Annisokay und Within Temptation in der Rockhal Esch/Alzette, 5.12.2024
Der Metal-Nikolaus kommt gerne schon mal am Vorabend – und das war gestern in der Rockhal Esch/Alzette (Luxemburg) definitiv der Fall. Within Temptation waren auf der Zielgeraden ihrer „Bleed Out 2024 Tour“ und spielten den vorletzten Gig. Jedes Jahr wird die Rockhal zum „Temple of Metal“ und vereint Genregrößen in ihrer Arena. Diesmal sollten mit Blind8, Annisokay und Within Temptation drei ziemlich unterschiedliche Acts in Erscheinung treten. Die Halle war sehr gut gefüllt mit Fans aller Generationen. Beste Voraussetzungen für ein Konzert der Extraklasse.
Die Ukrainer von Blind8 hatte ich leider aufgrund erhöhten Stau-Aufkommens verpasst, doch pünktlich zu Annisokay war ich am Start. Die Band wurde 2007 in Halle/Saale gegründet. Mit Michael Jackson haben sie nur gemein, dass sein Song „Smooth Criminal“ Pate für den Bandnamen stand. Musikalisch liefern sie starken Metalcore – knallhart, modern und bisweilen auch ganz melodisch. Der Wechsel von aggressiven Shouts und Cleangesang macht den besonderen Reiz der Band aus. Da gab es fantastische Riffs, einen hymnischen Überbau wie bei Parkway Drive und immer wieder sehr melodische Parts, die die Zuschauer*innen auf den Boden zurück holten.
Zu „Like a Parasite“ kam gar Sharon den Adel mit auf die Bühne und sang den Titel im Wechsel mit der Band. Grandios! Danach gab es zur Freude aller das Cover „One Step Closer“ von Linkin Park und die Halle stand Kopf. Shouter Rudi Schwarzer und Sänger Christoph Wieczorek hatten es wirklich drauf, das heilige Zusammenspiel von Mike und Chester fulminant darzustellen. Am Ende bot man ein Stück von der brandaktuellen EP „Abyss Pt I“. Für den Song „Calamity“ haben sie Leonys Smashhit „Remedy“ in eine düstere Metalcore-Version verwandelt. Kräftiger Applaus war ihnen sicher und sie haben nach dem halbstündigen Gig einige neue Fans gewonnen.
Dann aber war es an der Zeit für Within Temptation. Für die Präsentation von „Bleed Out“ wurde die Bühne in eine Säulenhalle verwandelt, die mit großen LCD-Leinwänden gespickt war. So konnte das visuelle Erlebnis direkt vom ersten Ton an losgehen, auch wenn man das bei der instrumentalen und stimmlichen Klasse gar nicht gebraucht hätte.
Zu „We Go To War“ kam Sharon mit Dornenkranz auf die Bühne und gleich ging es mit dem Titelsong „Bleed Out“ weiter. Das aktuelle Werk, das deutlich im Mittelpunkt der Performance stand, ist ein sehr politisches Album, das sich in vielen Tracks den aktuellen Ereignissen in der Welt widmet. „We Go To War“ und „Wireless“ behandeln den Krieg in der Ukraine, „Bleed Out“ erzählt von den Protesten im Iran nach dem Tod von Mahsa Amini, „Ritual“ reflektiert die Rolle der Frau in einer männerdominierten Welt. Die dazu abgespielten Videos waren intensiv und verstärkten das musikalische Geschehen.
Sharons Stimme war grandios und wie immer über alle Zweifel erhaben. Sie sang nicht opernhaft, sondern klar und emotional. Damit hebt sie sich von anderen Vertreter*innen des Symphonic Metal ab. „Shed My Skin“ wird auch im Original von Annisokay gefeatured, so stieß die Band natürlich dazu. Und es gab einen weiteren Gast: Für „What Have You Done“ und „A Fool’s Parade“ kam der ukrainische Sänger Alex Yarmak auf die Bühne, um mit Sharon zu performen und den Härtegrad nochmal ordentlich hochzufahren.
Sehr intensiv und emotional erlebte man Sharons glasklaren Gesang in „The Promise“, der die Sängerin in fantastische Höhen führte. Hier war der symphonische Anteil deutlich auf dem Höhepunkt und machte den Song zum emotionalen Highlight. Im Zugabenblock gab es mit „Our Solemn Hour“, „All I Need“ und „Mother Earth“ drei Bandklassiker, die die Herzen der Fans höher schlagen ließen. Der Metaltempel in Luxemburg kann auch bestehen, wenn eine Frau die Priesterin gibt. Es war ein Fest!
Setlist – Within Temptation, Rockhal Esch/Alzette, 5.12.2024
We Go to War
Bleed Out
Ritual
Shed My Skin
Wireless
What Have You Done
Shot in the Dark
Stand My Ground
A Fool’s Parade
The Promise
Supernova
Angels
Faster
Paradise (What About Us?)
Our Solemn Hour
All I Need
Mother Earth