Mitte 2019 entstand das Lied „Corpus Delicti“ als Reaktion auf verschiedenartigste systemische Repressionen, die Körper in unserer Gesellschaft tragen und ertragen müssen: Rassismus, jede Art von Sexismus und patriarchaler Machtausübung auf FLINT/LGBTIQA gelesene Körper, Körper, die systematisch in kapitalistischer Manier zugunsten einer winzigen Minderheit an Profiteur*innen ausgebeutet und klein / in (oft geerbter) Ohnmacht gehalten werden. Körper, deren von der öffentlichen Meinung suggerrierter „Wert“ an ihrem äußeren Erscheinungsbild festgemacht wird, etc..
„Corpus Delicti“ ist der Versuch, nicht als Einzelperson, sondern als „Mensch mit Körper“ zu sprechen. Zwar ist der Autor ein weißer, heterosexueller cis-Mann und maßt sich keinesfalls an, das Ausmaß und die Konsequenzen jener Repressionen auch nur im Ansatz nachvollziehen zu können. Doch auch er hat einen Körper. Dieser Körper ist als Profiteur des Systems unweigerlich Teil des Problems. Das zieht eine starke Verantwortung nach sich. „Corpus Delicti“ fordert eine Welt, die empathisch und gerecht ist, gegenüber allen Körpern, allen Menschen.
In diesen Wochen und Monaten wird von Seiten der Impfgeg-ner* innen versucht, das Recht auf Freiheit und körperliche Selbstbestimmung ad absurdum zu führen. Der Glaube, es sei eine „Freiheit“ sich selbst und andere Menschen in Lebensgefahr zu bringen, ist eine zynische Haltung, die wütend macht und der sich entgegengestellt werden muss. Auch hier sind hassverklebte, starre Fronten kontraproduktiv. Auch hier sind Empathie und lösungsorientierte Kommunikation essenziell.
Nach dem Liedermacheralbum „Wahnwitz und Gelegenheit“ (2018), nach unzähligen Solo-Konzerten, allein oder immer wieder auch als Support von Bands wie „Black Sea Dahu“ oder Sarah Lesch, hat Milian Otto die bleierne Starre der Pandemie genutzt, um neue Musik zu schreiben. „Corpus Delicti“ ist der Titeltrack des neuen Albums von Milian Otto. Das Album erscheint am 04. Februar 2022! Der Genremix auf dieser Platte umfasst 70s Psychedelicrock, Indiepop, eine arabische Oud, ein Fauré-durchtränktes Cello, 90s Alternative Gitarrenriffs, Afrobeat Anleihen, politisches Lied, Singer-Songwriter Pop mit 80s Choruseffekten, Buckley-eske Gitarrenräume, Udo-Lindenberg-Gedenk-Bläsersätze… einfach alles, was Spaß macht…
Es schreit gegen Faschos, gegen tödliche Gier, gegen selbstherrlichen Optimierungswahn, gegen Mikro- und Makrozynismus, für die Freiheit des Körpers, für die Unbedingtheit aller menschlichen Träume. Es sucht nach Auswegen aus der Einsamkeit und der chronischen Verlorenheit zwischen all unseren Widersprüchen. Dieses Baby ist radikal ehrlich und radikal empathisch – das war und bleibt der Anspruch…
Das Album erscheint am 4. Februar 2022 (Sturm & Klang).