Marteria mit Support Nina Chuba – Arena Trier, Fotogalerie vom 9.12.22
Marteria war mit Support Nina Chuba in der Arena Trier – Hier unsere Fotogalerie vom 9.12.22More
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Es war ein würdiger Start nach zwei Jahren Corona-Zwangspause. Was für eine geile Idee, die DONOTS als Opener quasi am frühen Morgen (geplant war ein Start um 13.40 Uhr) auf die Hauptbühne zu lassen. Dann wurde es aber doch 14 Uhr. Ingo und seine Gang sind ja inzwischen so etwas wie die Patrone und Hausherren des Festivals – ein Status, den sie sich redlich verdient haben. Gerade erst haben die DONOTS angekündigt, dass ihr neues Album “Heut ist ein guter Tag” im Februar 2023 erscheinen wird. Yeah! Und natürlich gab es ein entsprechendes Banner im Bühnenhintergrund: Ein Strauß Blumen für die Fans. Schnell wurde der Albumtitel zum Motto des Tages, denn heute sollte alles passen.
Von den angekündigten Gewittern und Regenschauern war nichts zu bemerken. Es blieb trocken bis zum Schluss und die milden Sommertemperaturen sorgten für das ideale Festivalwetter. Der Ring war mit 90.000 Fans ausverkauft und das Programm sah eine Menge Partykracher für ausgelassene Stimmung vor – so auch bei den DONOTS. Zehn nach vorn treibende Songs zeigten die Feierlaune des Quintetts im Einklang mit seinem Publikum. Die Mischung ging durch die gesamte Karriere, startend mit “Calling” und “Wake The Dogs”, endend mit “Auf sie mit Gebrüll” und “So Long”.
Dazwischen gab es eine Überraschung, auf die viele gehofft aber mit der die meisten nicht wirklich gerechnet hatten: Die TOTEN HOSEN waren auch im Jahr 2022 auf dem RING! Was wären auch das (verschobene) Jubiläum und der Neustart ohne diese Dauergäste? Zunächst spielten die DONOTS selbst “Hier kommt Alex”, doch dann waren plötzlich die Freunde, sprich: Campino und Band, mit auf der Bühne und der Jubel im Publikum grenzenlos. Kann man das noch toppen? Ja – mit einem ÄRZTE Song: Der “Schrei nach Liebe” aus 90.000 Kehlen ließ das Gelände beben.
Es waren, laut Ingo, 888 Tage seit der letzten DONOTS-Show. Die Disziplinen Springen, Rudern und Laufen im Circle Pit funktionierten aber noch. Und wie!
Der Timetable war ein wenig im Eimer. YOU ME AT SIX starteten nochmal eine halbe Stunde zu spät und mussten ihren Gig verkürzen. Sie standen vermutlich im Stau. Der Auftritt war trotz dieser Widrigkeiten sehr stark. Der Sound komplex und von einem starken Beat getragen. Die Tracks pendelten gerne mal zwischen Pop und Rock, am liebsten aber rockte das Quintett seine breitwandigen Hymnen straight nach vorne und baute enorme Klangwände auf, die trotz aller Elektronik nie nervig wurden. Josh Franceschi sang, schrie und hielt die Fäden in der Hand. Seine Ansagen enthielten die corona-typische Wehmut: Der erste Auftritt in Deutschland seit 2019 – und zugleich der “fucking dream to play the main stage” bei ROCK AM RING. Geschafft!
Die Alternative Rocker WEEZER brachten ihre melodische Seite auf die Main Stage. Gitarrenlastig zwischen Punk und College Rock. Als Intro gab es Van Halens “Jump”, womit die Zeichen auf einträchtiges Springen im Publikum gestellt waren. Die Setlist reichte von “Hash Pipe” über “My Name Is Jonas” bis hin zu “Island In The Sun”. Wer bis dahin noch nicht textsicher war, durfte sich über das TOTO-Cover “Africa” freuen. Sänger Rivers Cuomo interpretierte den Song definitiv besser als weiland Totos Bobby Kimbell. Mit “Buddy Holly” endete ein respektabler Set.
Es folgte die “Band der Stunde”. Måneskin aus Rom sind seit ihrem Sing beim ESC 2021 zu Recht in aller Munde und konnten den Erfolg schnell über Europa hinaus ausdehnen. Recht früh im Set präsentierten sie “Beggin'”, ein Cover der Four Seasons, ihren viralen Hit, der auch in den USA mit Platin ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus gab es “Zitti e buoni”, den ESC-Siegertitel. Und das schon ganz zu Beginn des Sets. Aber die Band war keineswegs “leise und brav”. Es wurde gerockt, was das Zeug hielt, wobei der exzentrische Fronter Damiano David ganz im Mittelpunkt stand und seine Show gekonnt zelebrierte. Alles in allem ein ordentlicher Abriss für die Hauptbühne.
The Offspring aus Orange County in Kalifornien sind nicht mehr die Jüngsten. Sänger Dexter Holland geht auch schon auf die 60 zu, was für die Punkband aber kein Hindernis war. 2021 gab es nach neun Jahren Funkstille mit “Let The Bad Times Roll” einen neuen Longplayer. Die Frage darf gestellt werden: Braucht man so ein Album samt Titel überhaupt noch? Hat der Punk ausgedient? Ja und nein heißt hier die Antwort. Dieses Album kam genau zur richtigen Zeit und zeigte, dass Punkrock in den USA noch nicht am Ende war. Live berufen sich Dexter Holland & Co. auf alte Stärken und zelebrieren ihre Klassiker mit großer Lightshow und Leinwandvideos, die sich dann am frühen Abend (es war inzwischen 19.30 Uhr) auch lohnten. Der Tag ging mit Sonnenschein und Kaiserwetter zu Ende – The Offspring brachten den Lichterglanz vom Himmel zur Bühne.
Jan Delay mit Disko Nr. 1 und die Metalcorer Caliban spielten parallel auf Mandora und Orbit Stage. Schwierige Entscheidung, die dann aber doch zu Gunsten von Jan Philipp Eißfeldt ausfiel. Der Meister des genuschelten Wortes ging direkt in die Vollen und ließ es vom ersten Song an nicht zu, dass das Publikum sich zur Ruhe setze. “Klar”, “Spaß”, “Large” und “Disko” ließen den Funk hoch leben und das Publikum tanzen. Das aktuelle Album heißt “Earth, Wind & Feiern”, was zur Mottoparty einlädt. Von dem gab es dann auch viel Material zu hören. Mit Blechbläsern und weiblichem Backgroundgesang war Einiges aufgefahren und die formidable Lightshow tat ihr Übriges dazu.
Zwischenzeitlich zelebrierten Caliban Headbanging, Circle Pits und ein aggressiv-freundliches Aufeinanderlosgehen mit klaren Ansagen gegen Nazis und Intoleranz. Während Jan Delay noch den Sonnentag feierte, ging es hier düster zur Sache – auch wenn das Rammstein Cover “Sonne” ertönte. Das Publikum zog mit und der Refrain “Eins – hier kommt die Sonne” wurde textsicher gefeiert. Der Titelsong des neuen Albums heißt “Dystopia” und beschreibt sowohl den Zustand der Welt als auch die Widrigkeiten der Lockdown-Zeit. Das sprach mal wieder vielen aus der Seele. Gut, dass die Zeit von Masken und Impfausweis (vorerst) ad acta gelegt scheint.
