Eine der größten Überraschungen in der vierten Staffel von “Sing meinen Song” (2017) war sicher Tilmann Otto alias Gentleman mit seiner hinreißenden Interpretation deutschsprachiger Titel von Silbermond und Mark Forster. Natürlich hat er den gewohnten Reggae-Rhythmus mitgenommen, aber die Neuinterpretation mit eigens hinzu komponierte Rap-Passagen war durchaus schlagkräftig. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Gentleman an einem eigenen Album in der Muttersprache versucht. Drei Jahre später ist es nun endlich soweit.
Als international gefeierter Star der Reggae-Szene steht Gentleman auf dem Zenit seiner Karriere und ist durch seine zahlreichen Jamaikaaufenthalte und Kollaborationen mit unterschiedlichsten jamaikanischen Musikern tief verwurzelt in der Kultur der Karibikinsel. Er hat in seiner über 20jährigen Bühnenkarriere schon in etlichen Ländern gespielt und manche Pionierarbeit für sein geliebtes Genre geleistet. Also durchaus mutig, ausgetretene Pfade zu verlassen. “Blaue Stunde” ist um einiges poplastiger als seine bisherigen Releases. Daran ändern auch Feature-Gäste wie Sido und Ezhel nichts. Es war sicher eine Herausforderung, sich aus der Komfortzone zu bewegen.
Vor allem die Texte wissen zu gefallen und könnten auch zum Konsens bei Deutschpop-Fans führen, die mit den Reggae-Rhythmen nicht unbedingt viel anfangen. Es gibt ein fröhliches “Ahoi” zum Start aber auch selbstironische Momente wie in “Schöner Tag”. Der Mix zwischen guter Laune und nachdenklichen Klängen (“So nah”) funktioniert bestens. Da sind Songs, die ihn beim Pflanzen in seinem Garten oder beim Flussschippern auf einem dunkelblauen Boot verorten – so entspannt wie Peter Fox in seinem “Haus am See”. Und mit “Bei dir sein” besingt Tilmann sehr berührend seine Gefühle als Vater.
Es tut gut, mal alles zu verstehen, was Gentleman uns erzählen will. Dennoch bleibt der altbekannte Flow erhalten und das Album ist in sich stimmig. Es ist stärker im Mainstream verortet, aber Gentleman vergisst seine Wurzeln in keinem Moment. Selbst ein Autotune-Song wie “Bruder” wirkt nicht fehl am Platz. Ich muss sagen, dass ich Gentlemans Livekonzerte immer genial fand, aber von seinen Studioalbum oft gelangweilt war. Diesmal ist das nicht der Fall: Der Reggae-Künstler aus Osnabrück hat etwas zu erzählen und man hört ihm gerne zu. Eines der besten deutschsprachigen Alben des Jahres!
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Der Name Andreas Schleicher mag den wenigsten ein Begriff sein, doch wenn man seine Vita liest, gibt es einige Aha-Erlebnisse: Er arbeitete als Sänger und Gitarrist bereits mit Künstlern wie Jennifer Rush, Sasha, Max Mutzke, Gentleman, Johnny Logan oder Max Giesinger. Zudem ist er regelmäßig Vocalcoach bei Masked Singer (Pro7), United Voices (SAT1) und X-Factor (VOX). Als Comedian war er mit „Der Popolski Show“ in Person des Sängers Andrzej für den deutschen Fernseh- und Grimme-Preis nominiert. Aktuell verbreitet er auch ohne Musik positive Energie, beispielsweise als Speaker und Sänger für GedankenTanken.
Für sein Debütalbum “Mädchen gegen Jungs” hat er bereits einen ungewöhnlichen Weg gewählt und die gleichen Songs in zwei Versionen aufgenommen: Mit unterschiedlichen Gruppierungen (logischerweise weiblich bzw. männlich), aber von ihm selbst gesungen. Sehr beschauliche Songs, aber durchaus gelungen. Das zweite Album trägt den ungewöhnlichen Titel “Herz Hirn Hose”.
Textlich geht es um Sehnsüchte, persönliche Geschichten und Ziele, aber auch um Alltagsdramen oder Verlust. Schleicher erzählt Alltagsgeschichten in Songs wie “Die Liste”, über eben jene Bucketlist, welche gefüllt ist mit Dingen, die man immer schon mal tun wollte, “Buzz Aldrin”, den zweiten Mann auf dem Mond, der Wunsch des Menschen sich einfach mal zu “Verkriechen” oder den “Flaschengeist”.
Es finden sich auch sehr optimistische Stücke wie “Tanz es weg” oder naive Kuriositäten wie das etwas nervige “Metro”. Andreas Schleicher hat die deutsche Popmusik nicht neu erfunden – alles hat man so oder so ähnlich schon einmal gehört. Die Texte sind nicht gerade tief gehend, scheinen aber authentisch zu sein. Besonders “Kurz vor 8” und “Kurz nach 10” gefallen mir gut: Gedanken eines Künstlers, die den Konzertabend einrahmen. Wie geht es dem Sänger, bevor es losgeht? Wie fühlt er sich nach dem Konzert?
Musikalisch erscheint mir das Album oft zu gewollt lustig und aufgesetzt. Fast schon schlagermäßig. Doch das mag Geschmackssache sein. Alles in allem ein solides Deutschpop-Werk mit Luft nach oben.
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Gentleman selbst nennt „Ahoi“ „die erste DNA, mit der ich mich auf Deutsch zeigen will” und erzählt von „der Seele, die drei Tage braucht, ehe sie ankommt – was fast nie gelingt, wenn man am nächsten Morgen immer schon wieder weg ist und die Zeit zur Reflektion und Verarbeitung von Erfahrungen fehlt“. Die Single entstand nach einem gemeinsamen Brainstorming mit dem Rapper und Filmemacher Damion Davis sowie Samy Deluxe.
„Ahoi“ ist der erste Einblick in Gentlemans kommendes deutschsprachiges Album-Debüt „Blaue Stunde“ (VÖ: 18.09.2020). Schon der erste Vers – „Augen zu, Schaukelstuhl, ausgeruht, viel Zeit statt ausgebucht, Sweet Life statt Rausch und Blues…“ – definiert Ambience & Agenda des Projekts.
Auf Deutsch zu singen, aus der eigenen musikalischen Komfortzone auszuscheren und ein völlig neues Territorium zu markieren – für Deutschlands ersten und noch immer einzigen Reggae-A-List-Ambassador ist es wohl die ultimative Herausforderung.
Doch Gentleman überzeugt auch auf Deutsch durch frappierende Natürlichkeit und Schwerelosigkeit. In diesem Sinne darf sich „Ahoi“, gleichsam Vorbote, Taktsetzer und Kickstarter seines anstehenden ersten deutschsprachigen Albums „Blaue Stunde“ (VÖ: 18.09.2020), getrost als Avatar für Gentleman 2.0 verstanden wissen.
Mit „Ahoi“ gewährt Gentleman einen tiefen Blick in die Seele, die angekommen ist. Es ist ein besonderes Kapitel, an das sich Gentleman heranwagt – das Debüt eines außergewöhnlichen Künstlers, der auch im vierten Jahrzehnt seiner Karriere kompromisslos und wagemutig bleibt.
Gentlemans erstes deutschsprachiges Album „Blaue Stunde“ erscheint am 18. September 2020 und kann ab heute vorbestellt werden.
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Er hat’s schon wieder getan! Udo Lindenberg gönnt sich und seinen Fans ein zweites “MTV unplugged”. Teil 1 erschien unter dem Titel “Live aus dem Hotel Atlantic” im Jahr 2011 und hielt sich ganze 117 Wochen in den deutschen Charts – ein Rekord auch für den Panikrocker mit seinen unzähligen Veröffentlichungen. Vor allem die Neuauflage von “Cello” im Duett mit Clueso sorgte für Dauer-Airplay im Radio.
Sieben Jahre später heißt die Fortsetzung “Live vom Atlantik”. Der Kapitän der deutschen Musikszene ist wieder in See gestochen und holt eine ganze Reihe alter und neuer Freunde mit auf die Reise. Der Release erscheint in verschiedenen Formaten – ob DVD, BluRay, CD oder Vinyl. Mir liegt zur Review die sogenannte “Zweimaster-Edition” auf zwei CDs vor. Mitgeschnitten wurde das Konzert (wie auch die erste unplugged-Version) im Hamburger Kampnagel. Drei Abende waren es vom 4. bis 6. Juli 2018. Eine Auswahl von 27 Songs wurde hier zusammengestellt.
Tja. Wo soll man anfangen? Udo ist in Topform, wie stets im neuen Jahrtausend. Die großen Krisen der 90er Jahre sind längst vergessen. Und wer irgendwie auf die Idee kommen sollte, Teil 2 müsse naturgemäß ohne die großen Hits auskommen, irrt gewaltig. Der Deutschrock-Barde hat noch einiges in petto. Vielleicht nicht immer sofort zum Mitsingen für Otto Normalhörer, doch die Songs aus alten und jüngeren Tagen gehen so schnell ins Ohr, dass dies kein Problem ist.
“Ich träume oft davon, ein Segelboot zu klau’n” ist ein wundervoll melancholischer Start. Dann folgt “Hoch im Norden” – mit dem passenden nordischen Duettpartner Jan Delay, Lindenbergs Spezi seit vielen Jahren. “Du knallst in mein Leben” ist der erste große Hit zum Abfeiern und Nathalie Dorra verfeinert den Titel “Meine erste Liebe”.
