Nena ist und bleibt eine Powerfrau. Das beweist sie auch als „Rock-Oma“ und kokettiert dabei gerne mal mit ihrem Alter. Nach einer längeren Durststrecke in den 90ern haben sich seit dem 20jährigen Bühnenjubiläum wieder alle Alben in den Top 10 der Charts platziert. Selbst das etwas fade Cover-Album „Cover Me“ war kein Rückschritt für das Renommee der Künstlerin. Und da passt es umso besser, dass das neue Werk den Titel „Oldschool“ trägt.
Nena ruht sich nicht auf alten Lorbeeren aus, sondern umgibt sich mit neuen Helden, wie Samy Deluxe, der die Platte produziert hat. Der Opener und Titeltrack kommt dann auch gleich im Stil der modernen Deutschrapper: als Ich-Erzählung und mit einem selbstironischen Augenzwinkern, fetten Beats, 80er-Jahre-Style und autobiographisch verfeinert. „Mein erstes Album ist seit 34 Jahren draußen – es ist so alt, man kann’s nicht einmal mehr im Laden kaufen“.
Wir müssen uns aber nicht auf ein Rap-Album einstellen. Ganz sicher nicht. Nena zieht alle Register und bietet die bewährte Mischung aus Rock und Pop mit elektronischen Elementen und einer Reihe von Balladen, die sie so gut beherrscht. Selbst das NDW-Moment kommt an vielen Stellen durch. Ein Highlight ist das punkig-freche „Berufsjugendlich“ neben dem selbstbewussten lasziven Ausreißer „Mach doch was ich will“. Nena zeigt immer noch gerne, dass sie die Hosen an hat.
Wenn es ruhiger wird, ertönt eine balladeske Pop-Hymne wie „Genau jetzt“. Immer gut für Nena, um ihre gesammelten Lebensweisheiten zu verbreiten. Und das klingt nicht platt, denn sie hat etwas zu sagen. So funktioniert auch das nostalgische „Lieder von früher“ und lädt zu einer Reise durch ihre Plattensammlung ein: „Tanz im Licht vom Strobo quer durch unsere Wohnung – mach das Haus zur Disco, jeder Song ein Ohrwurm.“ Den Titel „Peter Pan“ singt Nena im Duett mit ihrem Sohn Saskias. Die Familie ist ihr immens wichtig und so steht auch ein Teil davon live mit auf der Bühne.
Das neue Familienmitglied scheint aber Samy Deluxe zu heißen. Sein Einfluss auf das Album ist unverkennbar und besonders die kritischen Töne in „Betonblock“ und „Kreis“ sorgen für eine härtere Gangart, die Nena auf ihren letzten Alben stark vernachlässigt hat. Textlich ist sie in Topform und mit „Oldschool“ legt sie ein überragendes Album vor, das ich (ehrlich gesagt) in dieser Stärke nicht mehr von ihr erwartet hatte.
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