Die Metal-Legende Iron Maiden kommt 2023 erneut nach Deutschland! Für den Sommer kündigen die Briten fünf Arena-Shows an – im Mittelpunkt stehen dabei neben Meisterwerk „Somewhere In Time“ die Songs des aktuellen Albums „Senjutsu“ sowie weitere Klassiker des üppigen Bandkatalogs.
Parlophone Records kündigt stolz die Veröffentlichung von IRON MAIDENs 17. Studioalbum “Senjutsu” am 3. September an, ihrem ersten seit sechs Jahren. Aufgenommen wurde es in Paris mit dem langjährigen Produzenten Kevin Shirley und mitproduziert von Steve Harris. Dem voraus ging am Donnerstag, 15. Juli, das bereits vielfach gefeierte animierte Video zur ersten Single “The Writing On The Wall”, produziert von BlinkInk auf Basis eines Konzepts von Bruce Dickinson mit zwei ehemaligen Pixar-Führungskräften. Dieses schließt sich an eine einmonatige Teaserkampagne und weltweite Schatzsuche nach Hinweisen zu Titel und Konzept des Tracks an.
Für “Senjutsu” – frei übersetzt „Taktik und Strategie“ – hat die Band wieder einmal die Dienste von Mark Wilkinson in Anspruch genommen, um das spektakuläre Cover-Artwork mit Samurai-Thema auf Basis einer Idee von Steve Harris zu gestalten. Mit einer Spielzeit von knapp unter 82 Minuten wird “Senjutsu”, wie die Vorgängerscheibe “The Book Of Souls”, ein Doppel-CD-/Dreifach-Vinyl-Album.
Steve sagt: “Wir entschieden uns, wieder im Guillaume Tell Studio in Frankreich aufzunehmen, weil dieser Ort einfach einen so entspannten Vibe hat. Das Setup dort entspricht perfekt unseren Bedürfnissen; das Gebäude war früher einmal ein Kino und hat eine sehr hohe Decke, was einen fantastischen akustischen Sound ergibt. Wir haben dieses Album auf die gleiche Weise wie The Book Of Souls aufgenommen, nämlich so, dass wir einen Song schreiben, üben und direkt gemeinsam aufnehmen, während wir alles noch frisch im Gedächtnis haben. Auf diesem Album gibt es einige sehr komplexe Songs, die uns eine Menge harte Arbeit abverlangt haben, um ihren Sound so hinzubekommen, wie wir ihn wollten, sodass der Prozess bisweilen eine ziemliche Herausforderung war, aber Kevin ist sehr gut darin, die Essenz der Band einzufangen und ich denke, es war die Mühe wert! Ich bin sehr stolz auf das Ergebnis und kann es nicht erwarten, dass die Fans es hören.”
Leadsänger Bruce Dickinson führt weiter aus: “Wir sind alle richtig aufgekratzt wegen dieses Albums. Wir haben es Anfang 2019 während einer Pause der Legacy-Tournee aufgenommen, um möglichst viel touren zu können und trotzdem einen langen Vorlauf zum Release zu haben, um ein gutes Artwork und etwas Besonderes als Video vorzubereiten. Natürlich hat die Pandemie die Dinge noch weiter verzögert – so viel zu Plänen im Voraus, oder sollte man eher ‘Strategien’ sagen!? Die Songs sind sehr vielfältig, und einige von ihnen recht lang. Außerdem gibt es ein oder zwei Songs, die von unserem normalen Stil ziemlich abweichen, und ich glaube die Maiden-Fans werden überrascht sein – positiv, wie ich hoffe!”