Die Broilers zeigten sich auf der Hauptbühne “Utopia Stage” von ihrer besten Seite und hielten die Feierlaune am Kochen. Sammy Amara war ein extrem sympathischer Frontmann und schaffte es, die Punk-Atmosphäre in den Abend zu retten und das Feld für Green Day zu bereiten. Dabei waren die Broilers selbst ein würdiger Headliner. “Zurück zum Beton” passte perfekt als Eröffnungssong – standen doch die Zuschauer feste springend auf der Asphaltfläche. Atmosphärisch war es ein hervorragendes Konzert mit wehmütigen und kritischen Texten. Der epische Bläserklang der Band verband gekonnt Funk und Punk. So soll das sein! Sehr engagiert gab es große Circle Pits, auch und gerade als Sammy – auf sein Alter anspielend – die “Jugendlichen von 40 Jahren” ansprach. Es gab einen Kniefall des Publikums und ausgelassenes Springen. Und natürlich bekamen “Alice Weidel und die ganze Nazischeiße” zum Song “Alice und Sarah” ordentlich ihr Fett weg. So gehört sich das!
Der Rostocker Marteria ist auf “Vollkontakt Tour”. Das mit dem Körperkontakt ist nicht so einfach als Künstler bei ROCK AM RING. Auf der “Mandora Stage” gab es einen lauten Set mit viel Elektronik. Die Produktion von DJ Koze zeigt Wirkung. Daher war es nicht so atmosphärisch wie im Doppelpack mit Casper vor drei Jahren. Immerhin schaffte es der gute Marten, den Anwesenden Frauen mehr Geltung zu verschaffen. Zu “Marteria Girl” sollten alle Girls auf die Schultern ihrer Begleiter. Das klappte sichtlich gut und Marteria konnte den Song allen Girls widmen. Für “El Presidente” gab es hingegen eine komplett neue Strophe, die den Krieg in der Ukraine thematisierte. Verdammt passend! Dass Campino auch noch hier auf der Stage auftauchte, um Zungenküsse mit Marteria auszutauschen und ihre Ossi-Wessi-“Feindschaft” ausgiebig zu zelebrieren, sei nur am Rande erwähnt.
Auf der “Utopia Stage” begann nun das gespannte Warten auf Green Day. Und als die US-Band, die in den 90ern das Revival des Punkrock eingeläutet hatte, endlich auf der Bühne stand, kamen ihre Headliner-Qualitäten voll zur Geltung. Was für eine geile Show! Einziges Manko: Die Zuschauer im hinteren Bereich der großen Fläche konnten nur einen Bruchteil des Sounds genießen, da die entsprechenden Boxen aus unerfindlichen Gründen entweder ausgeschaltet oder sehr leise eingestellt waren. Alles Hadern nutzte nichts – vorne brachten Billie Joe Armstrong und Green Day die Menge zum Kochen. Der Opener “American Idiot” schlug direkt ein, aber es gab auch stille Momente. Was für ein Bild, als Billie die Fans zu “Boulevard Of Broken Dreams” an die Handys bat: Ein Meer aus Lichtern beleuchtete das Festivalgelände und stimmgewaltig wurde der Song mitgegrölt. Der Frontmann war ständig im Kontakt zum Publikum und trieb sein Spiel mit Gesten und Sprechchören. Flammenshow auf der Bühne – dann eine Zuschauerin, die sich am Bass versuchen durfte und das Instrument am Ende gar geschenkt bekam. Tatsächlich in Green Day verliebt haben wir uns, als “Basket Case”, “She” und “When September Ends” erklangen. Das brachte perfekte Stadion- und Festivalatmosphäre mit Gänsehaut und Kribbeln im Bauch. Und zum Schluss gab es ein respektables Feuerwerk, das die Main Stage schließen sollte.
Aber es war noch nicht die Zeit, in Auto, Zelt oder Hotel zu entschwinden. Auf der zweiten Hauptbühne gab es ja noch das Late Night Special von SCOOTER. H.P. Baxxter ist es schon lange gewohnt, vor großem Publikum zu spielen, aber dass Techno und der elektronische Dancefloor solche Massen anzogen, war dann doch eine Überraschung. Keiner wollte nach Hause. Klar: Man hatte lange genug auf Livekonzerte verzichtet. Also jetzt Samples, leicht bekleidete Tänzerinnen, eine wirklich ordentliche Pyroshow und Songs von “God Save The Rave” über “Nessaja” und “How Much Is The Fish?” bis hin zum ultimativen “Endless Summer” mit dem unvermeidlichen “Hyper, Hyper”. Mottosong war definitiv “FCK 2020” als ein “Fick dich” an die Corona-Jahre. Und zu “Fire” war die Hütte ordentlich am brennen. Scooter am Ring? Aber ja doch!
Als Fazit des ersten Tages bleibt zu sagen: Das Line-up war besser als sein Ruf. Viel Partymucke, was dem feier-, tanz- und springwütigen Publikum gerade recht kam. Das im Vorfeld stark kritisierte Cashless-System hat gut funktioniert und sorgte dafür, dass die extrem langen Schlangen vergangener Jahre ausblieben. Auch gut! Und die Wettervorhersagen hatten zum Glück gelogen. Es war den ganzen Tag über trocken mit leichter Sonnenbrand-Gefahr. So ist es auch für Tag 2 angesagt. Mal sehen.
Das war Tag 1 bei ROCK AM RING 2022 mit den Shows von den DONOTS, You Me At Six, Jan Delay & Disko Nr. 1, Måneskin, The Offspring und Marteria. Seht hier unsere Fotogalerie von Freitag, 3.6.2022 – ROCK ON!More
Willkommen zur deutsch-deutschen Ost-West-Therapie! Marteria und Die Toten Hosen laden ein zur Premiere ihrer Videos der heute erscheinenden Doppel-A-Seiten-Single „SCHEISS WESSIS“ / „SCHEISS OSSIS“. Es geht um ein gesamtdeutsches Problem: Wie kann es sein, dass es über 30 Jahre nach dem Mauerfall immer noch ein Fremdeln und so viele Vorurteile zwischen Ost- und Westdeutschen gibt? Wieso spricht man überhaupt noch von Ost- und Westdeutschen? Wieso kommen viele Wessis und Ossis so lange nach der Wiedervereinigung immer noch nicht miteinander klar?
Als Marteria und die Hosen die Songs vor drei Monaten eingespielt haben, war die Welt aber noch ein andere: mit dem Beginn von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine ist nichts mehr, wie es vorher war. Die beiden Songs erscheinen jetzt zeitlich in einem völlig anderen Kontext, als sie gedacht waren. Die Musiker haben sich trotzdem entschlossen, die Lieder zu veröffentlichen, weil sie letztendlich als Hymnen auf den Zusammenhalt und die Freundschaft gedacht sind, egal woher man kommt. Das erscheint in der aktuellen Situation wichtiger denn je.
Das Konzept für die dazugehörigen Videos war schnell klar: Es funktioniert nur mit Gästen aus beiden Teilen der Republik, die, jeder auf seine Art und Weise, stilprägende Repräsentanten der sogenannten alten und neuen Bundesländer sind. „Es war ein Riesenspaß, uns zu überlegen, wer dabei mitmachen könnte und wir sind unfassbar glücklich über unsere Gäste. Alle haben sofort den Humor und den Spirit hinter der Idee verstanden und waren mit vollem Körpereinsatz dabei. Ob Roberto Blanco, Finch, der wahre Heino, Cem Özdemir oder Katarina Witt – sie alle haben uns einen unvergesslichen Tag geschenkt (und einen Haufen Autogramme).“
Vor über zehn Jahren trafen sich der Rostocker Rapper Marteria und der Düsseldorfer Rockmusiker Campino beim Fußballspielen im Backstage-Bereich eines Festivals, es war Liebe auf den ersten Blick. Auch die anderen Toten Hosen lernten den Rapper bald kennen. Daraus resultierte schnell eine Zusammenarbeit: Für das Album „Ballast der Republik“ schrieben Campino und Marteria gemeinsam einige Texte. Das war nur der Anfang einer großen Freundschaft, die im Laufe der Jahre durch viele weitere Projekte, gemeinsame Reisen, Parties und Auswärtsfahrten immer intensiver wurde. Nun kommt es zu einer spektakulären Kollaboration. Mit der Doppel-A-Seiten-Single „SCHEISS OSSIS“ / „SCHEISS WESSIS“ beleuchten Marteria und Die Toten Hosen in jeweils eigenen Songs Befindlichkeiten und Selbstwahrnehmungen im Jahr 32 nach dem Mauerfall.
