Die Folk-Rocker von Versengold aus dem hohen Norden spielten am vergangenen Samstag erstmals ein Tour-Konzert in Trier und konnten sich direkt über eine ausverkaufte Europahalle freuen. Als Support hatten sie das Duo Reis Against The Spülmaschine mitgebracht – eine sehr gute Wahl, denn ich habe selten erlebt, dass eine Vorgruppe bereits so viel Stimmung macht. Die zwei Jungs aus Oldenburg und Buxtehude sorgen mit ihren absurd witzigen neuen Texten zu bekannten Songs von den ersten Takten an für Begeisterung, von „Ich flies mal das Bad (Feliz Navidad)“ bis zu „Hast du mal Saufen ausprobiert? (Tausendmal berührt)“. Nebenbei erledigen sie noch die Publikums-Abnahme für Versengold und können problemlos nachweisen, dass die 1500 Zuhörer in der Halle in den geforderten Kategorien wie „Mitsingen Level 10“ oder „absurde Tanzbewegungen“ absolut bereit für den Haupt-Act sind!
Nach einer kurzen Umbaupause legt Versengold dann auch direkt ordentlich los mit dem mitreißenden Intro zum Opener „Glimmer und Gloria“. Das Publikum beweist von Anfang an eine hohe Singbegeisterung und Textsicherheit, sowohl bei älteren Liedern wie „Niemals sang- und klanglos“ oder „Der Tag an dem die Götter sich betranken“, als auch bei den Stücken vom neuen Album „Lautes Gedenken“, von denen natürlich viele an diesem Abend zu hören sind. Die meisten Titel sorgen für Partystimmung und vor allem die instrumentalen Einlagen von Florian an der Geige oder Alexander an der Nyckelharpa gehen ordentlich in die Beine. Zwischendurch gibt es aber auch ruhigere Songs und nachdenklichere Texte, wie etwa mit „Labyrinth“ oder „Tod und Trommeln“.
Frontmann und Sänger Malte ist für die Ansagen zuständig , die sowohl informativ als auch unterhaltsam sind. So gibt es zum einzigen Weihnachtsong der Band „Sally O´Brien“ gleich den Hinweis auf dem Merch-Stand, wo man sich ja schonmal mit Geschenken eindecken könnte. Und er hat anschließend eine so schöne Überleitung zum Song „Flaschengeist“ parat, dass er doch fast das eigentlich auf dem Programm stehende „Hey Hannah“ unterschlägt. Ganz ruhig wird es im Publikum, als Malte dann auf eine kleine Bühne mitten in der Halle wechselt und die sehr persönliche Entstehungsgeschichte zu „Haut mir kein´ Stein“ erzählt. Das Stück schrieb er nach einem schweren Autounfall, den er und seine damalige Freundin nur knapp überlebten, als Botschaft an seine Familie und Freunde, was ihm nach seinem Tod wirklich wichtig ist – nämlich trotzdem das Leben zu feiern.
Genau das tun die Musiker von Versengold dann auch gemeinsam mit den Zuhörern für den Rest des Konzertes. „Thekenmädchen“ oder im „Bier sind Dinge drin“ werden genauso gefeiert wie das leider immer noch allzu aktuelle politische Statement „Braune Pfeifen“. Und erst nach mehreren Zugaben verabschiedet sich die Band schließlich endgültig von der Bühne und entlässt eine begeistertes Trierer Publikum ins restliche Wochenende.
Fotocredit: Simon Engelbert