Die vollständige Tracklist lautet:
1. Senjutsu (8:20) – Smith/Harris
2. Stratego (4:59) – Gers/Harris
3. The Writing On The Wall (6:13) – Smith/Dickinson
4. Lost In A Lost World (9:31) – Harris
5. Days Of Future Past (4:03) – Smith/Dickinson
6. The Time Machine (7:09) – Gers/Harris
7. Darkest Hour (7:20) – Smith/Dickinson
8. Death Of The Celts (10:20) – Harris
9. The Parchment (12:39) – Harris
10. Hell On Earth (11:19) – Harris
“Senjutsu” wird in den folgenden Formaten veröffentlicht und kann ab Mittwoch, 21. Juli, vorbestellt werden:
Standard 2CD-Digipak
Deluxe 2CD-Buchformat
Deluxe Heavyweight 180g Triple-Vinyl, schwarz
Special Edition Triple-Vinyl, silber und schwarz marbled (ausgewählte Händler)
Special Edition Triple-Vinyl, rot und schwarz marbled (ausgewählte Händler)
Super-Deluxe-Boxset mit CD, Blu-Ray und exklusiven Memorabilia
Digitales Album (Streaming und Download)
Lenticular Sleeve 2CD Digipak (EMP Exclusive in GSA & Europa)
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Iron Maiden haben eine große und extrem treue Fangemeinde. Vor allem in den 90er und 2000er Jahren wurde diese allerdings auf eine harte Probe gestellt. Die Besetzungswechsel, Blaze Bayley am Mikro, ein in weiten Teilen liebloses Songwriting, das einige Alben bescherte, die Maiden-Fans alles andere als begeistern konnten. Im letzten Jahrzehnt dann die Hiobsbotschaft, dass Bruce Dickinson an Zungenkrebs erkrankt sei und sich einer Behandlung unterziehen müsse. Zum Glück hielten die großen Tourneen den Mythos am Leben. Und dann kam das großartige Album „The Book Of Souls“.
Schon vor fün Jahren erschien ein umfangreiches Sonderheft von Rock Classics, das den Mythos Iron Maiden beleuchtet. Darin findet sich der Lesestoff, den das Fanherz begehrt. Inzwischen ist genug passiert, um eine Aktualisierung zu rechtfertigen. Dass zudem Iron Maiden im Corona-Jahr 2020 ihr 40jähriges Jubiläum feiern, sollte Grund genug sein. Und wenn man die Band schon nicht live sehen kann, dann bleibt zumindest Zeit zum intensiven Hören des Backkatalogs.
Das Heft startet mit der Entstehungszeit und ein längerer Artikel widmet sich Paul Di’Anno, dem ganz speziellen Sänger des Anfangs. Dann werden die Alben mit Bruce Dickinson der Reihe nach unter die Lupe genommen. Selbst Maskottchen Eddie bekommt ein eigenes Kapitel. Es gibt lange Berichte über die Solo-Ausflüge von Bruce und Steve Harris. Und die Alben der 90er und 2000er Jahre bekommen böse ihr Fett weg. Was „The Book Of Souls“ angeht, kommt Dickinson in einem langen Interview zu Wort und verrät einige Geheimnisse über Idee und Entstehung des Albums. Interessant finde ich zudem die Artikel über wichtige Vinylraritäten und besondere Sammlerstücke.
Knallharte Fans werden nicht viel Neues erfahren, doch der Heavy-Metal-begeisterte Normalhörer bekommt hier den informativen Rundumschlag im kompakten Format.
„The Barrel House Tapes“ ist der vierte Longplayer dieser ganz besonderen Coverband. Seit 2006 nehmen die Niederländer von Maiden uniteD eine Ausnahmestellung unter den vielen Bands ein, die sich die Musik von Iron Maiden zu eigen gemacht haben und neu interpretieren. Das ist immer ein gewagtes Unterfangen – vor allem wenn die Originalband noch rege aktiv ist. Aber Maiden uniteD gehen ihren ganz eigenen Weg: Sie bieten die bekannten Songs in filigranen Akustikversionen. Und das Ergebnis klingt (ich kann es nicht anders sagen) äußerst genial und geil.
In der Vergangenheit war meist Damian Wilson von Threshold als Vokalist aktiv. Er ist vermutlich nicht leicht zu ersetzen – immerhin gibt es mit Doogie White, Frank Beck, Jeroen Voogd, Joe Severens und Eszter Anna Bauman ganze fünf Nachfolger am Mikro, wobei besonders das mit drei Stimmen eingesungene „Caught Somewhere In Time“ zu beachten ist. Ansonsten ist das Album trotzdem ganz homogen gehalten: Alles starke Stimmen, die ihren Job mit Energie und Leidenschaft machen.
