Green Lung und OPETH am 6. August 2024 im FZW Dortmund – Fotogalerie
Seht hier unsere Fotos von Green Lung und OPETH am 6. August 2024 im FZW Dortmund!
Fotos: Ingrid Silvasi
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Fotos: Ingrid Silvasi
„Kentucky“ – da ist er wieder, dieser typische Sound der Südstaatenrocker von Black Stone Cherry, den ich auf dem letzten, dem vierten, Longplayer „Magic Mountain“ vermisst habe. Das fünfte Album hat zurückgefunden zu dem erdigen Sound der vier jungen Musiker, wenig Krims-Krams und Überflüssiges hat den Weg auf dieses Album geschafft – zum Glück!
Der Wechsel der Plattenfirma – Black Stone Cherry haben für das neue Album bei Mascot unterschrieben – hat dem Sound der Band gut getan und auch die Entscheidung wieder wie beim Debütalbum in den Barrick Studios der Heimatstadt mit Produzenten David Barrick aufzunehmen, bringt die Band zurück auf die alte Spur.
Die erste Singleauskopplung „In Our Dreams“ und „Rescue Me“ beweisen mit treibendem und schnellem Gitarrensound, dass die Jungs das Rocken nicht verlernt haben, perfekt dazu ist Chris rauchige Stimme! „Soul Machine“ entpuppt sich als funkiger guter-Laune-Song aus den 70ern mit Trompeten und bombastischen Backingvocals und sticht mit seinem Sound interessant hervor.
Zu sehr Kopie des Originals ist für mich „War“ von Edwin Starr – ich hätte mir eine modernere und völlig neue Umsetzung von Black Stone Cherry gewünscht. Auch wenn der Text in unserer heutigen Zeit Sinn macht und der Song nicht als Bonus-Version dienen sollte, so ist jedoch der Song mit seiner musikalischen Umsetzung in meinen Ohren in Black Stone Cherry Manier nicht geglückt und für mich der schwächste Song auf dem Album. Oft nutzt Chris verzerrte Vocals wie bei „Cheaper To Drink Alone“ und „Feelin Fuzzy“ als musikalisches Element – Geschmackssache… lieber mit Bedacht und vereinzelt einsetzen!
Für die Schmusefraktion gibt es „Long Ride“ und das fantastische „The Rambler“ als akkustisches Stück nur in Gitarrenbegleitung von Ben. Der Song ist bereits auf der Promotour im Februar vorgestellt worden und war mit Ex-Shinedown-Gitarristen Jasin Todd geschrieben worden. Sänger Chris bedeutet der Song viel, so handelt er doch vom Leben in einer Band während die Familie auf einen wartet.
Ganz klar überzeugt das neue Album mit 13 abwechslungsreichen Songs, auch wenn nicht die melancholischen Melodien des ersten Albums erreicht werden. Der Sound ist härter und erwachsener geworden, die Themen ernster und kein Storytelling mehr über den Nachbarn nebenan. Erstaunlich ist, dass die Band auch nach fünf Alben in Originalbesetzung zusammensteht wie am ersten Tag. Das macht die Jungs sympathisch und ihre Musik sehr ehrlich.
Hier gibt es unsere Fotos vom Johannes Oerding Konzert vom Zeltfestival Ruhr am Kemnader See am 02.09.2015.
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er gibt es unsere Fotos von Al Bano und Romina Power von ihrem einzigen Deutschlandkonzert in der Waldbühne Berlin am 21.08.2015.
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Es ist ein wenig wie ein italienischer Abend in der Waldbühne Berlin – ein warmer Sommertag bei vino, hier und da wird italienisch gesprochen. Die Farben grün-weiß-rot auf Flaggen, Shirts und Transparenten verkünden die Vorfreude über das Comeback des Kult-Duos Al Bano und Romina Power nach 20jähriger Bühnenabstinenz. Obwohl es sich um das einzige Deutschlandkonzert handelt, bleiben so einige Plätze leer auf den zum Abend mittlerweile im Schatten liegenden Sitzplätzen. Zur Einstimmung bis zum Beginn des Konzertes gibt es Al Bano von der Platte. Die Bühne ist schlicht gehalten und auf zwei Bildschirmen flimmert ein Einspieler wie Al Bano als Kind mit seinem Bruder auf dem Land zwischen Olivenbäumen spielt.