Von Andreas Bourani erwartet die Musiklandschaft schon seit Jahren Neues. Udo hat ihn für den “Radio Song” an Bord. 1976 erstmals erschienen – jetzt aber wieder ganz weit vorne. Die nächsten vier Songs gefallen mir ganz besonders: “Kleiner Junge” aus dem Jahr 1983 gibt es jetzt zusammen mit Reggae-Freund Gentleman. Dann schmettert die Kindertruppe Kids on Stage, die schon häufiger mit Udo unterwegs war, “Wir ziehen in den Frieden”, Klaus Doldingers “Tatort”-Melodie erklingt und Maria Furtwängler singt “Bist du vom KGB”.
Mit Udo und Alice Cooper stehen zwei alte Herren auf der Bühne, die ihre Alkoholsucht im letzten Jahrtausend erfolgreich überwunden haben um danach wieder kräftig durchzustarten. Die neue Version von “No More Mr. Nice Guy” ist zwar überraschend brav geraten, wurde aber von Udo mit “So’n Ruf musste dir verdienen” stellenweise solide eingedeutscht. Marteria verpasst “Bananenrepublik” eine Verjüngungskur. Und mit Angus und Julia Stone sorgt ein australisches Geschwisterpaar für ordentlich Pep bei “Durch die schweren Zeiten”.
Zum Ende hin bekommt das legendäre Panikorchester genügend Raum, um einige Titel wie “Rock’n’Roller” und “Good Bye Jonny” stilgerecht zu begleiten. Und mit Jean-Jacques Kravetz endet das zweite unplugged-Album ganz hymnisch und zukunftsorientiert: “Sternenreise” ist definitiv eines der Highlights.
Der Rundumschlag durch Udos Karriere wirkt umfassend und spürbar zeitlos, vor allem in den filigranen akustischen Arrangements. Hier kann man so manche Perle wiederentdecken. Den optischen Eindruck kenne ich nur von den inzwischen veröffentlichten Videos – es scheint aber eine sehr entspannte Atmosphäre gewesen zu sein. Muss man noch erwähnen, dass das Digipack mit dem Artwork aus Udos Likör-Feder wieder wundervoll gelungen ist? Lindenberg hat sich mit inzwischen 72 Jahre ein weiteres Mal neu erfunden. Wie ein alternder Staatsmann, der sich mit jungen Weggefährten umgibt und seine Karriere Revue passieren lässt. Aber müde wird er nicht. 2019 steht eine fulminante Tour ins Haus – und das nächste Studioalbum ist vermutlich auch längst in der Mache. Weiter geht’s.
Es war ein toller Ausklang für das diesjährige Festival im kultigen Amphitheater Trier, veranstaltet von Popp Concerts. Das Aushängeschild des deutschen Reggae himself, Tilmann Otto aka Gentleman, gab sich die Ehre.
Recht unterschiedliche Musikrichtungen gab es im Jahr 2018: Wir haben schon über Chris de Burgh und Amy Macdonald berichtet, außerdem über die “Nacht der Spielleute” mit drei Mittelalter-Bands. Tag 4 aber sah den entspanntesten Abschluss vor, den man sich vorstellen kann.
Als Support war die Band Indianageflüster am Start, quasi Lokalmatadoren aus dem Hunsrück. Das Quintett spielte Indierock mit Rap-Einlagen. Allein das ist schon recht speziell, doch wirklich erstaunlich war der Einsatz eines Cellos, das dem bisweilen recht sphärischen Klangteppich eine ganz besondere Note verlieh. Bisher wurde eine 5-Track-EP mit dem Titel “Stille Post” veröffentlicht. Ein Album ist noch für das laufende Jahr geplant. Der ungewöhnliche Sound ließ auf jeden Fall aufhorchen und Songs wie “Laut” und das orientalisch angehauchte “Mariohbama” kamen beim Publikum gut an. Nach einem 30minütigen Set und dem rap-lastigen Abschluss gab es ordentlichen Achtungsapplaus.
Der Umbau für Gentleman ging schnell vonstatten. Ungewöhnlich war aber, dass er nicht direkt selbst auf die Bühne kam, sondern das Feld zunächst für zwei soulige Songs seinen Backgroundsängerinnen überließ. Das zeigte, wie sehr sich der Künstler aus Köln-Sülz selbst zurücknehmen kann. Das zog sich durch den kompletten Abend, der immer wieder Raum für die Band und begleitende Künstler ließ: Gentleman ist ein Mann ohne Eitelkeiten.
Als international gefeierter Star der Reggae-Szene steht er auf dem Zenit seiner Karriere und ist durch seine zahlreichen Jamaikaaufenthalte und Kollaborationen mit unterschiedlichsten jamaikanischen Musikern tief verwurzelt in der Kultur der Karibikinsel. Gentleman hat in seiner über 20jährigen Bühnenkarriere schon in etlichen Ländern gespielt und manche Pionierarbeit für sein geliebtes Genre geleistet. Das wissen die Fans zu schätzen – und fast 3.000 davon feierten ihn in Trier ordentlich ab. Zu Beginn war es noch etwas träge bei den üblichen Mitmachübungen, doch die Songs von Revolution und Freiheitskämpfern zeigten Wirkung – ebenso wie der Gruß an den einsamen Ordner im Hang. Gentleman freute sich über die “unfassbar geile Location” und vergaß auch nicht, Triers Status als älteste Stadt Deutschlands zu erwähnen: “Wann ist ne Stadt ne Stadt? Wenn die Musik anfängt!”
Die Musik von Gentleman war bisweilen schon poplastiger, als er ein “MTV unplugged” ablieferte und bei “Sing meinen Song” mitmischte. Die momentane Tour aber feiert die Rückkehr zu purem Reggae mit Stücken wie “Sin City”, “To The Top”, “Superior” und “Runaway” – immer auf die Vollen, nur ab und zu unterbrochen durch ein leises Piano oder eine Beatbox-Einlage.
Gentleman war nah am Publikum. Er suchte den Kontakt, nahm ein Bad in der Menge, lobte den Fan Sebastian aus der ersten Reihe, der auffiel, weil er auch die kompliziertesten Textzeilen mitsang. Und Gentleman war sich auch nicht für ein spontanes Duett zu schade, das dann viel besser ausfiel, als man erwartet hätte. Ganz sympathisch grüßte er seine Eltern, die an diesem Abend im Publikum waren. Und er machte fortwährend Werbung für die Organisation “Viva con Agua”, die mit mehreren Leuten vor Ort war, um leere Pfandbecher als Spenden einzusammeln und so den Bau von Trinkwasserbrunnen in armen Ländern zu ermöglichen.
Solche Gesten zeugen davon, dass Gentleman in seinem ganzen Auftreten sehr stimmig ist. Er nimmt die Menschen mit, feiert Party, hat aber auch Zeit für nachdenkliche Töne. Das Konzert in Trier war ein großartiges Ereignis und seine Musik passte perfekt zu dem Sommerabend, der von den Temperaturen nicht ganz so heiß war wie die Tage zuvor. Für das Schwitzen sorgte Gentleman mit einer energiegeladenen Performance, die alle mitriss. Ein schöner Abschluss für ein geniales Festival.
Es ist schon eine schöne Tradition geworden, dass sich die Teilnehmer der jeweiligen Staffel von “Sing meinen Song” einige Monate später wieder treffen, um ein gemeinsames Weihnachtskonzert für sich und die Fernsehzuschauer zu geben. Vermutlich findet dieses Stelldichein irgendwann im Spätsommer statt, um TV und Musikverlag genügend Vorlaufzeit zu geben – doch das kann man gekonnt verdrängen, weil das Treffen im malerischen Ellmau im österreichischen Kufstein (Tirol) stattfindet.
Irgendwann muss das Repertoire an verfügbaren Weihnachtssongs doch ausgeschöpft sein, denkt man sich jedes Jahr, doch ich bin erstaunt, welche Schätze die Künstler bzw. die Macher im Hintergrund da immer wieder ausgraben.
Natürlich sind einige Standards dabei. Wenn Lena ein andächtiges “All I Want For Christmas Is You” anstimmt und Mark Forster “Jingle Bells” schmettert, ist das einfach nur souverän. Und das erste besondere Highlight folgt gleich mit Track 3: Gentlemans Version von “The Power Of Love” mit leichtem Reggae-Touch ist einfach wundervoll. Unglaublich, wie gut seine bisweilen etwas kratzige Stimme zu diesem Song passt.
Mit “Oh Holy Night” zeigt Stefanie Kloß eine ungewohnt soulige Seite, die ihr sehr gut steht. Das “Ave Maria” von The BossHoss klingt etwas holprig, aber durchaus angenehm. Das hätte schlimmer sein können. Und alles, was Michael Patrick Kelly singt, ist einfach Gold! Seine Version von Bob Dylans “Forever Young” wird zu einer großartigen Hymne, und Peter Gabriels “Don’t Give Up” interpretiert er im Duett mit Lena einfach göttlich – und macht damit deutlich, dass er wirklich alles covern kann.
Lena hat es einfach drauf, “very british” zu klingen, und führt somit auch “Carol Of The Bells” zu einem Genuss. Moses Pelham versucht sich an Björks “All Is Full Of Love” und macht einen ganz eigenen Song draus. Gentleman singt standesgemäß und absolut überzeugend “Santa Claus, Do You Ever Come to the Ghetto”. Dann haben Silbermond gemeinsam mit Mark Forster den ganz neuen Titel “Dezember” geschrieben – und für jeden, der bis dahin noch keine Gänsehaut hat, singt Mark Forster das Traditional “Lulajze Jezuniu” (Schlaf ein, mein Jesulein) in polnischer Sprache.