Interessant sind auf jeden Fall die vielfältigen Arrangements. Akustikgitarren – okay, das hatten wir schon oft. Auch von Maiden selbst. Aber wie genial ist bitte „The Number Of The Beast“ als heimelige Nummer, die mit Countryklängen beginnt und in einem chilligen Jazz endet? Oder absolut endgeil: Eric Vloeimans an der Trompete auf dem entspannt-verspielten „Powerslave“, das an die filigranen Eskapaden von Nils Landgren erinnert, dem gewaltigen „Phantom Of The Opera“ oder dem leider sehr kurzen Abschluss „Sanctuary“. Was für ein genialer Schachzug, diesen Ausnahmemusiker mit an Bord zu holen. Nachdem bei „Remembrance“ Blaze Bayley und Paul Di’Anno als Gäste mit dabei waren, ist es der nächste Schritt auf dem Weg zur Kultband.
Das Intro „Tavern: The Last Bow“ hat der Bass-Player und Mastermind des Projekts Joey Bruers selbst komponiert. Das macht die ganze Sache rund. Allgemein finde ich es sehr angenehm, wenn man den Lyrics folgen und Geschichten wie „Alexander The great“ von Beginn an verstehen kann – vor allem wenn sie von einer so filigranen Pianolinie umspielt werden. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Hardrock-Songs wie „Back In The Village“. Maiden uniteD sind etwas ganz Besonderes und selbst die Die-hard-NWOBH-Fans sollten sich auf diese ungewöhnlichen Interpretationen einlassen. Es lohnt sich!
Es gibt Deutschlandtermine Anfang 2020 – „Powerslave Tour“:
Das 2015er Album von Iron Maiden – „The Book Of Souls“ – enthält alle Zutaten eines klassischen Maiden-Werks und geht doch in eine sehr progressive Richtung, vor allem wenn man den krönenden Abschluss „Empire Of The Clouds“ hört. Dieser wurde live leider nicht gespielt, doch es gab auf der „The Book Of Souls“ Tour eine starke Setlist, die mit dem Artwork des aktuellen und klassischer Alben eindrucksvoll in Szene gesetzt wurde, wie ich in der Rockhal des luxemburgischen Esch/Alzette erleben durfte.
Schön, dass nun eine offizielle Live-Veröffentlichung dieser Tour erscheint, die den Glanz der Konzerte ordentlich einfängt. Mir liegt die normale 2CD-Fassung zur Review vor, ich will aber nicht verschweigen, dass es daneben auch eine fantastisch aufgemachte Vinyl-Ausgabe und eine wertige Deluxe-CD-Version im Buchformat gibt. Den Konzertfilm kann man zunächst leider nur als digitalen Download erwerben.
Es sind Mitschnitte verschiedener Konzerte aus dem ersten Halbjahr 2016, die sich zur Tracklist von „Live Chapter“ formieren. Vielen Fans wäre ein kompletter Konzertmitschnitt lieber gewesen. So gibt es halt Eindrücke aus Sydney, Dublin und Newcastle, von den großen Festivals in Donington und Wacken, aber auch von ungewöhnlichen Auftrittsorten in Südamerika, Asien, Afrika und Osteuropa.
Haben wir uns Sorgen um Dickinsons Stimme gemacht? Oh Ja. Aber er beweist, dass alles wieder in Ordnung ist. Klassische Granaten wie „Wrathchild“, „Iron Maiden“, „Children Of The Damned“, „The Trooper“ und „The Number Of The Beast“ vermischen sich mit den neuen Titeln – und das harmoniert perfekt. Der Sound ist hervorragend und man muss sich auch nicht daran stören, dass die Tracks von unterschiedlichen Konzerten stammen.
Das Booklet bietet ein Vorwort des Managers Rod Smallwood und viele Bilder, die den spektakulären Bühnenaufbau ins Gedächtnis rufen. Ein schöner Release, der zugleich die alten Maiden-Stücke wie auch das aktuelle Album entsprechend würdigt.
