Es ist c/o pop in Köln. Das alljährliche cologne on pop Festival beherrscht die Domstadt vom 01. bis 05. Mai zum insgesamt 16. Mal und besticht wieder mit einem erlesenen Programm aus Konzerten, Showcases, Lesungen, Workshops und vielem mehr. Zu den Highlights gehört dabei sicherlich der Acoustic-Gig der Mighty Oaks heute im hochherrschaftlichen Sartory Saal. Wie bezaubernd ein solcher Abend mit Ian Hooper, Craig Saunders und Claudio Donzelli sein kann, konnten die Kölner bereits am 20. Februar bewundern, als das Trio ebenfalls mit gezogenem Stecker in der Kulturkirche im schönen Stadtteil Nippes auftrat.
Heute also in der guten Stube der Stadt Köln. Die 1948 eröffneten Sartory Säle versprühen aus jeder Ritze traditionelles kölsches Flair. Durch die im Fernsehen übertragenen Karnevalsveranstaltungen sind sie zu einer Kölner Institution geworden. Aber auch Queen spielten hier am 12.06.1974 ihr erstes Deutschland-Konzert. Später folgten ihnen Status Quo, die Scorpions und sogar AC/DC. Die Mighty Oaks können also auf eine Liste berühmter Vorgänger zurückblicken.
Ihre ersten Vorgänger am heutigen Abend sind The Manana People, die den Reigen mit leichter Verspätung um 20.40 Uhr eröffnen. Das Bonner Weird-Folk-Quartett hat unlängst ein eigenes Manifest verfasst. Acht Regeln die sicherstellen sollen, dass ihre Musik möglichst innovativ und experimentierfreudig ist. Und in der Tat reicht sie von staubigen Cowboy-Songs mit Banjo und Gitarre bis hin zu psychedelischen Sounds mit Theremin und Synthesizer, die zwischen leichter Popmusik und verstörender Experimentierfreude oszillieren. Nach drei eigenproduzierten EP’s erschien vor kurzem ihr Debütalbum mit dem stilvollen Titel „Princess Diana“ und allen, die auf hausgemachten Freak-Folk und Psych-Country Kuriositäten, Honky-Tonk Stücke, postapokalyptische Electro-Pop-Balladen und Horror-Spirituals stehen, sei das Werk wärmstens empfohlen. Nach 35 Minuten hat der unterhaltsame Spuk ein Ende.
Die Spannung im komplett (und unbequem) bestuhlten und bis auf den letzten Platz gefüllten Saal steigt merklich. Auf der Bühne warten drei Barhocker, drei Mikros, drei Gitarren, ein Banjo und eine Bassdrum auf ihren Einsatz. Nach 25-minütiger Wartezeit ist es endlich soweit. Das Licht geht aus und die Mighty Oaks starten mit „Picture“ in ihr Akustikset. Von Beginn an gibt die Nebelmaschine alles und sorgt zusammen mit der akzentuierten Lightshow tatsächlich für so etwas wie Wohnzimmeratmosphäre. Ian Hooper betont, dass es für die Band eine Ehre ist hier und heute zu spielen und fordert die Fans trotz Bestuhlung auf zu tanzen. Im Laufe des Konzertes erzählt er noch so einiges mehr in perfektem und fast akzentfreiem Deutsch („Köln, ihr wart immer gut zu uns“). Nicht weiter verwunderlich, wenn man weiß, dass die Mighty Oaks ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt seit Jahren in Berlin haben, aber umso erstaunlicher, weil die erste Station von Ian Hooper in Deutschland als 17-Jähriger die bayerische Hauptstadt München war. Bassist Craig Saunders besitzt inzwischen sogar die deutsche Staatsbürgerschaft, was aber vielleicht auch zu einem gewissen Maß dem inzwischen endlosen Brexit geschuldet ist.
Zurück zur Musik. Es folgen „The Great Northwest“, „Just One Day“ und das lautstark abgefeierte „You Saved My Soul“. Allesamt bis auf die akustischen Knochen reduziert und mit einer handwerklich beeindruckenden Leichtigkeit dargeboten. Nebenbei lässt Ian Hooper seinen Charme spielen und so entsteht nach und nach der Eindruck, als hätte sich im großen Sartory Saal ein Haufen guter Freunde getroffen, um ein bißchen zu jammen, zu trinken und zu feiern. Die Kölner singen und klatschen mit. Die meiste Zeit aber sind sie voller Inbrunst einfach nur… andächtig still. Im Set geht es weiter mit dem begeistert aufgenommenen „Brother“ über „I Need You Now“, „The Great Unknown“ und „Horsehead Bay“ bis hin zu „When I Dream, I See“, „Slow It Down“ und „So Low, So High“. Zum Ende des regulären Sets widmet Ian Hooper „One Shot“ den Fans als Dankeschön für ihr Kommen. Mit „Be With You Always“ setzt er schließlich seinem bald dreijährigen Sohn ein kleines musikalisches Denkmal. Am Schluss sitzt im Sartory Saal niemand mehr. Die Mighty Oaks werden mit Standing Ovations verabschiedet.
Als sie für eine Zugabe nochmal auf die Bühne zurückkehren bleiben der Einfachheit halber gleich alle stehen. Ian Hooper, Craig Saunders und Claudio Donzelli gruppieren sich am linken Bühnenrand um ein Mikrofon und spielen jetzt gänzlich unverstärkt nur mit drei Gitarren „Seven Days“. „Mehr Unplugged geht nicht“, sagt Ian Hooper und erntet dafür von einem weiblichen Fan die Antwort „Ausziehen“. Doch bevor es soweit kommt beendet die Band den zauberhaften Abend nach insgesamt anderthalb Stunden mit einer tiefen Verbeugung und nicht ohne den Hinweis, dass sie gleich am Merchandising-Stand gerne noch das ein oder andere High Five verteilen. Ihr heutiger Auftritt reiht sich nahtlos ein in die Reihe legendärer Konzerte, die der altehrwürdige Sartory Saal in seiner Geschichte bereits gesehen hat. Auf das Wesentliche reduziert und auf das, was die Mighty Oaks ausmacht: Dreistimmiger Gesang, akustische Instrumente, Geschichten und wahre Verbindungen, authentisch und sympathisch.