Und dann betritt Albano Carrisi, Messias des Südens, zunächst alleine die Bühne: in Jeans und schwarzem Jackett mit langem Schal schmettert er als Solist seine Erfolge und beweist mit „Nel Sole“ dem noch verhaltenen Publikum, dass er stimmlich über die Jahre nichts eingebüßt hat. Zu Celentanos „Azzurro“ wird er von vier elegant gekleideten Backgroundsängerinnen unterstützt; zusätzlich ist ein Orchester als Verstärkung on stage. Das Comeback des Jahres ist sogar eine Schlagzeile für das Fernsehen wert, live wird Al Bano mit dem Italo-Klassiker „Funiculi Funiculà“ in die Nachrichten übertragen, doch alle warten auf nur sie: semplicemente Romina – ganz einfach: Romina – so stellt Al Bano seine jahrzehntelange Partnerin vor, die im wallenden weißen Oberteil und mittlerweile erblondet ihr Heimatland „America“ besingt.
Zwischen Englisch und Italienisch wechseln die Ansagen der beiden – Romina bedauert, obwohl ihre Urgroßmutter Deutsche war, unsere Sprache nicht sprechen zu können. „Ich wünsche, ich könnte Eure Spracke sprecken – aber nix“, witzelt sie sympathisch, wechselt ins fließende Englisch und erzählt wie sie Al Bano kennen und lieben lernte, bevor sie „A Message“ von ihrem aktuellen Soloalbum zum Besten bringt. Ein tragisches Schicksal, das Verschwinden ihrer damals 23jährigen Tochter, trennte die beiden Künstler persönlich und musikalisch. Romina verarbeitet den Verlust in einem deutschen Gedicht, welches sie mit bewegter Stimme vorliest und allen Müttern widmet. Und dann der Song, der beide Künstler endlich auf der Bühne vereint: „Libertà“ zu frenetischem Jubel und Zücken von Fotoapparaten. Mit einem Handkuss begrüßt Al Bano seine Romina und zu „13 Dicembre“, dem Festtag der heiligen Lucia, werden die vier eleganten Backgroundsängerinnen einzeln nach vorne gebeten und stimmen mit dem Publikum den Chorus an. Ein Mann ohne Liebe, eine Frau ohne Liebe – Maschine kaputt, stellen Al Bano und Romina lachend fest. Von Streitereien und Rosenkrieg ist nichts mehr zu merken, fast necken sie sich wie zwei Frischverliebte und erzählen wehmütig „aaah, damals – hätte ich doch nur“ während über die Bildschirme alte private Fotos der beiden flimmern. Bei „Sempre Sempre“ hält es niemanden mehr auf den Sitzen, es wird getanzt, geschaukelt und lauthals mitgesungen als wären wir zurück in den 80ern, in denen wir mit „Sharazan“ und endlich „Felicità“ am liebsten für immer bleiben würden.
Zusammen mit dem Berliner Ernst-Senff-Chor holt uns Al Bano mit „Nabucco“, „Ave Maria“ und „Nessun Dorma“ zurück in die Gegenwart während Romina Zeit hat, ihr Outfit zu wechseln. Standing Ovations zu seiner glasklaren Stimme erntet der Puglieser und mich jagt eine Gänsehaut nach der anderen zu so viel Stimmgewalt. Al Bano ist schon längst ins Italienische gewechselt und kündigt an „dann kommt sie“. Nicht nur Romina kommt auf die Bühne, sondern auch die Nostalgie mit „Nostalgia Canaglia“ und so driften wir zurück in das Jahr 1969 als „Acqua di Mare“ Rominas erster Soloerfolg wurde. „Du warst sehr romantisch, als du mir den Song geschrieben hast, Al Bano“, „das bin ich immer noch“ – „aber nicht mit mir“ erwidert Romina. „Du bist abgehauen“, bedauert er fast im pugliesischem Dialekt – schade, dass solche Kommentare nur die Italiener im Publikum verstehen können. Noch romantischer wird es, als die beiden Frank Sinatras „Something Stupid“ auf Italienisch („Qualche stupido ti amo“) anstimmen, sich nebeneinander setzen und zu ihrem Eurovision-Song 1976 „We´ll Live It All Again“ gemeinsam tanzen. Die alte Vertrautheit scheint zurück und mit „Ci Sarà“ folgt die nächste Schnulze.