Die Tracklist Iron Maiden The Book Of Souls – Live Chapter:
Driving Mrs. Satan gründeten sich 2012 in Neapel. Das Quartett mit Claudia Sorvillo an der Spitze machte dadurch von sich reden, dass man bekannte Metalklassiker nahm und diese in ein lockerleichtes Indie-Folk-Gewand steckte. So enthielt die Debüt-EP AC/DCs „Hells Bells“ und das erste reguläre Album wartete mit Metallicas „Battery“ auf.
Auch das neue Werk mit dem aufschlussreichen Titel „Did You Mrs. Me?“ widmet sich einigen bekannten Songs, die man in der poppig aufgepimpten Fassung kaum noch erkennt. „For Whom The Bell Tolls“ wird ebenso verwurstet wie Iron Maidens „Running Free“ und Slayers „Raining Blood”. Wer gedacht hätte, dass ein solches Prozedere nie und nimmer funktioniert, wird hier auf jeden Fall eines Besseren belehrt.
Allerdings muss ich eins dazu sagen: Die Original-Songs werden so stark aufbereitet, dass sie mit dem Metal-Ursprung rein gar nichts mehr am Hut haben. Was bleibt, sind die Melodielinie und der Text. Das wird eingefleischten Metallern nicht gefallen – aber die sind ohnehin nicht die Zielgruppe. Eher die zartbesaitete Freundin, die sich freuen wird, dass der Liebste auch mal ansatzweise einen Songtext mitträllern kann.
Claudia Sorvillo hat einen lasziven erotischen Touch in ihrer Stimme, der aufhorchen lässt. Sie singt sehr filigran mit einer charmanten persönlichen Note. Begleitet wird sie von drei Instrumentalisten im Akustik-Gewand. Von Pop über Folk bis hin zu leichten Country-Anleihen ist alles vorhanden. Dabei sind die Arrangements trotz aller Leichtigkeit durchaus vertrackt. Die Songs kommen glasklar und federleicht aus den Boxen. Es macht definitiv Spaß, dieser Band zuzuhören.
Iron Maiden haben eine große und extrem treue Fangemeinde. Vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten wurde diese allerdings auf eine harte Probe gestellt. Die Besetzungswechsel, Blaze Bayley am Mikro, ein in weiten Teilen liebloses Songwriting, das einige Alben bescherte, die Maiden-Fans alles andere als begeistern konnten. Im gegenwärtigen Jahrzehnt dann die Hiobsbotschaft, dass Bruce Dickinson an Zungenkrebs erkrankt sei und sich einer Behandlung unterziehen müsse. Zum Glück hielten die großen Tourneen den Mythos am Leben.
Das letzte Album „The Final Frontier“ ist bereits fünf Jahre alt. Viele Fans werden sich also den 4. September 2015 dick und rot in ihrem Kalender angekreuzt haben. Und tatsächlich – endlich kann man es in Händen halten: das bislang längste Werk der Briten mit gelungenem Artwork von Mark Wilkinson und einer Länge von 92 Minuten, verteilt auf zwei Silberlinge.
Man kann nicht anders als auszurufen: Es ist fantastisch. „The Book Of Souls“ enthält alle Zutaten eines klassischen Maiden-Albums und geht doch in eine sehr progressive Richtung, vor allem wenn man den krönenden Abschluss „Empire Of The Clouds“ hört. Haben wir uns Sorgen um Dickinsons Stimme gemacht? Oh Ja. Aber er beweist, dass alles wieder in Ordnung ist. Schon im Intro zu „If Eternity Should Fail“ ist er stimmlich top und der Song entwickelt sich zu einem Opener mit mystischem Einschlag, der das Maya-Thema des Covers einleitet und mit dem Iron Maiden ihre größte Stärke zeigen können.
Dann der Einstiegsschrei zu „Speed Of Light“: welch wohliges Gefühl breitet sich da über den Rücken aus. Iron Maiden legen ein grundsolides Album vor, voller starker Gitarreneinlagen und mit ordentlichem Härtegrad. Ein balladesker Start wie bei „The Great Unknown“ bleibt da die Ausnahme. Interessanterweise spielt der mythologische Hintergrund eine große Rolle. Ein schönes Gesamtkonzept, vor allem wenn man Wilkinsons weitergehende Illustrationen betrachtet. Iron Maiden sind sicher keine Band für Konzeptalben, aber sie verstehen es mal wieder, einem Album einen thematisch einheitlichen Anstrich zu geben. Die 80er lassen grüßen.
