1993 werden Selig in Hamburg von Jan Plewka, Gitarrist Christian Neander, Leo Schmidthals am Bass, Schlagzeuger Stephan „Stoppel“ Eggert und dem inzwischen ausgeschiedenen Keyboarder Malte Neumann gegründet. Noch im gleichen Jahr erhält die Band einen Plattenvertrag bei Epic/Sony Music und nimmt anschließend zusammen mit dem Produzenten Franz Plasa ihr erstes Album „Selig“ auf, das im März 1994 erscheint und es auf Platz 35 der deutschen Album-Charts schafft. In Österreich belegt das Album sogar Platz 12. Für das Video der zweiten Single „Wenn ich wollte“ wird Selig im Februar 1995 ein Echo verliehen. Mit über 200.000 verkauften Exemplaren zählt „Selig“ zu den wichtigsten deutschsprachigen Alben seiner Zeit. Damals gilt das Quintett als die deutsche Antwort auf den Grunge. Die Band selbst bezeichnet ihren Stil als „Hippie-Metal“. Der Rest ist bekannt. Es folgen zwei weitere Alben und im Januar 1999 die Auflösung. Zehn Jahre später gelingt Selig mit „Und endlich unendlich“ ein triumphales Comeback.
In diesem Jahr feiert das selbstbetitelte Debütalbum also seinen 25. Geburtstag. Grund genug für eine kleine aber feine Jubiläumstour unter dem Motto „Selig spielt Selig“. Auch nach zweieinhalb Jahrzehnten klingt die Platte kein bisschen angestaubt und hat mit „Ohne dich“ einen Song hervorgebracht, der die Streaming- und Klickzahlen von Selig in der digitalen Welt anführt. Köln markiert heute den Tourauftakt und natürlich ist das Konzert restlos ausverkauft. Das altehrwürdige Bürgerhaus Stollwerck ist mit mehr als 500 Fans pickepacke voll. Selig lassen sich auch nicht lange bitten und starten – erfreulicherweise ohne Vorgruppe – fast pünktlich um kurz nach 20 Uhr mit „Sie hat geschrien“ in ihr Set. Die Lightshow ist sparsam, um nicht zu sagen oldschool, nur der Sound bleibt den ganzen Abend über etwas matschig. Hier zählen aber heute ohnehin nur die Songs und die werden von der Band mit einer unbändigen Spielfreude zelebriert und von den Kölnern vom ersten Ton an abgefeiert und mitgesungen. Jan Plewka ist der sympathische Zampano auf der Bühne, witzelt mit seinen Bandkollegen, rudert mit den Armen, tanzt, hüpft und ist… wie soll ich sagen?… wie immer herrlich plewkaesk.
Die Band spielt „Selig“ in chronologischer Reihenfolge. Zwischendurch erinnert Jan Plewka nochmal an das Jahr 1994, als es noch die Popkomm gab und dafür kein Internet. Um den Abend möglichst authentisch zu gestalten bittet er die Fans ihre Handys in der Tasche zu lassen (woran sich der Großteil auch hält). Er spricht über die Liebe, Empathie und dass wir all die positiven Emotionen mit nach draußen tragen sollen um unsere Stadt schöner zu machen. Da ist er beim von der Schönheit seiner Stadt restlos überzeugten Kölner Anhang natürlich genau an der richtigen Adresse. Das Bürgerhaus Stollwerck jubelt, singt, klatscht, tanzt und schwitzt sich durch die ersten 75 Minuten, die mit „Sie hat geschrien“ begonnen haben und mit „Meinetwegen“ enden. Zwischendurch erinnert Jan Plewka vor „Ja“ daran, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, an dem man früher die Vinyl-Scheibe umdrehen und die Nadel des Plattenspielers wieder in die knisternde Rille senken musste. Welch wunderbare Nostalgie.
Im Zugabenblock katapultieren sich Selig zurück in die Neuzeit. Stammt „Ist es wichtig?“ noch vom zweiten Album „Hier“ von 1995, so repräsentieren „Schau Schau“, „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ und „Wir werden uns wiedersehen“ die Zeit nach der Wiedervereinigung. Jan Plewka dirigiert dazu einen 500 Stimmen starken Chor. Nach 110 Minuten endet der viel zu kurze Abend dann mit einem weiteren Lied von „Selig“. „Fadensonnen“ ist der ebenso ruhige wie ungewöhnliche Ausklang eines ansonsten lauten, erinnerungsschwangeren und gefühlsduseligen Abends, an dem viel gelacht und manchmal auch geweint wurde. Wer jetzt Lust auf eine emotionale Achterbahnfahrt mit Selig bekommen hat, der sollte sich schnellstens sein Ticket für eines der noch folgenden Konzerte sichern:
- 30.04.2019 – München, Strom
- 02.05.2019 – Wien, Chelsea
- 03.05.2019 – Erlangen, E-Werk
- 05.05.2019 – Reutlingen, Kulturzentrum franz.K
- 07.05.2019 – Berlin, Heimathafen
- 09.05.2019 – Dresden, Beatpol
- 10.05.2019 – Leipzig, Anker
- 11.05.2019 – Wolfsburg, Schwimmbad
- 12.05.2019 – Hamburg, Markthalle
- 28.05.2019 – Haldern, Haldern Pop Bar
- 29.05.2019 – Worpswede, 25 Jahre Music Hall
- 30.05.2019 – Düsseldorf, Weltkunstzimmer @Goldmucke Festival
- 31.05.2019 – Hallig Langeness, Kultur auf den Halligen