In Vino Veritas – die Bühne wird kurzerhand mit zwei Tischen zu einer Weindegustation umgewandelt und ein Dutzend Fans dürfen Platz nehmen und Al Banos Rotwein aus seiner Produktion probieren. Und während ein Medley aus altbekannten Songs wie „Santa Lucia“, „Mamma“, „All You Need Is Love“ und „Volare“ im Schlagabtausch zwischen den beiden Sängern folgt, scherzt Al Bano mit dem Kameramann und den Fans auf der Bühne. Eine echte „notte italiana“ neigt sich dem Ende als Al Bano mit seiner Romina Hand in Hand von der Bühne geht, das Publikum aber lautstark nach einer Zugabe ruft. Und was würde da besser passen als ihren größten Hit nochmals zum Besten zu geben? Fast mag ich behaupten, dass es für eine Live-Version zu perfekt und ein Halb-Playback ist, aber egal – die Waldbühne steht Kopf! „Felicità“ – das ist wenn Al Bano und Romina gemeinsam singen, so ist es auf einem Plakat geschrieben. Und der Song brennt sich ein, wird auf dem Heimweg über Youtube-Kanäle abgespielt und noch in der U-Bahn gesungen. Ein Wiedersehen mit dem Duo dürfte es bald geben: am 18. September erscheint die CD „Live in Verona“ – ihr Auftritt in der Arena für das italienische Fernsehen und an einer gemeinsamen Platte wird gearbeitet.
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Fast könnte ich denken, Bon Jovi treten in Köln-Mülheim auf – parkende Autos mit Band Schriftzügen und Aufklebern säumen den Weg zum E-Werk, in dem der ehemalige Bon Jovi-Gitarrist Richie Sambora seinen Solo-Auftritt hat. Unterstützt wird er auf seiner „Aftermath Of The Lowdown“-Tour von der Gitarristin Orianthi. Mit 18 Jahren wurde die Australierin von Carlos Santana entdeckt, sollte Michael Jacksons Abschiedstour gitarrentechnisch begleiten und tourte zuletzt mit Alice Cooper durch die Welt bis Richie Sambora auf das nun 29 Jahre junge Talent aufmerksam wurde.
Nach einem kurzen Auftritt von Deutsch-Pop-Sänger-mit-Gitarre Willer betritt Richie um 21.10 Uhr die Bühne. Bassist, zwei Keyboarder, Drummer und mit dem Doppel Richie und Orianthi an der Gitarre – dies verspricht ein Konzerthighlight zu werden, wenn da das anfängliche Geholpere nicht wäre. Schon zum Lean Russel-Cover „A Song For You“ ist der Sound noch nicht richtig ausgerichtet, Richies Gitarrenspiel noch nicht aalglatt. Mit „Burn That Candle Down“ und „Nowadays“ beginnt er mit zwei Songs seiner aktuellen, dritten Solo-Scheibe „Aftermath Of The Lowdown“. Doch bereits „Lay Your Hands On Me“ zeigt, dass das Publikum eher bei den Bon Jovi Songs textsicher ist und mit Sicherheit Bon Jovi-Fans in der Menge sind, die Richie mit seiner bluesigen und charakteristischen Stimme Jon gegenüber bevorzugen. Während Orianthi überwiegend an ihrer blauen Gibson in die Saiten greift, wechselt Richie zu jedem Song zwischen Fender, Gibson, Western-Gitarre, Double-Neck und immer wieder zu merken: er nickt Orianthi anerkennend zu, wenn sie über das Gitarrenbrett schrabbt und die beiden sich in Gitarren-Soli verlieren. Es macht Spaß den beiden bei ihren Intermezzi zuzuschauen und ab und an wünsche ich mir, wir wären nicht mit gut 1.500 Fans im E-Werk, sondern mit 200 Fans in einem stickigen, winzigen Club, in dem die beiden sich von einem Gitarren-Solo zum nächsten spielen. Dass Orianthi nicht nur an der Klampfe Talent hat, beweist sie bei „You Don’t Know“ mit ihrer klaren Stimme. Während sie mit Richie zusammen auf der Bühne manchmal fast schüchtern und zurückhaltend wirkt, dreht sie alleine an den Vocals auf. Wir dürfen sehr gespannt sein auf das gemeinsame Album-Projekt der beiden Gitarristen.
