der sie live gesehen hat, an eine der besten Live-Rock-Shows der Stadt. Dieses Album ist eine atemberaubende Darstellung dessen, was diese Band so großartig gemacht hat.
Zu dieser Zeit befanden wir uns in einer Post-COG-, Post-Mammal-Ära, Zeke und Lucius hatten eine Vielzahl anderer exzellenter Projekte wie Over-Reactor und FloatingMe und sie alle hatten ein engagiertes Publikum mit sich. Als sie sich für diese Hardrock-Supergroup mit der unglaublichen Musikalität von Davarj und Glenn zusammenfanden, gab es wirklich ein Gefühl der Aufregung und des sprühenden Optimismus. Und sie hoben tatsächlich ab!
Die Jungs haben sich seitdem mit ihren ikonischen Bands wiedervereinigt, aber wir haben immer noch diese exzellente Hardrock-Platte zum Anhören.
Ich freue mich sehr, endlich die internationale Veröffentlichung zu verwirklichen, die sie immer verdient haben. Wenn du sie beim ersten Mal verpasst hast, tu dir selbst einen Gefallen und sieh es dir an.”
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Eigentlich war das Re-Release der EP “New High” zum 15. Geburtstag in 2020 geplant. Eigentlich. Aber wie fast alles wurde auch dieses verschoben. Jetzt ist es aber soweit.
GangAwry, die Mitte der 2000er Jahre in die australische Rockszene einstiegen, erlangten schnell Aufmerksamkeit in der Branche und unterschrieben beim legendären Harry Vanda-Label Flashpoint. Ihre Live-Shows zogen bald Fans ihrer wilden Mischung aus Rage Against The Machine, King Crimson, einer Prise Red Hot Chili Peppers und The Police an.
Von der Veröffentlichung des Albums bei einer überfüllten Heimatstadt-Show im legendären Annandale Hotel bis zur Unterstützung von King Crimson-Frontmann Adrian Belew auf seiner erfolgreichen Australien-Tour und den australischen Rocklegenden The Angels sah die Band positive Kritiken und Auszeichnungen, während sie weiter an ihrem Debütalbum Politics schrieben.
Jetzt, als Teil der Veröffentlichungsserie zum 10-jährigen Jubiläum von Bird’s Robe Records, wird die Musik der Band wieder auf allen digitalen Plattformen geteilt, damit sie eine neue Generation von Fans genießen kann. Mike Solo, Direktor von Bird’s Robe, sagt: “Ich bin ein Fan von GangAwry, seit ich 2005 an ihrer EP-Auftaktshow im Annandale Hotel teilgenommen habe. Es war aufregend zu sehen, wie diese selbstbewusste junge Gruppe einen Raum mit funky Riffs, Sting-artigen Vocals und ein bisschen Math-Rock im Griff hatte. Ich freue mich sehr, ihnen dabei zu helfen, ihre Musik mit anderen zu teilen, indem ich sie digital veröffentliche, damit jeder sie genießen kann.“
Mit dieser wilden Mischung der genannten Musikstile bleibt auch das Re-Release 15 Jahre später immer noch spannend und verdient es von neuen Hörern und einer gänzlich neuen Generation entdeckt zu werden. Es groovt, es rockt und es bleibt kein Beat übrig, der nicht bewegt werden will.
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Lange war es ruhig um Rage Against The Machine, doch 2007 schloss man sich wieder zusammen, um einige Festivals zu spielen und mit dem Wu-Tang Clan auf Tour zu gehen. Dass ihr größter Hit kurze Zeit später Platz 1 der britischen Charts entern würde, konnte zu dieser Zeit noch keiner ahnen.
Im Herbst 2009 starteten die Fans Jon und Tracy Morter über Facebook eine erfolgreiche Kampagne und präsentierten eine Alternative zum Sieger der englischen Casting-Show „X-Factor“. Mehrere Jahre hintereinander hatten zu Weihnachten deren Gewinner Platz 1 der Single-Charts belegt hatte. Das sollte 2009 anders sein. Als alternativen Track nominierten sie „Killing In The Name” von Rage Against The Machine. Die Band unterstützte die Kampagne, stellte die Einnahmen des Songs wohltätigen Zwecken zur Verfügung und ließ ihren Sänger Zack de la Rocha ein Freikonzert in England ankündigen, um den Erfolg zu feiern.
