Eva Croissant kehrt zu ihrem verspielten Singer-/Songwriter-Sound zurück
Man kann von Casting-Shows halten, was man will – aber manchmal bieten sie tatsächlich auch echten Künstlern eine Plattform und helfen dabei, nachhaltig ins Musikgeschäft einzusteigen. So hat es Eva Croissant vor sechs Jahren zwar nicht ins Finale von The Voice of Germany geschafft, aber immerhin mit ihren selbstgeschriebenen deutschsprachigen Songs erstmals ein breites Publikum erreicht und ihr Debüt „Du bist nicht irgendwer“ sogar in die Charts gebracht. Zwischendurch machte Eva gemeinsam mit Felix Räuber als Duo „Zwei von Millionen“ einen Ausflug in die Welt des Elektro-Pop, mit ihrem zweiten Solo-Album „Einfach du sein“ kehrt sie nun aber zu ihrem ursprünglichen Songwriter-Sound zurück.
Allerdings ist dieser Sound jetzt dichter geworden, denn Eva hat sich diesmal eine ganze Reihe Musiker ins Studio geholt und ihre Songs deutlich vielfältiger arrangiert als noch beim Debüt. Klavier, Streicher, Harfe oder Posaune sind nur einige der Instrumente, die Atmosphäre schaffen und Glanzpunkte setzen. Das fängt mit dem rhythmischen Cello im mitreißenden Titel „Einfach du sein“ an, und setzt sich mit dem zarten Glockenspiel in „Immer gelebt“ oder dem wunderbaren Zusammenspiel von gezupfter Gitarre und Harfe in „Gib auf dich Acht“ fort.
Bei aller Verspieltheit dienen die Arrangements aber immer dazu, die Lieder perfekt zur Geltung zu bringen und vor allem auch die sehr persönlichen und aussagekräftigen Texte zu unterstreichen. Von entspannter Mandoline und etwas sehnsüchtigen Streichern untermalt singt Eva in „Solange wie glücklich“ von den Erinnerungen an eine Reisebekanntschaft. Die philosophische Ballade „360 Grad“ über einen Außenseiter wird dagegen von fast bedrohlichem Piano und Percussion dominiert. Ganz anders dann die Rolle des Pianos in „Eine Tasse Kaffee“, wo es mit melodischen Läufen und kraftvollen Akkorden im Refrain die Erleichterung der Sängerin über das Ende einer schwierigen Beziehung illustriert.
Musikalisch besonders eindrücklich ist das bittere und deutliche Abschiedslied „Es wird nie mehr so sein“, das von einem wundervollem, von Cello und Harfe gewobenen Klangteppich getragen wird. Eindruck hinterlassen auch „In seiner Welt“ und das schwermütige „Wann wacht es wieder auf“, die inhaltlich zum Nachdenken anregen. „Zuhause“ lässt den Hörer dann aber wieder entspannen und genießen. Zum Abschluss gibt es als Hidden Track noch einen einfachen kleinen Song mit einer großartigen Aussage: Es ist nicht dein Land, es ist nicht mein Land, es ist unser Planet!
Eva Croissant präsentiert mit „Einfach du sein“ ein authentisches, anspruchsvolles und ausgereiftes Songwriter-Album. Mit den vielen deutschsprachigen Künstlern, die derzeit so erfolgreich unterwegs sind, kann sie meiner Meinung nach mühelos mithalten – und ich wünsche ihr einfach auch die entsprechend Anerkennung.