Je später die Stunde, desto mehr dreht auch Richie auf, hat sich warmgespielt und spricht mit einem Zwinkern über seine persönliche Krisen – textliche Grundlagen seines letzten Albums – und schnoddert dabei leider meist unverständlich in das Mikro. Bereits vor zwei Jahren tourte er mit den Songs der aktuellen Platte durch deutsche Clubs, dieses Mal unterstützt eine Mehrzahl von Cover-Songs wie „Storybook Love“ von Mark Knopfler und Willy de Ville, Bob Marleys Reggae-Klassiker „Get Up, Stand Up“, angereichert durch eine gelungene Auswahl an Bon Jovi Songs seine Konzerte. „I’ll Be There For You“ und „These Days“ sind ein Ohrenschmaus aus Richies Mund und mit den bei Bon Jovi Konzerten bekannten “I’ll Be There For You“-Chören, werden Richie und Band zur ersten Zugabe auf die Bühne zurückgerufen und bringen eine Handvoll weiterer Musiker mit.
Sie hatten sich um den Spot als Richies Vorband beworben, letztlich machte Willer das Rennen – nun sind sie aber alle mit Richie und Band auf der Bühne und bringen „Lean On Me“ zum Besten. Ein wenig chaotisch, ein wenig durcheinander – Richie muss hier und da mal Anweisungen geben zum Aufstellen am Mikro und zum coolen Posen mit den zahlreichen Gitarren. Die weiteren Songs sind ein Feuerwerk für wohl alle Fans: die akustische Version von „Living On A Prayer“ beflügelt durch das abwechselnde Singen zwischen Richie und Orianthi zum Gänsehautfeeling und „Stick To Your Guns“ des New Jersey-Albums ist eine kleine Zeitreise in kaum live-gehörte Songs. Es gilt als Intro zum legendären „Wanted Dead Or Alive“ mit dem sich Richie und Band um 23 Uhr von der Bühne verabschieden. Von wegen… „I’m ready to leave here, how about you?“ witzelt Richie. Das Publikum will mehr und wird mit “Father Time” belohnt – nur Richie, seine beeindruckende Stimme und seine Gitarre – mehr Gänsehaut an diesem Abend geht nicht! Zum grandiosen Abschied noch „Takin‘ A Chance On The Wind“ – auffällig: kein einziger Song der Platte „Undiscovered Soul“ hat es auf die Setlist geschafft… hat Richie mit der damals glücklichen Zeit abgeschlossen? Fans in den ersten Reihen wünschen sich auf Schildern u.a. „Harlem Rain“. Zumindest hat Richie Sambora noch genug Material, um noch weitere Auftritte zu absolvieren – wir freuen uns auf seine Rückkehr mit einer neuen Platte und weiteren Konzerten!
Hier gibt es unsere Richie Sambora Konzertfotos der Tour 2014 aus dem E-Werk in Köln. Feat. Orianthi
Seit über einem Jahrzehnt tingelt er durch Deutschland und hat sich in den vergangenen Jahren einen immer größeren Namen gemacht, zuletzt bei Stefan Raab auf dem zweiten Platz des Bundesvision Songcontests – Johannes Oerding begrüßt mich gegen 16 Uhr im Catering Bereich der Bochumer Zeche und hat im Anhang seine Band dabei, die sich der Reihe nach freundlich und gut gelaunt bei mir vorstellt. Während seine Jungs Essen schnappen, holt sich Johannes einen Kaffee und wir ziehen uns in einen ruhigen Raum zum Interview zurück. Zunächst erhält Johannes unseren MHQ-Fragebogen, den er mit einer – seiner Meinung nach misslungenem Selbstporträt – ergänzt. „Ich kann überhaupt nicht zeichnen, ich konnte das mal besser in der Schulzeit“, gibt er offen zu. Interessant auch, dass er als seine größte Schwäche „alles Kontroletti“ angibt – kleiner Perfektionist, also? „Nicht in allen Dingen, aber in der Musik auf jeden Fall. Wenn es ums Saubermachen zu Hause geht beispielsweise nicht“, scherzt er. Und nun Start frei für unsere Fragen!
Was habt Ihr gestern an Eurem Off-Day gemacht?
