Ich tue mich – ehrlich gesagt – immer noch etwas schwer mit der elektronischen Ausrichtung, die Alexa Feser bei ihren Veröffentlichungen in den letzten Jahren pflegt. Wenn ich sie dann live sehe und sie zwischenzeitlich allein am Keyboard sitzt, oder wenn ich die Pianoversionen von neuen Songs wie „Mein Name ist“ und „Fritten“ höre, denke ich schon etwas wehmütig an die Zeit von „Gold von morgen“ und „Zwischen den Sekunden“ zurück.
Nach dem großartigen „A!“ ist der Sound nun seit „Liebe 404“ viel moderner, aber auch steriler. Was geblieben ist, sind die tiefgründigen Texte und ihre eindringliche Stimme. Der Song „Fritten“ ist eine melancholische Antwort an den Zusammenhalt, den wahre Freunde erfahren, wenn sie eine schwierige Zeit durchleben und bedingungslos füreinander da sind. Ob es die nächtliche Fahrt nach Hause ist, das Tragen der Kisten beim Umzug nach einer Trennung oder die Portion Fritten mit Mayo nachts um halb vier.
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„Checkbox“ beschäftigt sich mit dem ernsten Thema Depression. So öffnet jeder Song eine neue Tür. Vom strahlenden Banger „Highscore“, den man nicht laut genug drehen kann, bis hin zur personifizierten Hoffnung in „Mein Name ist“ – einem Song, bei dem Alexa es schafft, einem so großen Begriff wie Hoffnung eine Stimme zu geben, die durch außergewöhnliche Bilder tröstend wirkt, in einer Schlichtheit, ohne dabei kitschig zu sein.
„Al Pacino“ klingt laut und lebendig durch seine schnellen Bilder, süß-sauer thematisiert dieser Track die Kunst des Ablenkens von jemandem, den man mal sehr geliebt hat. Dann wartet „Kaiserschnitt“, der filmischste Song von allen, mit dem wir eine Welt betreten, die modern, melancholisch und gleichzeitig befreiend ist, nicht zuletzt durch das Feature mit einer AI. „Was du brauchst“ ist ein kluger, beobachtender Song über das Alles und das Nichts im Leben. Darüber, dass sich am Ende immer alles so einpendelt, wie man es vielleicht nicht immer will, aber braucht.
„Kino“ ist auf jeden Fall wieder ein solides Album von Alexa mit Tiefgang und sympathischen inhaltlichen Ideen. Kein Meisterwerk, aber eine gute Grundlage für die kommenden Konzerte, bei denen dann auch sicher das Piano erneut genügend Raum bekommt.
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Im Kopf wieder Kino Tour 2024
21.04.2024 – Mainz, Frankfurter Hof
23.04.2024 – Köln, Kulturkirche Köln
24.04.2024 – Hamburg, KENT Club
25.04.2024 – Dresden, Alter Schlachthof
26.04.2024 – München, STROM
27.04.2024 – Berlin, Hole 44
„Fritten“ heißt die neue Single, aus dem im Frühjahr kommenden Album „Kino“ der Sängerin und Producerin Alexa Feser. Wuchtige Drums mischen sich mit 808 Bässen. Während E-Gitarren und Alexas Stimme Wellen schlagen.
„Ich bin dein Taxi nach Hause“ ruft sie in die Nacht. Dieser Song ist eine melancholische Antwort an den Zusammenhalt, den wahre Freunde erfahren, wenn sie eine schwierige Zeit durchleben und bedingungslos füreinander da sind. Ob es die nächtliche Fahrt nach Hause ist, das Tragen der Kisten beim Umzug nach einer Trennung oder die Portion Fritten mit Mayo nachts um halb vier: in einer loyalen Freundschaft priorisiert man einander in Krisenzeiten und fegt selbstlos die Scherben zusammen, die andere hinterlassen.
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Seit ihrer ersten Albumveröffentlichung „Gold von Morgen“ im Jahr 2014 überzeugt Alexa Feser mit ihren tiefgründigen Texten und hat sich damit einen festen Platz im deutschen Musik-Kosmos erarbeitet. Nach dem Top-3-Album „Zwischen den Sekunden“ (2017) und den Top 10 Alben „A!“ (2019) und „Liebe 404“ (2022) arbeitet sie bereits an ihrem neuen Album „Kino“, das im März 2023 das Licht der Welt erblicken wird. Im April 2024 geht Alexa Feser auf „Im Kopf wieder Kino Tour“.