Der Schwarm von ganz besonderen Weihnachtssternen ist mal wieder perfekt geworden. Das muss man den Machern von “Sing meinen Song” einfach lassen. Den spärlichen Applaus am Ende jedes Songs, der aus der Fernsehsendung stammt, hätte man vielleicht raus schneiden können. Ansonsten ist der Release (mal wieder) das Beste, was man für ein gemütliches, musikalisches Weihnachtsfest tun kann.
Nicht nur das exklusive Haus unter der südlichen Sonne Afrikas, sondern auch die gemütliche Hütte im österreichischen Ellmau ist fester Bestandteil der erfolgreichen Musikshow „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“. Denn in der heimeligen Chalet-Atmosphäre kommt so richtig Weihnachtsstimmung auf.
Zum musikalischen Weihnachtsspecial trafen sich nun erneut Mark Forster, Stefanie Kloß von Silbermond, Gentleman, Moses Pelham, Lena, Michael Patrick Kelly und das Gastgeberduo Alec Völkel und Sascha Vollmer von The BossHoss. Dabei werden sie sowohl ihre persönlichen Lieblings-Weihnachtshits präsentieren als auch besinnliche Songs von ihren Kollegen wünschen.
So zeigt Mark Forster seine Version von „Jingle Bells“ und Moses Pelham feat. Michael Patrick Kelly interpretieren den Song „Wir Sind Eins“. Die Damen der Runde zeigen ihre ausdrucksstarken Stimmen in „All I Want For Christmas“, den Lena vorstellt und Stefanie Kloß übernimmt „Oh Holy Night“. Für ein weihnachtliches Reggae-Feeling sorgt Gentleman mit „Santa Claus, Do You Ever Come To The Ghetto“ und Stefanie Kloß und Mark Forster präsentierten ihren neuen, für diesen Anlass geschriebenen, Song „Dezember“.
„Sing meinen Song – Das Weihnachtskonzert Volume 4“ zeigt erneut die Bandbreite jedes einzelnen Musikers, der seine persönliche Note und Nuance in die Songs hat einfließen lassen. Zu sehen ist dieser illustre Weihnachtsabend am 28.11.17 um 20.15 Uhr auf VOX. Am gleichen Tag wird Music for Millions das Album „Sing meinen Song – Das Weihnachtskonzert Vol. 4“ mit allen 14 Songs aus der Sendung auf CD, als Download und im Streaming sonderveröffentlicht.
Über Jahrzehnte hinweg galt Moses P mit seinen Rödelheimern als ungehobelter Flegel, als Enfant terrible der deutschen Rapmusik. Der Frankfurter gründete das Rödelheim Hartreim Projekt und sein eigenes Label 3P. Er gilt als Entdecker von Xavier Naidoo und begleitete dessen Karriere in der Anfangszeit. Später kam es aber zu jahrelangen Rechtsstreitigkeiten. 1997 gab es Schlagzeilen, als er Stefan Raab im Anschluss an die Echo-Verleihung das Nasenbein brach.
Inzwischen sind 20 Jahre vergangen und die Wogen haben sich mehr als geglättet. Aktuell erschienen gleich drei wichtige Alben aus seiner Feder: Mit Xavier Naidoo ließ er “Nicht von dieser Welt” in einem zweiten Teil auferstehen. Eine gelungene Fortsetzung, die den Spirit des Originals in die Gegenwart hebt. Dann war da mit “Kraft” das neue Album des Soulprojekts Glashaus. Hier wurde Cassandra Steen mal wieder als kongeniale Sängerin tätig. Und kürzlich legte Moses mit “Herz” endlich ein neues Soloalbum auf.
Dem vorausgegangen war die Teilnahme an der vierten Staffel von “Sing meinen Song”. Wer hätte das gedacht? Da erschien der harte Rapper plötzlich als emotionaler Kuschelbär mit Dauergrinsen. Und er spielte seine Stärken voll aus: Songs verändern und neu produzieren. Drei Beispiele finden sich auf dem aktuellen Album! Aus Gentlemans “You Remember”, Lenas “Home” und “Sex On Legs” von The BossHoss machte Moses P völlig eigenständige Songs, die er zum Teil mit autobiographischen Inhalten versah. Das waren definitiv Highlights der Fernsehsendung – und die deutsche Version von Lenas Hit “Home”, der jetzt “Heimat” heißt, rührte viele zu Tränen.
Auch der Rest des Albums ist überaus emotional gehalten. “Aus dem Refugium”, “Mehr Licht” und “An alle Engel” (mit Vocals von Cassandra Steen) bieten gefühlvolle Texte. “Geheime Welt” kommt überaus melancholisch daher, genau wie die Ballade “Wir sind eins (sagt ihr)” mit Klaviermelodie, Streicher-Begleitung und Gesang von Michael Patrick Kelly.
Doch es gibt auch die typische Rapper-Standortbestimmung “Neubeginn” und härtere, fast schon aggressive Titel wie das für sich stehende BossHoss-Cover “M zum O”. Ganz besonderen Spaß macht aber das fröhliche “Momomomomosespelham” – ein Ohrwurm mit Kinderchor-Refrain und der unvergleichlichen Fußballer-Textzeile “Es gibt nur ein Moses Pelham”. Schön, dass auch solche Selbstironie auf einem authentischen Rap-Album Platz findet.
Es ist ein Album mit Tiefgang geworden. Sehr emotional, hervorragend produziert, mit bisweilen philosophischen Texten und ganz ohne die typischen Rap-Battles. Bei “Sing meinen Song” hat man einen gereiften, fast schon altersmilden Moses kennen gelernt. Und diese Seite fasst er hier hervorragend in seine Musik.
Unter den diesjährigen Teilnehmern der TV-Show „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ ist der deutsche Reggae-Künstler Gentleman sicher keine unbekannte Größe. Trotzdem haben wohl nur wenige der Zuschauer seine Alben im Regal stehen, dafür wahrscheinlich umso mehr durch die Show Lust bekommen, seine Musik näher kennenzulernen. Eine gute Gelegenheit dazu bietet das passend dieser Tage erscheinende Best-Of Album „The Selection“.
Die Compilation enthält 20 Hits aus den letzten 15 Jahren von Gentlemans Karriere von „Dem Gone“ über „It No Pretty“ bis zu „Heart of Rub-A-Dub“ – und zusätzlich zwei exklusive neue Songs. Die Auswahl zeigt, dass Gentleman mit seiner Musik zwar immer im Reggae verwurzelt ist, sich jedoch von zahlreichen anderen Stilrichtungen inspirieren lässt und auch gerne mit anderen Künstlern zusammenarbeitet. Bei immerhin sechs Songs auf „The Selection“ sind Gastsänger dabei, darunter auch bei den zwei neuen Titeln „Imperfection“ mit Aloe Black und „Ovaload“ mit Sean Paul.
Leider enthält das Booklet wie bei fast allen Compilations auch hier keine Lyrics, was ich persönlich schade finde. Die Songs haben nämlich erkennbar oft tiefgründige Botschaften. Das Textverständnis fällt beim reinen Zuhören aber vor allem bei den schnellen Strophen schwer.
Nach über 20 Jahren Bühnenerfahrung mit weit über 1.000 Shows weltweit war die Zeit reif für diesen kleinen musikalischen Überblick des Kölner Künstlers. “The Selection” erscheint auf CD, Vinyl und als MP3. Mit 22 Tracks ist schon die Standard-Version gut bestückt; die Deluxe wartet sogar mit 21 weiteren Tracks auf. Letztere enthält eine Bonus-CD, die eine facettenreiche Auswahl von Feature-Songs umfasst und Gentlemans musikalische Bandbreite verdeutlicht. Von seinem Durchbruch mit dem Hit “Tabula Rasa” bis zum aktuellen Dauerbrenner “Ahnma” – mit Stars wie Udo Lindenberg, Freundeskreis, Curse, Alborosie, Marcia Griffiths, Ky-Mani Marley und Afu-Ra.
Nach dem Durchhänger im Jahr 2016 bin ich inzwischen wieder mit “Sing meinen Song” versöhnt. Die neue (vierte) Staffel bietet alles, was mich in der Vergangenheit an diesem Sendeformat begeistert hat. Alec Völkel und Sascha Vollmer von The BossHoss haben Xavier Naidoo als Gastgeber abgelöst. Auch sie erledigen diesen Job relativ unaufgeregt, lassen die Emotionen spielen, verzichten aber auf allzu rührselige Kommentare. Das passt.
Die Gäste sind mal wieder vom Feinsten. Multitalent Mark Forster, Stefanie Kloß von Silbermond, uns aller Lena, Gentleman, Moses P und Michael Patrick Kelly. Eine sehr vielseitige Zusammenstellung. Das Anhören der CD macht großen Spaß und entfaltet seine volle Wirkung, wenn man auch noch die Bilder der entsprechenden Sendungen (Folge 4 läuft just heute) im Hinterkopf hat. Die Ausbeute ist so groß, dass es erstmals eine Doppel-CD mit allen (43) Songs der Staffel zu kaufen gibt. Ein Indiz dafür, dass kaum Lückenfüller am Start sind.
Was mich von der ersten Sendung an – mit Songs von Mark Forster – begeistert hat, ist die enorme Bandbreite der vertretenen Künstler. Und keiner beschränkt sich auf eine Egomanie, sondern jeder versucht, die Songs in sich aufzunehmen und emotional neu zu interpretieren. Von Mark und Stefanie erwartet man ohnehin nichts anderes. Doch Michael Patrick Kelly lässt die Zuschauer staunen, wenn er aus den einfachsten Titeln echte Stadionhymnen macht. “Krieger des Lichts” und “Führ mich ans Licht” klingen aus seinem Mund einfach gigantisch.