Wir waren bowlen! Wir waren erstmal tagsüber jeder für sich, am Abend haben wir uns verabredet zum Bowlen. Wir machen immer, wenn wir auf Tour sind und off days haben, dass wir Kart fahren, Bowlen gehen, schwimmen gehen, es muss nicht immer eine Kneipe sein. Vor zwei Tagen waren wir in einem Hotel mit Schwimmbad, das war natürlich auch toll, dann nutzen wir das auch ein bisschen. Aber viele nutzen den freien Tag, um einfach auch gar nichts zu machen. Es ist ganz schön viel Sport abends auf der Bühne.
Robin ist Vater geworden, wie kombiniert er das Touren mit der Familie? Klappt das gut?
Das klappt gut! Die meisten von uns sind ja schon so lange liiert, dass die Frauen wissen, das Musikerleben ist sehr unbeständig, man ist viel unterwegs. Man arrangiert sich, er darf auf jeden Fall auf Tour. Moritz hat bereits zwei Kinder, Jost am Schlagzeug ein Kind, alles kleine Kinder und das läuft eigentlich ganz gut. Zwischendurch auf Tour muss auch einmal jemand nach Hause, weil er irgendwie helfen muss am seinem freien Tag, das kommt auch oft vor.
Ihr habt ja doch sehr viele ausverkaufte Konzerte auf dieser Tour gespielt. Tut es dir leid, dass Ihr nicht größere Hallen gebucht habt? Ihr hätte ja mehr Leute erreichen können…
Ja, man weiß es halt nie vorher. Das ist das Problem. Man richtet sich immer an die letzten Zahlen und versucht da möglichst realistisch sein wieviel werden das nächste Mal kommen. Das letzte Mal hatten wir hier in der Zeche 400 Leute oder so und dann versucht man die Zahlen zu verdoppeln, was schon mega ist. Dann war es aber doch sehr schnell ausverkauft. Das ging uns bei vielen Sachen so, das ist jedoch nicht immer vorhersehbar. Dieses Jahr ist so viel passiert, das dazu beigetragen hat, dass die Konzerte ausverkauft sind. Damit konnte auch keiner rechnen. TV-Formate, die gut aufgegangen sind, Radio-Songs und so weiter. Ich bin eher jemand, der eher in einem vollen und kleinem Club spielt, als in einer Riesenhalle, wo dann jedoch nur ein Drittel voll ist. Das sieht dann auch nicht aus. Das ist dann auch mein eigener Ehrgeiz: wenn, dann muss man den Laden voll machen, dann kann man auch darüber nachdenken, ob man in eine größere Halle geht oder den zwei Mal spielt. Das machen wir z.B. auf der nächsten Tour 2015, die wir bereits planen. 50 Termine oder so, da sind dann auch Läden dabei, dass zwei Mal hintereinander den gleichen 800er oder 900er Club bespielt. Das ist schöner für die Leute und auch vom Aufwand her ganz gut. Man spielt zwei Tage in einem Club und hat entspanntes Arbeiten. Aber manche werden auch sehr groß werden, wir werden in vielen Städten die nächste Stufe nehmen, was schon teilweise etwas beängstigend ist. Man hat zwar sein Ziel vor Augen, man rechnet damit irgendwann in großen Hallen zu spielen, aber dass es dann wirklich eines Tages dann so weit ist, ist schon ziemlich lustig. Als Kind träumte ich davon wie Axl Rose von Guns´N´Roses auf einer Stadionbühne von links nach rechts zu flitzen oder wie Freddy Mercury vor 70.000 Leuten mit seinem Gesang zu unterhalten.
Waren dies auch deine Idole?
Nein, das war nur so als Beispiel. Guns´N´Roses war die Musik, zu der ich im Zimmer auf und ab gerannt bin. Ich habe aber so viel durcheinander und querbeet gehört, Stevie Wonder, Prince, Bruce Springsteen bis hin zu deutschsprachigen Songwritern Grönemeyer und Lindenberg. Ich habe immer gerne Musik gehört und habe immer songbezogen gedacht. Wenn mich ein Song berührt hat, dann habe ich mir den besorgt. Dafür musste ich noch nicht mal das ganze Album toll finden. Das ist vielleicht der einzige Vorteil heutzutage, wenn man sich einzelne Songs downloaden kann. Ansonsten mag ich doch CD´s sehr gerne.
Du berichtest regelmäßig auf Facebook von der Tour mit einem Foto, unter anderem ist ein Foto online mit einem kleinen Jungen auf der Bühne – was ist da passiert?