Die Mischung aus temporeichen Songs und epischen Longtracks ist gelungen und die Band glänzt damit, ihrem seit 40 Jahren bekannten, einzigartigen Stil treu zu bleiben und doch einige neue Aspekte mitzunehmen. Das beste Maiden-Album seit 25 Jahren wird die Fanbase mehr als zufriedenstellen. Es wird sie begeistern und die Vorfreude auf die Tour im Jahr 2016 steigern. Bei der nostalgischen „Maiden England „-Tour gab es wenig aktuelles Material zu hören. Das darf sich für „The Book Of Souls“ gerne ändern.
Vergangenen Samstag war es endlich so weit. Das beschauliche Städtchen Oberursel, im Dunstkreis von Frankfurt gelegen, wurde von lauter Musik heimgesucht. Hier fand nämlich ein Festival statt, das von seiner Idee her ziemlich einzigartig sein dürfte. „Music From The Beast“ – ein musikalischer Abend rund um die Musik von Iron Maiden, ohne dass aber die Band selbst anwesend war. Stattdessen gaben sich zwei Tribute Acts die Ehre und zwei ehemalige Maiden-Sänger, die zum einen die Anfangstage der Band und zum anderen die kommerziell etwas schwächeren 90er Jahre repräsentieren.
Die Burgwiesenhalle ist nicht gerade gigantisch. Eine normale Schulturnhalle halt, mit guter logistischer Ausstattung und zum Glück hervorragender Akustik. Meine Anreise bescherte mir eine geschlagene Stunde Stau auf Höhe von Mainz, ich traf aber rechtzeitig für ein Interview mit Damian Wilson ein. Dieser mag manchen als Sänger der Progmetal-Band Threshold bekannt sein. Hier war er aber als Frontmann des niederländisch-britischen Projekts Maiden United am Start. Ich sah ihn dann auch gleich freudestrahlend in der Halle wandeln, ebenso wie Thomas Zwijsen, Anne Bakker und Blaze Bayley, was bezeichnend für den ganzen Abend sein sollte. Die Atmosphäre war absolut familiär und die Künstler waren jederzeit präsent.
Damian verabschiedete sich kurz zum Soundcheck und schmetterte gänsehauterzeugende Vocals durch die Halle. Das hält der niemals 90 Minuten lang durch, war mein erster Gedanke. Ich sollte mich täuschen – doch dazu später. Es folgte das chaotischste und zugleich sympathischste Interview meines Lebens (demnächst hier nachzulesen) und kurz darauf war auch schon Einlass. Die Halle füllte sich um 17 Uhr zunächst schleppend, war aber zum Abend hin ganz gut ausgelastet. Ein schöner Erfolg für das private Organisationsteam um Michael Rehwald, das ich hier ausdrücklich mal loben möchte: Ein reibungsloser Ablauf, Leute mit Plan beim Einlass, genügend Personal an den Ess- und Trinkständen, dezente Sicherheitsleute, Ansprechpartner für jeden Belang. So hat man das gerne.
Witzig, dass auch die Polizei durchgängig vor Ort war. Was da alles passieren kann im schönen Oberursel. Paul di’Anno ist schließlich Mitglied bei den Hells Angels. Man weiß ja nie. Aber die Metalgemeinde ist ein überaus friedfertiges Volk. Das wurde mal wieder deutlich. Und abgesehen davon, dass Paul ein „81“-Shirt zur Schau trug, war von der sogenannten Rockerbande oder irgendwelchen vermeintlich dunklen Gestalten nicht viel zu sehen. Stattdessen hatten sich Maiden-Fans aus aller Welt eingefunden. Das Festival ist zu einem großen Familientreffen geworden und manches Hotel in der Stadt wird sich über die Invasion von Gästen mit unheilvoll schwarzen T-Shirts und bunt bebilderten Kutten gewundert haben.