Auch Lena versucht sich (gezwungenermaßen) an deutschsprachigen Titeln und schlägt damit voll durch. Sie sollte das öfter probieren – und sie wäre ja nicht die erste, die per SMS an das deutschsprachige Liedgut heran geführt wurde. Gentleman liefert weiterhin seinen typischen Reggae-Sound, doch er gibt sich alle Mühe, den Originalen gerecht zu werden und erweitert sie gerne mal um eigens hinzu komponierte Rap-Passagen. The BossHoss verändern sich stilistisch kaum in ihrer Country-Attitüde, wissen aber zumindest mit einigen ruhigen Stücken zu gefallen.
Größte Überraschung für mich ist aber Moses Pelham. Den hielt ich seit seinen Streitereien mit Xavier und den Söhnen ohnehin für einen ungehobelten Flegel. Hier geht es aber nicht ums Geschäft, sondern um gute Musik – und da ist er ein echtes As im Ärmel und per Dauergrinsen absolut sympathisch. Moses kann verändern und neu produzieren. Dieses Talent spielt er voll aus. Als Verstärkung hat er oft Cassandra Steen mit dabei, die Hammerstimme von Glashaus, zaubert ein Feature mit Stefanie Kloß aus dem Hut oder rappt sich kurzerhand selbst durch einen Song. Die Ergebnisse sind durchgehend geil: Silbermonds “Symphonie” gewinnt an neuen Facetten und “Home” von Lena wird als “Meine Heimat” ein komplett eigenständiger Song mit Tiefgang.
Die SMS-Sendungen sind oft tränentriefend. Das mag den ein oder anderen nerven, ist aber berechtigt und geht weiter über einen Soap-Charakter hinaus. Zumindest im CD-Format bekommt man die puren Songs ohne visuelle Rührseligkeiten. Und das ist von vorn bis hinten stimmig. Sehr empfehlenswert!
Es ist die erfolgreichste Musikshow, die es in den letzten Jahren im deutschen Fernsehen gab – „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“. Vom 23.05.17 bis 18.07.17 geht das Erfolgsformat mit insgesamt 9 Folgen in die vierte Runde, bei dem vieles vertraut und einiges neu sein wird. Vertraut ist das Konzept, indem hochkarätige Künstler ihre Songs mit Kollegen tauschen und für allerhand Neuinterpretationen sorgen. Neu sind die Gastgeber, diese Rolle werden Alec Völkel und Sascha Vollmer von The BossHoss übernehmen und haben schon einige ‚bosshossige’ Veränderungen angekündigt.
In der atemberaubenden Kulisse Südafrikas begrüßen das Gastgeberduo diesmal Mark Forster, Stefanie Kloß von Silbermond, Gentleman, Moses Pelham, Lena und Michael Patrick Kelly. Bei diesen Namen, ist die musikalische Bandbreite vorprogrammiert, denn von Rock bis Pop und von Rap bis Reggae ist alles dabei und somit einige Überraschungen mitgeliefert.
Lena nahm sich den Song „Du liebst mich nicht“ aus der Feder von Moses Pelham vor, den er 2008 für Sabrina Setlur schrieb. Sie machte aus dem ehemaligen Rap-Titel eine grandiose Interpretation, für die man sie einfach lieben wird. Michael Patrick Kelly transportierte dafür Lenas Song „Traffic Lights“ in die Highlands und ließ die Gitarren sprechen. Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß setzt bei „It No Pretty“ hingegen auf Worte und die haben es in sich. Mit ihrer Version liefert sie einen so eindrucksvollen Protestsong, dass selbst Gentleman von der Interpretation seines Songs hellauf begeistert ist.
Besonders spannend wird es, wenn der Rödelheimer Musikproduzent Moses Pelham den The BossHoss Song „Sex On Legs“ mal genauer unter die Lupe nimmt und kurzerhand einen deutschen Rap-Song daraus macht. Gentleman, der Reggae-Experte der Runde, hat Mark Forsters Titel „Ich trink auf Dich“ musikalisch einfach nach Jamaika verlagert und alle mit dem Groove angesteckt. Mark Forster hat eine große Portion Emotion in den Silbermond Bestseller „Irgendwas bleibt“ gelegt und mit einer Neuinstrumentierung des Titels überrascht. Und die neuen Gastgeber der Sendung machen aus Moses Pelhams Song „Höha, schnella, weita“ einfach einen Song ihres in der letzten Staffel erfundenen Crap-Genre (Country + Rap), bei dem sie noch selbst als Gäste auf der Couch saßen.
Auch in diesem Jahr gibt es außergewöhnliche Interpretationen von vertrauten Songs, die auf dem begleitenden Album „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert Vol. 4“ am 09.06.17 erscheinen werden. Zum einen die Standard Version mit 15 Songs im Super Jewelcase und zum anderen in der Deluxe Version im Digipack. Bei letzterer werden zum ersten Mal seit Beginn von „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“, alle 43 Titel aus der gesamten Staffel enthalten sein. Egal welche Albumversion bevorzugt wird, beide überzeugen in jedem Fall mit einzigartigen und imposanten künstlerischen Darstellungen und Musikern, wie man sie so wirklich noch nie gehört hat.
Man könnte sagen, 2016 war das Jahr von Udo Lindenberg. Aber seit gut einem Jahrzehnt ist fast jedes Jahr das Jahr von Udo Lindenberg. Der Altmeister (manche sagen: Erfinder und Begründer) der deutschsprachigen Rockmusik hat im Alter nochmal kräftig zugelegt. „Stark wie zwei“ war seine phänomenale Rückkehr und acht Jahre später platzierte er auch „Stärker als die Zeit“ auf Platz 1 der deutschen Charts. Was beiden Alben folgte, war ein nicht enden wollender Triumphzug durch die großen Arenen und Stadien.
Die gigantomanische Tour läuft seitdem eigentlich ununterbrochen fort. Es gab neue Show-Elemente, das Zeppelin wurde zum Ufo, auf hoher See findet sich nun der Rockliner, mit dem aktuellen Album kamen eine Menge neuer Songs ins Spiel – aber irgendwie ist es immer Udo, der sich zu Recht als Gesamtkunstwerk feiern lässt. Lässig, schnoddrig und unantastbar. Die hochkarätige Band und die Gaststars verblassen fast neben dem Meister, doch er gibt ihnen genügend Raum – vor allem den Artisten und den Showkindern Kids On Stage.
Mitschnitte gab es einige in diesen erfolgreichen Jahren. „Stark wie zwei – live“ schon im Jahr 2008, dann die Aufsehen erregende MTV unplugged Show, die einige ältere Titel in ganz neuem Glanz erstrahlen ließ. „Ich mach mein Ding – die Show“ zur fulminanten Show 2012, die ihn vor allem in die größten Stadien führte, und jetzt „Stärker als die Zeit – live“ als logische Fortsetzung mit ebenso gigantischem Konzept und wieder jeder Menge Gaststars.
Clueso ist mit dabei, Daniel Wirtz und Josephin Busch, die Hauptdarstellerin des Udo-Musicals „Hinterm Horizont“. Till Brönner und Stefanie Heinzmann, Gentleman und Otto Waalkes – das Namedropping könnte man noch lange fortsetzen. Musikalisch geht es durch die ganze Karriere mit leichten Schwerpunkten auf den aktuellen Alben. Showtechnisch kann momentan keiner Udo das Wasser reichen, wenn er durch die Halle schwebt, ein Schiff und ein Ufo einfahren lässt, Artisten die Lüfte unsicher machen – es gibt verdammt viel fürs Auge.
800.000 Menschen haben in den vergangenen Jahren Udo live erlebt, sein aktuelles Album ist das bis dato meistverkaufte in diesem Jahr in Deutschland veröffentlichte Album eines Künstlers. Einer der absoluten Höhepunkte der umjubelten Tournee war das Abschlusskonzert seiner Open Air-Trilogie in der Leipziger Red Bull-Arena. Und diese Konzertaufzeichnung ist der Dreh- und Angelpunkt der Filmaufzeichnungen. Die einmalige, multimediale Bühnenshow mit zahlreichen Extras, eine Referenz von Udo an seine Fans, denen er auch am Ende im Booklet das Werk widmet: „Meiner ganzen grooossen fantastischen Panikfamilie! Billionen Küsschen, Euer Udo 4Ever.“
Dem ist kaum noch was hinzuzufügen. Außer vielleicht das Setting der verschiedenen Formate, in denen der Mitschnitt erhältlich ist. Wenn dies auch etwas kompliziert scheint: DVD und BluRay enthalten das Leipzig-Konzert, im Bonusteil einige Tracks von anderen Konzerten und die 44minütige Tour-Doku „Backstage“. Die 3CD-Version liefert neben dem Leipzig-Konzert ebenfalls eine CD mit Bonustracks. Als Super Deluxe Box gibt es all das zusammen (wahlweise DVD oder BluRay) und zusätzlich das aktuelle Studioalbum plus die DVD Album Doku “Stärker als die Zeit” inklusive Bonusvideos. Euch wird in den Weihnachtsferien gern mal langweilig? Hier habt ihr die Lösung.
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Ihr braucht jemanden, der trotz Schmuddelwetters die perfekte Sommerstimmung vermittelt? Tilmann Otto ist genau der Richtige dafür. Der Sänger aus Osnabrück ist besser bekannt unter dem Namen Gentleman – und er ist definitiv der beste deutsche Reggae-Musiker. Sein MTV unplugged vor zwei Jahren war eine Wucht. Und endlich wird es Zeit für ein neues Album.
