Skip to content

Musicheadquarter.de – Internet Musikmagazin

Menu

11.05.2013 /

Art Brut im Luxor in Köln am 03.05.2013

Es gibt Bands, die gar kein neues Album veröffentlichen müssen, um sich immer wieder neu zu erfinden und dabei dennoch immer frisch und authentisch zu bleiben. Art Brut hat seine Genialität mit Sicherheit Frontsänger Eddie Argos zu verdanken – und vielleicht ein wenig dem Alkohol. In ihrer Kölner Stamm-Location, dem Luxor, wird die britisch-deutsche Band daher auch in diesem Jahr wieder heiß erwartet.

Während im letzten Jahr vordergründig das damals neu erschienene Album „Brilliant. Tragic“ promotet wurde, kommen diesmal Art Brut-Fans aller Epochen auf ihre Kosten. Sie seien jetzt „Classic Rock“ behauptet Eddie Argos frech. Nun ja. Das 10-jährige Bandjubiläum steht zwar an, aber auch wenn es schon lange her ist, dass Argos`“Little Brother“ Rock´N´Roll entdeckt hat, auch wenn seine Jugendliebe „Emily Cane“ inzwischen verheiratet ist und Kinder hat – Classic Rock hört sich anders an. Im Zweifelsfall langweiliger!

Eddie Argos ist ein begnadeter Storyteller, ein Geschichtenerzähler, der mit wild rollenden Augen, blanker Bierplautze und dramatischen Gesten nicht nur die Bühne, sondern – dank langem Mikrokabel – das komplette Luxor vereinnahmt. Ohne Punkt und Komma kann er reden, was er auch in seiner wöchentlichen Radioshow auf Flux.fm beweist. Das Publikum ist gefesselt, fasziniert, rastet aus und frisst ihm aus der Hand. Der gefährlich brodelnde Eddie-Cocktail schmeckt aber auch einfach zu gut! Nie wiederholen sich seine überraschenden Spontaneinlagen. Während der Wahlberliner letztes Jahr das gesamte Luxor zum Niederknien brachte und die Menge spaltete wie Moses das Rote Meer, legt er diesmal unter anderem eine kleine Springseil-Einlage mit besagtem multifunktionalem Mikrokabel ein.  Danach ein schneller Schluck aus der Wodka-Flasche – und weiter geht´s. Die irrsinnige Stimmung überträgt sich auch auf die gut gelaunte – Entschuldigung – Restband. Es ist wie ein Abend unter Freunden. Verrückten, manischen, unfassbar aufgedrehten und schweinecoolen Freunden, natürlich.

Dass sich der trinkfeste Engländer vor, während und nach seinen Konzerten mit Vorliebe den harten Fusel (gerne auch direkt aus der Flasche) einverleibt, ist bekannt. Der Thrill eines Art Brut-Konzerts besteht nicht zuletzt darin, dass man als Zuschauer um Eddies Trittfestigkeit bangen muss und jeden Moment bereit ist, ihn aufzufangen, wenn er ohnmächtig in die Menge torkelt. In echter Gefahr ist er jedenfalls nie, denn alle Augen sind jederzeit auf ihn gerichtet. Was fällt dem Wahnsinnigen wohl als nächstes ein? Art Brut-Konzerte haben einfach den höchsten Spaßfaktor, den man sich als Zuschauer erhoffen kann. Songwünsche aus dem Publikum werden umgehend umgesetzt – die interaktive Eddie-Show.

Jedem Menschen, der noch nie ein Art Brut-Konzert besucht hat, sei an dieser Stelle dringend angeraten: Tu es! Dieses Level an Spaß und Unterhaltung erreichen andere Bands nicht einmal mit einer 100.000-Euro Bühnenshow.

Die Fans, die sich nach dem Konzert wegen körperlicher Erschöpfung oder aus anderen Gründen nur auf die andere Straßenseite ins Stereo Wonderland geschleppt haben, konnten sich übrigens über eine doppelte Dosis Art Brut freuen. Die Band feierte hier nach dem Konzert gewohnt trinkfest weiter.

>> Hier gibt es die Art Brut Konzertfotos