Doch zurück zum beschaulichen Beginn. Da war nämlich als Erstes der belgische Ausnahmegitarrist Thomas Zwijsen am Start. Er ist bekannt dafür, Arrangements von Iron Maiden auf klassischer Gitarre zu interpretieren und hat sich damit zu einem YouTube-Star entwickelt. Auch zwei Alben unter dem Motto „Nylon Maiden“ sind inzwischen erschienen. Das Publikum in Oberursel war gespalten. Manche zogen sich zur ausgedehnten Raucherpause nach draußen zurück und lästerten über die „Zupfmusik“, doch viele nutzten die Chance, um sich auf die Musik von Iron Maiden einzustimmen. Thomas spielte instrumental – die Fans aber sangen viele Passagen lautstark mit. Das entlockte dem Gitarristen oft ein Grinsen und der sympathische Auftritt wurde mit „Thomas, Thomas“-Rufen belohnt.
Für einige Songs kam die Violinistin Anne Bakker mit auf die Bühne. Gerade das Zusammenspiel der beiden fand ich sehr stark und es waren klar die Highlights des ersten Auftritts an diesem Tag. Die Sonne schien noch hell draußen und trotzdem spielte das Publikum perfekt mit. Ein gutes Zeichen für den Rest des Abends, der schließlich über sechs Stunden Zeit mit der Musik von Iron Maiden füllen sollte, ohne dass es Dopplungen gab. Das stellt man sich schwierig vor, doch es ist locker gelungen. Schließlich konnten alle aus einem riesigen Repertoire schöpfen.
Akustisch und unplugged – das haben sich Maiden United auf die Fahne geschrieben. Passt das überhaupt zur „New Wave Of British Heavy Metal“? Zwijsen hatte ja schon mal vorgelegt und gezeigt, wie so etwas aussehen kann. Doch Maiden United legten gleich fünf Schippen drauf. Von „unplugged“ konnte da nun wirklich keine Rede sein. Auf den beiden Studio-CDs, die von der Truppe erschienen sind, klingt der Metal noch etwas verhalten, doch live hat die Band eine lautstarke Attitüde. Damian Wilson ist stimmlich eine Wucht und er interpretierte die Maiden-Songs mit Energie und Leidenschaft. Bei Threshold kann er häufig hinter den Instrumentalisten verschnaufen, doch mit Maiden United gibt es da keine Chance. Wilson stand ständig im Mittelpunkt und kostete das voll aus. Er ließ die Fans eine Wall of Death bilden und spazierte dann munter durch die Menge, er lästerte über den Keyboarder („that has nothing to do with metal music“) und sonnte sich im Applaus der Fans. Ein langer Bart, Haare bis zum Arsch – so haben die Metaller das gern und Maiden United wurden als Band ordentlich abgefeiert. Wir hörten Titel wie „2 Minutes To Midnight“, „Children Of The Damned“ und „Wasted Years“. Mit solchen Klassikern aus der goldenen Maiden-Ära konnte man die Fans erfreuen.
Zusammen mit den meisten Bandmitgliedern war Damian danach weiter im Publikum vertreten, sah sich die Shows an und stand jederzeit für Fotos und Autogramme zur Verfügung. Ein Beispiel für Fannähe, die man nicht nur bei ihm, sondern auch bei Blaze Bayley beobachten konnte.
Blaze war für mich übrigens die Überraschung des Abends. Er hat Iron Maiden in einer Zeit als Frontmann vorgestanden, als es der Band charttechnisch gesehen nicht gut ging. Der Grunge war auf dem Vormarsch und Maiden hatten dem nichts entgegen zu setzen. Rückläufige Plattenverkäufe und Gigs in kleineren Hallen waren die Folge. Trotzdem sind mit ihm am Mikro zwei hervorragende Alben entstanden. Zunächst „The X Factor“, was sicher problematisch war, da es noch ganz auf Dickinsons Stimmlage basierte. Und danach mein Favorit „Virtual XI“, was in meinen Augen ein wirklich hervorragendes Album ist und einen glänzenden Bayley zeigt, der in der hymnischen Musik schwelgen kann. So muss das sein!