Das neue Werk trägt den Titel „Conversations“. Und richtig: Zu einer ordentlichen Unterhaltung gehören natürlich mindestens zwei. Darum hat sich Gentleman einen Partner mit an Bord geholt. Ky-Mani Marley aus Jamaika ist kein Geringerer als der Sohn von Bob Marley. Die beiden Künstler haben schon beim MTV Konzert zusammen gearbeitet und im August 2014 folgte eine Tour, in deren Verlauf sie zu Freunden wurden. Das ist doch eine Nachhaltigkeit, die zu gefallen weiß.
Ich höre in den ersten Track „Signs Of The Times“ und bin sofort gerührt. Was für ein wundervoller Track, eingeleitet von einer Kinderstimme und ruhigen Pianoklängen. Eine Ballade, die mich umgehend erreicht. Gentleman und Ky-Mani harmonieren sehr gut und geben sich den vokalen Ball in dieser Ballade weiter.
Diese Harmonie zieht sich durch das ganze Album, das für ein Reggae-Album erstaunlich ruhig geworden ist. Es geht um Interaktion, Kommunikation, den Austausch von Gedanken und Gefühlen. Neben vierzehn Songs finden sich vier Tracks namens „Skit 1-4“, die in Form kurzer Gesprächsfetzen die Intention des Albums erläutern.
So funktioniert „Conversations“ als fantastisches Kunstwerk zweier Sänger, die sich hervorragend ergänzen. Nicht alles ist ruhig. Es gibt die typischen Reggae-Beats in Titeln wie „Tomorrow“. „Jah Guide Over Us“ macht einen Ausflug ins Gospel-Metier. Für „Simmer Down“ gibt es ein Feature mit Marcia Griffiths.
„Conversations“ funktioniert als Kunstprojekt zweier Seelenverwandter. Nachdenklich, introspektiv und auch verletzlich. Ein Album, das zum Entdecken einlädt. Sommerwiese, Blick in die Wolken – und los geht’s.
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Gentleman ist als erstem Reggae-Musiker die Ehre zuteil geworden, seine großartigen Songs in akustischen Versionen zu präsentieren. Schon als die CD-Version Anfang November auf den Markt kam, hat mich das entspannt-lässige Werk einfach vom Hocker gerissen. Gentleman legt eine Best-of-Scheibe seiner Karriere vor, präsentiert dabei aber völlig neu arrangierte Songs, die in den neuen Versionen wunderbar funktionieren. Lange Intros, akustischer Zuschnitt – und trotzdem geht der Reggae-Style nicht verloren. Er wird nur zugänglicher für Ohren wie die meinigen, welche solche Musik nur in Ausnahmefällen hören.
Der Zeitpunkt hätte kaum besser sein können. Der Kölner Musiker steht nach nunmehr sechs Studioalben als international gefeierter Star der Reggae-Szene auf dem Zenit seiner Karriere und ist durch seine zahlreichen Jamaikaaufenthalte und Kollaborationen mit unterschiedlichsten jamaikanischen Musikern tief verwurzelt in der Kultur der Karibikinsel. Gentleman hat in seiner nunmehr 20jährigen Bühnenkarriere schon in etlichen Ländern gespielt und manche Pionierarbeit für sein geliebtes Genre geleistet.
Das Heimspiel im Kölner Stadtgarten nutzte Gentleman mit Unterstützung seiner achtköpfigen Band The Evolution, weiteren hochkarätigen Musikern aus Deutschland und Jamaika sowie zahlreichen prominenten Gästen für einen beeindruckenden Streifzug durch die eigene Geschichte. “MTV Unplugged” wurde im August dieses Jahres aufgezeichnet. Dabei wurde der komplette Konzertsaal des Kölner Stadtgartens zur Bühne umgewandelt, während die eigentliche Bühne, mit Sofas bestückt, zur Empore für die jeweils gerade mal 45 handverlesenen Zuschauer wurde. Die begehrten Plätze wurden schließlich an jene Fans von Gentleman vergeben, die sich mit einer besonders persönlichen Geschichte darum beworben hatten.
Die DVD ist als einfacher Digipack aufgemacht und enthält neben den 28 Konzerttracks ein kurzes Making Of. Eine feine Gästeliste veredelt das Set, darunter Christopher Martin (“To The Top”), Shaggy (“Warn Dem”), Tanya Stephens (“Another Melody”), Milky Chance (“Homesick”) und Marlon Roudette, mit dem Gentleman dem Mattafix-Classic “Big City Life” neues Leben einhaucht. Das krönende Finale bildet Bob Marleys “Redemption Song” mit Campino und Ky-Mani Marley, dem Sohn der Reggae-Legende. Ein wirklich wundervoller Abschluss.
“MTV unplugged” ist ein intimes und intensives Erlebnis, das den bekannten Songs eine ganz neue Tiefe verleiht. Gentleman hat es verdient, in den Reigen der Künstler aufgenommen zu werden, die diese Reihe seit 25 Jahren zu etwas ganz Besonderem machen.
Nun reiht sich also auch Max Herre in die Reihe der “MTV unplugged”-Künstler ein – und wenn man seine Karriere betrachtet, hat er sich das redlich verdient. Ich denke nur an den ersten großen Erfolg von Freundeskreis “A-N-N-A”, der sich aus dem Nichts in den Soundtrack der 90er Jahre einbrannte. Die beiden Alben der Band sind auch im Rückblick noch geniale, wegweisende Deutsch-Rap-Werke. Und bei den anschließenden Solokarrieren der Bandmitglieder war das Geschehen um Max Herre herausragend. Die Kollaborationen mit Künstlern wie Samy Deluxe, Udo Lindenberg und Clueso, die Produzententätigkeit unter andere für seine Frau Joy Denalane und neuerdings seine Mitwirkung als Juror bei The Voice Of Germany. Gar nicht zu reden von den drei Soloalben, wobei das aktuelle “Hallo Welt” und die Single “Wolke 7” im Duett mit Philipp Poisel einen besonderen Stellenwert haben.
Genug Input also, um damit eine unplugged-Session zu füllen. Schauplatz war das altehrwürdige Funkhaus in Berlin. Als Tonträger liegt mir die einfache CD vor, aber natürlich habe ich auch die Sendungen auf MTV und Viva mitgeschnitten. Da sitzt der Architekt der Rap-Landschaft inmitten seiner Mitstreiter und führt seine Welten zusammen. Als Stilmittel hat man das Konzept einer Radioshow gewählt, also eines Moderators, der in kurzen Einspielern das Geschehen verknüpft. Im ersten Moment eine nette Idee, auf Dauer ist die “Kahedi Radio Show” aber auch ziemlich nervig. Will sagen: Beim Anschauen im TV fand ich den flippigen DJ noch lustig, wenn ich die CD dann aber auf Autofahrten höre, wandert der Zeigefinger ganz von selbst zur Skip-Taste, sobald das euphorische Gelaber wieder anfängt. Geschmackssache.
Beeindruckend ist die Zahl der vertretenen Features. Natürlich Joy Denalane, auch Samy Deluxe und Philipp Poisel, ganz stark Sophie Hunger, dann ein ordentlicher Szene-Rundumschlag mit Afrob, Gentleman und Patrice, außerdem die Hammerstimme von Gregory Porter – eine ausgewogene und rundum gefällige Mischung. Meine Highlights sind “Wolke 7” mit Poisel und “Berlin / Tel Aviv” mit Sophie Hunger, die direkt hintereinander folgen und jeder auf seine Weise sehr eindringlich interpretiert werden. Das Treffen der Generationen funktioniert hervorragend und die Facetten von Herres Karriere werden sehr aussagekräftig zusammen gefasst. Dazu reicht die Einzel-CD, wer aber tiefer in die Materie einsteigen will, entscheidet sich für die Dopple-CD mit dickem Booklet oder für den visuellen Release auf DVD bzw. BluRay.
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Besondere Momente entstehen meist durch Spontanität. Es ist schwer solche Augenblicke zu kreieren. Man kann einen passenden Rahmen schaffen mit dem nötigen Kleingeld, doch letztlich ist es ein gewisser Funke der sich ein ums andere Mal versucht zu entzünden, bis schließlich ein Feuerwerk dadurch entsteht. Was das alles mit drei Tagen See, Sonne und Summerjam zu tun hat, erfolgt nun in einer Kurzbeschreibung. Unter dem Motto “Free Your Mind” öffnet das Summerjam am Freitagmittag seine Pforten zur 28. Ausgabe des größten Reggae-Festivals Europas. Dass es eine Zusammenkunft verschiedenster Nationalitäten ist, wird einem schon beim Betreten des Campinggeländes mehr als deutlich. Überall hört man Wortfetzen von Sprachen aus verschiedensten Ecken: Französisch, Englisch, Afrikaans, Holländisch, sogar Patois – alles ist dabei.
Die Sprachdefizite sind jedoch kein Grund für die Leute nicht gemeinsam zu einem riesigen Melting Plot zu verschmelzen, was man vor allem bei Matisyahu bewundern kann. Einerseits die Vielzahl an Leuten, die er auf die Bühne holt, andererseits folgende Geschichte: Eine überdurchschnittlich gut aussehende Schwedin (zu erkennen an der Schwedenflagge, was mehr oder weniger ihr einziges Kleidungsstück ist) wankt freudestrahlend bei “One Day” zu einem etwas verschüchterten Typen, der aber in gleicher Lautstärke die Zeilen mitsingt wie sie. Sie halten sich in den Armen, tanzen, lachen – und auf einmal hört man sie raunen “This is the perfect song to make out” und versucht den etwas verblüfften Jungen abzuknutschen. Dieser legt schnell den Rückwärtsgang ein und stammelt im grausamen, deutschen Akzent: “Ei äm so sorri, batt ei häf a görlfrend”. Das strahlende Gesicht der Schwedin wirkt wie versteinert, ja fast niedergeschlagen. Sie schüttelt noch einmal ihren perfekten 90-60-90 Körper vor ihm hin und her und starrt ihn dabei an. Was ihre Augen sagen, kann sogar ich lesen: Du verpasst hier was, mein Freund! Mit einem Luftkuss verabschiedet sich die blonde Schönheit. Der Halbstarke und sein Kollege gucken ihr fassungslos hinterher. Dann sprudelt es aus ihm heraus: “Hast du das gesehen? Ich weiß doch wie ich aussehe, verdammt! Die war besoffen oder wollte mich ausrauben! Oder beides zeitgleich. Ich fass es nicht.” Szenen, gemacht für den Olymp!
