Mir war danach, mal wieder ein Hörspiel der „Fünf Freunde“ zu genießen. Eine nostalgische Reise in die Kindheit – in eine Zeit, da meine literarische Welt vor allem aus Büchern von Enid Blyton und Oliver Hassencamp („Burg Schreckenstein“) bestand. Dass es die Serie um Julian, Dick, Anne, George und Timmy (den Hund) immer noch mit neuen Büchern und Hörspielfolgen gibt, ist ohnehin ein Phänomen, denn die britische Schriftstellerin ist bereits im Jahr 1968 verstorben. Sie war eine rigorose Vielschreiberin und hat neben besagten Freunden unter anderem auch „Hanni und Nanni“ sowie „Dolly“ zum Leben erweckt.
„Fünf Freunde und die Legende vom versteckten Sohn“ ist bereits Band 162 der Endlos-Reihe. Damit werden die drei ??? zwar zahlenmäßig noch nicht erreicht, es spricht aber für die Zeitlosigkeit der Serie. Allerdings gibt es die kurzen Geschichten nicht mehr in Buchform, sondern sie werden direkt als Drehbücher für die Hörspielserie geschrieben. Autorin ist seit Band 86 in den meisten Fällen Katrin McClean. Trotz des britisch klingenden Namens ist sie eine deutsche Schriftstellerin aus Thüringen, die mittlerweile in Hamburg lebt.
Die Geschichten um das jugendliche Quintett folgen dem alten Schema, sind aber modern aufgepeppt. Das fällt mir zunächst bei der Titelmusik auf, da ich noch den alten Gassenhauer aus der Fernsehserie im Ohr habe, der natürlich schon lange nicht mehr verwendet wird. Der Plot ist auf ein neues Abenteuer ausgerichtet:
Seit Tagen regnet es und die Fünf Freunde verbringen einen Ferientag im neuen Dorfmuseum, wo sie beim Sortieren alter Dokumente helfen. Dabei entdecken sie eine rätselhafte Botschaft, die vielleicht sogar zu einer alten Flaschenpost gehört. Kann der seltsame Text etwa Licht in eine längst vergessene Legende bringen? Dick und Anne halten das schon bald für ein Märchen, doch Julian und George bleiben dran und geraten dabei in eine gefährliche Situation. Doch wenn es ernst wird, halten die Freunde zusammen – und verhindern diesmal eine hinterhältige Tat.
Es wird viel mit Dialogen gearbeitet und die Riege der Sprecher*innen ist sehr gut. Erzähler Lutz Mackensy hält die Geschichte zusammen. Es bleibt spannend, auch wenn die Geschichte um Archive und alte Dokumente bisweilen etwas sperrig ist. Als die Handlung aber nach draußen verlegt wird und auch Timmy mit seiner Spürnase mitspielt, kommt Schwung in die Story.
Man kann das 57minütige Hörspiel noch auf CD erwerben. Da sind EUROPA ganz traditionell. Doch uns ist vermutlich allen bewusst, dass das Geschäft heutzutage vor allem über Spotify, Amazon Music und YouTube läuft. Sei’s drum. Der alte Zauber war noch da, als ich die Geschichte gehört habe. Schön, dass sich auch heute noch Kinder an solchen Abenteuergeschichten erfreuen können ohne bei Portalen wie TikTok im Sekundentakt reizüberflutet zu werden.