Raise The Dead – Alice Cooper rockt, schockt und gruselt am 30.07.2013 im Amphitheater Hanau
An diesem lauen Sommerabend lockt Alice Cooper seine Fans in das Amphitheater Hanau. Die traumhafte Kulisse im malerischen Park Philippsruhe zwischen Schloss und Main gelegen, soll bald zum Albtraum werden, denn der 65jährige Schockrocker lädt zu seiner „Raise The Dead“ Tour.
Einziges Manko ist die spärliche Beschilderung. Parkplätze sind Mangelware und etliche Schaulustige irren durch Hanau, um zunächst Parkplätze und dann das Amphitheater zu finden, wodurch einigen die Vorband vorenthalten wird. Doch die Entschädigung folgt auf dem Fuß, denn die Bierpreise sind bemerkenswert gering und Alice ist jung, energiegeladen und sexy wie nie. Professionell, perfekt aufeinander abgestimmt, glaubwürdig und voller Elan zaubert die fünfköpfige Band um Alice Cooper eine musikalische Horrorperformance auf die Bühne, die das Publikum zu faszinieren vermag:
Zwei Skelette reißen den Vorhang zu „The Undertune“ herunter und Cooper begrüßt sein Publikum im rot schwarz gestreiften Anzug mit „Hello Hooray“. Die geisterbahnartig dekorierte Bühne wird in tiefe Nebelschwaden gelegt, während Alice mit seiner jungen, unfassbar talentierten Band „House of Fire“ performed. Schon jetzt sind die knapp 3000 Zuschauer, deren Alter sich zwischen 7 und 80 Jahren bewegt, begeistert, denn von Altersschwäche keine Spur. Alice rockt, schockt, gruselt und ist nebenbei in Geberlaune. Schon zu „No More Mr. Niceguy“ fliegt der erste Gehstock ins Publikum.
Dem Platzmangel zum Trotz, lässt Cooper nichts aus. Zu „Under My Wheels“ tanzt er lässig in Bikerweste, flirtet mit seiner sexy Gitarristin Orianthi zu „I’ll Bite Your Face Off“, spendiert dem Publikum Dollar Noten zu „Billion Dollar Babies“ und massenhaft Perlenketten zu „Dirty Diamonds“. Und als er dann mit Frack und Zylinder nach einem gigantischen Solo seiner Band, die mit drei Gitarren, einem Bass und einem Schlagzeug überzeugt, zurückkehrt ist klar: Jetzt geht die Show erst richtig los. „Welcome To My Nightmare“ verspricht der Meister des vertonten Horrors und verheißt damit keineswegs zu viel. Peitsche schwingend droht er „Go To Hell“ und fesselt das Publikum mit „He’s Back (The Man Behind The Mask)“, dem 13ten Song des Abends, welcher aus der amerikanischen Filmreihe „Freitag der 13te“ wohlbekannt ist.
Zu „Feed My Frankenstein“ verwandelt sich der Schockrocker selbst in einen meterhohen Frankenstein, der beängstigend über die Bühne schwankt und gierig ins Publikum starrt. Donner, Blitze, Nebel, Funkenregen, Zombies und Skelette. Es ist ein Fest dem Spektakel auf der Bühne zuzusehen, und so wird jedes effektvolle Outfit, jeder sexy Hüftschwung, jedes Requisit und jeder Song, der gut durchdachten Setlist bejubelt. Sei es die überdimensionale Tasse zu seiner Lobeshymne auf das beliebte, schwarze Heißgetränk „Caffeine“, der ironisch geschwungene Spazierstock zu „I’m Eighteen“ oder die blutverschmierte Zwangsjacke, in der er sich krümmt und windet – das Publikum sprüht vor Euphorie.
Doch nicht genug damit. Wohl in ganz Hanau wird der ohrenbetäubende Jubel und Applaus gehört, als eine Guillotine auf die Bühne gerollt wird. Denn Alice hätte sich wohl besser nicht mit seiner, ihn verehrenden, Zombiekrankenschwester angelegt, denn die Zurückgewiesene weiß ihrem Zorn freien Lauf zu lassen und lässt ihn kurzerhand enthaupten. Der Henker zeigt stolz sein Werk und hält den abgetrennten Kopf immer wieder bedrohlich in die Menge. „I Love The Dead“ heißt es schließlich und Alice Cooper wird, bedeckt mit einem Leichentuch, auf einer Leichenbahre auf die Bühne gefahren. Doch wer ihn kennt weiß, dass es das nicht gewesen sein kann und so richtet er sich plötzlich auf und kehrt von den Toten zurück. Wieder einmal ist er dem Tod entkommen, welcher wütend und schimpfend aus dem Off zu hören ist.
Auferstanden von den Toten zollt er nun denen Tribut, die dem Tod kein Schnippchen schlagen konnten. Grabsteinartige Banner von Jim Morrison, John Lennon, Jimi Hendrix und Keith Moon zieren die Bühne, während Alice Cooper und seine Band Coversongs von The Doors, The Beatles, Jimi Hendrix und The Who spielen. Dabei schaffen sie es sich die Songs zu eigen zu machen, ohne sie zu verfremden. Jedes einzelne Stück könnte von Alice selbst sein und klingt doch altbekannt. Die vier Lieder ehren dabei wohl nicht nur seine verstorbenen Kollegen, sondern bieten auch einen eindrücklichen Vorgeschmack auf sein geplantes Coveralbum: Wir dürfen gespannt sein.
Zum Abschluss des Abends holt Alice nochmal alles raus und begeistert das durchgängig berauschte Publikum mit seinem Hit „Poison“, um final alle zu überraschen. Während seines „School’s Out / Another Brick In The Wall“-Medleys brüllt er „Let’s have a party“ und mit lautem Knall schießen Luftballons, Luftschlangen und Seifenblasen in das feierwütige Amphitheater. Derart visuell und akustisch beglückt, drängen sich die Fans um den Merchandise Stand, um ein Andenken an dieses gelungene Konzert zu ergattern. Doch auch ohne Shirt wird dieses Event allen im Gedächtnis bleiben.
Setlist:
(The Underture)
- Hello Hooray(Judy Collins cover)
- House of Fire
- No More Mr. Nice Guy
- Under My Wheels
- I’ll Bite Your Face Off
- Billion Dollar Babies
- Caffeine
- Department of Youth
- Hey Stoopid
- Dirty Diamonds
- Welcome to My Nightmare
- Go to Hell
- He’s Back (The Man Behind the Mask)
- Feed My Frankenstein
- Ballad of Dwight Fry
- Killer
- I Love the Dead
- Break On Through(The Doors cover)
- Revolution(The Beatles cover)
- Foxy Lady(The Jimi Hendrix Experience cover) ( inklusive Orianthi’s solo)
- My Generation(The Whocover)
- I’m Eighteen
- Poison
—————————————————————————————————-
- School’s Out/Another Brick in the Wall