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24.06.2014 /

Richie Sambora feat. Orianthi im Kölner E-Werk- The Aftermath Of The Lowdown-Tour

Fast könnte ich denken, Bon Jovi treten in Köln-Mülheim auf – parkende Autos mit Band Schriftzügen und Aufklebern säumen den Weg zum E-Werk, in dem der ehemalige Bon Jovi-Gitarrist Richie Sambora seinen Solo-Auftritt hat. Unterstützt wird er auf seiner „Aftermath Of The Lowdown“-Tour von der Gitarristin Orianthi. Mit 18 Jahren wurde die Australierin von Carlos Santana entdeckt, sollte Michael Jacksons Abschiedstour gitarrentechnisch begleiten und tourte zuletzt mit Alice Cooper durch die Welt bis Richie Sambora auf das nun 29 Jahre junge Talent aufmerksam wurde.

Nach einem kurzen Auftritt von Deutsch-Pop-Sänger-mit-Gitarre Willer betritt Richie um 21.10 Uhr die Bühne. Bassist, zwei Keyboarder, Drummer und mit dem Doppel Richie und Orianthi an der Gitarre – dies verspricht ein Konzerthighlight zu werden, wenn da das anfängliche Geholpere nicht wäre. Schon zum Lean Russel-Cover „A Song For You“ ist der Sound noch nicht richtig ausgerichtet, Richies Gitarrenspiel noch nicht aalglatt. Mit „Burn That Candle Down“ und „Nowadays“ beginnt er mit zwei Songs seiner aktuellen, dritten Solo-Scheibe „Aftermath Of The Lowdown“. Doch bereits „Lay Your Hands On Me“ zeigt, dass das Publikum eher bei den Bon Jovi Songs textsicher ist und mit Sicherheit Bon Jovi-Fans in der Menge sind, die Richie mit seiner bluesigen und charakteristischen Stimme Jon gegenüber bevorzugen. Während Orianthi überwiegend an ihrer blauen Gibson in die Saiten greift, wechselt Richie zu jedem Song zwischen Fender, Gibson, Western-Gitarre, Double-Neck und immer wieder zu merken: er nickt Orianthi anerkennend zu, wenn sie über das Gitarrenbrett schrabbt und die beiden sich in Gitarren-Soli verlieren. Es macht Spaß den beiden bei ihren Intermezzi zuzuschauen und ab und an wünsche ich mir, wir wären nicht mit gut 1.500 Fans im E-Werk, sondern mit 200 Fans in einem stickigen, winzigen Club, in dem die beiden sich von einem Gitarren-Solo zum nächsten spielen. Dass Orianthi nicht nur an der Klampfe Talent hat, beweist sie bei „You Don’t Know“ mit ihrer klaren Stimme. Während sie mit Richie zusammen auf der Bühne manchmal fast schüchtern und zurückhaltend wirkt, dreht sie alleine an den Vocals auf. Wir dürfen sehr gespannt sein auf das gemeinsame Album-Projekt der beiden Gitarristen.

Je später die Stunde, desto mehr dreht auch Richie auf, hat sich warmgespielt und spricht mit einem Zwinkern über seine persönliche Krisen – textliche Grundlagen seines letzten Albums – und schnoddert dabei leider meist unverständlich in das Mikro. Bereits vor zwei Jahren tourte er mit den Songs der aktuellen Platte durch deutsche Clubs, dieses Mal unterstützt eine Mehrzahl von Cover-Songs wie „Storybook Love“ von Mark Knopfler und Willy de Ville, Bob Marleys Reggae-Klassiker „Get Up, Stand Up“, angereichert durch eine gelungene Auswahl an Bon Jovi Songs seine Konzerte. „I’ll Be There For You“ und „These Days“ sind ein Ohrenschmaus aus Richies Mund und mit den bei Bon Jovi Konzerten bekannten “I’ll Be There For You“-Chören, werden Richie und Band zur ersten Zugabe auf die Bühne zurückgerufen und bringen eine Handvoll weiterer Musiker mit.

Sie hatten sich um den Spot als Richies Vorband beworben, letztlich machte Willer das Rennen – nun sind sie aber alle mit Richie und Band auf der Bühne und bringen „Lean On Me“ zum Besten. Ein wenig chaotisch, ein wenig durcheinander – Richie muss hier und da mal Anweisungen geben zum Aufstellen am Mikro und zum coolen Posen mit den zahlreichen Gitarren. Die weiteren Songs sind ein Feuerwerk für wohl alle Fans: die akustische Version von „Living On A Prayer“ beflügelt durch das abwechselnde Singen zwischen Richie und Orianthi zum Gänsehautfeeling und „Stick To Your Guns“ des New Jersey-Albums ist eine kleine Zeitreise in kaum live-gehörte Songs. Es gilt als Intro zum legendären „Wanted Dead Or Alive“ mit dem sich Richie und Band um 23 Uhr von der Bühne verabschieden. Von wegen… „I’m ready to leave here, how about you?“ witzelt Richie. Das Publikum will mehr und wird mit “Father Time” belohnt – nur Richie, seine beeindruckende Stimme und seine Gitarre – mehr Gänsehaut an diesem Abend geht nicht! Zum grandiosen Abschied noch „Takin‘ A Chance On The Wind“ – auffällig: kein einziger Song der Platte „Undiscovered Soul“ hat es auf die Setlist geschafft… hat Richie mit der damals glücklichen Zeit abgeschlossen? Fans in den ersten Reihen wünschen sich auf Schildern u.a. „Harlem Rain“. Zumindest hat Richie Sambora noch genug Material, um noch weitere Auftritte zu absolvieren – wir freuen uns auf seine Rückkehr mit einer neuen Platte und weiteren Konzerten!