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Clueso 29.11.2014 Lanxess Arena / Köln

Clueso zündet seine „Stadtrandlichter“ in der Kölner Lanxess Arena

Clueso ist ein Fan der Foo Fighters! Das verrät er irgendwann im Verlaufe seines Konzertes in der Lanxess Arena und hat damit gleich mal einen dicken Stein bei mir im Brett. Sein letztes Album „Stadtrandlichter“ hat der 34-jährige Erfurter komplett in Eigenregie geschrieben, produziert und erstmals auf seinem eigenen Label „Text und Ton“ veröffentlicht. Für ihn war es nach einer Phase der kreativen Neuorientierung eine Art persönlicher Befreiungsschlag. Der Erfolg von „Stadtrandlichter“ scheint ihm Recht zu geben. Offensichtlich hat der ihn aber auch ein bißchen verwegen gemacht. Denn mit der Kölner Riesenarena hat Clueso gleich mal die grösste Konzerthalle Deutschlands gebucht. Am Ende sind es immerhin 10.000 Fans, die den Weg nach Köln-Deutz gefunden haben, davon gefühlte zwei Drittel weiblich.

Ebenso bekannt dürfte inzwischen Clueso’s Engagement für junge, talentierte Musiker sein. Im Rahmen seiner „Stadtrandlichter“-Tour unterstützt er das Crowdfunding-Projekt der Kölner Band AnnenMayKantereit. Von jedem auf deren Webseite gekauften Clueso-Ticket geht ein Anteil direkt in die Produktion ihrer neuen EP. Da wir jedoch erst relativ spät ankommen, verpassen wir leider den Auftritt des Trios. Stattdessen gönnen wir uns noch eine Zigarette im Raucherbereich der Lanxess Arena und stehen dort alleine und verlassen im eiskalten Wind. Rauchen ist unter Clueso-Fans anscheinend verpönt.

Es ist kurz nach 20 Uhr, als Clueso in Lederjacke die Kulisse betritt und mit „Pack meine Sachen“ loslegt. Der Jubel im weiten Rund ist entsprechend heftig. Auf der Leinwand im Bühnenhintergrund prangt in Grossbuchstaben „Hallo Köln“ und Clueso wird auch im weiteren Verlauf des Konzertes nicht müde die „geile“, „tolle“, „mega“ Stimmung immer wieder zu loben. Obwohl er von einer sechsköpfigen Band (inklusive DJ) begleitet wird, wirkt er auf der überdimensionalen Bühne etwas verloren. Der Sound ist für sonstige Arenaverhältnisse überraschend gut und die Lightshow wechselt zwischen warmen Blau- und Rottönen und grellen Lichtkaskaden. Auf der Leinwand werden mal Live-Bilder und mal diverse Animationen gezeigt. Der Rahmen stimmt.

Musikalisch präsentiert Clueso seinen Fans einen bunten Mix aus Hip-Hop, Rap, Folk, Blues, Elektro und sanften Gitarrenklängen. „Augen zu“ oder „Sein Song“ gehören eher zur Rockfraktion. Und natürlich fehlt auch „Chicago“, sein Über-Hit von 2006, ebenso wenig in der Setlist wie die aktuelle Single „Freidrehen“. Wie ein kleiner Junge hüpft und tanzt Clueso von einem Bühnenende zum anderen und als er, begleitet von zwei ehemaligen Rapper-Kollegen, einen 20-minütigen Freestyle hinlegt, gibt es in der Lanxess Arena kein Halten mehr. Nebenbei beeindruckt er mit einer kleinen Breakdance-Einlage. Dass sie genauso gut die leisen Töne beherrschen, stellen er und seine Band mit einem eingeschobenen Akustikblock unter Beweis, zu dem unter anderem das sehr schöne „Ey der Regen“ gehört. Dabei erweist Clueso dem Kollegen Max Herre die Ehre, indem er ein paar Töne aus dessen „Anna“ einstreut.

Der eigentliche Höhepunkt des Abends aber fehlt noch. Er hat angegrautes Haar, trägt Bart und heisst Wolfgang Niedecken. Zusammen mit dem Kölner Urgestein, mit dem ihn ja bekanntlich eine enge Freundschaft verbindet, singt Clueso den BAP-Klassiker „Verdamp lang her“ und später noch das eingekölschte „Für immer jung“ von Bob Dylan. Besonders ersteres wird in der Domstadt natürlich frenetisch abgefeiert, obwohl sich Niedecken einen kleinen Seitenhieb auf die Fans nicht verkneifen kann: „Das Stück ist von 1981. Da wart ihr ja noch gar nicht geboren“.

Danach geht es weiter mit dem immer gern genommenen Udo Lindenberg-Cover „Cello“, „Gewinner“ und zum Abschluss des Mainsets „Nebenbei“. Die Lanxess Arena feiert und fordert lautstark eine Zugabe, die nicht lange auf sich warten lässt. Vor der Bühne ist jetzt ein durchsichtiger Vorhang herabgelassen worden, der mit allerlei Laserspielereien und anderen 3D-Effekten tolle Hintergrundbilder zu „Geisterstadt“ liefert. Zwischendurch macht Clueso noch Werbung für seine Nominierung zur diesjährigen 1Live-Krone, bevor er mit „Bleib hier“ sicherlich vielen Fans aus dem Herzen spricht. Obwohl es mittlerweile stramm auf die 3-Stunden-Marke zugeht, haben die nämlich noch nicht genug. Clueso steigt in den Bühnengraben, schüttelt Hände und fordert ein „Sternenmeer aus Handys“. Mit einer Daftpunk-ähnlichen Elektro-Version seines „Weit Weg“-Klassikers „Out Of Space“ drückt er dann endgültig auf den Aus-Knopf und entlässt die Fans in den 1. Advent.

Man muss die Musik von Clueso nicht mögen. Man muss ihm auch sein Image vom WG-Bewohner, der früher mit den Kumpels in Köln um die Häuser gezogen ist, nicht abnehmen. Irgendwie wirkt das alles eine Spur zu vergnügt und auf cool getrimmt. Aber man muss anerkennen, dass er in der Lanxess Arena eine abwechslungsreiche Show mit einem Spassfaktor abgeliefert hat, der durchaus im oberen Bereich lag. Von deren Länge können sich so manch andere Kollegen eine dicke Scheibe abschneiden. Den neutralen Beobachter hat er jedenfalls überzeugt und die Fans sowieso. Und außerdem ist er ja auch noch Foo Fighters-Fan.

Hier findet ihr unsere Fotos vom Clueso-Konzert in Köln.

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