Luke Sital-Singh ist ein britischer Folksänger mit indischen Wurzeln, der inzwischen in Los Angeles lebt. Seit 2012 hat er drei EPs sowie drei Studioalben veröffentlicht und sich eine kleine Fangemeinde erspielt. Kürzlich war er mit Passenger unterwegs – und nun erscheint das siebte Werk namens „Dressing Like a Stranger“.
Das ruhig gehaltene Album lebt von den Gefühlen, die Luke mit seiner Musik vermittelt: „Auf der Platte führe ich Gespräche mit mir selbst darüber, wer ich bin. Ich glaube nicht, dass sich das jemals ändern wird. Deshalb schreibe ich Songs. Das ist die Art und Weise, wie ich mich selbst zum Ausdruck bringe. Manchmal habe sogar ich meinen eigenen Kram satt“, sagt er.
Der Titelsong eröffnet das Album und gibt die akustische Richtung mit einer verklärten Gitarrenmelodie vor. „Blind Missiles“ wird ganz getragen von Lukes variabler Stimme, die auch die Höhen nicht scheut. In „California“ zeigt er sich als nostalgischer Geschichtenerzähler. Die Pianoballade „Rather Be“ enthält ein Feature von Christina Perri und verliert sich in der zweiten Hälfte in zarter Streicherbegleitung.
„Ich dachte an Freunde, die während der Pandemie auf sich allein gestellt waren“, sagt er. „Ich konnte es mir nicht einmal vorstellen. Ich bin so dankbar, dass ich einen Partner habe, mit dem ich das alles erleben kann. Christina und ich haben uns vor einiger Zeit online kennen gelernt, nachdem sie einen meiner Songs getwittert hat und sich als Fan outete. Wir haben uns zum Schreiben getroffen und sind Freunde geworden„, berichtet der Künstler.
Nach so viel Melancholie muss es mit „Can’t Get High“ etwas beschwingter zugehen. Auch „Me & God“ verbindet sanften Gesang mit einer beschwingten Gitarrenmelodie, die von atmosphärischen Klängen untermalt wird, und erzählt anschaulich von Lukes Gesprächen mit der höheren Wesenheit.
Dann gibt es noch „Summer Somewhere“. Mit leichten Gitarrenklängen versucht Luke seine Familie vor den Turbulenzen eines chaotischen Sommers in Los Angeles im Jahr 2020 zu schützen und auf fröhliche Gedanken zu bringen. Ängstlich und mit zitternden Vocals schließt „The Walk“ aber das Album ab. „Ich denke darüber nach, was meine Frau und ich durchmachen“, erläutert er. „Ich hatte eine Vision von einem Spaziergang durch einen Wald, bei dem man nicht sehen kann, wohin man geht. Das ist eine Metapher für das Leben. Wir gehen einfach gemeinsam dadurch.“
Luke Sital-Singh erzählt emotionale, meist traurige Geschichten. Auch das neue Album ist ausdrucksstark und voll mit großen Gefühlen. Er hat eine verletzliche Stimme, die trotzdem Stärke ausdrückt. Oft sind ein Tremolo und eine weinerliche Höhe im Gesang, das ihn schmerzerfüllt klingen lassen und Gänsehaut erzeugen. Mit seinem Songwriting macht er schließlich aus schmerzhaften Begebenheiten wunderschöne Musik. Stark!