Die sieben New Yorker gelten bereits seit vielen Jahren als eine der besten A-Cappella- Gruppen der Welt. Der volle Band- und Orchester-Sound, den Naturally 7 auf der Bühne produzieren, kommt ausschließlich aus ihren Stimmen. Davon konnte sich das Publikum im ausverkauften Frankfurter Hof in Mainz eindrucksvoll überzeugen.
Spätestens seit ihren drei Welttourneen mit dem kanadischen Superstar Michael Bublé, bei denen sie in 25 Ländern vor über vier Millionen Menschen auftraten, sind sie in der Musikwelt ein Begriff. Ihre musikalischen Partnerschaften, sei es live oder im Studio, reichen von Coldplay, Quincy Jones, Herbie Hancock, Queen, Xavier Naidoo, Phil Collins, Diana Ross bis eben zu Michael Bublé, mit dem sie bereits vier Duette aufnahmen. Und kürzlich kam auch Helene Fischer hinzu: Der Adele-Song „Hello“ wird als Duett auf dem neuen Album vertreten sein.
Das Publikum in Mainz konnte sich an einem Konzert erfreuen, das Elemente verschiedener Alben enthielt. Mir ist aufgefallen, dass Naturally 7 ihren Stil deutlich gewandelt haben, seit ich sie zuletzt live sah. Die Stücke sind allgemein harmonischer und funktionieren als echte Songs. Insgesamt sind die Vokal-Meister nicht mehr so jazzig und experimentell unterwegs und haben das ausufernde Vocal-Play hintenangestellt. Das heißt aber nicht, dass sie weniger virtuos wären. Vielmehr gelingt es nun, die kunstvollen Stilelemente als Teile der Songs mit einzubauen.
Auf der Bühne standen sieben LED-Boxen, damit jeder seinen Stammplatz hat, aber alle waren unentwegt auf den Beinen und ständig in Bewegung. Songs wie „Run Away“ und die Mitsing-Nummer „Feel It“ nahmen das Publikum von Anfang an gefangen. Im Hintergrund gab es eine Videoleinwand, doch die war ob des mitreißenden Geschehens gar nicht notwendig.
Es gab wunderbare, von Wärme geprägte Harmonien und Stimmen-Arrangements in Verbindung mit Naturally 7s einzigartigem Talent, den Klang von verschiedenen Instrumenten mit ihrem Mund zu imitieren. Bachs Orchestersuite „Air“ versteckte sich in einem vielseitigen MashUp, „Jericho“ gab es in einer sehr genialen Rapversion und „While My Guitar Gently Weeps“ erklang als Ballade mit per Mund erzeugtem Gitarrensolo. Schon dafür gab es von den Zuschauern die ersten Standing Ovations.
Die nächste Ballade „Going Home“ verriet einiges zum Privatleben der sieben New Yorker, die inzwischen weit über Nordamerika verteilt leben, und zeigte im Hintergrund rührselige Bilder von ihrer Heimreise und der Ankunft bei den Familien. Als letzten Song vor der Pause gab es „Rivers Of Babylon“ – einen Gospel, der laut Ansage die kirchlichen Wurzeln der Band betonte.
Nach einer Stunde Power gab es 30 Minuten Zeit zum Verschnaufen. Im zweiten Teil ging es ebenso spektakulär weiter: „Put You On To This“ war der erste Song. Dann wurde im Zuschauerraum nachgefragt, wer am längsten verheiratet ist. Für Brigitte und Kurt (47 Jahre) gab es dann ein wunderschönes „The First Time Ever“.
Publikumskontakt wurde das ganze Konzert über, aber vor allem im zweiten Teil großgeschrieben. Es gab Tänze vor den Füßen der Zuschauer und mit Damen aus der ersten Reihe. Ein zehnjähriger Fan wurde angesprochen und mit dem Titel „Stressed Out“ belohnt. Ein Bandmitglied produzierte einen kompletten Song allein mit einer Loop-Maschine und brachte schließlich den ganzen Saal zum Tanzen.
Zwei Klassiker von Sting („Englishman In New York“) und Coldplay („Fix You“) machten den Abend perfekt. Als die glorreichen Sieben die Bühne verließen, jubelte der Saal sie umgehend zurück. Als Zugaben gab es „Ready Or Not“ in einer wohlklingenden Motown-Version und den Titel „Caught In The Moment“, mit dem man schon seit langem gerne die Konzerte beschließt.
Naturally 7 sind ein a cappella Phänomen. Ihre Stimmen glasklar von tiefsten Tiefen bis in höchste Höhen. Die ausgefeilten Arrangements gehören zum Besten, was ich je gehört habe. Und es gelang ihnen über zwei Stunden lang, durchgehend gute Laune zu versprühen. Im Anschluss waren sie nicht etwa müde, sondern gaben geduldig Autogramme. Ihr neues Album „Both Sides Now“ wird im September 2017 veröffentlicht und im Mai sind Naturally 7 weiterhin auf Deutschland-Tournee.
Setlist – Naturally 7 am 21.5.2017 im Frankfurter Hof, Mainz
- Run Away
- Feel It (In The Air Tonight)
- Jericho (Break This Walls)
- Air
- Wall Of Sound
- While My Guitar Gently Weeps
- Going Home
- Rivers Of Babylon
- Put You On To This
- The First Time Ever
- Stressed Out
- Loop
- Rebirth Of Slick
- Englishman in New York
- Fix You
- Ready Or Not
- Caught In The Moment