Vor fünf Jahren hatte Stefanie Heinzmann sich noch selbst eine Auszeit genommen. Alles musste damals sacken. Der Karriereblitzstart bei Stefan Raabs Castingshow. Vier erfolgreiche Alben. TV-Auftritte. Auszeichnungen. Immer im Takt der Termine. „Durch Corona habe ich nun ungeplant einen großen Freiraum erhalten‟, erzählt die Sängerin. „Vielleicht springt ja eine Single dabei heraus.‟ Mit diesem Gedanken reiste sie vom Wallis nach Hamburg, um mit Produzent Steffen Graef zu arbeiten. „Jeden Morgen bin ich ins Studio gegangen und habe geschaut, auf welche Stile und Themen ich Lust habe‟, sagt sie und strahlt in Erinnerung an diese künstlerische Freiheit.
Was sie allerdings vermisst ist ihr Team, ihre Band, das Live-Gefühl. Mehr als 500 Shows hat sie bisher gespielt. „Ich habe gemerkt, dass ich ohne Festivals und Leute um mich herum erst recht einen Sound brauche, der nach vorne geht, der aufbauend ist und zu dem ich tanzen kann.‟ Der lässige Stilmix, der so entstand, wird verstärkt durch Lyrics voller Empathie und Empowerment. Und durch Stefanies Stimme, die unsere Seele sanft auffängt und kraftvoll leuchten lässt.
Der ewige Trott aus der Triade Album-Promotermine-Tour kann schon wie ein Labyrinth wirken, aus dem man einen Ausweg finden muss. Die (immer noch) junge Künstlerin scheint diesen Weg in der konzertfreien Zeit gefunden zu haben. Sie ist mit „Sing meinen Song“ überaus präsent in den Medien und zeigt sich dort als sympathische Sängerin. Ein echter Kumpeltyp mit unbändigen Emotionen. Und das lässt sie auch in den zehn neuen Songs wirken, die zum einen tanzbar, zum anderen balladesk und nachdenklich wie „Would You Still Love Me“ sind.
Das sechste Album ist poppiger als Nummer 5. Hat nicht so viel Groove und funky Instrumentals zu bieten. Aber es startet in seinen (leider nur) 31 Minuten Länge voll durch. Vor allem bietet es Gute-Laune-Nummern mit viel Elektronik und einem Beat, der es sehr international klingen lässt. Das ist gut fürs Radio, bietet aber nicht so viel Abwechslung wie die Vorgänger.
Textlich gibt es jedenfalls nichts zu meckern. „Colors“ thematisiert die Vielfalt, „Believe“ den Glauben an sich selbst. „Knocking Down The Wall“ spricht von Selbstüberwindung und der Titelsong „Labyrinth“ widmet sich dem Irrgarten des Lebens. Das allerdings ohne Determinismus und schicksalhafte Ergebenheit, sondern in Leichtigkeit und Abenteuerlust. Aus einem Labyrinth finden wir in der Regel wieder hinaus. Obwohl und gerade weil das Album unter den besonderen Bedingungen des Jahres 2020 entstanden ist.