Die Metal-Legende Iron Maiden kommt 2023 erneut nach Deutschland! Für den Sommer kündigen die Briten fünf Arena-Shows an – im Mittelpunkt stehen dabei neben Meisterwerk “Somewhere In Time” die Songs des aktuellen Albums “Senjutsu” sowie weitere Klassiker des üppigen Bandkatalogs.
Parlophone Records kündigt stolz die Veröffentlichung von IRON MAIDENs 17. Studioalbum “Senjutsu” am 3. September an, ihrem ersten seit sechs Jahren. Aufgenommen wurde es in Paris mit dem langjährigen Produzenten Kevin Shirley und mitproduziert von Steve Harris. Dem voraus ging am Donnerstag, 15. Juli, das bereits vielfach gefeierte animierte Video zur ersten Single “The Writing On The Wall”, produziert von BlinkInk auf Basis eines Konzepts von Bruce Dickinson mit zwei ehemaligen Pixar-Führungskräften. Dieses schließt sich an eine einmonatige Teaserkampagne und weltweite Schatzsuche nach Hinweisen zu Titel und Konzept des Tracks an.
Für “Senjutsu” – frei übersetzt “Taktik und Strategie” – hat die Band wieder einmal die Dienste von Mark Wilkinson in Anspruch genommen, um das spektakuläre Cover-Artwork mit Samurai-Thema auf Basis einer Idee von Steve Harris zu gestalten. Mit einer Spielzeit von knapp unter 82 Minuten wird “Senjutsu”, wie die Vorgängerscheibe “The Book Of Souls”, ein Doppel-CD-/Dreifach-Vinyl-Album.
Steve sagt: “Wir entschieden uns, wieder im Guillaume Tell Studio in Frankreich aufzunehmen, weil dieser Ort einfach einen so entspannten Vibe hat. Das Setup dort entspricht perfekt unseren Bedürfnissen; das Gebäude war früher einmal ein Kino und hat eine sehr hohe Decke, was einen fantastischen akustischen Sound ergibt. Wir haben dieses Album auf die gleiche Weise wie The Book Of Souls aufgenommen, nämlich so, dass wir einen Song schreiben, üben und direkt gemeinsam aufnehmen, während wir alles noch frisch im Gedächtnis haben. Auf diesem Album gibt es einige sehr komplexe Songs, die uns eine Menge harte Arbeit abverlangt haben, um ihren Sound so hinzubekommen, wie wir ihn wollten, sodass der Prozess bisweilen eine ziemliche Herausforderung war, aber Kevin ist sehr gut darin, die Essenz der Band einzufangen und ich denke, es war die Mühe wert! Ich bin sehr stolz auf das Ergebnis und kann es nicht erwarten, dass die Fans es hören.”
Leadsänger Bruce Dickinson führt weiter aus: “Wir sind alle richtig aufgekratzt wegen dieses Albums. Wir haben es Anfang 2019 während einer Pause der Legacy-Tournee aufgenommen, um möglichst viel touren zu können und trotzdem einen langen Vorlauf zum Release zu haben, um ein gutes Artwork und etwas Besonderes als Video vorzubereiten. Natürlich hat die Pandemie die Dinge noch weiter verzögert – so viel zu Plänen im Voraus, oder sollte man eher ‘Strategien’ sagen!? Die Songs sind sehr vielfältig, und einige von ihnen recht lang. Außerdem gibt es ein oder zwei Songs, die von unserem normalen Stil ziemlich abweichen, und ich glaube die Maiden-Fans werden überrascht sein – positiv, wie ich hoffe!”
Die vollständige Tracklist lautet:
1. Senjutsu (8:20) – Smith/Harris
2. Stratego (4:59) – Gers/Harris
3. The Writing On The Wall (6:13) – Smith/Dickinson
4. Lost In A Lost World (9:31) – Harris
5. Days Of Future Past (4:03) – Smith/Dickinson
6. The Time Machine (7:09) – Gers/Harris
7. Darkest Hour (7:20) – Smith/Dickinson
8. Death Of The Celts (10:20) – Harris
9. The Parchment (12:39) – Harris
10. Hell On Earth (11:19) – Harris
“Senjutsu” wird in den folgenden Formaten veröffentlicht und kann ab Mittwoch, 21. Juli, vorbestellt werden:
Standard 2CD-Digipak
Deluxe 2CD-Buchformat
Deluxe Heavyweight 180g Triple-Vinyl, schwarz
Special Edition Triple-Vinyl, silber und schwarz marbled (ausgewählte Händler)
Special Edition Triple-Vinyl, rot und schwarz marbled (ausgewählte Händler)
Super-Deluxe-Boxset mit CD, Blu-Ray und exklusiven Memorabilia
Digitales Album (Streaming und Download)
Lenticular Sleeve 2CD Digipak (EMP Exclusive in GSA & Europa)
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Da kommt dieses Album mit dem pathetischen Cover, das vier berittene Kreuzzügler abbildet und man denkt sich: okay, lassen wir uns mal mit einer niederschwelligen Einstellung auf das Album ein und Play gedrückt. War das jetzt der CD-Player oder war das die Zeitmaschine?
Hier kommt klassischer Heavy Metal aus den Kalotten. So klassisch, wie die alten Priests oder Maidens. Es geht steil nach vorne und an ruhiges Sitzen und Lauschen ist nicht zu denken, man geht unwillkürlich mit. Es ist eine Offenbarung wie gut die alte Heavy-Spielart in neuer Dynamik, gewürzt mit moderneren Metal-Spielarten schmeckt. Die ersten drei Songs sind schon stark dabei und dann kommen die Einstiegsakkorde zu “Screaming From Beyond” und man sieht die alten australischen Spannungswandler vorm geistigen Auge. “Harmony Of The Spheres” lässt dann das Eddie-Gerippe wippen.
Mit dem vierten Album werden die US-Amerikaner definitv den großen Durchbruch schaffen. Wenn man dann bedenkt, dass das Album eigentlich nur von Frontmann Nate Garrett (Gesang, Gitarre und Bass) sowie Marcus Bryant (Schlagzeug) im Studio eingespielt wurde, kann man sich kaum vorstellen, wie sich das ganze mit einer kompletten Live-Besetzung bei einem Gig anhört.
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Parlophone Records freuen sich, die weltweite Veröffentlichung von Iron Maidens neuem Doppel-Livealbum für den 20. November anzukündigen (in den USA erfolgt diese über BMG). “Nights Of The Dead – Legacy Of The Beast, Live in Mexico City” wurde während der drei ausverkauften Arena-Shows dort im September 2019 aufgenommen, enthält über 100 Minuten klassischer Maiden-Musik und wird in verschiedenen Formaten erhältlich sein. Das Livealbum zelebriert die “Legacy Of The Beast”-Tour, die 2018 begann und im nächsten Sommer in Europa beendet werden soll.
