Monster Magnet zelebrieren ihren „Powertrip“ in der Kölner Essigfabrik
Monster Magnet gehören mittlerweile zu den Urgesteinen der Stoner Rock-Szene. Seit ihrer Gründung 1989 hat die Band ihre Besetzung einmal vollständig durchgewechselt. Nur Sänger Dave Wyndorf ist als Frontmann seit den Anfangstagen mit dabei und inzwischen auch schon stolze 63 Jahre alt. Ende der 90er beginnt für Monster Magnet mit dem Album „Powertrip“ und der Single „Space Lord“ eine neue Ära. Wyndorf wendet sich von den Drogen ab und die Band kehrt ihrer psychedelischen Vergangenheit den Rücken und orientiert sich mehr am „straighten“ Rock und Heavy Metal. Aktuell sind Monster Magnet anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens mit „Powertrip“ auf Europatour. Ähnliches haben sie bereits 2011 mit „Dopes To Infinity“ oder 2012 mit „Spine Of God“ zelebriert – also ein Album in Gänze live zu präsentieren. Aufgrund einer Mandelentzündung von Wyndorf musste die eigentlich bereits für den Sommer 2019 geplante Tour verschoben werden. Gesundet holt das Quintett die Termine nun nach und gastiert heute in der Kölner Essigfabrik.
Zumindest wettermäßig ist das ein klarer Nachteil. Statt angenehmer Temperaturen und Sonne regnet es unablässig Bindfäden über der Domstadt. Das hat viele Konzertbesucher allerdings nicht davon abgehalten nochmal die alten Monster Magnet T-Shirts (und die artverwandter Bands) aus den Tiefen des Kleiderschranks zu buddeln und über die seit dem Kauf leider etwas fülliger gewordene Körpermitte zu ziehen. Überhaupt fühlt man sich auf einem Monster Magnet-Konzert immer so ein bißchen wie aus der Zeit gefallen. In der Essigfabrik dominieren Kutten, Lederjacken, zottelige Bärte und lange Haare, die den stetigen Kampf gegen den Zahn der Zeit an vielen Stellen unübersehbar verloren haben. Die Halle in Köln-Deutz ist gut gefüllt und die knackige Innentemperatur lässt das ungemütliche Wetter draußen schnell vergessen. Dafür sorgt auch die Vorgruppe Saint Agnes aus London, die mit ihrer „Tarantino/Lynch style, warped, twisted psychedelic, Western inspired music“ (Selbstbeschreibung) nicht nur die Stimmung unter den geschätzt 1.200 Fans ordentlich anheizt.
Um 21.15 Uhr ertönt dann das Intro „Goliath And The Vampires“ und was für die folgenden knapp 90 Minuten in der Essigfabrik abgeht, ist quasi eine Blaupause für all die anderen Monster Magnet-Konzerte, die ich in den vergangenen Jahren gesehen habe. Dave Wyndorf mimt die Rampensau und als er die Bühne betritt, seine Gitarre in die Höhe reckt und ein kehliges Knurren hören lässt, ist der Abend aus Sicht der Fans schon gelungen. Da bleibt den übrigen Bandmitgliedern Garret Sweeny, Phil Caivano (beide Gitarre), Bassist Chris Kosnik und Bob Pantella hinter dem Drumkit selten mehr als die Rolle von Statisten. Weil Dave Wyndorf nicht gerade als großer Redner bekannt ist, knallen die Fünf einen Song aus „Powertrip“ nach dem anderen in die Halle – am Ende des Mainsets sind es zehn von insgesamt dreizehn. Die Kölner begleiten das mit ausgiebigem Kopfnicken, Gesängen, viel Applaus und dem wohligen Gefühl, sich in einem Raum-Zeit-Kontinuum zu befinden, in dem die Welt noch ganz einfach ist und nur aus Bier, Musik und Schweiß besteht. Zum guten Schluß sorgt dann „Space Lord“ inklusive „Motherfucker“-Sprechchören für den ultimativen Adrenalinausstoß. Danach haben erstmal alle eine Pause verdient.
Der Zugabenblock beginnt mit „Twin Earth“ vom 1993er „Superjudge“-Album. Dem folgt das Robert Calvert-Cover „The Right Stuff“, das sich nahtlos in die testosterongeschwängerte Atmosphäre einfügt. Abgeschlossen wird der wilde Ritt durch drei Jahrzehnte Monster Magnet mit zwei Klassikern aus „Dopes To Infinity“ von 1995, „Look To Your Orb For The Warning“ und „Negasonic Teenage Warhead“. Dann verabschiedet sich die Band mit einem Feedbackgewitter und hinterlässt viele verschwitzte T-Shirts und zufriedene Gesichter. Beim nächsten Mal sind sie garantiert wieder dabei, wenn der „Bullgod“ zum Tanz bittet. Dank Monster Magnet durften sich ihre Fans heute alle nochmal in die Zeiten versetzt fühlen, als Nietengürtel und Cowboystiefel zum modischen Standard gehörten und man in Kneipen noch rauchen durfte. Als wir wieder hinaus in die kalte Kölner Nachtluft treten, wundern wir uns fast darüber, dass vor der Essigfabrik nicht der DeLorean von Doc Brown darauf wartet uns zurück ins Jahr 1989 zu bringen. Dem Jahr, in dem die Geschichte von Monster Magnet begann. Zum Glück scheint sie noch lange nicht zu Ende zu sein.
Setlist:
- Atomic Clock
- Tractor
- Crop Circle
- Temple Of Your Dreams
- 3rd Eye Landslide
- See You In Hell
- Baby Götterdämerung
- Bummer
- Powertrip
- Space Lord
————————- - Twin Earth
- The Right Stuff
- Look To Your Orb For The Warning
- Negasonic Teenage Warhead