„SCHEISS WESSIS“ ist die erste Single der am 27.05. erscheinenden, neuen Werkschau „Alles aus Liebe: 40 Jahre Die Toten Hosen“. Die Single wird zusammen mit Marterias „SCHEISS OSSIS“ als Doppel-A-Seiten-Single, limitiert auf 4.000 Stück in bundesgrünem und 4.000 Stück in zonenblauem Vinyl sowie als Download und Stream veröffentlicht.
“SCHEISS WESSIS” und “SCHEISS OSSIS” – natürlich ist das eine gemeinsame Aktion von Marteria und den Toten Hosen. Es geht um eine Sache, die uns schon seit langer Zeit beschäftigt: Wie kann es sein, dass es über 30 Jahre nach dem Mauerfall immer noch ein Fremdeln und einen Haufen Vorurteile zwischen Ost- und Westdeutschen gibt? Wieso spricht man überhaupt noch von Ost- und Westdeutschen?
“Als wir die Songs vor drei Monaten eingespielt haben, war die Welt noch ein andere: mit dem Beginn von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine ist nichts mehr, wie es vorher war. Vielleicht ist auch unser Thema dadurch etwas in den Hintergrund gerückt, aber letztendlich sind diese Lieder auch ein Plädoyer für das Zusammenwachsen, für das Gemeinsame und für die Freundschaft. Wir können es kaum erwarten, die Songs mit Euch zu teilen.” (Die Toten Hosen & Marteria, 17. März 2022)
Vor ziemlich genau zehn Jahren trafen sich der Rostocker Rapper Marteria und der Düsseldorfer Rockmusiker Campino beim Fußballspielen im Backstage-Bereich eines Festivals, es war Liebe auf den ersten Blick. Auch die anderen Toten Hosen lernten den Rapper bald kennen. Daraus resultierte schnell eine Zusammenarbeit: Für das Album „Ballast der Republik“ schrieben Campino und Marteria gemeinsam einige Texte. Das war nur der Anfang einer großen Freundschaft, die im Laufe der Jahre durch viele weitere Projekte, gemeinsame Reisen, Parties und Auswärtsfahrten immer intensiver wurde.
Nun kommt es zu einer spektakulären Kollaboration. Es geht um ein heißes gesamtdeutsches Eisen: Wieso kommen so viele Wessis und Ossis über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch nicht miteinander klar? Mit der Doppel-A-Seiten-Single „SCHEISS OSSIS“ / „SCHEISS WESSIS“ beleuchten Marteria und Die Toten Hosen in jeweils eigenen Songs Befindlichkeiten und Selbstwahrnehmungen im Jahr 32 nach dem Mauerfall.
Die Veröffentlichung erscheint auf dem Label der Toten Hosen als Doppel-A-Seiten-Single, limitiert auf 4.000 Stück in bundesgrünem und 4.000 Stück in zonenblauem Vinyl sowie als Download und Stream. Auf allen Vorbesteller-Plattformen sind die Vinylsingles leider schon ausverkauft, im ausgewählten Schallplattenfachhandel gibt es zur Veröffentlichung am 25.3. noch einige Exemplare.
ALLES AUS LIEBE – 40 JAHRE DIE TOTEN HOSEN
10.06.22 Köln – RheinEnergieSTADION – Ausverkauft
15.06.22 Rostock – IGA Park
18.06.22 München – Olympiastadion
24.06.22 Düsseldorf – Merkur Spiel-Arena – Ausverkauft
25.06.22 Düsseldorf – Merkur Spiel-Arena – Ausverkauft
30.06.22 Kassel – Auestadion
02.07.22 Wien – Krieau Open Air
09.07.22 Großpösna – Störmthaler See (bei Leipzig)
14.07.22 Hamburg – Open Air am Volkspark
16.07.22 Stuttgart – Cannstatter Wasen – Ausverkauft
17.07.22 Zürich – Letzigrund Stadion
20.07.22 Locarno – Moon&Stars
23.07.22 Freiburg – Messeplatz
24.07.22 Mannheim – Maimarktgelände
20.08.22 Berlin – Flughafen Tempelhof
27.08.22 Bremen – Bürgerweide – Ausverkauft
03.09.22 Konstanz – Bodensee Stadion
10.09.22 Minden – Weserufer Kanzlers Weide – Ausverkauft
Der Rostocker Marten Laciny lässt seine alter egos Marsimoto und Marteria auf den Studioalben seit 2006 in gewohnter Weise abwechselnd in Erscheinung treten. So ist “5. Dimension” zwar schon sein zehntes Album, doch der Titel passt zugleich perfekt zum fünften Marteria-Release.
Marteria ist einer der größten und einflussreichsten Künstler*innen, die dieses Land je gesehen hat. Er hat mit so unterschiedlichen Artists wie Casper, Bausa, Haftbefehl, Trettmann, DJ Koze, Siriusmo, Miss Platnum, Udo Lindenberg oder Peter Fox zusammengearbeitet. Seine Alben haben Gold und Platin geholt, Echos und 1Live Kronen. Vor allem aber haben sie deutsche Popmusik verändert.
Wie niemand sonst versteht es Marteria, zukunftsweisende Beats zwischen Rave und Randale mit den ganz großen Melodien und Emotionen zu verbinden. Und wie niemand sonst schafft er es, mit nur wenigen Worten alles zu sagen, was es zu sagen gibt.
Mit “5. Dimension” wollte Marteria eine Platte machen, die von der Nacht erzählt und das Feiern feiert. Herausgekommen ist eine Platte über das Leben. Und vielleicht ist das ja gar kein so großer Unterschied. Für Marteria war das Feiern immer mehr als nur Spaß und Eskapismus.
In der Nacht gehe es darum, etwas über sich selbst zu erfahren, hat er einmal gesagt: eine eigene Wahrheit zu suchen und auch zu erschaffen. “5. Dimension” ist das Album zu dieser Erkenntnis. Es handelt von grellen Verheißungen und finsteren Abgründen. Von Liebe und Lostness. Von der unbestimmten Suche nach Mehr und diesen Momenten der Gewissheit, in Wahrheit alles schon gefunden zu haben.
“Jeder Song ist etwas ganz Besonderes für mich. Es ist, als hätte ich mich selbst wieder gefunden. So will ich mich hören, und so soll ich in Erinnerung bleiben. Liebe.” So fasst Marteria das Ergebnis zusammen.
“Niemand bringt Marten um” heißt es zum Einstieg. Eine launische Selbstanalyse. Danach wird es sehr elektronisch – mit Unterstützung von Freund*innen wie ÄTNA, Yasha, DJ Koze und Miss Platnum. Chillige Songs und Tanzhymnen geben sich die Klinke in die Hand. So beschreibt Marteria das Clubleben und ist dabei relativ ernst.
Wenn man noch den Konzertmitschnitt “Live im Ostseestadion” im Ohr hat, fährt Marteria hier deutlich mit angezogener Handbremse. Dennoch ergänzen sich Stimme und Stimmung perfekt. Nicht sein bestes Album, aber ein solides fünftes Werk.