Die Tracklist liest sich wie folgt:
Churchill’s Speech Aces High Where Eagles Dare 2 Minutes To Midnight The Clansman The Trooper Revelations For The Greater Good Of God The Wicker Man Sign Of The Cross Flight Of Icarus Fear Of The Dark Iron Maiden The Number Of The Beast The Evil That Men Do Hallowed Be Thy Name Run To The Hills
Iron-Maiden-Gründer und Bassist Steve Harris kommentiert: “Als der letzte Abschnitt der 2020er Legacy-Tour diesen Sommer aufgrund der COVID-Pandemie abgesagt werden musste, war die ganze Band sehr enttäuscht und niedergeschlagen und wir wussten, dass unsere Fans sich genauso fühlten. Wir hatten uns wirklich darauf gefreut, die Show in noch mehr Länder zu bringen und auch wenn wir die meisten unserer Shows in Europa auf 2021 verlegen konnten, dachten wir, wir hören uns einfach die Aufnahmen der bisherigen Tour an und sehen mal, ob wir daraus ein ganzes Livealbum als Souvenir machen können, an dem sich dann jeder, überall auf der Welt erfreuen könnte. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, vor allem, weil die Setlist Songs beinhaltet, die es noch nie zuvor auf eine Live-CD geschafft haben, wie zum Beispiel ’For The Greater Good Of God’ und andere ältere Songs wie ‘Where Eagles Dare’, ‘Flight Of Icarus’, ‘The Clansman’ und ‘Sign Of The Cross’, die viele Jahre nicht auf unseren Live-Releases enthalten waren. Wir haben noch nie ein Livealbum aus Mexiko veröffentlicht und ich glaube, diese Aufnahme wird der Leidenschaft und Freude unserer mexikanischen Fans gerecht, die uns jedes Mal so fantastisch willkommen heißen, wenn wir dort spielen.”
Maiden-Manager Rod Smallwood ergänzt: “Alle bisherigen Shows der Tour waren großartig, unsere Fans haben das gesamte Legacy-Spektakel mit den aufwendig thematisch gestalteten Bühnenbildern, Requisiten und Backdrops geliebt, ganz zu schweigen von der Killer-Setlist! Als unsere Tour für 2020 abgesagt wurde, erschien es nur logisch, ein Livealbum zusammenzustellen und ich denke, dass Steve, zusammen mit Co-Produzent Tony Newton, die Essenz der über drei Nächte insgesamt 70.000-köpfigen Crowd in Mexico City hervorragend eingefangen hat. Das Album dient einerseits dazu, diese Tour zu feiern, die fast 2 Millionen Fans bereits besucht haben, andererseits ist es auch ein Vorgeschmack auf das Finale im nächsten Jahr für all diejenigen, die die Show bisher noch nicht erleben konnten.”
Das Album wird in folgenden Formaten erhältlich sein:
2CD-Digipack
2CD Deluxe Hardcover-Buch
Schwarze Heavyweight-Triple-LP
Digital (Streaming und Download)
Iron Maiden haben eine große und extrem treue Fangemeinde. Vor allem in den 90er und 2000er Jahren wurde diese allerdings auf eine harte Probe gestellt. Die Besetzungswechsel, Blaze Bayley am Mikro, ein in weiten Teilen liebloses Songwriting, das einige Alben bescherte, die Maiden-Fans alles andere als begeistern konnten. Im letzten Jahrzehnt dann die Hiobsbotschaft, dass Bruce Dickinson an Zungenkrebs erkrankt sei und sich einer Behandlung unterziehen müsse. Zum Glück hielten die großen Tourneen den Mythos am Leben. Und dann kam das großartige Album “The Book Of Souls”.
Schon vor fün Jahren erschien ein umfangreiches Sonderheft von Rock Classics, das den Mythos Iron Maiden beleuchtet. Darin findet sich der Lesestoff, den das Fanherz begehrt. Inzwischen ist genug passiert, um eine Aktualisierung zu rechtfertigen. Dass zudem Iron Maiden im Corona-Jahr 2020 ihr 40jähriges Jubiläum feiern, sollte Grund genug sein. Und wenn man die Band schon nicht live sehen kann, dann bleibt zumindest Zeit zum intensiven Hören des Backkatalogs.
Das Heft startet mit der Entstehungszeit und ein längerer Artikel widmet sich Paul Di’Anno, dem ganz speziellen Sänger des Anfangs. Dann werden die Alben mit Bruce Dickinson der Reihe nach unter die Lupe genommen. Selbst Maskottchen Eddie bekommt ein eigenes Kapitel. Es gibt lange Berichte über die Solo-Ausflüge von Bruce und Steve Harris. Und die Alben der 90er und 2000er Jahre bekommen böse ihr Fett weg. Was “The Book Of Souls” angeht, kommt Dickinson in einem langen Interview zu Wort und verrät einige Geheimnisse über Idee und Entstehung des Albums. Interessant finde ich zudem die Artikel über wichtige Vinylraritäten und besondere Sammlerstücke.
Knallharte Fans werden nicht viel Neues erfahren, doch der Heavy-Metal-begeisterte Normalhörer bekommt hier den informativen Rundumschlag im kompakten Format.
“The Barrel House Tapes” ist der vierte Longplayer dieser ganz besonderen Coverband. Seit 2006 nehmen die Niederländer von Maiden uniteD eine Ausnahmestellung unter den vielen Bands ein, die sich die Musik von Iron Maiden zu eigen gemacht haben und neu interpretieren. Das ist immer ein gewagtes Unterfangen – vor allem wenn die Originalband noch rege aktiv ist. Aber Maiden uniteD gehen ihren ganz eigenen Weg: Sie bieten die bekannten Songs in filigranen Akustikversionen. Und das Ergebnis klingt (ich kann es nicht anders sagen) äußerst genial und geil.
In der Vergangenheit war meist Damian Wilson von Threshold als Vokalist aktiv. Er ist vermutlich nicht leicht zu ersetzen – immerhin gibt es mit Doogie White, Frank Beck, Jeroen Voogd, Joe Severens und Eszter Anna Bauman ganze fünf Nachfolger am Mikro, wobei besonders das mit drei Stimmen eingesungene “Caught Somewhere In Time” zu beachten ist. Ansonsten ist das Album trotzdem ganz homogen gehalten: Alles starke Stimmen, die ihren Job mit Energie und Leidenschaft machen.
Interessant sind auf jeden Fall die vielfältigen Arrangements. Akustikgitarren – okay, das hatten wir schon oft. Auch von Maiden selbst. Aber wie genial ist bitte “The Number Of The Beast” als heimelige Nummer, die mit Countryklängen beginnt und in einem chilligen Jazz endet? Oder absolut endgeil: Eric Vloeimans an der Trompete auf dem entspannt-verspielten “Powerslave”, das an die filigranen Eskapaden von Nils Landgren erinnert, dem gewaltigen “Phantom Of The Opera” oder dem leider sehr kurzen Abschluss “Sanctuary”. Was für ein genialer Schachzug, diesen Ausnahmemusiker mit an Bord zu holen. Nachdem bei “Remembrance” Blaze Bayley und Paul Di’Anno als Gäste mit dabei waren, ist es der nächste Schritt auf dem Weg zur Kultband.