Dieser Auftritt fand am 6. Juni 2010 im Londoner Finsbury Park statt und wird in diesem Film festgehalten. Ein grandioser Auftritt von Rage Against The Machine, mit einem bei Songs wie „Bulls On Parade“, „People Of The Sun“, „Guerrilla Radio“, „Bullet In The Head“, „Bombtrack“ oder „Sleep Now In The Fire“ euphorisch jubelnden Publikum und dem Höhepunkt „Killing In The Name”, bei dem der Applaus zu einem wahren Orkan anstieg. Das Bonusmaterial gibt Einblicke hinter die Kulissen des Finsbury Park-Auftritts und präsentiert ein Interview mit Jon & Tracy Morter.
Wer die Deluxe-Box von „XX“, der Neuveröffentlichung des Debütalbums, sein eigen nennt, wird die DVD schon kennen. Alle anderen haben nun die Möglichkeit, den Mitschnitt separat als DVD oder BluRay zu erwerben. Mit 81 Minuten nicht weltbewegend lang – trotzdem eine feine Sache.
Dass Linkin Park den Härtegrad mal wieder ordentlich nach oben geschraubt haben, durften Besucher von Rock am Ring bereits vor einigen Tagen feststellen. Dort hat die Band deutlich den Laden zerlegt und sich von ihrer besten Seite gezeigt. Erste Anzeichen für die neue zornige Seite gab es bereits mit den Singles “Guilty All The Same” und “Until It’s Gone”. Solch knallharte, kompromisslose Songs hat man von den Kaliforniern schon lange nicht mehr gehört. Und das Beste ist: Das ganze Album “The Hunting Party” führt diesen Stil gnadenlos fort.
Im Interview mit dem amerikanischen Rolling Stone berichtete Mike Shinoda, wie er vergangenes Jahr mit den Vorbereitungen für das neue Album begann – und plötzlich eine schlagende Erkenntnis hatte, die zu diesem Vorsatz führte: “Wir müssen eine Menge von dem soften, emomäßigen Ansatz ausjäten, sowie alles, was sich aggressiv anfühlt, nur um aggressiv zu sein. Wir sind keine 18-jährigen Kids, die ein lautes Album machen. Wir sind 37-jährige Erwachsene, die ein lautes Album machen. Und was uns heute ärgerlich macht, ist etwas anderes als das, was uns früher ärgerlich machte.”
Da scheint sich einiges aufgestaut zu haben, denn das sechste Album von Linkin Park ist durch und durch laut. Aggressionsgeladene Verstärkung hat sich Shinoda zudem mit ins Boot geholt und wartet mit Page Hamilton (Helmet), Daron Malakian (System Of A Down) und ganz stark mit Tom Morello (Rage Against The Machine) auf. Ein nettes Stelldichein, das sich hier von Song zu Song zieht. Ruhige Momente gibt es höchstens mal als Kontrast, um den nächsten Ausbruch umso spektakulärer klingen zu lassen. Diese Authentizität steht den Nu Metal-Heroen gut zu Gesicht.
Meine Highlights sind der verspielte Opener “Keys To The Kingdom” mit seinen illustrierenden Momenten, der fulminante Rap auf “Wastelands” und die progressiven Klänge von “Drawbar”. Der Rausschmeißer “A Line In The Sand” startet als Trugschluss mit sanften Klängen, haut dann aber nochmal voller Dynamik rein. So kann man guten Gewissens sagen, dass Linkin Park hier ein hervorragendes neues Album abgeliefert haben, das vom ersten bis zum letzten Ton zu begeistern weiß.
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Mit “Sound City” feiert Grammy-Preisträger Dave Grohl, der mit den Foo Fighters und Nirvana in den vergangenen zwanzig Jahren Musikgeschichte geschrieben hat, sein Debüt als Regisseur. Es ist die Dokumentation über eines der legendärsten Studios der Vereinigten Staaten. Wer sich nun fragt, was daran spannend sein soll, der sollte einfach mal einen Blick auf die Liste der Künstler werfen, die dort zwischen 1969 und 2011 zum Teil wegweisende Alben aufnahmen: Tom Petty & The Heartbreakers, Fleetwood Mac, Neil Young, Cheap Trick, Red Hot Chili Peppers, Rob Halford, Kansas, Guns N’Roses, Pat Benatar, Foreigner, Slayer, REO Speedwagon, Kyuss, Weezer und und und… Das Besondere: In Sound City, das in Van Nuys, einem Stadtteil von Los Angeles beheimatet war, wurde bis zum Schluß analog aufgenommen. Das Studio besaß eines von weltweit vier in Handarbeit hergestellten Neve 8028-Mischpulten, für viele das Kronjuwel des analogen Studio-Equipments.
