Basta: „Eure liebsten Lieder“ – ein gesungener Lebenslauf
Ich habe an dieser Stelle schon öfter darüber geschrieben, warum BASTA in der deutschen A-cappella-Szene für mich an erster Stelle stehen: Es sind die unglaublich einfallsreichen Texte von Songwriter William Wahl. Man traut ihm zu, aus jedem Thema einen mitreißenden Song zu machen – mal witzig und ironisch, dann wieder voll ehrlicher Melancholie.
Das zwanzigjährige Bühnenjubiläum der Band aus Köln ist Grund genug für eine Best-of-Compilation. Und das Repertoire, aus dem sie dafür schöpfen können, umfasst immerhin neun vollgepackte Studioalben. Wer die Jungs einmal live erlebt, wird ganz sicher dem Charme ihrer Darbietung erliegen und sie in die persönliche Favoritenliste aufnehmen. Zu den Livequalitäten kommen aber auch die Studioalben, die zum größten Teil selbst verfasstes und arrangiertes Liedgut enthalten und immer aufs Neue die komödiantischen Qualitäten des Quintetts betonen. Kein anderes deutsches Vokalensemble ist so frech und spritzig wie diese fünf Burschen
William Wahl überrascht als Songwriter stets mit seinem unendlichen Ideenschatz. Aber auch die anderen Bandmitglieder sind in der Songauswahl von „Eure liebsten Lieder“ vertreten. Werner Adelmann beispielsweise mit „Legalize a cappella“, das gegenwärtig aufgrund geltender Hygienebestimmungen eine ganz neue Bedeutung erhält. Oder Thomas Aydintan, der dem „Bratislava Lover“ nicht nur seine tiefe Stimme verleiht sondern ihn wie kein Anderer verkörpert. Außerdem sind häufig bekannte Künstler wie Oliver Gies und Bodo Wartke am Songwriting beteiligt.
Ich bin immer wieder beeindruckt von den klanglichen Ideen und der fantasievollen vokalen Umsetzung. Dabei sind in dieser Zusammenstellung viele meiner All-time-favourites zu finden, nämlich der unglaublich geniale Büro-Shanty “Cut, Copy & Paste”, das allen männlichen Musen gewidmete Lied “Jochens”, das missglückte Liebeslied „Du tropfst“ und der kulinarische Beziehungsratgeber „Lauch“.
Es gibt die ganze Themenvielfalt, die BASTA auszeichnet. “New York, Rio, Gütersloh” ist ein Gute-Laune-Titel, der das Leben im Tourbus persifliert. Ebenso wirkt „Guten Morgen“ als Motivation an trüben Tagen. Auch „Wer gehört zu mir“ darf nicht fehlen, bei dem René Overmann unnachahmlich genial seinen „Herbert Rosenberg“ gibt.
Ganz große Momente sind für mich immer Williams Liebeslieder, bei denen er im besten Fall auch selbst die Leadstimme singt. Dabei bewegt sich der Songwriter nie in den festgefahrenen Bahnen “normaler” Lovesongs, sondern beleuchtet die Thematik ganz neu. Ich nenne nur „Die zweite Geige“, bei dem er sich ausnahmsweise am Piano begleitet. In der hier vorliegenden Liveaufnahme aus der Philharmonie Köln gibt es gar orchestrale Klänge. Oder „Lara“, das ganz zu den Anfängen der Band führt.
Den ersten Track der Compilation liefert übrigens mit „Lebenslauf“ ein komplett neuer Song, in dem BASTA ihre Karriere eindrucksvoll zusammenfassen („Wussten noch nie, wohin die Reise geht / kleine Schritte auf ’nem langen Weg / und Jahre später fällt mal eben auf / hey, wir teilen uns den Lebenslauf“). Was bleibt zu sagen? BASTA sind die Speerspitze der Szene. Ihre Livekonzerte sind ein Feuerwerk der guten Laune – und jedes Album gehört in die private Sammlung aller Freunde vokaler Popmusik. Auch und vor allem diese Best-of-Zusammenstellung, die Fans guten Gesangs über die coronabedingte Konzertpause hinweg trösten kann.