Das Intro “Tavern: The Last Bow” hat der Bass-Player und Mastermind des Projekts Joey Bruers selbst komponiert. Das macht die ganze Sache rund. Allgemein finde ich es sehr angenehm, wenn man den Lyrics folgen und Geschichten wie “Alexander The great” von Beginn an verstehen kann – vor allem wenn sie von einer so filigranen Pianolinie umspielt werden. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Hardrock-Songs wie “Back In The Village”. Maiden uniteD sind etwas ganz Besonderes und selbst die Die-hard-NWOBH-Fans sollten sich auf diese ungewöhnlichen Interpretationen einlassen. Es lohnt sich!
Es gibt Deutschlandtermine Anfang 2020 – “Powerslave Tour”:
Das 2015er Album von Iron Maiden – „The Book Of Souls“ – enthält alle Zutaten eines klassischen Maiden-Werks und geht doch in eine sehr progressive Richtung, vor allem wenn man den krönenden Abschluss „Empire Of The Clouds“ hört. Dieser wurde live leider nicht gespielt, doch es gab auf der “The Book Of Souls” Tour eine starke Setlist, die mit dem Artwork des aktuellen und klassischer Alben eindrucksvoll in Szene gesetzt wurde, wie ich in der Rockhal des luxemburgischen Esch/Alzette erleben durfte.
Schön, dass nun eine offizielle Live-Veröffentlichung dieser Tour erscheint, die den Glanz der Konzerte ordentlich einfängt. Mir liegt die normale 2CD-Fassung zur Review vor, ich will aber nicht verschweigen, dass es daneben auch eine fantastisch aufgemachte Vinyl-Ausgabe und eine wertige Deluxe-CD-Version im Buchformat gibt. Den Konzertfilm kann man zunächst leider nur als digitalen Download erwerben.
Es sind Mitschnitte verschiedener Konzerte aus dem ersten Halbjahr 2016, die sich zur Tracklist von “Live Chapter” formieren. Vielen Fans wäre ein kompletter Konzertmitschnitt lieber gewesen. So gibt es halt Eindrücke aus Sydney, Dublin und Newcastle, von den großen Festivals in Donington und Wacken, aber auch von ungewöhnlichen Auftrittsorten in Südamerika, Asien, Afrika und Osteuropa.
Haben wir uns Sorgen um Dickinsons Stimme gemacht? Oh Ja. Aber er beweist, dass alles wieder in Ordnung ist. Klassische Granaten wie “Wrathchild”, “Iron Maiden”, “Children Of The Damned”, “The Trooper” und “The Number Of The Beast” vermischen sich mit den neuen Titeln – und das harmoniert perfekt. Der Sound ist hervorragend und man muss sich auch nicht daran stören, dass die Tracks von unterschiedlichen Konzerten stammen.
Das Booklet bietet ein Vorwort des Managers Rod Smallwood und viele Bilder, die den spektakulären Bühnenaufbau ins Gedächtnis rufen. Ein schöner Release, der zugleich die alten Maiden-Stücke wie auch das aktuelle Album entsprechend würdigt.
Die Tracklist Iron Maiden The Book Of Souls – Live Chapter:
Driving Mrs. Satan gründeten sich 2012 in Neapel. Das Quartett mit Claudia Sorvillo an der Spitze machte dadurch von sich reden, dass man bekannte Metalklassiker nahm und diese in ein lockerleichtes Indie-Folk-Gewand steckte. So enthielt die Debüt-EP AC/DCs „Hells Bells“ und das erste reguläre Album wartete mit Metallicas „Battery“ auf.
Auch das neue Werk mit dem aufschlussreichen Titel „Did You Mrs. Me?“ widmet sich einigen bekannten Songs, die man in der poppig aufgepimpten Fassung kaum noch erkennt. „For Whom The Bell Tolls“ wird ebenso verwurstet wie Iron Maidens „Running Free“ und Slayers „Raining Blood”. Wer gedacht hätte, dass ein solches Prozedere nie und nimmer funktioniert, wird hier auf jeden Fall eines Besseren belehrt.
Allerdings muss ich eins dazu sagen: Die Original-Songs werden so stark aufbereitet, dass sie mit dem Metal-Ursprung rein gar nichts mehr am Hut haben. Was bleibt, sind die Melodielinie und der Text. Das wird eingefleischten Metallern nicht gefallen – aber die sind ohnehin nicht die Zielgruppe. Eher die zartbesaitete Freundin, die sich freuen wird, dass der Liebste auch mal ansatzweise einen Songtext mitträllern kann.
Claudia Sorvillo hat einen lasziven erotischen Touch in ihrer Stimme, der aufhorchen lässt. Sie singt sehr filigran mit einer charmanten persönlichen Note. Begleitet wird sie von drei Instrumentalisten im Akustik-Gewand. Von Pop über Folk bis hin zu leichten Country-Anleihen ist alles vorhanden. Dabei sind die Arrangements trotz aller Leichtigkeit durchaus vertrackt. Die Songs kommen glasklar und federleicht aus den Boxen. Es macht definitiv Spaß, dieser Band zuzuhören.
Iron Maiden haben eine große und extrem treue Fangemeinde. Vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten wurde diese allerdings auf eine harte Probe gestellt. Die Besetzungswechsel, Blaze Bayley am Mikro, ein in weiten Teilen liebloses Songwriting, das einige Alben bescherte, die Maiden-Fans alles andere als begeistern konnten. Im gegenwärtigen Jahrzehnt dann die Hiobsbotschaft, dass Bruce Dickinson an Zungenkrebs erkrankt sei und sich einer Behandlung unterziehen müsse. Zum Glück hielten die großen Tourneen den Mythos am Leben.
Das letzte Album “The Final Frontier” ist bereits fünf Jahre alt. Viele Fans werden sich also den 4. September 2015 dick und rot in ihrem Kalender angekreuzt haben. Und tatsächlich – endlich kann man es in Händen halten: das bislang längste Werk der Briten mit gelungenem Artwork von Mark Wilkinson und einer Länge von 92 Minuten, verteilt auf zwei Silberlinge.
Man kann nicht anders als auszurufen: Es ist fantastisch. “The Book Of Souls” enthält alle Zutaten eines klassischen Maiden-Albums und geht doch in eine sehr progressive Richtung, vor allem wenn man den krönenden Abschluss “Empire Of The Clouds” hört. Haben wir uns Sorgen um Dickinsons Stimme gemacht? Oh Ja. Aber er beweist, dass alles wieder in Ordnung ist. Schon im Intro zu “If Eternity Should Fail” ist er stimmlich top und der Song entwickelt sich zu einem Opener mit mystischem Einschlag, der das Maya-Thema des Covers einleitet und mit dem Iron Maiden ihre größte Stärke zeigen können.
Dann der Einstiegsschrei zu “Speed Of Light”: welch wohliges Gefühl breitet sich da über den Rücken aus. Iron Maiden legen ein grundsolides Album vor, voller starker Gitarreneinlagen und mit ordentlichem Härtegrad. Ein balladesker Start wie bei “The Great Unknown” bleibt da die Ausnahme. Interessanterweise spielt der mythologische Hintergrund eine große Rolle. Ein schönes Gesamtkonzept, vor allem wenn man Wilkinsons weitergehende Illustrationen betrachtet. Iron Maiden sind sicher keine Band für Konzeptalben, aber sie verstehen es mal wieder, einem Album einen thematisch einheitlichen Anstrich zu geben. Die 80er lassen grüßen.