Auf die Idee für seinen Film kam Dave Grohl, als er eben diese Neve-Konsole im November 2011 kaufte und in sein eigenes Studio 606 verpflanzen ließ. 1972 hatten die beiden Sound City-Besitzer Tom Skeeter und der 1992 verstorbene Joe Gottfried dafür exakt 75.175 $ bezahlt. “Es sah aus wie ein altes Modell des Raumschiff Enterprise auf Anabolika”, erinnert sich Neil Young an das Meer aus Knöpfen, Kabeln und Reglern. Nach der Premiere auf dem Sundance Film Festival am 18. Januar erscheint “Sound City” jetzt als DVD und BluRay.
Nach einer genialen Eingangsszene aus dem Foo Fighters-Studio (man beachte das Ölgemälde an der Wand!) tauchen wir ein in die beeindruckende Geschichte von Sound City. Glaubt man den beteiligten Musikern, so war es nicht nur das legendärste, sondern auch das versiffteste Studio in den USA. “Man konnte dort eine Platte aufnehmen und wenn man fünfzehn Jahre später wiederkam, sah alles noch genauso aus wie beim letzten Mal”, sagt Shivaun O’Brien, die von 1991 bis 2011 in Van Nuys als Studio-Managerin arbeitete. Aber egal, wen Dave Grohl für seinen Film interviewt hat – Rick Rubin, Josh Homme, Nick Raskulinecz, Trent Reznor, Butch Vig oder Robert Neve himself, dem er dämlich grinsend gegenübersitzt -, sie alle sprechen mit grossem Respekt und tiefer Zuneigung von Sound City. Darin liegt die eigentliche Intention der Doku: Die Suche nach der Menschlichkeit hinter der Technik. Wie schafft man es, dass Musik nach Menschen klingt? Dass sie eine Seele hat? Shivaun O’Brien bringt es auf den Punkt: “Sound City war ein Ort, an dem echte Männer Platten machten”.
Dafür hat Dave Grohl tief in den Archiven gewühlt. Mit Buckingham Nicks, aus denen später Fleetwood Mac wurden, und “Crying In The Nights” fing es an. Ihnen folgten zahllose weitere Alben, die die Welt veränderten. Für einige, etwa für Rick Springfield, entwickelte sich die Sound City-Crew gar zu einer Art Ersatzfamilie. Als in den 80er Jahren die CD eingeführt wurde und mit ihr der Siegeszug der digitalen Technik begann, konnte Sound City jedoch nicht mehr mithalten. Bis 1991 Nirvana auftauchten und dort “Nevermind” aufnahmen, jenes bahnbrechende Album, das sich schließlich über 30 Millionen Mal verkaufen sollte und – wie Butch Vig nebenbei verrät – lächerliche 60.000 $ kostete. Ohne diese Platte hätte das Studio nicht überlebt. Frank Black, Rage Against The Machine, Johnny Cash oder die Queens Of The Stone Age entdeckten Sound City anschließend neu. Trotzdem war es irgendwann finanziell am Ende. Der endgültige Todesstoß hieß letztlich “Pro Tools”, ein Programm, das es jedem noch so minderbemittelten Musiker ermöglichte Musik (oder was man dafür hielt) am heimischen Computer aufzunehmen. Dennoch verteufelt der Film die digitale Technik nicht. Josh Homme fasst es so zusammen: “Für manche Dinge ist das Internet klasse. Aber wie mit so vielem, ist es kein Ersatz für echte Buchhandlungen, Plattenläden oder Sound City”.
Die Geschichte von Sound City zu erzählen, ist die eine Sache. Die Instrumente tatsächlich nochmal einzustöpseln, sie mit dem Neve-Pult zu verkabeln und wieder auf Zwei-Zoll-Band aufzunehmen, die andere. Genau das tat Dave Grohl mit vielen der alten und neuen Recken, von Stevie Nicks, Black Rebel Motorcycle Club über Slipknot, Rage Against The Machine oder den Foo Fighters bis hin zum auch mit 63 Jahren noch völlig durchgeknallten Lee Ving. Elf der dabei exklusiv für diesen Film entstandenen Songs sind übrigens auf dem bereits vor zwei Wochen veröffentlichten Soundtrack zu finden (dessen Review gibt es hier). Man sieht und hört ihnen den immensen Spaß, die Begeisterung und vor allem den Stolz an, den die Musiker bei den Aufnahmen hatten. Sogar Dave Grohl erstarrt fast in Ehrfurcht, als Paul McCartney sein Studio betritt. Der Zuschauer hat das Gefühl, als würde er daneben stehen und ihnen über die Schulter schauen.