Ich fand die Frisur von ihm sehr lustig, er hatte so einen Pottschnitt und das erinnert mich total an meine Kindheit – ich hatte nämlich auch so einen Pottschnitt. Und da habe ich so gefragt „was hast du denn für eine Frisur, ist das wieder modern?“ und hab auch seine Mutter befragt. Er war ganz verzückt und verzaubert, dass er angesprochen wurde. Er war fünf Jahre alt, einer der jüngsten Gäste, die wir jemals hatten und dann habe ich ihn auf die Bühne geholt und habe ihn mit in den Song eingebaut. Dann durfte er meine Band ansagen „Los geht´s Oerding-Band! Eins, zwo, drei, vier“. Das fand ich ganz lustig. Die Frisur war der Running-Gag an diesem Abend, weil wir immer wieder auf seine Frisur zu sprechen kamen. Das findet man auch auf meiner Facebook-Seite, wo ich als Junge so einen blonden Pottschnitt hatte. Genau wie er sah ich da aus!
Es kommt bei den Fans sehr gut an, dass du so menschlich wirkst, auf die Fans zugehst, dir Zeit nimmst nach den Konzerten. Meinst du, das wirst du in Zukunft beibehalten können?
Für Fans ist es immer toll, dass sie sich mal irgendwie äußern können oder dass sie sich noch mehr angesprochen fühlen. Ich mochte das nie, wenn Künstler auf der Bühne so überhaupt keinen Draht zum Publikum haben. Das ist natürlich auch eine Haltung, aber es war nie meine und ich versuche es so gut wie möglich immer wieder rauszugehen. Ich merke schon, je größer die Läden werden, umso schwieriger wird es. Bis zu einer Größe von 400-500 Leuten, kannst du nachher noch rausgehen und mit den Leuten quatschen und Fotos machen. Aber je größer es wird, kann man es auch nicht mehr richtig bewerkstelligen. Man merkt, dass man noch eine Stunde und auch länger danach noch steht und man will auch ein wenig das Konzert genießen und mit seinen Jungs runterfahren und philosophieren. Das merke ich, dass ich es weniger machen werde und auch muss. Die ganz hartnäckigen Fans, die sehen mich nachher dann doch immer noch.
Du bist vor vielen Jahren nach Hamburg gezogen, gibt es Dinge, die du aus der Heimat vermisst außer deiner Familie?
Manchmal fehlt mir dieses ganze Nordrhein-Westfälische-Ding. Ob es jetzt das Ruhrgebiet ist, der Niederrhein oder der Kölner Raum, Rheinland im Allgemeinen. Es ist schon oftmals eine gewisse Fröhlichkeit, Ehrlichkeit, immer locker und es ist auch ein ganz spezieller Humor. Der ist oben anders. Ich merke es immer ganz besonders, dass ich in der Band einen Kölner habe – das ist Moritz, der Gitarrist. Wir beide haben den rheinländischen Humor, der ist anders als der von den anderen Nordlichtern. Manchmal vermisst man auch ein wenig Karneval, das Ländliche, Provinzielle, aber andererseits bin ich auch sehr gerne Stadtmensch und dafür ist Hamburg die schönste Stadt in Deutschland.
Ich habe immer gedacht bei deinem Gesang ein wenig Lispeln rauszuhören. Jetzt bin ich doch ganz überrascht, dass es mir im Interview gar nicht auffällt. Hat dir bereits jemand gesagt, dass du eine besondere und interessante Stimme hast?
Leute sagen schonmal, dass ich ein bisschen nuschele, manchmal auch sowas wie „isch“ sage. Meine Schwester sagt das auch oft. Aber eigentlich habe ich keinen „s“-Fehler. Ich krieg das selber gar nicht mit, aber mir wurde es schon öfter gesagt, daher achte ich manchmal darauf, dass Leute mich verstehen.
Den Ausblick auf das Jahr 2015 hast du bereits gegeben mit der großen Tour, 2014 bedeutet dann für Euch Album schreiben. Habt Ihr Ideen auf Tour bereits gesammelt?