Die Mischung aus temporeichen Songs und epischen Longtracks ist gelungen und die Band glänzt damit, ihrem seit 40 Jahren bekannten, einzigartigen Stil treu zu bleiben und doch einige neue Aspekte mitzunehmen. Das beste Maiden-Album seit 25 Jahren wird die Fanbase mehr als zufriedenstellen. Es wird sie begeistern und die Vorfreude auf die Tour im Jahr 2016 steigern. Bei der nostalgischen “Maiden England “-Tour gab es wenig aktuelles Material zu hören. Das darf sich für “The Book Of Souls” gerne ändern.
Vergangenen Samstag war es endlich so weit. Das beschauliche Städtchen Oberursel, im Dunstkreis von Frankfurt gelegen, wurde von lauter Musik heimgesucht. Hier fand nämlich ein Festival statt, das von seiner Idee her ziemlich einzigartig sein dürfte. “Music From The Beast” – ein musikalischer Abend rund um die Musik von Iron Maiden, ohne dass aber die Band selbst anwesend war. Stattdessen gaben sich zwei Tribute Acts die Ehre und zwei ehemalige Maiden-Sänger, die zum einen die Anfangstage der Band und zum anderen die kommerziell etwas schwächeren 90er Jahre repräsentieren.
Die Burgwiesenhalle ist nicht gerade gigantisch. Eine normale Schulturnhalle halt, mit guter logistischer Ausstattung und zum Glück hervorragender Akustik. Meine Anreise bescherte mir eine geschlagene Stunde Stau auf Höhe von Mainz, ich traf aber rechtzeitig für ein Interview mit Damian Wilson ein. Dieser mag manchen als Sänger der Progmetal-Band Threshold bekannt sein. Hier war er aber als Frontmann des niederländisch-britischen Projekts Maiden United am Start. Ich sah ihn dann auch gleich freudestrahlend in der Halle wandeln, ebenso wie Thomas Zwijsen, Anne Bakker und Blaze Bayley, was bezeichnend für den ganzen Abend sein sollte. Die Atmosphäre war absolut familiär und die Künstler waren jederzeit präsent.
Damian verabschiedete sich kurz zum Soundcheck und schmetterte gänsehauterzeugende Vocals durch die Halle. Das hält der niemals 90 Minuten lang durch, war mein erster Gedanke. Ich sollte mich täuschen – doch dazu später. Es folgte das chaotischste und zugleich sympathischste Interview meines Lebens (demnächst hier nachzulesen) und kurz darauf war auch schon Einlass. Die Halle füllte sich um 17 Uhr zunächst schleppend, war aber zum Abend hin ganz gut ausgelastet. Ein schöner Erfolg für das private Organisationsteam um Michael Rehwald, das ich hier ausdrücklich mal loben möchte: Ein reibungsloser Ablauf, Leute mit Plan beim Einlass, genügend Personal an den Ess- und Trinkständen, dezente Sicherheitsleute, Ansprechpartner für jeden Belang. So hat man das gerne.
Witzig, dass auch die Polizei durchgängig vor Ort war. Was da alles passieren kann im schönen Oberursel. Paul di’Anno ist schließlich Mitglied bei den Hells Angels. Man weiß ja nie. Aber die Metalgemeinde ist ein überaus friedfertiges Volk. Das wurde mal wieder deutlich. Und abgesehen davon, dass Paul ein “81”-Shirt zur Schau trug, war von der sogenannten Rockerbande oder irgendwelchen vermeintlich dunklen Gestalten nicht viel zu sehen. Stattdessen hatten sich Maiden-Fans aus aller Welt eingefunden. Das Festival ist zu einem großen Familientreffen geworden und manches Hotel in der Stadt wird sich über die Invasion von Gästen mit unheilvoll schwarzen T-Shirts und bunt bebilderten Kutten gewundert haben.
Doch zurück zum beschaulichen Beginn. Da war nämlich als Erstes der belgische Ausnahmegitarrist Thomas Zwijsen am Start. Er ist bekannt dafür, Arrangements von Iron Maiden auf klassischer Gitarre zu interpretieren und hat sich damit zu einem YouTube-Star entwickelt. Auch zwei Alben unter dem Motto “Nylon Maiden” sind inzwischen erschienen. Das Publikum in Oberursel war gespalten. Manche zogen sich zur ausgedehnten Raucherpause nach draußen zurück und lästerten über die “Zupfmusik”, doch viele nutzten die Chance, um sich auf die Musik von Iron Maiden einzustimmen. Thomas spielte instrumental – die Fans aber sangen viele Passagen lautstark mit. Das entlockte dem Gitarristen oft ein Grinsen und der sympathische Auftritt wurde mit “Thomas, Thomas”-Rufen belohnt.
Für einige Songs kam die Violinistin Anne Bakker mit auf die Bühne. Gerade das Zusammenspiel der beiden fand ich sehr stark und es waren klar die Highlights des ersten Auftritts an diesem Tag. Die Sonne schien noch hell draußen und trotzdem spielte das Publikum perfekt mit. Ein gutes Zeichen für den Rest des Abends, der schließlich über sechs Stunden Zeit mit der Musik von Iron Maiden füllen sollte, ohne dass es Dopplungen gab. Das stellt man sich schwierig vor, doch es ist locker gelungen. Schließlich konnten alle aus einem riesigen Repertoire schöpfen.
Akustisch und unplugged – das haben sich Maiden United auf die Fahne geschrieben. Passt das überhaupt zur “New Wave Of British Heavy Metal”? Zwijsen hatte ja schon mal vorgelegt und gezeigt, wie so etwas aussehen kann. Doch Maiden United legten gleich fünf Schippen drauf. Von “unplugged” konnte da nun wirklich keine Rede sein. Auf den beiden Studio-CDs, die von der Truppe erschienen sind, klingt der Metal noch etwas verhalten, doch live hat die Band eine lautstarke Attitüde. Damian Wilson ist stimmlich eine Wucht und er interpretierte die Maiden-Songs mit Energie und Leidenschaft. Bei Threshold kann er häufig hinter den Instrumentalisten verschnaufen, doch mit Maiden United gibt es da keine Chance. Wilson stand ständig im Mittelpunkt und kostete das voll aus. Er ließ die Fans eine Wall of Death bilden und spazierte dann munter durch die Menge, er lästerte über den Keyboarder (“that has nothing to do with metal music”) und sonnte sich im Applaus der Fans. Ein langer Bart, Haare bis zum Arsch – so haben die Metaller das gern und Maiden United wurden als Band ordentlich abgefeiert. Wir hörten Titel wie “2 Minutes To Midnight”, “Children Of The Damned” und “Wasted Years”. Mit solchen Klassikern aus der goldenen Maiden-Ära konnte man die Fans erfreuen.
