Den Comedian Kawus Kalantar habe ich zuletzt bei Stand Up 44 in der Comedy-Truppe um Felix Lobrecht gesehen. Damals noch im Schatten des großen Instagram-Stars unterwegs, schafft er es nun, mit dem eigenen Programm “Lang lebe Kawus Kalantar” die Clubs zu füllen.
Man muss natürlich sagen: Der Pandemie geschuldet war das Publikum in der Trierer TUFA noch recht spärlich unterwegs. Es galt die 2G+ Regel und Maskenpflicht am Platz. Das schreckt leider ebenso ab wie die aktuell hohen Corona-Zahlen. Aber es gab erwartungsfreudigen Applaus und schon das Vorprogramm des jungen Kollegen Ivan Thieme wurde extrem bejubelt.
Auf jeden Fall ist es ein feiner Zug von Kawus, dem jungen Komiker aus Berlin eine Chance zu geben. Ivan Thieme ist in der Ukraine geboren und kam als Kind nach Deutschland. Anschaulich erzählte er von studentischen Nebenjobs in Kino und Eisdiele. Deutsch hat er nach eigenen Angaben anhand eines Dudens gelernt. Sehr schön, wie er erste Dialoge allein unter Verwendung von Wörtern mit dem Anfangsbuchstaben A gestaltete und später über die Raffiniertheit von Zucker philosophierte. Die 20 Minuten vergingen äußerst schnell und das Publikum rastete freudig aus, worauf Ivan die Gelegenheit nutzte und für seinen Podcast “Verprügelt mit Punchlines” warb.
Überhaupt sind Podcasts ja auch unter Comedians das große Ding. Kawus Kalantar, Sohn iranischer Einwanderer, aufgewachsen in Bremen (Neue Vahr Süd), betreibt mit Daniel Wolfson den Podcast “Chips und Kaviar”.
Der Comedian wurde im Oktober 2021 mit dem Deutschen Comedypreis als bester Newcomer ausgezeichnet. Es wurde auch Zeit – im Alter von 30+ Lebensjahren. Kawus berichtete aus der Zeit “als Merkel noch hässlich war”, freute sich über seine erste Freundin und erklärte, ob und wie Sex im Hochbett funktioniert.
In einer Stunde Stand Up ging es um Schwarzfahren, Dirty Texting und die Freuden des Erkanntwerdens. Geschickt kurvte Kawus um frivole Erzählungen und politische Korrektheit. “Nazis haben voll die Vorurteile”, sagte er. Begründung: Sie machen Anschläge auf Shisha Bars und Dönerläden, weil sie in Bibliotheken keine Ausländer vermuten. Da ist was dran. Das sympathische AFD Bashing kumulierte in einer geträumten Komödie, in der Elyas M’Barek als süßer Flüchtling die aufgeregte Alice Weidel fingert. Titel: “Elyas im Wunderland”. Prädikat: Großartig!
Kawus Kalantar bot eine kurzweilige Show. Es gab keine Zugabe, aber vermutlich hatte er in 60 Minuten alles rausgehauen, was zu sagen war. Den Deutschen Comedypreis hat er definitiv verdient und das im Durchschnitt recht junge Publikum feiert ihn noch lange nach dem Abgang.