Der Wettergott scheint mehr auf Nils Landgren und die Neue Philharmonie Frankfurt zu stehen als auf die revolutionären Thesen des Konstantin Wecker. Kein Wunder – im Himmel wird bekanntlich Posaune gespielt. Auf jeden Fall blieb der Abend regenfrei und die ca. 600 Zuschauer durften sich auf einen wundervollen Abend vor der altehrwürdigen Porta Nigra freuen.
Der Jazzposaunist aus Schweden kam diesmal mit aufwendigem Orchester, seinem Allstar-Quartett als Begleitband und der umwerfenden Victoria Tolstoi als Gesangspartnerin. Gemeinsam widmeten sie sich der Musik von Leonard Bernstein – denn das neue Album des renommierten Künstlers ist ein Tribute an den großen Musical-Komponisten.
Ursprünglich wurde das Album mit den Bochumer Symphonikern und Janis Siegel (Manhattan Transfer) eingespielt. Doch die Neue Philharmonie Frankfurt und Victoria Tolstoi machten einen ebenso guten Job und brachten einen Hauch von Broadway nach Trier.
Die bekanntesten Stücke stammten logischerweise aus der West Side Story. „Maria“ – und ein Seufzen ging durch die Menge. Zu „Somewhere“ gab es eine leidenschaftliche Ansprache des Meisters: Es gibt so viele Menschen, denen es nicht so gut geht. „Wir haben alles, sie haben nichts“. Landgren unterhielt sein Publikum in deutscher Sprache.
Ganz im Vordergrund stand sein feines, oft dezentes Posaunenspiel mit dem roten Instrument. Da liefen Schauer über den Rücken. Kein Regen, sondern Gänsehaut. Es gab viele orchestrale Momente, doch die Musik funktionierte auch allein mit Piano und Kontrabass. Victoria und Nils sangen „Something Is Coming“ im Duett. Ein wunderbar harmonischer Zusammenklang. Und dazu gab es ein energisch swingendes Orchester.
Landgren gab das Heft nie aus der Hand und seine charismatischen Vocals beherrschten jeden Song, sobald er loslegte. Jazz-Arrangements und Posaunen-Klänge gaben den Stücken eine erstaunliche Ruhe und Gelassenheit. An natürlicher Coolness ist der Protagonist ohnehin nicht zu überbieten.
Auch die Musicals „On The Town“ und „Wonderful Town“ hielten Einzug ins Konzerterlebnis. „Lonely Town“ erklang zu feinen Jazzpiano-Anschlägen, „Quiet Girl“ mit großem Orchester und filigranem Einsatz der Harfe. Ein besonderer Zauber entfaltete sich stets, wenn Landgren selbst sang – rauchig, wundervoll, und manchmal so leise, dass man nur um sich schauen musste, um viele verträumte Gesichter mit geschlossenen Augen zu sehen.
Leider war das großartige Konzerterlebnis bereits nach 90 Minuten zu Ende. Es gab im Zugabenblock den Hit „Same Old Story“ im New Orleans Style und danach ein Kabinettstück, das Landgrens ganzes Können zeigte: In einem „schwedischen“ Posaunensolo hörte man Bären und röhrende Hirsche, Rock-Fragmente wie „Smoke On The Water“ und eine stabile Mouthpercussion, wenn Landgren das Instrument mal kurzerhand auseinander baute. Dafür konnte er nur Standing Ovations ernten und das Publikum ging fasziniert hinaus in die Trierer Nacht.
Am letzten Tag der „Porta hoch 3“-Reihe wird die Philharmonie gegen Pop-Klänge ausgetauscht. Wir freuen uns schon auf Mark Forster vor der Porta Nigra in Deutschlands ältester Stadt. Leider keine Chance für Spätentschlossene: Die Veranstaltung ist schon seit langem ausverkauft.