Hubert von Goisern am 26.10.2014 in der Rockhal – „die san genau so deppert wie mia“
Hubert von Goisern aus Oberösterreich war zum ersten Mal für ein Konzert in Luxemburg. Der Club in der Rockhal Esch/Alzette füllte sich zügig mit Musikbegeisterten, die vor allem aus Luxemburg und Deutschland angereist waren. Der sonst so hohe Prozentsatz französischer Zuschauer blieb dieses Mal logischerweise recht gering. Die Stimmung war hervorragend und viele der Anwesenden sahen den Alpenrocker zum ersten Mal.
Hubert von Goisern hatte sich rar gemacht in den vergangenen zwei Jahren. Nach der letzten Tour gab es zunächst mal kein neues Album, sondern er reiste in die USA, um neue Ideen zu sammeln und musikalische Einflüsse mitzubringen. Mit Anekdoten aus diesen Erlebnissen füllte er viele Pausen zwischen den Songs und das Publikum hing ihm gebannt an den Lippen.
Die neue CD erscheint erst im Frühjahr 2015, trotzdem wurden viele der Titel schon live gespielt. Auf Songtitel sollte mich bei dem nuscheligen Dialekt sowieso keiner festlegen, daher verzichte ich besser auf eine Aufzählung und beschränke mich auf die musikalischen Eindrücke. Auch für mich war es das erste Konzert des Künstlers und ich war absolut beeindruckt.
Besonders stark sind die Einflüsse aller Art, die Hubert in seinen Songs verarbeitet. Da wird gerockt und gejodelt, es gibt Mundharmonika, Blues, Countrymusik und natürlich die unvermeidliche Ziehharmonika. Der Musiker erklärte dann auch gleich, dass der ständige Wechsel des Instruments nichts mit farblicher Eitelkeit zu tun hat, sondern dass die Ziehharmonika im Gegenzug zum Akkordeon nicht chromatisch ist und er daher je nach Tonlage unterschiedliche Varianten braucht.
Die Band bestand aus recht jungen Musikern, die Hubert hervorragend unterstützen. Das Zusammenspiel zwischen Ziehharmonika und Rock-Instrumentarium war wirklich beeindruckend und brachte viele klangliche Facetten ins Geschehen. Hinzu kam ein Musiker aus Nashville an der Steel Gitarre, der einen fortwährenden Country-Touch in die Stücke brachte. Dieser Amerikaner war dann auch das einzig Brauchbare (wie Hubert selbst sagte), was er aus den USA mitbringen konnte. Ansonsten seien die „genau so deppert“ wie die Leute in Oberösterreich. Die Anekdoten, die er von seinen Reisen nach Nashville und New Orleans erzählte, waren herzzerreißend komisch und erfrischend ehrlich.
Die Grenzen im Konzert waren fließend. Rock und Country, Folk und Blues vermischten sich. Die Mundharmonika ging in ein Jodeln über, der Weg führte von harten Riffs zur Klassik und wieder zurück. Ein solch abwechslungsreiches Konzert erlebt man selten. Hubert spielte Trompete und hörte sich stimmlich plötzlich wie Louis Armstrong an. Er erzählte von den Amerikanern, die „Amazing Grace“ nicht spielen wollten, da es eine Protestantenhymne sei – und spielte es dann zum Trotz in einer emotionsgeladenen Spezialversion.
Inhaltlich wurde es auch in den Songs oft politisch. Hubert sang in einem eindringlichen Song über Asylsuchende und unsere verlogene Gesellschaft, die den Aufstand in Damaskus gutheißt, aber Asylbewerber vor der eigenen Haustür nicht haben will. Ein sehr bewegendes Stück.
Der Zugabenblock begann nach 90 Minuten Konzertlänge und endete erst nach weiteren 45 Minuten. Eine farbenprächtige Hit-Zusammenstellung inklusive des Nummer-1-Hits „Brenna tuat’s guat“ wurde da zum Abschluss geboten und verursachte Begeisterungsstürme. Das Publikum in Luxemburg war sichtlich angetan vom ersten Konzert des Mannes aus Goisern und nahm die Hoffnung mit, dass dieser sich bald wieder ins Ländchen verirrt.