Ich schreibe ja immer, ich werde z.B. heute Abend auch zwei-drei Songs spielen, die noch auf keinem Album sind, die ich noch ein wenig ausprobiere. Das sind z.B. Songs, die schon fertig sind oder sich gerade so entwickeln. Ansonsten immer wenn mir etwas einfällt, dann schreibe ich halt einen Song oder schreibe Zeilen auf. Die akute Phase, die geht jetzt los nach der Tour. Ich fahre auch in Urlaub und entspanne mich mal ein bisschen – das habe ich seit Jahren nicht gemacht. Ich sortiere mal meine Gedanken. Ich schreibe so viel auf, manchmal nur Worte. Diese Riesendatei muss ich einfach sortieren. Und wenn ich dann merke das berührt mich immer noch, dann kann es sein, dass ich darüber sofort etwas schreibe.
Testest du die neuen Songs also heute Abend am Publikum?
Nö, einfach für mich zu schauen, wie der Song sich anfühlt. Natürlich auch wie der Song beim Publikum ankommt, aber es geht darum zu prüfen, ob der Song so gut ist, dass er auch das Album darf. Manchmal sind es Songs, die spielt man mal live, aber kommen auf keine Platte oder sind später B-Seiten. Es kann dann wirklich sein, dass die Songs live ganz anders klingen, als wenn sie auf Platte kommen. Da werde ich noch ein wenig rumdoktern und vielleicht Textzeilen ändern. Im Mai machen wir noch eine kleinere Tour, 10 Termine, dann Sommertermine, Radiofestivals. Für ein Oerding-Live-Jahr ist es doch eher wenig. Ich habe dieses Jahr über 100 Konzerte gespielt und das werden nächstes Jahr vielleicht 30. Was aber auch reicht – ich brauche die Zeit, um ins Studio zu gehen und alles vorzubereiten.
Hast du schon Ideen zum Titel des neuen Albums?
Nee, noch nicht so richtig! Das kommt ziemlich spät! Meist nehme ich einen Titel, der auch ein Song auf dem Album ist. Das war bei „Erste Wahl“ so, bei „Boxer“ so, bei „Für immer ab jetzt“ so. Das sind so die Songs, die das Grundgefühl von der Platte zusammenfassen. Heute Morgen haben wir beim Frühstück etwas darüber gesponnen und dann dachte ich, vielleicht nenne ich es auch einfach „Johannes Oerding, das vierte Album“. Aber das ist noch zu früh, um darüber nachzudenken. Bislang, wenn ich Songs schreibe, haben diese nur Arbeitstitel, auch diese sind nicht immer endgültig.
Eine vierte Singleauskopplung aus dem aktuellen Album, wird es jedoch nicht mehr geben?
Doch, es sieht schwer danach aus, weil das aktuelle Album sehr gut läuft. Und auch im Radio ganz gut läuft. Wir sind uns noch nicht ganz schlüssig welcher Song es sein wird. Wird wenn, dann Anfang des nächsten Jahres kommen.
Du wirkst auf mich von den Songtexten her und auch als Mensch sehr sensibel. Würdest du dich ebenfalls als sensibel bezeichnen? Bist du hart genug für die Musikbranche und hast Leute, die dir den Rücken stärken?
Ich habe das jetzt schon öfters gehört, dass ich auf Leute sensibel wirke, aber eigentlich ist das sehr zweiseitig. Um die Musik zu machen muss man eine gewisse Sensibilität mit sich bringen und kreativ sein. Ich würde mich eher als emotional als sensibel bezeichnen. Ich kann auch ausflippen, ausrasten, laut sein und genervt sein. Aber ich bin nicht der introvertierte, schüchterne Typ. Ich glaube schon, dass man ein wenig Gefühlsmensch sein muss und nicht komplett rational. Und die Musikbranche: mittlerweile mache ich seit 12 Jahren das Spielchen mit, irgendwann weiß man alles, kennt alles, versucht dann für sich herauszufinden, was muss man ernst nehmen und was nicht. Und im Grunde genommen ist es am Ende des Tages die Musik, die entscheidet, wo es langgeht. Keiner von der Plattenfirma, keiner von der Musikbranche, keiner aus der Industrie, sondern es ist die Musik. Wenn die Musik geil ist, wenn sie geglaubt wird und du machst es ehrlich und ernsthaft, dann sucht sie sich ihren Weg. Das ist meine Erfahrung seit vielen Jahren.
Bekommst du Rückmeldung von den Fans, dass z.B. deine Texte über Liebeskummer hinwegtrösten oder ähnliches?