Er hat’s schon wieder getan! Udo Lindenberg gönnt sich und seinen Fans ein zweites “MTV unplugged”. Teil 1 erschien unter dem Titel “Live aus dem Hotel Atlantic” im Jahr 2011 und hielt sich ganze 117 Wochen in den deutschen Charts – ein Rekord auch für den Panikrocker mit seinen unzähligen Veröffentlichungen. Vor allem die Neuauflage von “Cello” im Duett mit Clueso sorgte für Dauer-Airplay im Radio.
Sieben Jahre später heißt die Fortsetzung “Live vom Atlantik”. Der Kapitän der deutschen Musikszene ist wieder in See gestochen und holt eine ganze Reihe alter und neuer Freunde mit auf die Reise. Der Release erscheint in verschiedenen Formaten – ob DVD, BluRay, CD oder Vinyl. Mir liegt zur Review die sogenannte “Zweimaster-Edition” auf zwei CDs vor. Mitgeschnitten wurde das Konzert (wie auch die erste unplugged-Version) im Hamburger Kampnagel. Drei Abende waren es vom 4. bis 6. Juli 2018. Eine Auswahl von 27 Songs wurde hier zusammengestellt.
Tja. Wo soll man anfangen? Udo ist in Topform, wie stets im neuen Jahrtausend. Die großen Krisen der 90er Jahre sind längst vergessen. Und wer irgendwie auf die Idee kommen sollte, Teil 2 müsse naturgemäß ohne die großen Hits auskommen, irrt gewaltig. Der Deutschrock-Barde hat noch einiges in petto. Vielleicht nicht immer sofort zum Mitsingen für Otto Normalhörer, doch die Songs aus alten und jüngeren Tagen gehen so schnell ins Ohr, dass dies kein Problem ist.
“Ich träume oft davon, ein Segelboot zu klau’n” ist ein wundervoll melancholischer Start. Dann folgt “Hoch im Norden” – mit dem passenden nordischen Duettpartner Jan Delay, Lindenbergs Spezi seit vielen Jahren. “Du knallst in mein Leben” ist der erste große Hit zum Abfeiern und Nathalie Dorra verfeinert den Titel “Meine erste Liebe”.
Von Andreas Bourani erwartet die Musiklandschaft schon seit Jahren Neues. Udo hat ihn für den “Radio Song” an Bord. 1976 erstmals erschienen – jetzt aber wieder ganz weit vorne. Die nächsten vier Songs gefallen mir ganz besonders: “Kleiner Junge” aus dem Jahr 1983 gibt es jetzt zusammen mit Reggae-Freund Gentleman. Dann schmettert die Kindertruppe Kids on Stage, die schon häufiger mit Udo unterwegs war, “Wir ziehen in den Frieden”, Klaus Doldingers “Tatort”-Melodie erklingt und Maria Furtwängler singt “Bist du vom KGB”.
Mit Udo und Alice Cooper stehen zwei alte Herren auf der Bühne, die ihre Alkoholsucht im letzten Jahrtausend erfolgreich überwunden haben um danach wieder kräftig durchzustarten. Die neue Version von “No More Mr. Nice Guy” ist zwar überraschend brav geraten, wurde aber von Udo mit “So’n Ruf musste dir verdienen” stellenweise solide eingedeutscht. Marteria verpasst “Bananenrepublik” eine Verjüngungskur. Und mit Angus und Julia Stone sorgt ein australisches Geschwisterpaar für ordentlich Pep bei “Durch die schweren Zeiten”.
Zum Ende hin bekommt das legendäre Panikorchester genügend Raum, um einige Titel wie “Rock’n’Roller” und “Good Bye Jonny” stilgerecht zu begleiten. Und mit Jean-Jacques Kravetz endet das zweite unplugged-Album ganz hymnisch und zukunftsorientiert: “Sternenreise” ist definitiv eines der Highlights.
Der Rundumschlag durch Udos Karriere wirkt umfassend und spürbar zeitlos, vor allem in den filigranen akustischen Arrangements. Hier kann man so manche Perle wiederentdecken. Den optischen Eindruck kenne ich nur von den inzwischen veröffentlichten Videos – es scheint aber eine sehr entspannte Atmosphäre gewesen zu sein. Muss man noch erwähnen, dass das Digipack mit dem Artwork aus Udos Likör-Feder wieder wundervoll gelungen ist? Lindenberg hat sich mit inzwischen 72 Jahre ein weiteres Mal neu erfunden. Wie ein alternder Staatsmann, der sich mit jungen Weggefährten umgibt und seine Karriere Revue passieren lässt. Aber müde wird er nicht. 2019 steht eine fulminante Tour ins Haus – und das nächste Studioalbum ist vermutlich auch längst in der Mache. Weiter geht’s.
Momentan ist Marten Laciny – besser bekannt als Marteria oder Marsimoto – mit seinem Kumpel Casper live unterwegs und bricht alle Rekorde, vor allem was die Ticketverkäufe im europäischen Ausland angeht. Hier aber liegt uns der Mitschnitt seines wahr gewordenen Traums vor: Ein Auftritt im Ostseestadion, der Heimat des FC Hansa Rostock, dem auch die Treue des gebürtigen Rostockers Marteria gehört.
Natürlich bietet der Rapper alles auf, was nötig ist, um vor dieser Kulisse zu bestehen. Und man sieht ihm die Freude zum Tourabschluss deutlich an. Es ist ein gänsehauterzeugendes Ereignis mit bekannten Titeln aus der kompletten Marteria- und Marsimoto-Ära. “Roswell” und “Aliens” finden sich zu Beginn. Das geniale “Endboss” gefolgt von dem nicht weniger fetten “Scotty beam mich hoch”, um beim SF-Thema zu bleiben.
“El Presidente” und “Marteria Girl” dürfen nicht fehlen. Und für “R.O.S.T.O.C.K.” werden etliche ehemalige Weggefährten zum gegenseitigen Abfeiern auf die Bühne geholt: Gabreal, Pussi, Mas Massive und Homez sind mit am Start. Damit wird die Marteria-Karriere ordentlich bedacht und das Stadion ist mit Zehntausenden Feierwütigen auf seiner Seite.
Teil zwei des Sets findet seine Steigerung in einigen Marsimoto-Songs, bevor Casper die Bühne entert und gemeinsam mit Marteria “Champion Sound”, “Supernova” und “Adrenalin” performt. Natürlich darf auch “Lila Wolken”, die Nummer 1 mit Miss Platnum, nicht fehlen, um das emotionale Finale einzuläuten.
Marteria fährt hier alles auf, was ihn ausmacht, und holt Rostock ins heimische Wohnzimmer. Vielleicht der beste Livemitschnitt eines deutschen Solo-Rappers bislang.
Punkt 21 Uhr geht es los: die Übertragung beginnt und Marteria blickt stolz durch die ausverkaufte Lanxess Arena. Das hier ist etwas Besonderes, sagt er, das größte Indoor-Konzert, das er ja gespielt hat.
Er startet mit „Roswell“, dann „Aliens“, dann „Endboss“. Die Songs vom neuen Album kommen hier tatsächlich genauso gut an wie die alten Sachen. Und auch wenn ich persönlich kein Fan vom neuen Album bin, gefällt mir das live wirklich sehr gut. Die Leute feiern, werfen die Arme und als ich mich von dem Typ vor mir befreit habe, der nach 2 Songs schon 3 volle Becher Bier hat fallen lassen, finde ich vorne die Dance-Crowd. Hier ist es laut, hier dröhnt der Bass in Hals und Herz, hier ist man textsicher und bewegt sich. Selbst beim kurzen „Kostümwechsel“ zu „El Presidente“ machen die Leute vorne weiter.