“Sound City” ist mehr als die bloße Hommage an ein Studio. Es ist eine fesselnde Dokumentation über Handwerk, Integrität und Leidenschaft sowie das Plädoyer für eine Musik, die handgemacht ist. Dave Grohl hat der Neve 8028-Konsole damit ein Denkmal gesetzt und ihren besonderen Zauber in 108 Minuten Film verewigt. Sie ist zweifellos ein wichtiger Teil der Rock’n’Roll-Geschichte. Man erlebt hautnah, mit wieviel Herzblut alle, die jemals dort arbeiteten, an ihr und “ihrem” Studio hingen und bis heute hängen. Oder um es mit Tom Petty auszudrücken: “Es war als würde man einen Blitz in eine Flasche packen”.
Foo Fighters-Frontmann Dave Grohl ist unter die Regisseure gegangen. Der Mann hat ja auch sonst nix zu tun. Darum hat er neben dem Video zur neuen Soundgarden-Single „By Crooked Steps” direkt mal einen kompletten Film produziert. „Sound City” ist die Dokumentation über das gleichnamige Studio in Van Nuys, einem Stadtteil von Los Angeles. Es gilt als eines der legendärsten seiner Art in den Vereinigten Staaten und gab schon vielen Musikern ein Zuhause. Cheap Trick, Neil Young, Rage Against The Machine, Metallica, die Red Hot Chili Peppers oder Tom Petty (um nur einige wenige zu nennen) nahmen dort zum Teil wegweisende Alben auf.
Die Idee für seinen Film kam Grohl, als er im vergangenen Jahr das 1972 speziell angefertigte Neve 8028-Mischpult des Sound City Studios kaufte, für viele bis heute das Kronjuwel des analogen Studio-Equipments. 1991 nahm er damit selbst noch Nirvana’s „Nevermind” auf. Und weil er seit der Veröffentlichung des letzten Foo Fighters-Albums „Wasting Light” ohnehin in blendender Stimmung war, was die analoge Technik betrifft, beschloss er, neben dem Film auch einen Soundtrack aufzunehmen. Dieser erscheint nun unter dem Titel „Real To Reel”. Übrigens als CD, auch wenn das Cover zunächst etwas anderes vermuten lässt.
Hinter den elf darauf vertretenen Songs verbergen sich einige bemerkenswerte Kollaborationen, wobei Dave Grohl in verschiedenen Rollen natürlich stets mit von der Partie ist. Teils als Sänger, teils als Schlagzeuger oder an der Gitarre. „Real To Reel” produziert hat mit Butch Vig ein alter Bekannter auf eben jener Neve 8028-Konsole im Foo Fighters Studio 606. Um ihn herum versammelten sich Peter Hayes und Robert Levon Been von Black Rebel Motorcycle Club, Corey Taylor von Slipknot und viele andere mehr. Herausgekommen ist ein 55 Minuten und 55 Sekunden langer Streifzug durch die bunte Welt des Rock. Getreu dem selbstgewählten Motto der illustren Truppe: „Be true to yourself and make the music you love”.
Der Opener “Heaven And All” galoppiert sofort wie ein wilder Mustang durch die Gehörgänge und schlägt eine Spur der Verwüstung. Besonders wenn man dabei mit dem Album das macht, was man mit dem Album unbedingt machen sollte: Laut hören! „Time Slowing Down” veredelt Masters Of Reality-Sänger Chris Goss mit seinem hymnischen Gesang, während Dave Grohl und Tim Commerford und Brad Wilk von Rage Against The Machine durch die Zeiten der Little River Band bis hin zu Led Zeppelin rocken, gewürzt mit einer kleinen Prise halluzinogener Zutaten. „From Can’t To Can’t” schlägt die Brücke zum Sleaze Rock der 80er und 90er Jahre und ist dank Corey Taylor ganz grosses Ohrenkino. Grohl-Intimus Josh Homme ist gleich bei drei Stücken fleißig vertreten: Den Lagerfeuerromantik-meets-Stoner Rock-Destillaten „Centipede” und „A Trick With No Sleeve” sowie dem hypnotischen Closer „Mantra”, der mehr als nur ein Lächeln hinterläßt. Dazwischen liegt noch die Quotenballade „If I Were Me”, gewohnt einfühlsam dargeboten von Dave Grohl himself.