Im Kopf wieder Kino Tour 2024
21.04.2024 – Mainz, Frankfurter Hof
23.04.2024 – Köln, Kulturkirche Köln
24.04.2024 – Hamburg, KENT Club
25.04.2024 – Dresden, Alter Schlachthof
26.04.2024 – München, STROM
27.04.2024 – Berlin, Hole 44
Alexa, die bereits 2022 mit der Single „Highscore“ eine neue Ära eingeleitet hat, befasst sich in ihrem neuen Song „Checkbox“ mit einem ernsten und für die Künstlerin sehr persönlichen Thema: Depression.
Den Hintergrund der Single beschreibt sie wie folgt: „Ich wollte einen Song über dieses Thema schreiben, der es wirklich so beschreibt, wie es sich innerlich anfühlt und, dass es nicht zwingend was mit Traurigkeit zu tun hat. Es ist oft ein abgestumpftes Gefühl, sich selbst nicht spüren können, aber in dem Bewusstsein, dass es mal anders war man den Weg dahin aber nicht zurückfindet, weil jede Anstrengung mein System zum Absturz bringt. Ich versuche über so viele Dinge in meinem Leben die Kontrolle zu haben, kompensiere auch viel damit, vor allem aber den Umstand, dass es was gibt, was ich nicht kontrollieren kann, nämlich: mich.“
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Musikalisch treffen analoge Sample-Streicher auf moderne Sequenzer und moody E-Guitar-Chords. Ein laid back urban Beat mischt sich unter Alexas emotional, umarmende Stimme, was eine spannende Fallhöhe zu den textlich krassen Bildern erzeugt: Produziert wurde der Song wieder von der Künstlerin selbst und ihrem Team Dasmo&Mania.
Zwischen dem 10. März und 04. April 2023 geht Alexa Feser auf Deutschlandtournee mit insgesamt 13 Konzerten in Stuttgart, München, Köln, Neunkirchen, Münster, Hannover, Kiel, Hamburg, Dresden, Leipzig, Erfurt, Mainz und Berlin.
Der Titel des neuen Albums von Alexa Feser ist schon genial. Vermutlich versteht fast jeder zwischen 10 und 77 die Bedeutung der prominenten Fehlermeldung, je nach Seite mit Hinweisen wie „Seite nicht gefunden“ oder „Server Not Found“ versehen. Und wer zunächst auf dem Schlauch steht, bekommt im Titelsong die entsprechenden Hinweise.
Bekannt wurde die schon seit langem in Berlin lebende Singer/Songwriterin Alexa Feser als Goldkehlchen am Piano. Ihr Debüt „Gold von morgen“ wurde getragen von wundervollen Pianomelodien und ihrer Ausnahmestimme. Das zweite Album „Zwischen den Sekunden“ war opulenter ausgestattet und sehr orchestral ausgerichtet. Und das dritte Werk „A!“ gehört bis heute zu meinen absoluten Lieblingsalben voller vertonter Gedichte in sphärischer Grundstimmung.
Auf dem neuen „Liebe 404“ sucht man reine Pianosongs leider vergeblich. Der orchestrale Moment ist einer in weiten Teilen recht synthetischen Ausrichtung gewichen. Man könnte sagen: ein Schritt zurück zu den Anfängen, als die Künstlerin als Alexa Phazer mit dem Album „Ich gegen mich“ sehr elektronisch unterwegs war.
Doch so einfach ist es dann doch nicht. Trotz der soundmäßig getunten Songs berichtet Alexa sehr bodenständig von Alltagsdingen, die sie beschäftigen. Das war schon immer ihre große Stärke. Oft sind es illustrierte Dinge wie „Air Max“, ein „Schiebedach“ oder die „Minibar“, die stellvertretend für ein aufregendes Gefühlsleben stehen. Verliebt wähnt sie sich mit dem geliebten Menschen im „Fluchtwagen“ oder besingt den optimistischen Freund als „Aufstehmensch“.
