„Tutto andrà bene“: alles wird gut. Mit diesem Slogan haben sich die Italiener in Zeiten der Isolation gegenseitig Hoffnung gemacht und ihn auf Bettlaken geschrieben vor ihre Fenster gehängt. Für Gregor Meyle, erklärter Fan des Landes von La Dolce Vita, ist dieser Satz seit jeher starker Antrieb. Damit hat der Songpoet nicht nur das ein oder andere Karrieretief überstanden, sondern auch ganz real im Frühjahr am Set von „The Masked Singer“ seine eigene Corona-Erkrankung überwunden. Und es ist tatsächlich am Ende immer gut ausgegangen für den passionierten Musiker.
Mit seiner ganz persönlichen Leichtigkeit des Seins sang er sich in der ersten Staffel von „Sing meinen Song“ in die Herzen von Millionen Zuschauern. Trotzdem ist er weiterhin eine Art „Geheimtipp“ geblieben. Damals standen zwar vier (!) seiner Alben zeitgleich in den deutschen Charts, doch er hatte keinen echten Singlehit im Radio. Das ist aber nicht Ausdruck fehlender Qualität – im Gegenteil! Es zeigt vielmehr, dass sich Gregor noch nie der Beliebigkeit des Musikgeschäfts untergeordnet hat, sondern seit seiner Zweitplatzierung in Stefan Raabs Songcontest (hinter Stefanie Heinzmann) ein solides Album nach dem anderen abliefert, die allesamt für sich stehen und jeweils als homogene Einheit wirken.
Seit 2008 war Gregor regelmäßig im 2-Jahres-Rhythmus mit einem neuen Werk am Start. Seine Fans hofften und wussten, dass dies auch 2020 der Fall sein wird. Doch diesmal gibt es kein wirklich neues Material. „Tutto andrà bene“ ist eine Zusammenstellung seiner schönsten Songs, die in besonderen Arrangements mit Piano und Streichern nochmal an Tiefe gewinnen.
Es sind ganz persönliche Melodien, die Meyle ausgewählt hat, um in einer Zeit ohne Konzerte für eine positive, fast demütige Stimmung Zuhause zu sorgen. Gemeinsam mit seinem langjährigen Pianisten Andreas Gundlach reduziert er 13 seiner Evergreens auf das Wesentliche: Klavier, Stimme, Gitarre. Als besonderes Schmankerl sind die Streicher des Solis String Quartet aus Napoli mit dabei, die Meyles Hang zur romantisch-emotionalen Stimmung Ausdruck verleihen und sich organisch in diese fast klassisch anmutenden Arrangements einfügen. Für ein wenig Sonne im Herzen und für das Wissen um bessere Zeiten, die irgendwann kommen. Dabei sind die Backing Vocals von Laura Bellon ebenso eine Bereicherung wie die filigrane Instrumentierung mit Percussion, Mandoline und Flöte.
Viele der vertretenen Songs habe ich schon lange liebgewonnen. Doch jetzt entfalten sie eine ganz andere Wirkung und werden neu zum Leben erweckt. „Niemand“, der Hit, mit dem alles angefangen hat und den die Streicher sowie Duettpartnerin Laura intensivieren. „Es kommt zu dir“ und „Hier spricht dein Herz“ als optimistische und mutmachende Pianosongs. Auch Beschwingtes wie „Hätt nix dagegen“ hat seinen Platz. Aber die melancholischen Balladen „Keine ist wie du“ und „Du bist das Licht“ sind ganz weit vorne. Zeitlos schön!
„Alles wird gut“ schließt als Quasi-Titelsong dieses wundervolle Album ab. Die Aussage ist nicht so leicht, wie sie klingt. Man hadert – in Zeiten der Pandemie, die manche schöne Gewohnheit einschränkt und die gewohnte Nähe zu lieben Menschen auf ein Minimum begrenzt. Und auch der Schrecken einer Amokfahrt hat uns in Trier einen schweren Schlag versetzt. Zugleich aber spürt man in solchen Zeiten den besonderen Zusammenhalt – und die Musik als verbindende Kunst tut ihr Übriges dazu. Gregor Meyle hat hier ein fantastisches Album abgeliefert, bei dem einfach alles stimmt. Es sollte zu Weihnachten in jedem Player laufen!