Der französische Komponist und Pianist Maxence Cyrin hat sich zu Beginn seiner Karriere gerne in Techno-Kreisen bewegt und seine Karriere als Musikschreiber unter Pseudonymen wie Max Da Fly begonnen. Auch später hat ihn die Verbindung zwischen klassischer und populärer Musik nicht losgelassen. „Novo Piano“ war beispielsweise ein wundervolles Album, mit dem er Songs von Arcade Fire, MGMT und sogar Nirvana in feinsinnige Klavierstücke verwandelte.
Auf seinem neuen Werk „Melancholy Island“ gibt es vor allem Eigenkompositionen zu hören und der melancholische Grundton wird ganz unterschiedlich interpretiert: Quirlig und fließend wie in „Faro Bay“, verträumt und sanft wie in „Soft Skin“ und „Seasons“, mit energischen Akzenten wie in „Dust“.
Die bewegenden Klangwelten schafft er vor allem am Steinway-Flügel. Dezente Synthesizer erscheinen bisweilen als subtile Ergänzung, ohne dass die Elektronik in den Vordergrund rückt. Die bittersüße Melancholie trägt zur Entschleunigung bei. Wem die letzten zwei Jahre mehr Frust als Ruhe gebracht haben, der kann hier Entspannung üben.
Neben den neun schwerelosen Stücken aus eigener Feder gibt es zum Schluss mit „Der Räuber und der Prinz“ (DAF) sowie Brendan Perrys „The Carnival Is Over“ zwei außergewöhnliche Coverversionen. Vor allem der Song der Düsseldorfer Elektro-Punk-Band bekommt in seiner reduzierten Form eine ganz neue Dimension. Und auch das Klavierstück von Perry klingt noch um einiges getragener als das Original. The Carnival Is Over? Ein nachdenkliches Mottostück zur Pandemie.