Ganz begeistert bin ich von der Band und vor allem den tollen Backgroundsängerinnen, hier hätte ich gerne jedes einzelne Outfit, danke. Immer wieder stürmen die Ladys zusammen mit Marteria die Bühne, wirbeln Handtücher und machen Druck. Hier vorne wirkt das! Besonders beim letzten Song „Links“ vor dem Überraschungsgast bleibt keiner auf seinem Platz und wir werden einmal gut durchgewirbelt. Ruhiger wird es eigentlich nur einmal, als Marteria sich an den Bühnenrand setzt und mit „Gleich kommt Louis“ ein persönliches Stück über sein Kind anstimmt.
Wo genau das Konzert aufhört und die Zugaben beginnen, kann man gar nicht genau sagen. Irgendwann wechselt Marteria zu Marsimoto (ja, der ist überraschend auch da), und wie schon im letzten Jahr im Palladium flutet er die Halle mit grünem Nebel. In der Lanxess Arena klappt das natürlich nicht ganz so gut, aber vorne sind wir praktisch weg. Als Marsimoto stellt er auch einen neuen Songs vor: „Chickenterror“ und der Bass dröhnt mittlerweile so hart, dass das auch mit guten Ohrenstöpseln fast nicht mehr funktioniert. So mag ich das. Aber egal ob als Marteria oder Marsimoto – auch wenn man ihm mainstream-radio-pop-hiphop vorwirft, bleibt der Mann politisch und sagt seine Meinung. Das ist gut und richtig.
Hier mein Highlight des Konzerts:
14.000 Menschen singen lauthals „Alle haben’n Job, ich hab’ Langeweile, keiner hat mehr Bock auf kiffen, saufen, feiern …“, während Marteria das Mikro runternimmt und schon wieder stolz in die Menge blicken kann. „Kids“ ist und bleibt sein bester Song, und das weiß er auch und hängt gleich noch so eine Art „Party-Remix“ dran. (Und ja, „Lila Wolken“ kommt gleich hinterher, aber der erfolgreichste Song ist nicht immer der beste. Auch wenn der Anblick der ganzen leuchtenden Handylichter natürlich grandios ist und neben mir die große Knutscherei losgeht).
Zur nächsten Zugabe blickt Marteria durch die Halle und erinnert sich zurück an seine ersten kleine Konzerte in Köln in der Werkstatt und im Stadtgarten. (Ich sag doch: geht mehr auf kleine Konzerte!) Als er „Welt der Wunder“ anstimmt wird die Feuerzeug- und Handylicht-Wand noch beeindruckender. Da klopft das Herz und das Handy wird für Selfies gezückt. Am Ende stellt er jedes Bandmitglied einzeln vor, erzählt etwas über sie oder ihn und gibt ihnen einen dicken Kuss. Das ist so schön, so familiär, obwohl wir hier mit 14.000 Leuten auf die Bühne starren.
Und dann, eigentlich auch ein Highlight, aber eben nicht ein einzelner Moment, springt Marteria in die große Zugabe und wir zeigen den ganzen Leuten den Mittelfinger, die vorher schon schnell zur Garderobe und nach Hause gefahren sind. Nach der langen Verabschiedung gibt es den Song für die Fans, die noch immer da sind. „FEUER“! Mit echtem Feuer, wow, ist das heiß. Dann ist auch Marsimoto wieder da, und dann spielt Marteria wieder und wieder „die letzten 20 Sekunden“, obwohl das Konzert schon lange vorbei ist. Erst laut, dann lauter, dann laut und wild, dann ziehen wir alle unsere Shirts aus und schmeißen sie in die Luft. Dann macht Marteria mitten in der Halle weiter, und dann ist das Mikro weg und das ist auch egal. Alles durcheinander, alle verschwitzt und erschöpft und glücklich.
Das war sicher eines der besten Show-Enden, die ich gesehen habe. Und bevor Marteria die Bühne verlässt und die Übertragung endet, schaut er noch mal kurz durch den Saal. Stolz kann er sein.
Hier findet ihr unsere Fotos vom Marteria Konzert am 02. Dezember 2017 in der Lanxess Arena in Köln.
Man wird fast nostalgisch, wenn man an die Redaktionsbilder des letztjährigen Summerjam-Festivals am Fühlinger See denkt: Lachende Gesichter, gebräunte Haut – und vor allem Sonne satt. Es hätte doch alles wieder so kommen können, aber was erwartet einen stattdessen in den kommenden Tagen und Nächten? Regen! Überall! Unwetter, Nässe und abgesoffene Zelte kennt man zu genüge von anderen großen Musikfestivals, doch es ist gerade das Wetter, das meistens ein Reggae-Festival wie das Summerjam komplett abrundet.
Der Freitag
Bereits beim Durchqueren der Campingplätze sind überall neidische Blicke auf Camper zu sehen, die das Glück hatten sich einen Platz direkt am See zu ergattern. „Wenn das mal nicht nach hinten losgeht“, lachen manche hämisch. Nur so viel dazu: Das wird es. Nichtsdestotrotz steht man pünktlich und in bester Feierlaune vor der Red Stage um den Beginn des „Marteria & Co Deluxe-Pakets“ in Form von Marteria selbst, Kid Simius und Miss Platnum zu sehen. Generell war der Aufschrei in den sozialen Netzwerken bei dieser Combo auffallend groß: Von unqualifizierten Aussagen wie „die Idioten haben hier nichts verloren“ bis hin zu „die nehmen anderen einen Slot weg“ ist alles mit von der Partie. Bei Miss Platnum behält die grässliche Fratze der Social Media Meute bedauerlicherweise recht. So sehr man versucht den Lyrics zu folgen oder zur Musik zu tanzen, so sehr schläfrig wirkt der Auftritt der Berlinerin. Lediglich zwei junge Frauen mit Sonnenblumenketten und Herzbrille klatschen bei jedem beendeten Song gen Himmel, als wolle man die Wolken damit verscheuchen, welche sich nun immer mehr verdichten. Nach einem halben Set hat man genug von der Dame und widmet sich der pickepackevollen Dancehall Area, bei der gerade das WM-Spiel Deutschland gegen Frankreich gezeigt wird. Auch hier kann man ein sehr internationales Publikum bestaunen: Neben Franzosen und Deutschen, sind auch jede Menge Jamaikaner, Holländer (besten Dank für das Schultenbräu) und Belgier vor Ort, um das Spiel der Spiele auf einer kleinen Wand zu verfolgen. Nach dem Abtauchen in Alibi-Patriotismus und „Deutschland, Deutschland“ – Rufe geht es schnurstracks zum verrücktesten Live-Act des gesamten Festivals. Was sich der Veranstalter bei der Verpflichtung des Österreichers Left Boy gedacht hat, kann er wohl nur selber wissen. Sicherlich liefert er eine gute Show ab, aber…Klopapierrollen und Eiscreme in die Menge werfen? Tanzende Riesenchucks auf der Bühne? Völlig überzogene und anstrengende Beats auf dem angeblich „größten Reggae-Festival“ Europas? Der Genrevielfalt in allen Ehren, aber die Kritik der „Entfremdung des Ursprungs“ ist spätestens seit dieser Mischung aus Macklemore und Moneyboy nicht mehr von der Hand zu weisen. Lediglich Marteria wird der Hetze nicht gerecht, sondern liefert eine tolle Live-Show ab. Allen voran sein Alter Ego Marsimoto kommt hervorragend bei der Menge an: Der Song „Grüner Samt“ hüllt die gesamte Red Stage in den süßen Geruch von Schwarzem Afghanen. Überall sind Feuerzeuge, brennende Lunten und glücklich verquollene Gesichter zu sehen. Zum ersten Mal hat man sogar das Gefühl, das Publikum könne textsicher mitsingen. Dies macht sich vor allem bei „Welt der Wunder“ bemerkbar, als ein einstimmiger Chor aus tausenden Kehlen den Refrain „Und du glaubst nicht an Wunder?“ dem Rostocker entgegen brüllt. Ein gelungener Abschluss für einen eher durchwachsenen Tag.
