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Destination Anywhere "Mehr davon"

Unsere Wertung: 7 von 9 Punkten.

Bretter zum Mithüpfen und Ausrasten

Wenn der erste Track eines Albums schon „Episches Intro“ lautet, hat man definitiv meine Aufmerksamkeit geweckt. Der instrumentale 70-Sekünder wuchert dann auch mit der instrumentalen Qualität der Band, die vor allem starke Bläser und Gitarren zu bieten hat. Und gleich darauf folgt mit der Hymne „Erkennst du mich denn wieder?“ ein erster Kracher. Es geht in die Vollen mit authentischen Texten und bodenständiger Soundkulisse. So kann es gern noch 30 Minuten weitergehen.

„Mehr davon“ bietet Bretter zum Mithüpfen und Ausrasten. Wie geil ist denn bitteschön „Bassdrum“, das zunächst die Tragik pubertären Lebens beschreibt und dann die Musik als Lösung anbietet – einen Ausflug zum Metalcore inklusive. Nach diesem Motto nimmt einen das Album mit auf einen wilden Ritt durch alle Genres und unterschiedlichste Emotionen. Die ständigen Einwürfe von Trompete, Saxofon und Posaune sind mehr als genial.

In vielen Punkten erinnert die Musik an die wilden Jahre der Ärzte. Die „Loser-Hymne“ würde auch auf ein Album mit „Zu spät“ und „Teenagerliebe“ passen. „Es macht mich traurig zu versuchen diese Welt zu verstehen“ ist ein Punkrockbrett, wie man es sonst von Blink 182 oder Alkaline Trio kennt. „Filter“ funktioniert als zurückgelehntes post-pandemisches Liebeslied, in „Es geht mir gut mit Bläsern“ wird von Capital Bra über die Kings of Leon bis Metallica alles besprochen, was nicht bei drei auf dem Baum ist, „Das ist kein TikTok“ lässt kaum Zeit zum Luft holen und hat neben wildem Crossover, der klingt als hätte Casper ein Feature bei Limp Bizkit eingesungen, noch ein Gitarrensolo von Lars Rettkowitz im Gepäck, welches in Lichtgeschwindigkeit unterwegs ist.

Fotocredit: Laura Boscke

„Siggi“ ist liedgewordene Party, bei „Schlafen“ singt der Saxophonist mit tiefer Stimme im Stil der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. „Stark Sein“ ist die Opferbringung an Selbstzweifel sowie Depression, die einen nach einer guten halben Stunde Wahnsinn sanft und gedankenschwer nach Hause bringt.

Die Ska-Punker von Destination Anywhere stammen aus Siegen und legen hier schon das sechste Studioalbum vor. Bereits 2006, im Jahr ihrer Gründung, gewann die Band alle regionalen Bandwettbewerbe und nahm ihre erste EP „Coffee, Horn & Cigarettes“ auf. Nach 13 Jahren ununterbrochener Tourneen und Albumveröffentlichungen verkündete die Band im Jahr 2019 ihre Abschiedstournee, mit der sie sich für unbestimmte Zeit aus der Öffentlichkeit verabschiedete – doch die Pause war zum Glück nicht von langer Dauer. Wer das Septett bisher noch nicht auf dem Schirm hatte: unbedingt reinhören!

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