Ja, klar! Das ist halt das Schöne, wenn du abends rausgehst nach dem Konzert, da sind die unterschiedlichsten Stories dabei. Es kann Liebeskummer sein, es kann eine Krebserkrankung sein, das können auch positive Gefühle sein wie ich habe seit 10 Jahren keinen Urlaub gemacht und dann höre ich deinen Song „Einfach nur weg“ im Büro und habe dann sofort zwei Minuten später meinen Urlaub gebucht. Das ist ganz unterschiedlich und das ist das Schönste, dass man sieht, man hat den Song eigentlich für sich geschrieben – ganz egoistisch – um für sich etwas klarzumachen oder sich zu therapieren und dann sieht man, was Leute sich für andere Stories rausholen. Eigentlich ist das die beste Resonanz neben dem Applaus, dem Gemocht werden. Das ist der Moment, wo der Beruf für mich einen Sinn kriegt. Musikersein ist ja kein Beruf, wie Arzt oder Entwicklungshelfer, wo du einen direkten Sinn siehst. Sondern es ist der indirekte Sinn, wenn du manche Leute bei Live-Konzerten 2 Stunden aus ihrem Leben rausholst und ihnen Kraft gibst. Und das ist ein schönes Gefühl und dafür mache ich Musik. Ich glaube nicht, dass es Musiker gibt, die Musik für sich machen.
Die Tour mit Joe Cocker war eine riesige Möglichkeit für dich neues Publikum zu erreichen. Siehst du für die nächste Zeit wieder die Möglichkeit so eine große Tour zu supporten?
Grundsätzlich habe ich immer Bock zu supporten, es hat immer etwas gebracht. Das sehe ich auch jetzt auf der Tour. Es sind ganz viele Joe Cocker Leute mit dabei. Ich glaube man muss irgendwann abwägen mit wem man auf Tour geht. Es fing an mit Stefanie Heinzmann, Ich und Ich, Ina Müller, Simply Red, Joe Cocker – das Einzige, was jetzt noch käme wären Söhne Mannheim, wirklich ganz große Sachen. Alles was in der Halle spielt, haben wir abgeklappert. Wahrscheinlich müsste es jetzt ein Act sein, der Open Air oder Stadien macht. Wenn jetzt ein Robbie Williams kommen würde, wäre ich natürlich sofort dabei. Oder Bruce Springsteen oder Udo Lindenberg. Meistens ist es jedoch so, dass sie keinen Support mitnehmen und das ist ein bisschen schade. Aber das würde noch Sinn machen. Man darf nicht vergessen, dass es eine Rieseninvestition ist, es kostet richtig Asche, dass man Support sein kann und dann muss es auch schon Sinn haben. Wenn ich in Hamburg in der O2 World vor jemandem supporte, ist es nicht so sinnig, weil in Hamburg mittlerweile genug Leute so zu meinen Shows kommen. Dann schaut man entweder, ob man noch in gewissen Regionen etwas schwächelt, so wie ich im Süden, da ist es noch relativ klein im Vergleich. Dort könnte ich mir vorstellen, noch einzelne Konzerte zu supporten.
Gibst du uns noch einen kleinen Ausblick auf dein Weihnachtsfest?
Ich habe so ziemlich bis zum 23. Dezember noch Termine und dann werde ich privat mit meiner Liebsten etwas machen und dann werde ich auch zu meiner Family fahren. Das wird also ein Familien-Ding. Geburtstag feiern, aber nicht groß, ganz entspannt und klein und dann kommt das neue Jahr und dann fahre ich erstmal in Urlaub!
Im Hintergrund trommelt Jost bereits auf sein Schlagzeug ein, Zeit das Interview zu beenden und zum Soundcheck zu gehen – ich darf noch lauschen und erlebe im Anschluss die ausverkaufte Zeche, die zu der gutgelaunten Performance der Band abgeht. Mit einer gelungenen Mischung aus Alt und Neu, Trauriges, Fröhliches, Nachdenkliches, bringt er sogar die Männer im Publikum zum Mitsingen. Und womit wohl niemand gerechnet hätte: Johannes überrascht Fans und Security mit seiner Spontanität singend durch die Menge zu gehen und dabei ein Medley aus Backstreet Boys, Bruno Mars und Co. zum Besten zu geben.
Vielen Dank an Johannes und Band, Jan und Rebekka und dem Veranstalter Lutz für die Interviewmöglichkeit!
Hier gibt es unsere Johannes Oerding Konzertfotos der Tour 2013 aus der Zeche in Bochum am 21.11.2013