Lakiko ist ein Cello. Ein Cello das streicht, kratzt, sich wiederholt und verschwindet. Lakiko ist aber auch eine Stimme, die von ihrer nomadischen Existenz, die sie von Bosnien über Umwege in die Schweiz gebracht hat, singt. Sie singt von Alpträumen, vergangenen Zeiten und dystopischen Zukunftsvisionen.
Lakiko – alias Lana Kostic entstand 2016 als Soloprojekt in der Neurologieabteilung in Biel. Angeschlossen an eine EEG-Maschine experimentierte die Cellistin mit Hilfe ihrer Instrumente an der Ausübung ihres freien Willens, indem sie ihre Hirnströme zeitgleich als Partitur verwendete. Das daraus resultierende Material – ein Abdruck ihrer musikalischen Biografie – könnte vielfältiger nicht sein: Einflüsse der Bosnischen Volksmusik vermischen sich mit klassischer Musik, hauchige Popmelodien mit zeitgenössischer Sprachperformance, getriebene Beats neben schier endlos dauernden Glissandi-Loops und dazwischen immer wieder das Cello.
Lakikos Musik gleicht einer musikalischen Gehirnwäsche, die Augen und Ohren neu programmiert, die einen experimentellen Film vor dem inneren Auge abspielt und die Zuhörer in einem Zustand der bittersüßen Melancholie nach Hause schickt. Das neue Album “What To Do, How To Live?” ist am 14.04. bei TourboMusic erschienen
Wie ist es, in der Nachkriegszeit Sarajevos aufzuwachsen? Welche Erlebnisse prägen das Welt- und Selbstbild? Als Frau, als Mensch, als Künstlerin? Was bedeutet Flucht? Wie wirken sich physische Distanz zur Heimat und kulturelle Einflüsse aus fremden Ländern auf die Psyche und die Kreativität aus? Und: Wie kann man zu einem gesunden Selbst- und Weltbild kommen in Mitten eines traumatisierten Umfeldes?
Fragen, deren Antworten mehrschichtig bleiben und die Ebenen des Persönlichen weit übersteigen. Vermag Musik solch komplexe Themen und Zusammenhänge effektiv zu vermitteln? Ja, denn bei Lakiko trifft hohe künstlerische Qualität auf persönliche Integrität. Technisch nicht nur am Cello, sondern auch gesanglich virtuos, vermögen Lana Kostics Kompositionen Welten zu vermitteln, die fremd und doch nicht fremd sind. Durch das Wechselspiel von Schönheit und Zerstörung dringt eine friedvolle Botschaft, die eine internationale Plattform verdient hat.