Bryan Ferry und Brian Eno – das waren zwei Namen, die die Popwelt revolutionieren sollte. 1971 gründeten sie die Artrock-Band Roxy Music. Und schon zwei Jahre später dividierte ein Streit sie auseinander. Der Rest ist Geschichte: Eno ging als Solomusiker und kongenialer Produzent in die Geschichte ein, Ferry führte das Erfolgsprojekt Roxy Music weiter und ist ebenfalls ein geachteter Solokünstler.
Zwanzig Jahre später brachte Bryans Soloalbum „Mamouna“ die beiden wieder zusammen. Es war war das erste Werk mit originalem Songmaterial nach sieben Jahren Pause. Brian war als Musiker mit dabei und den Song „Wildcat Days“ haben sie zusammen geschrieben. Das Album präsentiert einen reichen Klangteppich, der Ferrys typische Mischung aus Eleganz, Raffinesse und einer gewissen düsteren Atmosphäre widerspiegelt. Der Opener „Don’t Want to Know“ ist eine melancholische Ballade, die von Ferrys charakteristischer Stimme getragen wird.
Einen weiteren Höhepunkt stellt „Your Painted Smile“ dar, ein jazziger Song mit orchestralen Elementen, der die Vielseitigkeit von Bryan Ferrys musikalischem Talent unterstreicht. Enos Einfluss hat dem Album jedenfalls hörbar gut getan. Es wurde vom Rolling Stone Magazine in die Liste der besten Alben des Jahres aufgenommen und von Entertainment Weekly als „dichte, reich strukturierte Kunst“ und „wunderbar dunkel und verführerisch“ beschrieben. Bryan ging zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder auf Tournee, um das Album in Europa, den USA, Australien, Japan und Südamerika zu promoten.
Die jetzt in einer erweiterten Deluxe-Edition erhältliche Veröffentlichung feiert das 30-jährige Jubiläum eines einzigartigen Kapitels in Bryan Ferrys Solokatalog und enthält auch ein zweites, bisher unveröffentlichtes Studioalbum mit dem Titel „Horoscope“. Mit diesem Werk hatte er 1989 begonnen, unterbrach die Arbeit aber 1992, um eine Sammlung von Coverversionen namens „Taxi“ zu veröffentlichen. „Horoscope“, das jetzt zum ersten Mal in dieser Form zu hören ist, zeichnet die Reise von „Mamouna“ nach. Es ist kein gänzlich neues Album, da es viele Teile des „Mamouna“-Releases vorweg nimmt, doch es verbreitet einen ganz eigen Flair. Die Veröffentlichung 2023 enthält acht Songs, darunter eine 10-minütige Version von Roxy Music’s „Mother Of Pearl“, das in diesem Jahr ebenfalls ein Jubiläum (50 Jahre) feiert.
Mir liegt zur Review die sehr schön aufgemachte Deluxe-Box vor. Sehr wertig sind die Hochglanz-Schachtel und das großformatige Booklet voller Songtexte. Jede CD bekommt ihr eigenes Sleeve. Zusätzlich zu den oben genannten Silberlingen gibt es noch die CD „Sketches“ mit alternativen Songversionen, meist entweder instrumental oder in einer Kombi aus Piano und Vocals.
Auch wenn der kommerzielle Erfolg des Albums damals weitestgehend ausblieb, war es doch eine Hochphase in Ferrys künstlerischem Schaffen. Sehr schön, dass diese Werk fast dreißig Jahre nach seinem Erscheinen eine solche Würdigung erfährt. Es zeigt ein faszinierendes Kapitel in der musikalischen Reise von Bryan Ferry sowie seine Fähigkeit, sich künstlerisch weiterzuentwickeln und dabei seinen unverwechselbaren Stil beizubehalten.