Bleiben die Ausschläge nach oben und nach unten. Fangen wir „unten” an. „The Man That Never Was” sieht Rick Springfield am Mikro, begleitet von den vier Foo Fighters Dave Grohl, Taylor Hawkins, Nate Mendel und Pat Smear. Ich mochte Springfield’s etwas künstlich-gepresste Art zu singen noch nie sonderlich. Der Song ist aber nicht nur deshalb höchstens Durchschnitt. Lee Ving, der völlig durchgeknallte Frontmann von Fear (und vielleicht als Schauspieler aus „Flashdance” oder „Straßen in Flammen” ein Begriff), reißt uns allerdings schnell wieder aus dem Schlaf – und nach „oben”. „Your Wife Is Calling” entpuppt sich als herrlich überschlagender Irgendwas-in-Richtung-Punkrock-Song, abgespielt mit doppelter Geschwindigkeit. Vor allem die explodierende Mundharmonika ist einfach göttlich. „Oben” finden wir auch „Cut Me Some Slack”, das ja bereits als sogenannte „Nirvana-Reunion” beim „Concert For Sandy Relief” am 12.12.2012 im New Yorker Madison Square Garden für Furore sorgte. Dave Grohl, Krist Novoselic und Pat Smear gemeinsam mit einem rotzigen und jaulenden Paul McCartney. Fett! Den ultimativen Höhepunkt auf „Real To Reel” liefert jedoch erst Ex-Fleetwood Mac-Ikone Stevie Nicks und ihr „You Can’t Fix This”. Alleine diese Stimme sorgt für eine Gänsehaut biblischen Ausmaßes. Man möchte ihr ewig zuhören.
Das Booklet bietet einen kleinen fotografischen Ausblick auf den Film, dessen Veröffentlichung als DVD am 22.03. folgen wird. Aus eigener Anschauung kann ich schon jetzt sagen, dass die Musik in Verbindung mit den Bildern sehr viel besser funktioniert als ohne. Das ist das kleine Manko an „Real To Reel”. Für sich alleine wirkt der Soundtrack zwar knackig und abwechslungsreich, aber irgendwie auch unzusammenhängend. Trotzdem hat Tom Petty natürlich insgesamt Recht, wenn er gleich zu Beginn des Albums verkündet: „Sound City, that’s it, man”.
Mit ihrem Debütalbum hatten Rage Against The Machine im Jahr 1992 Großes geschaffen und ein neues Zeitalter eingeläutet: Der harte Sound als Crossover aus Hip-Hop und Heavy Metal traf genau den Nerv der Zeit. Und dahinter stand eine Band, die sich politisch engagierte und für soziale Gerechtigkeit einsetzte. So enthält das Album eine Reihe politischer Statements. Legendär ist auch das Cover, das einen vietnamesischen Mönch zeigt, der sich 1963 in Saigon selbst verbrannte, um gegen die Unterdrückung der buddhistischen Bevölkerung zu protestieren.
Zum 20jährigen Jubiläum erscheint das ursprünglich selbst betitelte Album als “XX” (der römischen Zahl für 20) neu und enthält massig Bonusmaterial. Zunächst sind da die Livetracks “Bombtrack”, “Bullet In The Head” und “Take The Power Back” von den ursprünglichen Single-Veröffentlichungen als Ergänzung zum Originalalbum. Eine zweite CD widmet sich den Original-Demos, inklusive der späteren B-Seiten “Darkness Of Greed” und “Clear The Lane”. Die klangliche Qualität ist astrein.
Leider liegt mir nur die “Special Edition” vor, die als Bonus-DVD 30 Minuten voller Musikvideos (die offiziellen: “Killing In The Name”, “Bombtrack” und “Freedom”) sowie einige Liveclips aus dem Jahr 1992 enthält. Fans sollten sich aber die “Deluxe Box” zulegen, die auf der Haupt-DVD den Mitschnitt des 2010er Konzerts im Finsbury Park zeigt. Das war der Dank an die britischen Fans, dass “Killing In The Name” kurz vor Weihnachten 2009 auf Platz 1 der UK-Charts geklettert war.
