Kodaline sind eine Alternative-Rock-Band aus Dublin mit einer doch recht kuriosen Geschichte. Ursprünglich hießen sie nämlich 21 Demands und belegten bei der irischen Castingshow „You’re a Star“ den zweiten Platz. Ergebnis war die Single „Give Me A Minute“, die auf Anhieb Platz 1 der heimischen Charts eroberte. Warum man dann vor der Debüt-EP den Bandnamen geändert hat, kann ich nur mutmaßen. Aber es ist wohl durchaus sinnvoll, noch vor dem eigentlichen Karrierestart den Stempel „Castingband“ loszuwerden.
So machte man mit vier Alben in zehn Jahren unbeirrt seinen Weg. Mit ihren ersten Alben „In a Perfect World“ (2013) und „Coming Up For Air“ (2015) etablierte sich das Quartett als eine der größten Bands ihrer Heimat. Auch im benachbarten Vereinten Königreich konnten sich Steve Garrigan (Gesang), Mark Prendergast (Gitarre), Jason Boland (Bass) und Vinny May (Drums) mit den Longplayern hoch in den Albumcharts platzieren. Die Kygo-Kollaboration „Raging“ bescherte der Band schließlich einen internationalen Hit, der auch in den Offiziellen Deutschen Charts Einzug hielt.
Das Album „Politics Of Living“ erschien 2018 (HIER unsre Review) und der aktuelle Longplayer „One Day At Time“ führte Kodaline jetzt ins Line-up großer Festivals wie beispielsweise Rock am Ring, wo ich im Juni ihre Nachmittagsshow sehen durfte. Dort ließ man die Fans an der „Utopia Stage“ bei hymnischen Gitarren schwelgen. Sänger Garrigan hat eine bestechend hohe Tenorstimme, die er auch gern in hohe Sphären schweben lässt. Zudem setzt er sich häufig ans Piano und spielt verträumte Melodien. Das Ganze ist durchaus stadiontauglich – und so verwundert es nicht, dass Kodaline nach der Tour mit einem respektablen Livealbum aufwarten.
„Our Roots Run Deep“ bietet 17 Songs, die im Olympia Theatre Dublin mitgeschnitten wurden. Neben 14 Stücken aus der eigenen Bandgeschichte gibt es auch drei spannende Cover, nämlich „Billie Jean“, „Dirty Old Town“ und „Bring It On Home To Me“ (Sam Cooke). Vor allem die Wahl eines Michael Jackson-Songs ist sehr gewagt, aber ich muss sagen, dass mich die Umsetzung mit Streichern und einer lasziv-melancholischen Grundstimmung absolut überzeugt. Überhaupt sind Kodaline eine Band für betont hymnische Arrangements und eine sehr emotionale Grundstimmung.
„Dieses Album ist etwas, das wir schon sehr lange machen wollten, aber es ist auch etwas völlig Neues für uns“, erklärt die Band. „Es ist eine akustische Show ohne Klicks, was im Grunde bedeutet, dass es sehr roh und ungefiltert ist. Wir wollten versuchen, die Energie und Atmosphäre des Abends so gut wie möglich einzufangen. Es war eine intime Show, die wir in einem unserer Lieblingsorte auf der Welt aufgenommen haben, in Dublin City, zu Hause in Irland. Wir hoffen, dass sie euch genauso viel Spaß macht, wie wir sie gespielt haben.“
Ganz ehrlich? Am Ring war ich nicht so überzeugt, was vermutlich an der frühen Stunde gelegen hat. Mit vorliegendem Livealbum, der eher reduzierten Performance und der bisweilen orchestralen Umsetzung haben Kodaline mich aber voll auf ihrer Seite. Sehr stimmungsvoll und authentisch!