Für „Music From The Beast“ hatte sich Blaze (trotz seiner Vielzahl von Solo-Alben) entschieden, einen vollständigen Maiden-Set zu spielen. Das heißt, er widmete sich eben genau den beiden genannten Alben. Und das war ein wahres Fest für die Anwesenden. Am Anfang noch etwas linkisch in seinen Bewegungen taute Blaze nach und nach auf und machte das Konzert zu einem einzigen Happening. Er animierte die Zuschauer, war ständig in Kontakt zum Publikum, badete in der Menge und zeigte sich als durch und durch sympathischer Künstler.
Songs wie „Sign Of The Cross“ und „Lord Of The Flies“ klangen schon gut, doch mit den Tracks aus „Virtual XI“ gab es einen wahren Höhenflug. „When Two Worlds Collide“ war ein Fest, „The Angel And The Gambler“ wurde zum Mitsing-Stück für alle und „The Clansman“ war ein perfekter Mottosong für Blaze‘ Auftritt. Er hielt bewegende Ansprachen ans Publikum, bedankte sich für die Zeit bei Iron Maiden (von Enttäuschung oder gar Animositäten keine Spur) und strotzte vor positiver Ausstrahlung. Er dankte den Veranstaltern für ein fantastisches Festival und erklärte den Fans, wie ihre Treue ihm hilft, ein unabhängiger Künstler zu sein und weitere Soloalben zu produzieren. Das klang so ehrlich und überzeugend, dass man es ihm einfach abnehmen musste. Ja, Blaze ist ein großer Künstler mit einem noch größeren Herzen. Ich habe ihn zum ersten Mal live erlebt und hoffe, dass es nicht das letzte Mal war.
Jetzt (es war schon weit nach 23 Uhr) sollte noch ein weiterer Maiden-Sänger die Bühne entern. Da war und bin ich zwiegespalten. Paul di’Anno hat viel zum Aufstieg der Band beigetragen. Er ist ein Urgestein des Heavy Metal und ohne ihn wären Maiden sicher nicht so erfolgreich, wie sie schließlich geworden sind. Doch beim Festival zeigte er auch Starallüren. Während alle anderen Künstler durch die Halle tigerten, hing an seiner Garderobe ein großes Schild „No entry – fuck off“. Okay. Sein gutes Recht.
Der Auftritt begann schleppend. Paul aufs Mikro gestützt und bei weitem nicht so beweglich, wie die anderen Künstler des Abends. Taktisch war es auch nicht so klug, sich mit den Fans anzulegen, die seiner Ansicht nach lauthals die falschen Songs wünschten. „Ich entscheide, was ich singe“ – dazu Stinkefinger und böse Blicke. Klar hatte er es nicht leicht nach Blaze. Paul sang einen normalen Set mit der gewohnten Mischung aus alten und neuen Songs. Viele Fans hatten sich wohl eher auf „Iron Maiden“ und „Killers“ eingestellt.
Stimmlich war er sehr unterschiedlich drauf. Zeitweise klarer, hoher Gesang, der sehr stark rüber kam. Sogar eingestreute Growls waren zu hören. Dann aber bisweilen auch Passagen, die man beinahe als Krächzen bezeichnen muss. Die Schar der Fans wurde wieder auseinander dividiert. Viele feierten ihren kultigen Star ab, andere verließen kopfschüttelnd die Halle. Ich finde, dass der Gig eines Headliners nicht würdig war. Aber es war schön, die Legende live zu erleben. Seine Musik hat die Idee des Festivals belebt – und es ging auch darum, ein realistisches Bild vom gegenwärtigen Schaffen der ehemaligen Maiden-Sänger zu zeichnen. Das ist definitiv gelungen.
Alles in allem war es ein geniales Festival, das sein Ziel punktgenau erreicht hat. Der Veranstalter hatte einen Traum und hat sich diesen Traum erfüllt. Ob es ein solches Line-up jemals nochmal geben wird? Die Fanclubs waren begeistert und haben das Konzert gut angenommen. Location und Infrastruktur haben hervorragend gepasst. Und die Harmonie unter den Maiden-Jüngern war spürbar gut. So etwas kann es gerne öfters geben.