Abgesehen von derlei Geschichten, ist eine ganze Reihe von genialen Künstlern heute zu sehen. Von Ganjaman, über den deutschen Rap der Ohrbooten, bis hin zum reinkarnierten König der Löwen Snoop Lion wird den Zuschauern einiges geboten. Letzterer, der sich vom Hund zum Löwen hochgearbeitet hat, bleibt seinen Instinkten und weiß genau was das Publikum hören will: “Spiel das alte Zeug!” Schallt es von rechts. Das lässt sich das Alphatier nicht zwei Mal sagen und greift zum altgedienten Spazierstock des Pimps. Es folgen “P.I.M.P.”, “Wet”, “The Next Episode” und viele weitere Evergreens. Vom Mythos des Reggae-Löwen ist abgesehen von “Here Comes The King” und einem Joint im Mundwinkel nichts zu spüren. Das stört die Meute auch nicht weiter, denn der Mann aus Venice Beach präsentiert seine allzu sehr geliebte Gangster-Attitüde wie vor zwanzig Jahren: die Gogos schütteln die Hüften und die Fans die Arme. Alles ist beim Alten und der erste Festival-Tag klingt zu den Klängen von “Young, Wild And Free” aus.
Wer sich am Samstagmittag schon von den Anstrengungen des ersten Tages erholt hat, kommt langsam aus den Zelten gekrochen. Vom Ausblick der Regattabrücke aus, ergeben die provisorischen Behausungen am See und in den anliegenden Waldstücken eine ganz eigene Stadt für sich, die trotz der allgegenwärtigen Präsenz der Ordnungshüter ihren eigenen Regeln zu unterliegen scheint. Auf dem Gelände hört man erste Bierdosen knacken, Flunkyballspieler gehen in ihre Positionen und Rauchschwaden bahnen sich überall ihren Weg durch die Hitze des Mittags – Cannabiskonsumenten und deren Bezugsquellen haben ihre Tätigkeiten wieder aufgenommen. Dennoch: der Wunsch nach Musik ist immer noch die treibende Kraft der Festivalbesucher. Schlagzeilen über kiloweise sichergestelltes Rauschmittel zum Trotz steht die Musik, zusammen mit der Love and Peace- Mentalität, im Vordergrund. So versammeln sich nach und nach erneut hunderte Musikliebende vor den beiden Stages auf der Festivalinsel. Die Kassen der Cocktailstände fahren ihre Umsätze ein und die Chillout-Area füllt sich mit Menschen, die sich vor den ersten Konzerten des Tages noch bei einem Kopf in der Wasserpfeife die nötige Ruhe gönnen wollen.
Als der aus Berlin-Moabit stammende Rapper Megaloh am Samstagnachmittag auf der Green Stage in den Ring steigt, toben vor allem die Hip Hop Begeisterten unter den Festivalbesuchern. Doch die Stimmung auf dem Summerjam ist trotz gewisser Genredifferenzen grandios und bei dem Auftritt Megalohs, bei dem ihn sein Live-DJ Ghanaian Stallion an den Turntables unterstützt, dauert es nicht lange und schon wird die gesamte Crowd von den kraftvollen Raps mitgezogen. Der Muskelberg im weißen Tanktop schmettert Punchlines und Flow-Varationen durch die Mittagshitze, als würde diese ihm nicht zu schaffen machen, woran sich auch die Menge ein Beispiel nimmt. Trotz des schweißtreibenden Wetters schaffen es die Fans Vollgas zu geben und etwa bei dem Song „Adrenalin” auf Megalohs Wunsch „Ich will euch springen sehen” hin komplett auszurasten. Bei dem Track „Dr. Cooper” skandiert die gesamte Menschenmasse die Hookline: „Ich weiß, das was ich weiß, das weiß ich, Rap ohne Weitsicht? Ouh, ich weiß nicht!”. Klassische Beats, die zum Mitnicken anstiften, werden mit Texten untermalt, die mal tiefgründig und ernst, mal humoristisch das Reimrepertoire des Mannes, der sich selbst als „Hip Hops- Finest” bezeichnet, bis zur allerletzten Snaredrum ausreizt – und darüber hinaus. Den Höhepunkt des Auftritts nämlich bildet die Accapella Version seines Parts aus dem „Hände hoch”-Remix mit Kollege Samy Deluxe: „Zweifelst du an mir, zweifelst du am Leben, hebt die Hände hoch, jetzt ist Zeit sich zu ergeben!”, verkündet er dabei zum Abschluss. Wer sich da nicht Megaloh ergibt, kapituliert vor der Hitze und sucht Zuflucht im Schatten der umstehenden Bäume, was vielleicht auch dazu beiträgt, dass Chima, der kurze Zeit später ebenfalls auf der Green Stage performt, der Menge nicht so einheizen kann, wie manche Artists vor und nach ihm. „Ich habe ein Faible für Beziehungs-Lieder, aber kein Händchen für funktionierende Beziehungen”, erklärt der Sänger zwischen zwei Stücken. Leider ist er damit wohl im Recht, denn so ganz möchte der Funke zwischen ihm und dem Publikum nicht überspringen, so dass vereinzelte „Ausziehen, ausziehen”- Rufe weiblicher Fans mit das Emotionalste an seinem Auftritt bleiben. Nach dem etwas trostlosen Auftritt des Deutschafrikaners, steht der inoffizielle Headliner der Green Stage in den Startlöchern. Chronixx ist zumindest in Jamaika schon einer der ganz Großen, warum kann er in nur 45 Minuten gefühlt dem halben Summerjam (verdammt ist das eng hier) unter Beweis stellen. Voller Inbrunst schreit der 20-jährige seine Songs der Menge entgegen. Die bedanken sich mit einem mindestens genau so lauten Applaus.
In Ekstase: Chronixx auf der Red Stage am Samstag
Leider hat bei dieser Hitze nicht jeder so eine gute Kondition wie die Künstler. Man sieht Gestalten, bei denen man denken könnte sie hätten seit der Eröffnung des Campinggeländes keine Sekunde geschlafen. Andere kriechen schwitzend Richtung Schatten und versuchen sich mit einem letzten Taschentuch den Schweiß auf der Stirn zu trocknen. Dummerweise bemerken sie nicht, dass die Hälfte des Tuchs auf der Stirn kleben bleibt. So werden sie wohl bei keiner Frau Eindruck schinden können. Naja, höchstens noch bei der Schwedin vom Vortag. Anders zeigt sich bei einem kurzen Besuch bei Popcaan, dass dieser alles andere als fertig ist. Die Fotografen haben alle Mühe den Mann aus Portmore, Jamaika, vor die Linse zu bekommen, so schnell springt er von A nach B und von B auf die Boxen. Endlich ist wieder Energie zu spüren!
Popcaan am Samstagabend auf der Green Stage
Es wird dunkel und deutlich kühler. Immer mehr Menschen strömen auf das Gelände um sich zwei große Künstler auf der Red Stage anzugucken. Richie Stephens beendet gerade mit einer großartigen Coverversion von “No Woman, No Cry” sein Set, als man sich mit einem hellen Blonden einen Weg durch die Menge bahnt. Heimspiel ist angesagt! Tillmann Otto alias Gentleman, gebürtig aus Köln-Sülz, kommt mit breitem Grinsen auf die Bühne und sorgt für einen soliden Abschluss vom Samstag. Überraschend bei diesem Konzert ist vor allem die Setlist. So gibt es kein “You Remember” von der aktuellen Platte “New Day Dawn”, aber dafür spielt er sehr zur Freude seiner alten Fans Songs wie “Leave Us Alone”. Unterstützt wird er teilweise sogar von Richie Stephens und dem Italiener Alborosie. Nach 2 Zugaben verabschiedet sich Gentleman vom Summerjam und wir uns vom Festivalgelände.
Es geht direkt rüber zur Dancehall Area. Da kommen wir wieder auf diese spontanen und unterhaltsamen Momente zu sprechen. Wir sehen einen blonden Typen mit rotem Acapulcohemd, Goldkette und einer grünen Sonnenbrille, der wahllos gegen Menschen stolpert und wohl verzweifelt einen Ausgang aus diesem Irrgarten sucht. Wohl ein wenig zu oft Fear and Loathing in Las Vegas geguckt, hm? Dann ergibt sich folgende Situation: Mr. Raoul Duke hat sich seinen Weg fast zum Ausgang freigeschaufelt. Nur ein zartbesaitetes, 1,60 m großes brünettes Mädchen steht ihm und der Freiheit im Weg. In seinem Geisteszustand guckt er über sie drüber, nimmt Anlauf und …Rrrrrrrrumms. Beide liegen auf dem Boden. Der Junge, kurz entsetzt fragt völlig verdattert: “A-a-alles klar bei dir?”. Die brünette Schönheit lächelt kurz und meint nur: “Schon okay.” Ihre Körpersprache sagt eher “Verpiss dich besser schnell, bevor ich meine großen Brüder hole!”