Zusammen mit den meisten Bandmitgliedern war Damian danach weiter im Publikum vertreten, sah sich die Shows an und stand jederzeit für Fotos und Autogramme zur Verfügung. Ein Beispiel für Fannähe, die man nicht nur bei ihm, sondern auch bei Blaze Bayley beobachten konnte.
Blaze war für mich übrigens die Überraschung des Abends. Er hat Iron Maiden in einer Zeit als Frontmann vorgestanden, als es der Band charttechnisch gesehen nicht gut ging. Der Grunge war auf dem Vormarsch und Maiden hatten dem nichts entgegen zu setzen. Rückläufige Plattenverkäufe und Gigs in kleineren Hallen waren die Folge. Trotzdem sind mit ihm am Mikro zwei hervorragende Alben entstanden. Zunächst “The X Factor”, was sicher problematisch war, da es noch ganz auf Dickinsons Stimmlage basierte. Und danach mein Favorit “Virtual XI”, was in meinen Augen ein wirklich hervorragendes Album ist und einen glänzenden Bayley zeigt, der in der hymnischen Musik schwelgen kann. So muss das sein!
Für “Music From The Beast” hatte sich Blaze (trotz seiner Vielzahl von Solo-Alben) entschieden, einen vollständigen Maiden-Set zu spielen. Das heißt, er widmete sich eben genau den beiden genannten Alben. Und das war ein wahres Fest für die Anwesenden. Am Anfang noch etwas linkisch in seinen Bewegungen taute Blaze nach und nach auf und machte das Konzert zu einem einzigen Happening. Er animierte die Zuschauer, war ständig in Kontakt zum Publikum, badete in der Menge und zeigte sich als durch und durch sympathischer Künstler.
Songs wie “Sign Of The Cross” und “Lord Of The Flies” klangen schon gut, doch mit den Tracks aus “Virtual XI” gab es einen wahren Höhenflug. “When Two Worlds Collide” war ein Fest, “The Angel And The Gambler” wurde zum Mitsing-Stück für alle und “The Clansman” war ein perfekter Mottosong für Blaze‘ Auftritt. Er hielt bewegende Ansprachen ans Publikum, bedankte sich für die Zeit bei Iron Maiden (von Enttäuschung oder gar Animositäten keine Spur) und strotzte vor positiver Ausstrahlung. Er dankte den Veranstaltern für ein fantastisches Festival und erklärte den Fans, wie ihre Treue ihm hilft, ein unabhängiger Künstler zu sein und weitere Soloalben zu produzieren. Das klang so ehrlich und überzeugend, dass man es ihm einfach abnehmen musste. Ja, Blaze ist ein großer Künstler mit einem noch größeren Herzen. Ich habe ihn zum ersten Mal live erlebt und hoffe, dass es nicht das letzte Mal war.
Jetzt (es war schon weit nach 23 Uhr) sollte noch ein weiterer Maiden-Sänger die Bühne entern. Da war und bin ich zwiegespalten. Paul di’Anno hat viel zum Aufstieg der Band beigetragen. Er ist ein Urgestein des Heavy Metal und ohne ihn wären Maiden sicher nicht so erfolgreich, wie sie schließlich geworden sind. Doch beim Festival zeigte er auch Starallüren. Während alle anderen Künstler durch die Halle tigerten, hing an seiner Garderobe ein großes Schild “No entry – fuck off”. Okay. Sein gutes Recht.
Der Auftritt begann schleppend. Paul aufs Mikro gestützt und bei weitem nicht so beweglich, wie die anderen Künstler des Abends. Taktisch war es auch nicht so klug, sich mit den Fans anzulegen, die seiner Ansicht nach lauthals die falschen Songs wünschten. “Ich entscheide, was ich singe” – dazu Stinkefinger und böse Blicke. Klar hatte er es nicht leicht nach Blaze. Paul sang einen normalen Set mit der gewohnten Mischung aus alten und neuen Songs. Viele Fans hatten sich wohl eher auf “Iron Maiden” und “Killers” eingestellt.
Stimmlich war er sehr unterschiedlich drauf. Zeitweise klarer, hoher Gesang, der sehr stark rüber kam. Sogar eingestreute Growls waren zu hören. Dann aber bisweilen auch Passagen, die man beinahe als Krächzen bezeichnen muss. Die Schar der Fans wurde wieder auseinander dividiert. Viele feierten ihren kultigen Star ab, andere verließen kopfschüttelnd die Halle. Ich finde, dass der Gig eines Headliners nicht würdig war. Aber es war schön, die Legende live zu erleben. Seine Musik hat die Idee des Festivals belebt – und es ging auch darum, ein realistisches Bild vom gegenwärtigen Schaffen der ehemaligen Maiden-Sänger zu zeichnen. Das ist definitiv gelungen.
Alles in allem war es ein geniales Festival, das sein Ziel punktgenau erreicht hat. Der Veranstalter hatte einen Traum und hat sich diesen Traum erfüllt. Ob es ein solches Line-up jemals nochmal geben wird? Die Fanclubs waren begeistert und haben das Konzert gut angenommen. Location und Infrastruktur haben hervorragend gepasst. Und die Harmonie unter den Maiden-Jüngern war spürbar gut. So etwas kann es gerne öfters geben.
Ein Knaller war es alle Male. Als MLK durchsickern ließ, dass 2014 das letzte Jahr Rock am Ring auf dem legendären Nürburgring stattfindet, waren viele Festivalisten, gelinde gesagt, ziemlich überrascht. Nichtsdestotrotz, der neue Eigentümer Capricorn will ein eigenes Mekka für Feierwütige schaffen. Doch Ringrocker können aufatmen: Eine alternative Location in Mönchengladbach ist schon so gut wie festgezurrt und die Zukunft ist damit fast gesichert. Also los, lasst uns ein letztes Mal den Ring unter dem Original auseinandernehmen!
Donnerstag
Man betritt die Centerstage bei strahlendem Sonnenschein, als Pennywise mit ihrer „Bro Hymn“ die Meute zu epischen „Woooohooo“ -Parts verleiten. Noch Minuten nach ihrem Auftritt hört man den Mitgesang aus krächzenden Kehlen erklingen. 90-er Punkrock gibt es heute satt auf der größten aller Bühnen. Die Punk-Veteranen von The Offspring lassen mit dem gesamten „Smash“-Album alte Zeiten aufleben. Bei den Zuschauern, die anscheinend kaum einen Song kennen, kommen „Nitro“, „So Alone“ und „What Happened To You“ so an, wie das Aufräumen nach einer durchzechten Hausparty: Alles ist träge, leicht verkatert und nicht wirklich in der Stimmung eines der besten Punkrock-Alben der 90-iger zu feiern. „Oh, you wanna hear the hits, right?“, erkennt ein sichtlich genervter Dexter Holland und spielt „Pretty Fly (For A White Guy)” an. Soviel dazu.