Der Samstag
Bei der neutäglichen Runde über das Gelände am Samstag sind keine neidischen Blicke mehr auf Zelte direkt am Wasser gerichtet – einfach aus dem Grund, dass alle Schlafplätze samt Camper weggespült wurden. Zu verheerend sind die Regenmassen, die den gesamten Tag über auf das Festival niedergehen. Viele der Camper sind vor den Fluten zurück gewichen, haben ihre Lagerplätze, sofern diese noch nicht den Sturzbächen zum Opfer gefallen sind, von unmittelbarer Seenähe weiter nach hinten verlegt, um Schlafsäcke und Klamotten vor der Nässe zu schützen. Trotzdem: So schlecht das Wetter auch ist, so ungetrübt wirkt die Stimmung der Besucher. Nach einer kurzen Pause im Auto, in das sich vor dem Regen geflüchtet wurde, bevölkern wieder ganze Heerscharen in Regenjacken und Mülltüten die Schlammarenen vor den Stages. So auch vor der Red Stage, auf der an diesem Nachmittag Milky Chance zumindest musikalisch die Sonne scheinen lassen. Die ruhigen, tanzbaren Rhythmen des Duos sind ein Lichtblick am sonst so trüben Himmel. Danach lautet die Parole wie schon am Abend zuvor: Allez le bleus! Denn Deutsch-Französisch weiter geht es mit der Ska-Band Irie Révoltés. Nach dem starken und intensiven Auftritt der „glücklichen Aufständischen“ wird noch einmal kurz ein Unterstand aufgesucht, um sich vor den anhaltenden Regenfällen in Sicherheit zu bringen. Dann heißt es auch schon wieder auf zu den ebenfalls aus Frankreich stammenden Musikern von Dub Inc. Spätestens jetzt sind die deutsch-französischen Wogen wieder geglättet. Völkerverständigung auf Summerjam-Art. Auf der Green Stage gibt anschließend Konshens den Ton an und hat sich einen Back- Up als Verstärkung mitgebracht, den er gut gebrauchen kann. Denn der Künstler aus Kingston gibt alles, um den Leuten, die ihm in den schlammigen Pfützen vor der Bühne zu jubeln, trotz des miserablen Wetters eine gute Show zu liefern. Es ist ihm geglückt. Apropos gute Show: Mit SEEED ist dem Festival für diesen Samstagabend, wie nicht anders zu erwarten, ein dicker Fisch ins Netz gegangen. Ob Songs von Peter Fox oder aus ihren vier Alben, alles wird mitgesungen. Einzig störend ist der nicht ausreichend vorhandene Platz, was anscheinend einigen Besuchern auf den Magen schlägt. Immer wieder sind kleinere Schubsereien zu sehen, es wird um jeden Zentimeter gekämpft. Das soll der allgemein sehr guten Stimmung aber keinen Abbruch bereiten. Höhepunkt ist ganz klar der Harlem Shake, bei dem man zwar nicht mehr die Bühne, dafür aber allerhand an umherwirbelnden Kleidungsstücken sieht. Es macht immer wieder Spaß die Berliner Dancehall-Combo zu sehen und das glücklicherweise auch noch bei trockenem Wetter! Morgen dann bitte genau so wieder!
Der Sonntag
Hähä, denkste. Kaum möchte man ein paar Fotos mit Campern schießen entlädt sich der Himmel erneut. Man will gar nicht erahnen wie viele Massen an Wasser am Samstag und heute insgesamt auf die Besucher niedergeprasselt sind. Egal, die Show muss weitergehen – und zwar auf der Green Stage. Man will es ja nicht wahrhaben, aber dass man Dilated Peoples tatsächlich mal bei einem Reggae-Festival bestaunen kann, damit hätten wohl die wenigsten gerechnet. Die HipHop Crew aus Los Angeles überzeugt und lässt es sich nicht nehmen auf Unterstützung aus dem Publikum zurück zu greifen. Kurzerhand wird ein russischer Fan auf die Bühne geholt, der bei einem Song den Back-Up Gesang übernimmt. Höhepunkt der Show ist natürlich das großartige „When Worse Comes To Worse“ und siehe da – bei so einer guten Show lässt sich sogar die Sonne anerkennend blicken, wenn auch nur kurz. Leider zur selben Zeit, und deswegen gewiss zu Unrecht etwas vernachlässigt, spielt Johnny Osbourne auf der Red Stage, bei der man eine beschämend lustlose Menge vorfindet. Warum?, möchte man sich da fragen, erlebt man doch noch eine fette Live-Performance des gealterten Reggae-Stars vergangener Tage. Von einem richtig ordentlichen Auftritt können Die Orsons hingegen leider nur träumen. Maeckes, Tua, Kaas und Plan B sind mit ihrer HipHop-Band zwar verdammt erfolgreich und haben auch in der heutigen Crowd viele Anhänger, doch beim dritten Auftritt der Band auf dem Summerjam kann man sie als Gesamtpaket vergessen: Zu viel Klamauk, zu wenig Authentizität, zu wenig Summerjam. Der gesamte Auftritt wirkt als ob man die Heuschnupfentabletten mit anderen Pillen verwechselt hätte. Immerhin: Passend zum zeitgleich stattfindenden CSD setzt sich der Vierer mit dem Song „Horst & Monika“ ein Zeichen gegen Rechtsradikale und für mehr Toleranz.
Gerüchte um einen vorzeitigen Abbruch des Festivals, auf Grund eines angekündigten Unwetters, werden dann – Gott sei Dank- noch rechtzeitig widerrufen: Der Großteil des Gewitters macht einen Bogen um das Gelände, als wollte es einen gelungenen Abschluss der dreitägigen Feier nicht zerstören. Durch diesen glücklichen Umstand können dann Nneka und Jimmy Cliff doch noch auf die Bühnen. Vor allem letzterer präsentiert sich trotz fortgeschrittenen Alters in absoluter Bestform – Seien es „The Harder They Come“, „Vietnam“ oder das Cover „Rivers of Babylon“. Ein ganz besonderer Moment bietet sich beim Opener „You Can Get It, If You Really Want“, als ein Regenbogen über den Köpfen der Menschen erscheint. Als ob der Mann aus Kingston nun den Heilsbringer spielt und den Regen vom Festival verbannt. Die Gäste bedanken sich auf ihre Art: Tanz, Applaus und Party. Dennoch merkt man, dass sie traurig sind, dass das Massenspektakel nun doch zu Ende gehen soll. Nach drei Festivaltagen winkt man dem Abschlussfeuerwerk wehmütig auf Wiedersehen.
Auch dieses Jahr hat das größte Reggae-Festival Europas sehr gutes Feedback von allen Seiten erhalten, trotz sehr durchwachsenem Wetter. Ein Kritikpunkt muss aber doch angebracht sein: Ein breitgefächertes Line-Up mit Bands verschiedener reggaeaffinen Genres stellt sicherlich eine Bereicherung für das Gesamtpaket dar. Nur hört bitte auf mit Experimenten wie beispielsweise Leftboy, da diese eine Verschwendung wertvoller Slots sind, welche man wunderbar mit lokalen und aufstrebenden Künstlern füllen könnte. Es bleibt ohnehin abzuwarten, welche Bands den Fühlinger See im kommenden Jahr besuchen werden. Dann feiert das Festival sein dreißigjähriges Jubiläum. Man darf sich also schon jetzt auf ein noch besseres und hoffentlich sonniges Summerjam freuen. Bis dahin: Share your love!