Am nächsten Tag ist der Schreck des Vorfalls in der Dancehall Area schon fast vergessen. Nur ein lustiger Freak unter vielen. Aber auch am dritten Tag des Massenspektakels wollen sie noch nicht müde werden. Am Sonntag brütet noch immer die Hitze der vorangegangen Tage und auch der Rest scheint wie gehabt. Nur ein neues Gefühl hat sich zur Euphorie und dem trunkenen Treiben gesellt, ein Gefühl des nahenden Abschieds. Der letzte Tag steht bevor und im Knacken der Bierbüchsen schwingt ein leiser Hauch von Traurigkeit mit. Doch je mehr von ihnen leer in die Pfandtonnen fliegen, desto mehr kriegen die Leute noch einmal richtig Lust auf einen letzten abgedrehten Tag Summerjam. Free Your Mind. Auf ein Neues!
Doch erst muss mal eine Runde in der Chill Out Area ausgeruht werden. Der Tag ist mindestens genau so warm wie die beiden vorigen Tage und auf eine Runde 4Gewinnt gegen zwei Holländer ist nichts auszusetzen. Nach drei verlorenen Runden in Folge sind dann auf der Green Stage The Aggrolites aus Los Angeles am Start und beginnen den späten Nachmittag einzuläuten. Anschließend betritt dann Deutsch-Rap-Urgestein Dendemann die grüne Stage mit dem charakteristischen Schnauzer und der Vorne-Kurz-Hinten-Lang-Frisur. Der Musiker aus Menden, welcher seit 1996 in Hamburg lebt und auch dessen Karriere bis tief in die 90er zurückreicht, sorgt mit seinen Tracks an diesem Sonntag noch einmal für richtig gute Stimmung auf dem Festivalgelände. Mit seinen angetrauten Eigenheiten und seiner „Reibeisenstimme” schafft er es alte wie auch neue Fans zu begeistern. „Ich schwimmte, schwamm und schwomm, endlich bin ich angekommen, endlich hab ich wieder Land gewonn'”, rappt er im Chorus seines Klassikers “Endlich Nichtschwimmer” aus dem Jahr 2007. Trotz der sechs Jahre, welche die Nummer auf dem Buckel hat, steigt die johlende Menge ohne Umschweife in den Refrain ein. Denn eines ist klar: Egal welch merkwürdiger Wellengang und welche Meeresströmung den Dendemeier an die Festivalinsel des Fühlinger Sees gespült hat, er beweist, dass er nirgendwo anders besser aufgehoben wäre. “Manche schwimmen mit, manche gegen den Strom, doch ich frag: Schwimmen wir noch oder leben wir schon? Ich bin durch damit, es hat sich ausgeschwommen, könnt ich dafür endlich mal Applaus bekommen?” – und den bekommt er zu Recht und zu Genüge. Nach dem Dendemeier wird sich ein weiteres Mal in den Liegestuhl gefläzt. Mit Bier und Zigarette bewaffnet wartet man nun auf das Zeichen von Max, dem Herrn des Pressebereichs auf neue Pressekonferenzen. Heute ist sogar eine, die es sich richtig lohnt zu erwähnen. Patrice gibt sich in dem völlig überhitzten Presse-Container die Ehre und steht den gut 20 Journalisten Rede und Antwort. Was er da vom Stapel lässt ist auf jeden Fall nicht uninteressant: “DJs sind für mich keine richtigen Künstler. Klar gibt es da immer eine fette Show, aber die müssen bei anderen Songs nur Regler hin und herschieben, das war’s. Für jemanden der im Business der handgemachten Musik tätig ist, ist das manchmal schwer nachvollziehbar.” Protest kommt nur bedingt, wenn sich mehr DJs im Raum befinden würden, könnte das hier einen durchaus interessanten Schlagabtausch geben.
Headliner Patrice bei seiner Pressekonferenz
Handgemachte Musik hin oder her, nach einem kurzen Aufenthalt beim Auftritt von Patrice zu fortgeschrittener Zeit auf der Red Stage wird zügig gewechselt. Zum Glück, ansonsten hätte man wohl einen der besten Auftritte des gesamten Festivals verpasst. Es ist ja kein Zufall, dass Blumentopf so einen unglaublich guten Ruf für ihre Live-Qualitäten genießen. Besonders stechen mal wieder die großartigen Freestyles über das Summerjam, Köln, Bier, Hip Hop, München und Gott und die Welt hervor, bei dem die Arme wie Raketen ein ums andere Mal in die Höhe schnellen. Man sieht nur glückliche Gesichter. Besonders atmosphärisch wird es dann bei „Manfred Mustermann”, bei dem die Töpfe ein Leben in neun Minuten rappen, von der Geburt bis hin zum ersten Job, zur Rente bis hin zum Ableben. Zum ersten Mal sieht man traurige Gesichter vor der Bühne, einige sogar den Tränen nahe. Großes Kino. Mit Songs des selbigen Albumtitels geht es auch flott weiter. Vor allem bei „Was der Handel?” kommt die Menge richtig in Fahrt. Mit der Geschichte von „Rosi” aus dem Sperrbezirk endet das beste Konzert am Sonntag. Eilig verlässt man die Bühne, um bei Patrice das abschließende Feuerwerk zu bewundern. Doch damit ist der Abend noch nicht vorbei. Man verbringt die letzten Stunden des Summerjam 2013 an der Chill Out Area. Das 4Gewinnt Spiel ist jetzt weg, dafür ist der Platz jetzt bevölkert mit Tanzwütigen, die zu der Musik von DJ Cem von den Beatpackers das Summerjam Festival ausklingen lassen. Um Punkt Mitternacht gibt es auf einmal einen großen Aufschrei. Leute stürmen aufeinander zu? Was ist passiert? Eine Schlägerei? Nie im Leben. Ist jemand umgekippt? Unwahrscheinlich, Sonne ist weg! Plötzlich raunt mir ein betrunkener Typ ins Ohr: „EEEEEH, MEIN KUMPEL HAT GEBURTSTAG! GRATULIER IHM BITTE MAL, DER FREUT SICH BESTIMMT.” Gesagt getan. Immerhin muss ich mich sogar in eine Schlange anstellen, da der besoffene Typ da wirklich echt gute Arbeit leistet, aber letztlich freut das Geburtstagskind sich auch über den 85. Gratulanten genau so wie über den ersten.
Da war er wieder, dieser spontane Moment. Solche Augenblicke sagen viel mehr aus als Wut, Zerstörung, bengalische Feuer oder Dauerbeschallung wie man es von anderen Festivals gewohnt ist. Da kann man direkt Äpfel mit Birnen, ach was rede ich, mit Kokosnüssen vergleichen. Man kann diese drei Tage als eine Oase der Ruhe und Zufriedenheit ansehen, als das Urlaubsparadies der Festivals mit Sand, Strand und jeder Menge guter Musik. Danke dafür!
Von Florian Eßer und Marc Brüser
Ein weiterer Dank geht an das großartige Team von Contour Music sowie an Max, der den gesamten Pressebereich perfekt gemanagt hat.
Unter dem Motto “Free Your Mind” geht das Summerjam Festival 2013 in sein achtundzwanzigstes Jahr – eine Zahl, die sich in der Besucherzahl wiederspiegelt. Laut offizieller Stelle nämlich werden wieder 28.000 musikliebende Besucher das Gebiet rund um den Fühlinger See in Köln vom 05. bis zum 07. Juli 2013 bevölkern. Weitere Einzelheiten und genauere Informationen gab es auf der Pressekonferenz am 27.05. im Greatlive, einem Laden für Kulturbedarf auf der Kölner Luxemburger Straße.
Neben Klaus Maack von der Contour Festival Organisations GmBH, Jutta Hackland und Karl-Heinz Brozi, beide von der Fühlinger See Veranstaltungs GmBH, haben auch die beiden Headliner Gentleman, der dieses Jahr darüber hinaus auch noch sein 20jähriges Bühnenjubiläum feiert, und Patrice Platz genommen, um über das Summerjam und ihre aktuellen musikalischen Projekte zu sprechen.
“Das Line-Up ist Killer”, verkündet da Patrice zum diesjährigen Kontingent an nationalen und internationalen Künstlern, das auf den beiden Hauptbühnen und in der Dancehall Arena die Menge zum Feiern bringen wird. Neben den Anwesenden, Gentleman, dessen aktuelles Album “New Day Dawn” zuletzt auf Platz 6 chartete, und Patrice, dessen neues Album “The Rising Of The Son” am 23. August diesen Jahres released wird, erscheint schließlich allerhand musikalische Prominenz aus einer bunten Mischung an Genres. Allen voran gibt sich Snoop Lion die Ehre, der sich zuvor unter dem Namen Snoop Dogg jahrzehntelang einen Namen als Rapper gemacht hatte. Jetzt ist er mit einer Reggae-Platte zurück. Das DJ-Projekt Major Lazer, welches den ehemaligen Gangsterrapper bei der Produktion seines neuen Albums „Reincarnated” unterstützte, wird auch selbst am Freitag auf der Green Stage für Stimmung sorgen. Leider zeitgleich mit Gentleman, der derweil auf der Red Stage performen wird – woran „noch gearbeitet wird”, so Klaus Maack, „allerdings lassen sich Überschneidungen nicht vermeiden”. Das aber verwundert bei über 40 Künstlern in drei Tagen nicht weiter. Immerhin befinden sich unter ihnen internationale Größen wie Protoje, Ken Boothe, Chronixx und Furasoul.