Es wird dunkler und kühler, Leute ziehen ihre Jacken zu und wer kann tauscht die kurze Hose gegen eine Jeans. Passend dazu erscheinen plötzlich beeindruckende Aufnahmen der Antarktis auf den beiden Leinwänden. Ein Knall, etwas Rauch, Iron Maiden rennen on Stage und beginnen mit „Moonchild“ ihr zweistündiges Set. Sänger Bruce Dickinson thront auf einer riesigen Empore, gestikuliert und springt wie ein Gummiball auf der Bühne umher. Die Briten lassen sich von der Meute ordentlich feiern, überall sieht man Pits, lachende Gesichter und jede Menge Bierbecher durch die Gegend fliegen. Als wären die Herren nie gealtert. Zeitweise bekommt man aber auch das Gefühl, Quick Change Artisten bei ihrer Show zuzusehen: Das sich ständig wandelnde Bühnenbild, samt der Kleidung sorgt für weitere besondere Momente. Ob im Admiralsook, im Kettenhemd oder im Trench Coat – Iron Maiden liefern eine wirklich ordentliche Show.
Danach wird es still, sehr still. Ein Special Guest ist bei Rock am Ring angekündigt, eine große Hausnummer. Bis zum Auftrittstag wird es geheim gehalten, viele Gerüchte liegen in der Luft. Wer könnte es sein? Die Beatsteaks? Die Toten Hosen? Oder gar der Hasselhoff? „Naaa, des isch der Cro. Der macht’s heut den Special Guest!“, grölt ein angetrunkener Bayer einem ins Gesicht. Das große Geheimnis ist gelüftet, die Reaktionen sehr bescheiden. „Der kann höchstens mein Klo putzen“ ist noch einer der netteren Kommentare. Überraschenderweise kann das Publikum all seine Lieder textsicher mitsingen und folgt allen Anweisungen des Stuttgarter Rappers (Hände hoch, Mitsingen, Ausrasten).
So, genug für einen Abend. Man zieht sich zurück und wartet darauf, dass 27 Grad Celsius und die pralle Morgensonne einen am
Freitag
zum Aufwachen bewegen. Als guter Reporter begibt man sich natürlich auch unters Fußvolk, genauer gesagt auf den Campingplatz A5 um zu schauen, wie die Bourgeoisie haust. Es ist sofort erkennbar, dass die Leute hier mehr Spaß haben als die ganzen schwitzenden Reporter im Media Center. Man wird zu Bratwurst (von netten Herfordern), zum selbstgebrauten Apfelschnaps (von netten Berlinern) und zu Becks (von noch netteren Tierern) eingeladen. Eine willkommene Abwechslung zum ach so harten Redaktions-Alltag.
Die Musik kommt auch heute nicht zu kurz. Vor allem die Herren von Awolnation können sich live behaupten. Weniger gut präsentieren sich zu Beginn der erstmalige Co-Headliner Mando Diao auf der Centerstage, können jedoch das Ruder mit „Gloria“ und „Dance With Somebody“ herum reißen und die Meute zum Tanzen bewegen. Im Anschluss wird es hart: Die erste große Überschneidung steht an; soll man sich Kings of Leon oder doch die Queens of the Stone Age angucken? Es wird nach langem hin und her letzteres und eins vorweg: Es war definitiv die richtige Entscheidung! Seien es Klassiker wie „Little Sister“, „Go With The Flow“, oder neuere Songs à la „My God Is The Sun“ – das Publikum ist von Anfang an dabei, stimmlich, physisch und pyrotechnisch! Als besonderes Schmankerl legt sich Frontmann Josh Homme noch mit den Sicherheitskräften an: „Hey, don’t let these motherfuckers tell you what to do! This is your night, so who wants to lose his mind?“ Ein freudiges Aufschreien, ein weiteres Mal Eskalation mit „Song For The Dead“ in den ersten Reihen und fertig ist eine grandiose Rock n Roll Show.
Musikgeschmack ist ja bekanntlich subjektiv und eine gewisse Toleranzgrenze muss auch immer bei Leuten vom Fach vorhanden sein. Aber als Trent Reznor, Mr. Nine Inch Nails himself, die Bühne betritt und sich ein blondes Pärchen fragt, was der Spasti da auf der Bühne will und wann endlich der Jan Delay kommt, kann man sich nur an den Kopf fassen und den beiden Hohlbirnen lebenslanges Festivalverbot erteilen. Denn was der mit einem Oscar prämierte Musiker als letzter Act des Tages abliefert, ist musikalische Champions League. Das Publikum starrt wie gebannt auf die Bühne und ist von Anfang bereit sich in dieser Show zu verlieren. Allein der seichte Pianoklang beim Intro von „Hurt“ sorgt als letzter Song des Abends für einen der schönsten Momente des Festivals. Selbst Reznor muss sich den Pipi aus den Augen wischen. Niemand kann einen so tollen Abschluss eines Festivaltags verderben. Das schafft selbst kein Wilson Gonzales Ochsenknecht und seinem auf Wolke 7 schwebenden Gefolge, mit denen man sich ein Shuttle zum Media Center teilen muss.
Samstag
Kommen wir von einem musikalischen Höhepunkt zu einem musikalischen Tiefpunkt des Festivals: Die Rapper der Combo 257ers erfreuen sich in ihrer Heimatstadt Essen keiner großen Beliebtheit, da sie imageschädigend für die Region seien. Kurzerhand erteilte die Stadt ihnen Auftrittsverbot auf unbestimmte Zeit. Umso verwunderlicher ist es, dass man solch eine Band als Opener auf der Centerstage präsentiert. Dort machen ihrem Ruf als die „behindertsten Rapper Deutschlands“ wirklich alle Ehre. Das Publikum lässt sich von den schwachen und ausnahmslos vulgären Texten nicht weiter stören. Selbst als Rapper Shneezin damit prahlt, dass er seine Kronjuwelen in vollem Umfang auf der Bühne beim Webvideopreis präsentierte, feiern ihn die Leute. Die Krönung des Sets ist ein MP3-Medley mit Spongebob-Schwammkopf, Cotton Eye Joe und vielen anderen Trash-Musikstücken der letzten Dekaden. Wer Spielzeit zu verschwenden hat und trotzdem gefeiert wird, muss anscheinend irgendetwas richtig gemacht haben. Dennoch, auch golden angemalte Scheiße stinkt bis zum Himmel und so krönen sich die 257ers als schlechteste Live-Band des Festivals. The Pretty Reckless schließen sich dem an und machen leider auch keine gute Figur bei ihrer Show. Zwar posiert Sängerin Taylor Momsen gewohnt freizügig und in eindeutigen Positionen, aber ihr Softporno lässt selbst die männliche Fraktion vollkommen kalt. Deutlich besser sieht es da beim Entertainment-Talent Alligatoah aus. Der Rapper aus dem Hause „Trailerpark“ zeigt sich gewohnt spielfreudig und verpackt seine Bühnenshow mit jeder Menge Humor und mit einem grandiosen Gast-Auftritt von Timi Hendrix bei dem Song „Trostpreis“.
