Es war 1994 beim Eurovision Song Contest in Dublin. Dort wurde als Pausenfüller eine Show aufgeführt, die der irische Tänzer Michael Flatley gemeinsam mit Komponist Bill Whelan ins Leben gerufen hatte. Ihr Name war „Riverdance“ und an diesem Tag begann ihr Siegeszug um die Welt. Noch heute wird die Mischung aus Stepptanz und keltischer Musik weltweit sehr erfolgreich und in unterschiedlichen Ausprägungen aufgeführt. Ganz vorne in der Hitliste steht dabei die Original-Show „Riverdance“, dicht gefolgt von Flatleys erfolgreichem Nachfolger „Lord Of The Dance“, bei welcher er als Protagonist noch stärker im Vordergrund stand. Das tänzerische Drama um Gut und Böse wird seit 1996 in den großen Arenen gespielt – so auch am 20. Dezember in der Arena Trier. Flatley steht schon lange nicht mehr als Tänzer auf der Bühne, doch der Geist seiner Idee steckt in jedem neuen Ensemble.
Das Bühnenbild war recht schlicht gehalten. LCD-Leinwände im Hintergrund und aufgebaute Treppen, damit sich das Geschehen auf verschiedenen Ebenen abspielen konnte. Wechselnde Stimmungsbilder wurden durch die häufig gewechselten Kostüme und die Lightshow aufgebaut. Während „Riverdance“ noch vom Siegeszug der keltischen Musik durch die Welt berichtete und den Einfluss dieser Musik auf viele modernere Spielarten zum Inhalt hatte, erzählt „Lord Of The Dance“ eine ziemlich seichte Gut-gegen-Böse-Story, die auf einer irischen Legende beruht. Den roten Faden fand man in den klischeebeladenen Figuren, die entweder in strahlenden Kleidern oder als dunkle Gestalten mit Militär-Masken auftraten. So gab es zwei Protagonisten, die sich als Anführer der Gruppierungen bekämpften, gut aussehende Mädels, die sich mal für die eine, mal für die andere Seite entschieden, und eine bunte Narrengestalt mit Whistle, die bisweilen auf Seiten der Guten eingriff.
Die fade Story war definitiv nur schmückendes Beiwerk. Es kam auf die tänzerischen Fähigkeiten an, die pure Artistik bedeuteten. Die Synchronität der Tänzer war stets aufs Neue faszinierend. Das betraf vor allem die wild und wirbelnd schnell über die Bühne stampfenden Männer, aber auch die Frauengruppe, die meist eher in Ballettfiguren schwebte, bisweilen aber ebenfalls in den Stepprhythmus verfiel. Gebremst wurde das Geschehen durch erzählende Elemente und die Gesangseinlagen einer irischen Sängerin. Als Überraschung gab es eine Reihe von pyrotechnischen Effekten, die sanft entschlafene Zuschauer dann auch prompt aus ihrer Lethargie aufweckten.
Zweimal 45 Minuten dauerte das Spektakel. Es gab einige wundervolle Momente. Das musikalische Hauptmotiv von „Lord Of The Dance“ war mitreißend und regte bei jedem Auftauchen zum Mitwippen und Mitklatschen an. Die Fähigkeiten der Tänzer lagen auf höchstem Niveau. Besonders beeindruckend waren immer der synchrone Reihentanz und die rhythmischen Stepp-Elemente. Die Frauen traten sehr anmutig auf, wenn auch die Passage in schwarzer Unterwäsche (nach dem Motto „Sex sells“) durchaus verzichtbar gewesen wäre. Die bunte Disco-Aufmachung hingegen wirkte als willkommene Abwechslung im keltischen Einheitsbrei.
Was etwas nervte war die nicht vorhandene Abwechslung im musikalischen Teil. Keltisch und immer wieder keltisch. Selbst die getragenen Gesangsstücke hörten sich alle gleich an. Bei „Riverdance“ hingegen darf man sich auf eine Abwechslung in Richtung Flamenco oder HipHop freuen. So etwas fehlte bei „Lord Of The Dance“ völlig. Einzig ein kurzer gregorianisch angehauchter Moment war auszumachen.
Am Ende gab es donnernden Applaus und stehende Ovationen der knapp 2000 Zuschauer. Der Funke der Begeisterung war eindeutig übergesprungen und das Ensemble musste einige Zugaben geben, bevor das Publikum ins weihnachtliche Trier entlassen wurde. Das nächste Spektakel steht bereits an, denn am 3. April 2014 wird die originale „Riverdance“-Show in der Arena gastieren. Wer Interesse an irischer und keltischer Musik (und deren Einflüsse in alle Welt) hat, wird daran sicher seine Freude finden. Ich zumindest kann die Show uneingeschränkt empfehlen.