Fotos Rock am Ring 2014
Fans von Seeed und Peter Fox ist Miss Platnum schon länger ein Begriff. Auch bei der Musik von Marteria hat sie bisweilen ihre starke Stimme im Spiel. Bisher waren die Zuschreibungen ganz einfach: fette Balkan-Beats, bläsergeschwängerte englische Songs, Dauergäste für den Dancefloor. Doch der Titel “Glück und Benzin” deutet bereits an, dass Miss Platnum ihren Stil runderneuert hat und sich zu neuen Ufern begibt. Ausschließlich deutsche Tracks liefert das neue Album. Ein Grund dafür mag sein, dass die Single “Lila Wolken” gemeinsam mit Yasha und Marteria so erfolgreich war.
Das größte Pfund, mit dem Ruth Maria Renner (so lautet der vollständige Name der in Rumnänien geborenen Sängerin) aber wuchert, ist ihre fantastische, energische Stimme. Songs wie “99 Probleme” und “Gläser an die Wand” sind sehr rhythmisch gehalten und bieten ausgeprägte elektronische Elemente. Zudem versteht es Miss Platnum immer wieder, orientalisches Flair in die Stücke zu bringen. Selbst Balladen wie “Letzter Tanz” bleiben in ihrer basalen Struktur tanzbar und ufern zum epischen Longtrack aus, der in seiner Vielseitigkeit jede Tanzfläche zum Beben bringen kann.
Das neue Netzwerk wird ausgebreitet, wenn die Kumpels als Feature mitwirken: Yasha beteiligt sich am Titeltrack, Nico von K.I.Z. wirkt bei Hüftgold mit und Marsimoto alias Marteria spielt den Duettpartner für “1000 Jahre telefonieren”. Schräge E-Gitarren bei “Frau Berg”, poppige Klänge für “Nur die Liebe” – langweilig wird es definitiv nicht. Immerhin hat sich Miss Platnum erfolgreich neu erfunden. Die Balkan-Zöpfe sind abgeschnitten und wir können uns an einem ungewohnten, zum Teil melancholisch gehaltenen Deutschrock-Album erfreuen. An den modernen, elektronischen Sound werden wir uns auch noch gewöhnen.
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TOURTERMINE
05.05. München, Ampere
06.05. Leipzig, Werk2 (Halle D)
08.05. Berlin, Lido
09.05. Krefeld, Kufa
10.05. Heidelberg, Karlstorbahnhof
12.05. Köln, CBE
13.05. Hamburg, Mojo Club
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Der Rapper Marteria gab das neunte Konzert seiner aktuellen Tour am 16.03.2014 im Palladium in Köln. Das war von den Konzerten seiner aktuellen Tour als erstes ausverkauft, was die lange Schlange am Eingang erklärte. Auf seiner „Zum Glück in die Zukunft II“ Tour, die den Namen seines aktuellen Albums trägt, zog er in Köln dadurch etwa 4000 Fans in seinen Bann.
Neben Songs seines neuen Albums präsentierte Marteria auch Songs seines vorherigen Albums „Zum Glück in die Zukunft“ und Songs, die unter seinem Alter-Ego Marsimoto veröffentlicht wurden.
Der Start des Konzertes ließ erahnen, dass dieses Konzert nicht nur aus Zuhören bestehen wird. Direkt zu Beginn gab Marteria seine neuste Single „OMG!“ zum Besten. Als das Publikum diesen Song erkannte, erklang Jubel und man fing an zu springen und tanzen.
Nach diesem Auftakt präsentierte er ruhigere Songs seines aktuellen Albums wie „Pionier“ und „Eintagsliebe“. Bei dem Song „Glasklar/Herzerglüht“ wurde Marteria von Yasha und Miss Platinum unterstützt. Der anschließende Song „Kids“ ließ die Zuschauer erneut laut losjubeln und spätestens zu diesem Zeitpunkt bewegte sich jeder zu dem bekannten Beat.
Der Top-Hit „Lila Wolken“, welcher sich in Deutschland mehrere Wochen auf Platz 1 hielt, wurde erneut von dem Trio Miss Platinum, Yasha und Marteria gemeinsam performt und ließ die Massen textsicher mitsingen. Miss Platinum sang anschließend weitere Songs alleine, wie z.B. „99 Probleme“.
Nach dieser ‚Überbrückungszeit‘ erschien grüner Rauch und die langjährigen Fans wussten bereits, dass dies den Auftritt von Marsimoto bedeutet.
Marteria zeigte sich für die kommenden Songs in einem grün leuchtenden Overall und einer grünen Maske. Der Geruch von gerauchtem Cannabis stieg einem mit dem Start des Songs „grüner Samt“ in die Nase, denn die Fans haben sich dies für den Auftritt von Marsimoto aufgehoben. Die elektronisch gepitschte Stimme von ihm ertönte und die ausgelassene Stimmung wurde genossen.
Wieder in seinem vorherigen Outfit zeigte sich Marteria anschließend mit Songs wie „Endboss“ und „Marteria Girl“ von seines älteren Album „Zum Glück in die Zukunft“. Die Songs erweckten noch stärker den Eindruck man sei auf einer Party und so gaben sich die Zuschauer auch.
Einen abschließenden Höhepunkt erreichte das Konzert durch den Song „Feuer“, welchen wieder das gesamte Trio performte und damit angekündigt wurde, dass jeder ein Feuerzeug und bloß kein Handy-Licht anmachen sollte. Durch die Aufforderung sich hinzuhocken und zu Beginn des Refrains aufzuspringen, sprang die gesamte Masse überschwänglich zu den Beats.
Das Ende des Mainsets wurde mit dem Song „Welt der Wunder“ beendet. Man merkte schon zu diesem Zeitpunkt dass die Fans noch nicht für ein Ende bereit waren.
Als Zugabe performte Marteria „Crash dein Sound“ sowie „Die letzten 20 Sekunden“ und sprang in den Zuschauerraum um sich von seinen Fans tragen zu lassen, wodurch die in den ersten Reihen besonders begeistert wurden.
Insgesamt glich das Konzert eher einer großen gemeinsamen Feier. Die Stimmung war rundum entspannt und ausgelassen, was nicht zuletzt daran liegt, dass Marteria einen sympathischen und guten Entertainer abgegeben hat. Ob man großer Fan ist oder nur die bekannten Hits kennt, man kann auf seinen Konzert mitfeiern und einen gelungenen Abend erleben.
Für Köln wurde ein Zusatzkonzert im April geplant und auch dieses ist bereits ausverkauft. Viele Fans werden sich dieses Konzert erneut ansehen und andere erhielten dadurch die zweite Chance Marteria einmal live zu sehen.
Neben seinen kommenden Konzerten der Tour wird er im Sommer auch auf mehreren Festivals deutschlandweit Konzerte geben, auf die man sich sehr freuen kann.
Marteria Tour 2014
Mit Marteria und Yasha blieb sie wach, bis die Wolken wieder lila sind und Peter Fox heiratete sie in “Come Marry Me”. Am 14. März zeigt uns Miss Platnum mit ihrem neuen Album “Glück und Benzin” wieder eine neue Seite von sich.
Auf dem erstmals rein deutschsprachigen Album vereint sie Schmerz, Trauer, Wut und die schwarze Galle der Melancholie. Lebenslust, Freude und balkanische Feierlaune. Inzwischen ist der vormalige Fantasiecharakter nämlich zur vollkommenen und erwachsenen Künstlerin gereift. Die weiß genau, wie eine Stimme einzusetzen ist und wie man sagt, was man sagen will.