Dass ein neues Festival seine Schatten auf dem Nürburgring voraus wirft, haben die meisten Festivalisten nun endgültig wahrgenommen. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen lässt Marek Lieberberg die Gelegenheit nicht aus eine bewegende PR-Rede kurz vor dem Auftritt der Fantastischen Vier zu halten. Anekdoten von damals werden erzählt, Leute der ersten Stunde auf die Bühne geholt, Marek lässt es sich sogar nicht nehmen „Wir sind der Ring!“ – Chöre anzustimmen. Als grandiosen Höhepunkt genießt der sichtlich gerührte Veranstaltungs- und Festivalveteran ein Bad in der Menge und klatscht gefühlt die ersten 50 Reihen ab. Herr Lieberberg hat seine letzte Chance auf Promo genutzt. Und wie!
Es dürfte inzwischen wohl jedem aufgefallen sein, dass das Wort „Rock“ bei “Rock am Ring” etwas verblasst ist, spätestens bei den beiden Auftritten von Die Fantastischen Vier auf der Centerstage und Sierra Kidd auf der Clubstage. Sicherlich machen beide Künstler Stimmung unter den Menschen, musikalisch belanglos sind beide dennoch alle Male für dieses Festival. Ab und an wünscht man sich ein wenig mehr Solis, statt Tunes, epische Mitsingtexte, statt Bars, etwas mehr Inhalt, statt „ich will nur noch FIFA 14 spielen“.
Den krassen Kontrast hierzu bieten die Rock am Ring – Dauergäste Linkin Park. Gleich zu Beginn werden Klassiker wie „One Step Closer“ oder „Papercut“ frenetisch von der Menge bejubelt. In allen drei Wellenbrechern springen sich die Menschen ihre Füße kaputt, ohne Ambition den Boden der Normalität je wieder erreichen zu wollen. Definitiv der beste Ring-Auftritt ihrer Bandkarriere. Man wechselt anschließend zur Clubstage, bei der sich das Spaß-Duo von SDP als die Überraschung des Festivals entpuppt. Selten hat man ein so entspanntes und witziges Konzert erlebt, bei dem man zwar kaum einen Song kannte, aber nach einer Minute den Text wegen seiner Eingängigkeit direkt mitsingen kann. Hinzu kommt eine perfekt einstudierte Show, samt einer Gummipuppe als Leiche und der Ausrufung der „Bunten Spaßrepublik Deutschpunk“. Herrlich schräg und ein perfekter Abschluss für den Samstag.
Sonntag
Der Sonntag steht im Zeichen des Untergrunds: Auf der BecksStage geht es bereits um 12:00 Uhr mit den Kölner Lokalpatrioten AnnenMayKantereit in die erste Runde. Zwar findet der Gig nur vor ca. 30 Zuschauern statt, aber davon lassen sich die Kölner nicht beirren und liefern für diese Uhrzeit einen wirklich guten Opening-Act ab. Nicht minder schlecht macht sich die Berlinerin Nessie als erste Künstlerin auf der Alternastage. Ihr Song „Hush Hush“ hat sich über die sozialen Medien schnell verbreitet, mit einer richtigen Band im Hintergrund klingt der Song noch einmal um einiges druckvoller und verleiht dem Song eine ganz besondere Atmosphäre. Dass so wenig Leute bei diesen beiden Geheimtipps vor Ort sind, kann einfach nur an dieser verdammten Hitze liegen: Wie froh man ist, dass man bei diesen gefühlten 50 Grad im Schatten nicht in einem Zelt gepennt hat. Bah, was für ein exotischer Hitzeabschluss, der sogar noch einen Rekord aufstellt: Kein Regen bei Rock am Ring! Kein Regen? Nicht ganz. Eine Unwetterwarnung wird für den Nachmittag heraus gegeben. Es soll hageln und regnen. So heißt es. Aber als man nach einem Schreibmarathon das Tageslicht wieder erblickt sieht man nicht eine einzige Wolke am Himmel, dafür nur noch mehr verbrannte Gesichter.
Neben Seether, machen vor allem der Co-Headliner Avenged Sevenfold eine besonders gute Figur. Da helfen auch keine „Langweilig, Langweilig“ – Rufe von angetrunkenen Altherren, die sich wohl ein Becks Lemon zu viel genehmigt haben. „A7X“ sind der perfekte Einheizer für die Band, welche die Ehre hat, als letzte Kapelle noch einmal die Centerstage abzureißen. Und wie sie das tun. Metallica lassen Ihr ganzes Können und ihre ganze Spielfreude über zwei Stunden aufblitzen. Die Fans kommen auch nicht zu kurz, wenige Auserwählte haben sogar das Glück einzelne Songs ansagen zu dürfen. Dabei bemerkt man deutlich, dass Männer die besseren Ansager sind bei solch einer Band, da Sie einfach in einer für Menschen erträglichen Tonlage die Lieder ankündigen und nicht gefühlte zehn Oktaven zu hoch: „Gimme fuel, Gimme fire, Gimme that which I desire, Ooh!“ In der breiten Menge sieht man ekstatische Gesichter, die jeden Song mitbrüllen. Natürlich dürfen Klassiker wie „Enter Sandman“ oder „Nothing Else Matters“ in der Setlist nicht fehlen. Eine Überraschung erlebt man in der Zugabe mit „St. Anger“. Wie James Hetfield richtig bemerkt, ist das Album „a very misunerstandable record“. Noch einmal „Seek & Destroy“, noch einmal lässt sich eine Horde von Crowdsurfern in die vorderen Reihen tragen und noch einmal fliegen schwarze Bälle in die Menge, dann ist es aus, vorbei! Rock am Ring auf dem Nürburgring ist Geschichte!
Das Fazit
Das Jahr 2014 war ein würdiger Abschluss des Festivals auf der alten Rennstrecke und bot einiges an Überraschungen. Zwar war das Line-Up breit gefächerter denn je und hatte auch einige Fehlbesetzungen – dennoch haben die Headliner und vor allem die Combo Queens of the Stone Age/Nine Inch Nails den anfänglichen Argwohn fast vollständig verfliegen lassen. Nichtsdestotrotz bleibt es abzuwarten, ob Rock am Ring auch an anderer Stelle ein Erfolg bleiben wird. Zwar hat Marek Lieberberg seine Fans und Verehrer noch einmal eingeschworen, am Ende werden dennoch Ticketpreise und Booking die entscheidenden Faktoren sein. Es bleibt spannend. Um den Bericht mit den Worten von James Hetfield zu beenden: „Let’s move on to the next place!“. Amen!
Bestes Konzert: Nine Inch Nails
Schlechtestes Konzert: 257ers
Größte Überraschung: SDP
Moment des Festivals: Die ersten Klänge von „Hurt“ (NIN), nachts auf der Alternastage
Zunächst mal eine negative Anmerkung: Coppelius haben es wieder getan – diesmal sind es gar drei englische Songs, die das aktuelle Album zieren. Vermutlich ein Zeichen dafür, dass die ehrwürdigen Herren in der neuen Welt angekommen sind. Für mich allerdings klingt das sehr befremdlich. Perfekt arrangiert sind die Stücke allemal, doch sie verlieren an Aussagekraft, wenn man die grandiosen Textpassagen nicht auf Anhieb mit vollziehen kann. Ein kluger Schachzug ist allerdings die Neuvertonung des Maiden-Klassikers “Running Free”. Der Song hat definitiv was!