Alles in allem eine würdige Neuauflage eines Ausnahmealbums. Nur zu toppen, wenn endlich ein neues Album erscheint. Wir warten!
Mit “The Essential” veröffentlicht dieser Tage eine der interessantesten amerikanischen Bands aus der Alternativ-Rock- und Crossover-Szene ein karriereumspannendes Best Of-Album. Bereits ihr zweites nach “Monuments And Melodies” von 2009. Die Rede ist von Incubus. Wie so oft im Falle derartiger Zusammenstellungen kann man über Sinn und Zweck trefflich streiten. Immerhin haben Incubus mit “The Essential” für ihre Fans ein wahrlich fettes Paket aus 28 Songs geschnürt, chronologisch verteilt auf zwei CDs.
1991 im sonnigen Kalifornien gegründet, erinnerte der Sound von Incubus zunächst stark an Bands wie Rage Against The Machine oder die Red Hot Chili Peppers. Erst gegen Ende des letzten Jahrtausends wandte sich das Quintett stärker dem Mainstream zu und schaffte mit der Singleauskopplung “Drive” vom Album “Make Yourself” den Durchbruch. Alle darauffolgenden Alben konnten sich in den Top 5 platzieren, so auch das vorläufig letzte “If Not Now, When?” von 2011. Parallel dazu nutzten Brandon Boyd und Co. ihren zunehmenden Einfluss für ein verstärktes politisches Engagement, das sich inzwischen nicht nur in ihren Texten, sondern auch in der 2003 gegründeten Stiftung “Make Yourself Foundation” widerspiegelt. Diese Entwicklung lässt sich nun anhand von “The Essential” noch einmal wunderbar nachvollziehen. Die begleitenden Liner-Notes im Booklet schrieb der amerikanische Musikjournalist Gary Graff.
“The Essential” enthält außer von ihrem Debüt “Fungus Amongus” aus jedem der bislang sieben Incubus-Alben mindestens einen Titel. “Morning View” von 2001 darf gleich deren fünf beisteuern. Die EPs “Enjoy Incubus” (1997), “When Incubus Attacks” (2000) und “Alive At Red Rocks” (2004) sind ebenso vertreten wie das punkig angehauchte Stück “Make A Move” vom “Stealth”-Soundtrack aus dem Jahr 2005. Eine gute Mischung.
Anfangs noch wüst, roh und aggressiv (“Version”) vollziehen Incubus spätestens ab “Stellar” von 1999 erste Schritte in Richtung Alternative-Rock. Was bleibt sind zunächst die typischen Scratching-Elemente, die in “Redefine” noch Gavin “DJ Lyfe” Koppel beisteuert, der die Band jedoch 1998 im Streit verlässt. Seinen Part übernimmt bis heute DJ Chris Kilmore. Zwischendurch wagen Incubus mit “Summer Romance (Anti-Gravity Love Song)” sogar einen Ausflug in jazzige Gefilde. Zu den Perlen auf CD 1 gehören das halbakustische “Drive”, das sphärische “Wish You Were Here” und das grandiose “Nice To Know You”.
CD 2 geht mit dem rockigen “Megalomaniac” gleich in die Vollen. Dass sie es auch extrem gefühlvoll können, beweisen Incubus mit “Monuments And Melodies”. Später werden sie dann allerdings etwas arg zahnlos, wie in “Promises, Promises” oder “In The Company Of Wolves” von “If Not Now, When?”. Die Perlen auf der zweiten Scheibe heißen “Talk Shows On Mute” und “Dig”.
Alles in allem ist “The Essential” eine gelungene Retrospektive der musikalischen Wandelbarkeit von Incubus. Ich persönlich stehe mehr auf den Mischmasch aus Metal, Funk und Hip Hop aus ihren Anfangstagen, andere mögen die romantische Seite der Band vorziehen. Schade ist nur, dass ihnen die Experimentierfreude in den letzten 21 Jahren irgendwie abhanden gekommen zu sein scheint und sie sich mittlerweile hier und da in Belanglosigkeit verlieren (Beispiel: “Black Heart Inertia”). Halten wir es deshalb einfach wie Mike Einziger: “All diese Musik kam aus unseren Herzen. Die Stücke sind Repräsentanten für verschiedene Perioden in unserem Leben, für Erfahrungen, die wir gemacht haben. Noch einmal zurückzublicken und sie zu hören ist für uns, als würden wir alte Filme anschauen”.