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Jonas und Raffi sind in der Nähe von Gießen aufgewachsen – und sie haben den HipHop für sich entdeckt. Das war nötig, um die Heimatstadt ein wenig aufzumischen: Jams und Graffiti-Battles organisieren, an eigenen Beats basteln, als MC durch die Gegend tingeln. So haben sie die Ochsentour mitgemacht. Auch der Dritte im Bunde – Moritz – versuchte sich früh als Musiker, spielte in unterschiedlichen Bands und begann, eigene Songs zu schreiben. Das erste Projekt einer siebenköpfigen Gruppe Gleichgesinnter hieß Jona:S. Übrig geblieben sind am Ende die drei Genannten, die den neuen Bandnamen wählten.
Der Name OK KID kommt (man will es kaum glauben) tatsächlich von der Band Radiohead und deren Mega-Alben “OK Computer” und “KID A”. Man muss wohl zugestehen, dass der Einfluss der Briten auf Künstler, die zur Jahrtausendwende musikalisch sozialisiert wurden, nicht zu unterschätzen ist, auch wenn es stilistisch in eine etwas andere Richtung geht. Zumindest gelingt der Spagat zwischen intelligentem HipHop und den Synthesizer-Einflüssen, die Keyboarder Moritz mit ins Spiel bringt.
Textlich fährt man weder die Aggro-Schiene noch geht es in den Fun-Bereich. Stattdessen erwarten uns lyrische Tracks, die oft ins Melancholische abgleiten. “Hellwach” ist ein solch bedrückender Titel, der das Leben in verschiedenen Welten beschreibt. Oder “Stadt ohne Meer” als Liebeslied an Gießen, ohne den Ortsnamen überhaupt zu nennen. Und natürlich “Heile Welt” – eine Hommage an die Kindheit in einem Feature mit Olli Banjo.
Aufhorchen lässt die Tatsache, dass als achter Track unvermittelt ein “Intro” auftaucht. Tatsächlich geht es danach nochmal in die Vollen und es folgt eine mit Elektrobeats unterlegte Reihe von Songs, die sich grob dem Beziehungsthema widmen, vom chilligen “Wenn der Tag abreist” über das gradlinige “Alles oder nichts mehr” bis hin zu den frustrierten Rausschmeißern “Kaffee warm” und “Mehr mehr”.
Die Erwartungen sind nicht zu hoch gesteckt. OK KID legen ein starkes, durchdachtes Debütalbum vor, mit dem sie sich vor ihren Labelkollegen Casper und Marteria nicht zu verstecken brauchen. Nicht alles perfekt, die schlauen Texte manchmal etwas zu gewollt – und doch ganz erfrischend, dass das “kopfzerfickende Gefühl” zu den stärksten verwendeten Kraftausdrücken gehört. OK KID haben ihre unterschiedlichen Talente geschickt zusammen gewürfelt und man kann sicher sein, dass das Trio auch in Zukunft noch einiges zu bieten hat.
Fünf Jahre nach dem letzten Freundeskreis-Album veröffentlichte Max Herre 2004 sein Solo-Debüt, das gleich wie eine Bombe einschlug. Manchmal braucht es etwas Zeit, bis die Musikwelt merkt, was sie so schmerzlich vermisst hat. Herre war inzwischen in die Welt der Labels und Promoter eingetaucht, doch die Freude an der eigenen Musik ist ungebrochen. 2007 wurde gar der Freundeskreis kurzfristig wiederbelebt. Jetzt aber ist es Zeit für das dritte Solowerk mit dem Titel “Hallo Welt!”, dem Lebenszeichen, auf das alle gewartet haben.
Zunächst fällt die Anzahl an hochkarätigen Kollaborationen auf, die das Album füllt. Die Single “Wolke 7” featuring Philipp Poisel, die umgehend in die Charts einschlug, war da nur der Anfang. Wer so umtriebig ist wie Max Herre, baut sich viele Seilschaften auf. Cro und Clueso sind mit dabei, Samy Deluxe, Marteria, Patrice und Fetsum, für zwei Songs sogar Aloe Blacc (um nur einige zu nennen).
Schon die Single-Auskopplung zeigte, dass wir ein sehr filigranes Album erwarten dürfen. Max Herre war noch nie der Typ zum Auf-die-Pauke-hauen. Die leisen Töne machen ihn aus, eine Mischung aus Rap, Soul, Funk – gewürzt mit einer gehörigen Portion Reggae. Da ist er auch gerne zurückhaltend und überlässt den hochkarätigen Gästen das Feld. Und trotzdem wirkt nichts zerstückelt, denn Herre beherrscht die Kunstgriffe, um ein homogenes Album zu schaffen: Songs gehen ineinander über, es gibt Ansagen und Einspieler – als habe er sich eine eigene Radiosendung geschaffen, die es der Welt zu präsentieren gilt.
Das Konzept funktioniert in allen Punkten und Max Herre hat viel zu sagen: über die NS-Zeit in “Berlin – Tel Aviv”, über Wut und Neuaufbau in “Einstürzen Neubauen” und über den allgegenwärtigen Großstadt-Blues in “Solang”. Es gibt viele optimistische Momente und gemeinsam mit Aloe Blacc verwandelt Herre den Song “You Are So Beautiful” von Billy Preston in ein berührendes Liebeslied an seine Tochter “So wundervoll”.
Während Herre sich auf “Ein geschenkter Tag” ganz dem Folk verschrieben hatte, ist die Rückkehr zum HipHop mehr als gelungen. So poetisch kann nur er formulieren und den kritischen Optimisten geben.
Der Sommer ist in diesem Jahr spät an. Für viele Kids hat die Schule schon wieder angefangen – jetzt, wo plötzlich 30 Grad auf der Skala leuchten und die Freibäder Hochkonjunktur haben. Als hätten Warner Music die Verspätung geahnt, kommt nun der Sampler schlechthin, der wie die Faust aufs Auge zu den Temperaturen passt. “I Don’t Like Reggae” heißt das gute Teil und man vergisst auf dem Cover auch nicht den kultigen Zusatz “I Love It”.
Jetzt könnte man meinen: Reggae-Sampler? Gibt es schon genug auf dem Markt. Immer die gleiche Mucke, Bob Marley grinsend im Sonnenschein. Aber hier hat man sich was Neues einfallen lassen. Denn es sind bekannte (und vor allem deutschsprachige) Hits, die im neuen Gewand präsentiert werden. Alles hohe Kaliber aus den aktuellen und leicht angegrauten Charts. Frida Gold (“Wovon sollen wir träumen”), Tim Bendzko (“Nur noch kurz die Welt retten”), Jupiter Jones (“Still”), Jennifer Rostock (“Ich kann nicht mehr”) und viele mehr. Selbst Cro steuert mal wieder eine neue Version von “Easy” bei. Insgesamt 14 Titel.
Wäre nicht die Reggae-Thematik, könnte es sich um einen Chartsampler “Best of Deutschpop” der letzten zwei Jahre handeln. Doch erwartungsgemäß ist nun alles verbunden mit dem typischen Stakkato-Rhythmus, Schlagzeugphrasen im Offbeat, bisweilen Blechbläsern und Synthesizern. Reggae halt. Klingt echt – auch wenn man die Songs aus ganz anderem Kontext gewohnt ist.
Die Veränderungen der originalen Arrangements sind zum Teil gewaltig. Am ungewohntesten dann, wenn es sich ursprünglich um Balladen handelt (Julis “Regen und Meer” beispielsweise). Cros “Easy” hingegen hört sich auch in dieser Version an, als sollte es so klingen. Ein unkaputtbarer Sommerhit.
Zur Einstimmung auf den Spätsommer eine schöne Zusammenstellung. Freunde guter deutscher Musik, die mal über den Tellerrand hinaus schauen möchten, dürfen hier bedenkenlos zuschlagen. Reggae-Puristen allerdings sollten zur Sicherheit vorher reinhören. Könnte ihnen hier und da zu seicht sein.