Aber auch die Hiphop-Fraktion wird großflächig, von vorwiegend deutschen Acts, repräsentiert: Unter anderen wären da Blumentopf, SAM und Dendemann zu nennen, die mit ihrem Sound zur Vielfältigkeit des alljährlichen Großevents beitragen. Was den Veranstaltern sehr wichtig ist, denn „frei von Selbstbeschränkung, weltoffen und abwechslungsreich” möchte sich das Festival präsentieren und dass dieses Jahr sogar mit richtigen sanitären Einrichtungen anstelle von Dixi-Klos. Eine Service-Verbesserung die wohl bei vielen Summerjam Besuchern gut ankommen wird. Darüber hinaus wird es Chillout-Areas und den seit letztem Jahr eingeführten dritten Eingang zur Festival Insel geben. Nur eine kleine Anzahl von Dingen die auf die Gäste zukommen werden, um ihnen ein unvergessliches Wochenende zu bereiten. Unvergesslich ist das Ereignis auch immer wieder für Gentleman und Patrice. Für Gentleman, alias Tilmann Otto, ist das Summerjam immer etwas ganz Besonderes, da es schließlich in seiner Heimatstadt Köln stattfindet und der Fühlinger See Erinnerungen an seine Jugend weckt. Auch bei Patrice, ebenfalls Kölner, der früher selbst immer zu den tausenden Besuchern des Summerjams zählte, löst das Festival nostalgische Gefühle aus: „Es war auf jeden Fall immer das Festival, bei dem es am schwierigsten war sich rein zu schmuggeln”, erinnert sich der 34-Jährige lachend, „und das Event des Jahres!”.
In diesem Sinne freuen wir uns auf ein Summerjam 2013 voller Top-Acts und bester Stimmung.
Alle Jahre wieder lockt das Open Air im Amphitheater die Menschen nach Trier. Die schönste Spielstätte in der Region: historische Kulisse, entspannte Stimmung im angenehmen Ambiente, eine gelungene Auswahl von Topacts. Diesmal waren Gentleman, The Bosshoss und Tim Bendzko dran. Den Reggae-Künstler am Freitag konnte ich mir leider nicht gönnen, doch bei den Country- und Rock’n’Roll-Legenden am Samstag und dem Deutsch-Pop-Aufsteiger am Sonntag war ich mit dabei.
Vor allem samstags war die römische Arena bestens gefüllt. Locker in Richtung 4.000 Leute ging die Zuschauerzahl. Wer hätte das gedacht? The Bosshoss haben sich von einer Spaßband zu ernst zu nehmenden Rockern entwickelt. Da hat sich die Jury-Mitgliedschaft der Protagonisten bei “The Voice of Germany” auf jeden Fall ausgezahlt. Ich muss gestehen: Zu Beginn fand ich die beiden Vögel äußerst suspekt, doch der Sympathiefaktor ist mit jeder Sendung weiter gestiegen. Einfach coole Typen – das bewiesen sie auch in Trier.
Zuerst war jedoch eine Truppe aus Norwegen dran: Den Support übernahmen The Carburetors. “Fast Forward Rock´n´Roll” nennen die fünf Männer ihren Stil. Das passt. Anleihen an großen Vorbildern wie AC/DC und Motörhead sind nicht zu verleugnen. Die entsprechenden Posen haben sie auch ganz gut drauf. Musikalisch war es die perfekte Einstimmung auf The Bosshoss. Straight nach vorne, viel Gitarrenarbeit und Draufkloppen was das Zeug hält. So mag man das.
Dann war die Mannschaft um Boss Burns und Hoss Power am Zug. Dass es heute um countrymäßig angehauchte Musik gehen sollte, sah man allerorten: Cowboyhüte, hohe Stiefel, sogar Sporen konnte ich erblicken. Die Männer eindeutig in der Überzahl (und damit der perfekte Kontrast zu Bendzko am Sonntag). Die siebenköpfige Band hat sich über die Jahre seit Gründung (2004) stark entwickelt. Spielte man zu Beginn nur stilistisch umgewandelte Coversongs bekannter Künstler (ähnlich wie The Baseballs), gibt es Jahr um Jahr mehr eigene Songs, die mit Herzblut dargeboten werden und nach Rodeo, Texas und Wüstensand schmecken. Das aktuelle Album “The Liberty Of Action” ist der Höhepunkt dieser Entwicklung und bietet mit “Don’t Gimme That” einen lupenreinen Radiohit.
Country, Punk, Funk, Rockabilly – diese Mischung bekommt man auf ihren Konzerten zu hören. Unterstützt wird das Ensemble zudem von der Bläsertruppe The Tijuana Wonderbrass, die dem Auftritt noch eine mexikanische Note mitgeben. Es gibt hauptsächlich eigene Songs, aber stets auch Anleihen an Vorbildern wie Elvis Presley und Hank Williams, einige disco-kompatible und dennoch stilistisch komplett vereinnahmte Pop-Cover sowie durchaus ruhige Momente vor allem in der Mitte des Sets. “I Keep On Dancing” überzeugt, die neue Single “Live It Up” und auch das ruhige “Say A Little Prayer”. Erst am Vortag hatten die Berliner das Open Air in Wacken gerockt. Was Heavy Metal-Fans antörnt, kommt auch in Trier gut an.
Der Auftritt überzeugte fast durchgehend und das Publikum war bester Stimmung. Etwas Kritik muss allerdings erlaubt sein: Die englischen Ansagen mit texanischem Akzent sind zwar ein netter Gag, man muss das aber nicht ein komplettes Konzert lang durchziehen – wo doch jeder weiß, dass die Band aus Berlin stammt. Das fand ich etwas affig. Und es gab einige Längen im mittleren Konzertdrittel, die erst durch besagten Singlehit durchbrochen wurden. Alles in allem jedoch sehr solide und man kann resümieren: The Bosshoss haben Trier gerockt.
Sonntags war dann der Abend für zartere Gemüter. Die Zuschauerzahl hatte sich gegenüber dem Samstag ungefähr halbiert, konsequenterweise waren dann auch die weiblichen Gäste haushoch in der Überzahl. Tim Bendzko hatte per Abstimmung eruiert, dass ca. 300 Männer anwesend waren, davon sich nur 25 outeten, wovon 24 vom Partner mitgeschleppt waren und nur einer freiwillig dort war. Mag stimmen.
Die Mädels lieben halt Bendzkos Lockenkopf. Anscheinend weckt er auch Muttergefühle: “Man will glatt hingehen und ihn knuddeln”, hieß es links neben mir. Den Anfang machte allerdings eine Band mit Sängerin. Mobilée lieferten charmante englischsprachige Songs, die zwischen Folk und eingängigem Pop zu verorten waren. Das erste Album wird “Walking On A Twine” heißen und am 31. August erscheinen.
Im Anschluss erhöhte sich dann der Kreischfaktor um ein Vielfaches. Die Bandmitglieder Bendzkos traten auf, es wurde laut. Als der Shooting Star der deutschen Musik selbst zu den Klängen von “Du warst noch nie hier” die Bühne betrat, gab es kein Halten mehr. Ohrenschutz erforderlich – nicht wegen Musik, sondern wegen Teenie-Organen. Er wollte “Nur noch kurz die Welt retten” – inzwischen ist die Mission überaus erfolgreich und seine Musik erreicht immer mehr Menschen. Ich nehme mal die Region Trier als Beispiel: Im Juli 2011 war Tim Bendzko als Support von Philipp Poisel dort. Mit einem 20minütigen Kurzauftritt, obwohl er gerade die Album-Charts gestürmt hatte. Dann war ein Konzert in der Tufa angesetzt, das in die größere Europahalle verlegt wurde – trotzdem ausverkauft. Jetzt ist er Headliner bei der renommierten Open-Air-Reihe im Trierer Amphitheater. Wer hat so etwas zuvor in so kurzer Zeit geschafft?
Ja, Tim Bendzko ist ein Phänomen. Immer noch überaus sympathisch und bescheiden, obwohl ihm die Fans mittlerweile die Bude einrennen. Der Titel seines ersten Erfolgssongs wurde zum Synonym für die vielbeschäftigte Internet-Welt und zum geflügelten Wort. Doch auch die Nachfolge-Singles “Wenn Worte meine Sprache wären”, “Ich laufe” und “Sag einfach ja” erreichen und berühren seine neuen Fans. Bendzko singt sehr emotional und eindringlich. Es geht um die unbekannte Zukünftige (“Du warst noch nie hier”), die Schwierigkeit, sich einem lieben Menschen zu erklären (“Wenn Worte meine Sprache wären”) und die Lust am Nichts-Tun (“Keine Zeit”). Er findet für viele Situationen die richtigen Lyrics und regt zum Nachdenken an. Auch live ist alles sehr ruhig gehalten ist und die Songs sind auf das Nötigste reduziert. Mal mit Cello oder Akkordeon versehen, dann mit dezenter Pianobegleitung – und natürlich kann die Band auch hin und wieder ordentlich abrocken.
Bendzko nutzte die schöne Atmosphäre, kommunizierte viel mit dem Publikum und baute immer wieder “Trier” in seine Songs ein. Schon erstaunlich, wie viele Songzeilen bei ihm mit “mir” oder “dir” enden und sich in der alten Römerstadt wundersam ersetzen lassen. Das laue Sommerwetter hielt bis zum Schluss. Erst nach gut 100 Minuten Konzertlänge gab es erste Regentropfen und die meisten dürften es noch trocken bis zum Auto geschafft haben, bevor Blitz und Donner durch die Wolken traten. Reggae, Countryrock und Deutschpop waren eine gute Mixtur für 2012. Wir sind gespannt, was sich Popp Concerts für 2013 einfallen lassen.