Abgesehen davon ist zum Glück alles beim Alten. Wenn Graf Lindorf (Cello & Gesang), Sissy Voss (Kontrabaß), Max Coppella (Klarinette & Gesang), Comte Caspar (Klarinette und Gesang), Nobusama (Schlagwerk) und Butler Bastille (Gesang & Erledigungen des täglichen Bedarfes) ihre Instrumente in die Hände bekommen, kommt ihr altes Blut in Wallung. Das neue Album der werthen Herren ist ein sehr gepflegtes Stück Musik, dass mit Charakterisierungen wie “Kammercore” und “Heavy Wood” mal wieder recht anschaulich beschrieben werden kann. Und im Titel “Extrablatt” schwingt auch das nötige Quäntchen Sensationsgier mit, das ihr neues Werk erneut zu einem Besonderen macht.
Die spannende Instrumentierung wird oft nur bei genauerem Ohrenspitzen sichtbar. Aber das ist der Reiz der Arrangements: nicht mit dem Holzhammer eingeimpft, sondern ganz subtil, wenn Klarinette und Cello plötzlich die Oberhand gewinnen. Textlich erfreue ich mich an dem gesellschaftskritischen “Welt im Wahn”, an “Bitten Danken Petitieren” und an der Ballade “Butterblume”. Auch die zweite Coverversion des Albums “Maria” (Subway To Sally) macht einiges her.
Es ist immer wieder schön anzuhören, was die ungewöhnliche Instrumentierung aus den Songs macht. Hinzu kommen bekanntermaßen die schauspielerische Bühnenshow und die unbändige Spielfreude der Band. Da freut man sich doch auf das nächste Livekonzert – beispielsweise beim “Hexentanz” in Losheim am See.
In diesem Jahr feiert die Veröffentlichung des bahnbrechenden Deep Purple-Albums “Machine Head” ihren 40. Geburtstag. Die Entstehung ist legendär: Man schrieb das Jahr 1971. Die Band hatte nur zwei Wochen Zeit und wollte Steuern sparen – also auf in die Schweiz. Und dann haut jemand beim Frank-Zappa-Konzert ein Leuchtfeuer in die Decke des Casinos von Montreux. So entstehen Anekdoten der Musikhistorie und ein Song namens “Smoke On The Water”.
Aus Hochachtung vor Deep Purples riesigen Einfluss, speziell dem von “Machine Head” haben einige der namhaftesten Bands und Musiker unserer Zeit, darunter Glenn Hughes, Iron Maiden, Chickenfoot, Black Label Society, Jimmy Barnes, Joe Bonamassa und eine Supergroup namens Kings Of Chaos (Joe Elliott, Steve Stevens, Duff McKagan & Matt Sorum) jeweils eine Version ihres Lieblingssongs der Scheibe aufgenommen und für “Re-Machined – A Tribute To Deep Purple’s Machine Head” zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis ist keineswegs langweilig, sondern einfach nur einzigartig.
Da gibt es eine überaus harte Version von “Smoke On The Water”, eingespielt von Carlos Santana, dem man diese unentspannt krachende Herangehensweise gar nicht zugetraut hätte. Und dann den gleichen Song nochmal grundverschieden mit den elektronisch-floydesken Klängen der Flaming Lips. “Highway Star” wird eingespielt von Chickenfoot, “Lazy” von Gitarrengott Joe Bonamassa, “Space Truckin‘” von Iron Maiden, die mit diesem Song schon öfter am Start waren. Und schließlich sind da Metallica mit ihrer ganz persönliche Fassung von “When A Blind Man Cries”.
Dieses Tribute-Album dürfte jedem Freund guter Rockmusik gefallen. Die Tracklist nochmal zum Genießen:
1. Smoke On The Water – Carlos Santana & Jacoby Shaddix
2. Highway Star – Chickenfoot
3. Maybe I’m A Leo – Glenn Hughes & Chad Smith
4. Pictures Of Home – Black Label Society
5. Never Before – Kings Of Chaos (Joe Elliott, Steve Stevens, Duff McKagan, Matt Sorum)
Immer dieses öde Tourbus-Leben. Unser Frontmann ist Pilot! Lass uns doch die World Tour mit einer Boeing 757 durchziehen. Diesen Traum haben sich Iron Maiden nicht nur einmal erfüllt. Bereits die “Somewhere Back In Time” Welttournee 2008-09 führte sie einmal um den ganzen Planeten und in Winkel, die man sonst nie mit großem Live-Gepäck erreichen würde, und auch die “The Final Frontier” Welttournee 2010-11 ließ die Band aus London jede Grenze überwinden.
Ist das ein Fall fürs Guinness Buch der Rekorde? Bruce Dickinson flog Band, Crew und zwölf Tonnen schwere Ausrüstung um die ganze Welt und (mit Ausnahme von Afrika und der Antarktis) spielte man Konzerte auf jedem Kontinent und Subkontinent. Diese Größenordnung erfüllt den Traum eines jeden Rockstars.
Und noch jemand hat sich einen Traum erfüllt: Fotograf John McMurtrie, offizieller Bandfotograf von Iron Maiden, hat die Band bei diesem wahnsinnigen Unterfangen begleitet und alles in Bildern festgehalten. Daraus entstand nun ein dicker Fotoband mit über 250 Hochglanz-Seiten im Hardcover-Format und mit Schutzumschlag. Ein wirklich edles Teil und ein Fest für alle Fans.
Auf den ersten und letzten Seiten befindet sich jeweils eine Risszeichnung des Flugzeugs mit (technischen) Erläuterungen und den Logo- und Bildaufdrucken der jeweiligen Tour. Eingeleitet wird der Wälzer mit einem Vorwort von Dickinson, der Einblick in einen Teil seiner Biografie (was das Piloten-Dasein betrifft) gibt und auch nicht mit den Widrigkeiten spart, die ein solcher Umbau vom Verkehrsflugzeug zum Rockliner mit sich bringt. Dann kommt Autor McMurtrie zu Wort, der sein Seelenleben beschreibt und dessen gemischte Gefühle man durchaus nachvollziehen kann.
Ab dann: Fotos, Fotos und Fotos! Von vor der Bühne, hinter der Bühne, aus dem Flugzeug, aus dem Cockpit, von Fans und Crewmitgliedern, von den Stadien und kleinen Backstage-Räumen, vom Aufbau und vom Konzert, im Wechsel ganz intim oder vor den Augen der ganzen Welt. McMurtrie hat ein Talent, die ganz besonderen Momente einzufangen. Solche, die Einsamkeit zeigen oder das große Miteinander. Zu den meisten Fotos gibt es knappe Kommentare – Daten oder zwei Sätze zum Inhalt. Doch das größte Kompliment, das man dem Fotografen machen kann: Es wäre gar nicht nötig gewesen, denn seine Bilder sprechen für sich.
Man findet sich in die Welt von Iron Maiden ein und lässt die “Ed Force One” für kurze Zeit seine Heimat sein. Ein bunter Band, an dem man sich gar nicht satt sehen kann!