Bob Rost ist Hornist bei den Münchner Philharmonikern und Dirigent des renommierten Brass-Ensembles Blechschaden. Er kennt also beide Seiten der Medaille und kann gekonnt aus dem Nähkästchen plaudern. Das tut er auf sehr lockere Art und erzählt Anekdote um Anekdote. Die meisten sehr witzig, aber oft steckt auch ein Stück Wehmut dahinter, denn er weiß, dass es nicht alle Profimusiker so gut haben wie er selbst.
Wenn jemand 63 Jahre alt ist, und aus der Welt der Orchestermusik erzählt, von der er selbst viele Jahrzehnte erlebt hat, darf man sich auf eine Reihe amüsanter Episoden freuen. In Kapiteln wie „Die dunkle Seite“ erzählt Ross aber auch nicht so erfreuliches. Wie zum Beispiel von der Tatsache, dass man mit 35 Jahren kaum noch Chancen auf eine Neuanstellung hat, oder dass viele Dirigenten unter dem Burnout-Syndrom leiden.
Spaßig ist es aber, von den Marotten der großen Kollegen zu erfahren und einen Blick hinter die Kulissen des Geschäfts zu werfen. Musiker sind schon ein ganz besonders Völkchen. Die meisten kurzen Abschnitte stehen einfach für sich und enden mit einem Merkspruch. An diesen inneren Monolog, der von Geschichte zu Geschichte hüpft, gewöhnt man sich aber schnell.
Bob Ross wurde 1954 in Kirkaldy (Schottland) geboren. Das zeugt schon von seinem weltgewandten Wissen und er hat viel zu erzählen, nicht nur über den deutschsprachigen Raum. So liest man die 160 Seiten des kompakten Büchleins wie im Flug und darf sich an den geistigen Ergüssen des biographischen Erzählers freuen. Zudem: Jeder hat doch einen Laien-Dirigenten im engeren oder weiteren Bekanntenkreis. Oder zumindest einen Chorsänger. Für diese eignet sich das Buch hervorragend als Geschenk.