35 Minuten sind recht kurz für ein neues Album nach drei Jahren, von denen zwei quasi im Lockdown stattfanden. Als Kollabo-Partner hat Alexa sich die Rapper Kool Savas und Sero mit ins Boot geholt. Das gibt manchen Songs ordentlich Pepp. Außerdem ist Esther Graf als Duettpartnerin für „Schiebedach“ dabei – ein sehr harmonischer Auftritt der beiden markanten Stimmen.
Im zehnten Track gibt es mit „404 Interlude“ einen kurzen inhaltlichen Bruch, dessen Sinn sich mir allerdings nicht erschließt. Im Prinzip fällt kein Track aus dem (elektronisch geprägten) Rahmen. Auffällig ist höchstens der Refrain im letzten Song „Optimist“, der melodisch und textlich auf Falcos „Egoist“ aufbaut.
„Liebe 404“ ist ein weiteres solides und inhaltlich stringentes Album von Alexa Feser. Wie sie selbst sagt, könnte es das letzte in physischer CD-Form sein. So sind die Zeichen der Zeit, aber ein solches Werk macht mal wieder deutlich, dass man gute Musik nicht zerschnippeln darf. „Liebe 404“ wirkt als Gesamtkonzept. Und wenn es auch das von mir am schlechtesten bewertete der vier Feser-Alben ist, dann liegt das vor allem an der musikalischen Genialität, die man auf „Gold von morgen“ und „A!“ erlebte und die eigentlich nicht mehr zu toppen ist.
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Am 10. Oktober 2019 gastierte Alexa Feser mit ihrem aktuellen Album „A!“ in der Neuen Gebläsehalle im saarländischen Neunkirchen, einer sehr atmosphärischen Location mit einem ganz besonderen Charme. Unser Redakteur Andreas Weist konnte sich schon nachmittags mit der gut aufgelegten Alexa Feser treffen und ein langes Gespräch über das aktuelle Album und viele weitere Themen führen.
Dein neues Album „A!“ ist eine ziemlich nostalgische Reise in die Vergangenheit. Was hat dich bewegt, als du die Texte geschrieben hast?
Ich weiß gar nicht, ob es eine nostalgische Reise ist. Es geht eigentlich um die Zeit von damals bis heute und ist damit sehr aktuell. Es ist eine Fortsetzung meiner anderen Alben. Thematisch nicht spezieller, aber vielleicht etwas persönlicher. Ich finde es sehr modern und nicht nostalgischer als das, was ich vorher gemacht habe. Man hat ja immer Texte, die auch Vergangenes behandeln.
Ist der Albumtitel – die Initiale A mit Ausrufezeichen – ein Ausdruck von besonderem Selbstbewusstsein?
Nein, auf gar keinen Fall. Das hat nichts mit meinem Namen zu tun, auch wenn die Leute das denken. Bevor ich ein Album rausbringe, sammle ich immer Attribute und Eigenschaften, wie sich das Album für mich anfühlt. In dieser Liste begannen 80% der Worte mit dem Buchstaben A. Daher der Titel. Er ist eine gute Zusammenfassung für alle Begriffe.
Du schreibst zusammen mit Steve van Velvet. Wie darf man sich das vorstellen? Wer bringt die Ideen rein und wie erarbeitet ihr die Songs?
Wir schreiben nicht zusammen. Das heißt: Wir schreiben uns zwar per Email, sitzen aber nicht zusammen in einem Raum. Es gibt keinen Modus Operandi für unsere Zusammenarbeit. Wir machen das seit 15 Jahren so, aber ich kann es jetzt nicht sagen wie ein Zauberer, der einen seiner Zaubertricks verrät. Es gibt keinen Clou, wie man einen Song schreibt.
Und die Texte stammen immer von dir?
Ja. Wir schreiben ja zusammen. Das heißt ich schreibe alles und komponiere alles.
Du stammst aus Wiesbaden, lebst aber schon lange in Berlin. Hast du Heimatgefühle, wenn du so nahe an deinem Geburtsort bist wie hier in Neunkirchen oder morgen in Mainz?
Ich weiß nicht. Heimat ist bei mir nichts, was mit dem Ort zu tun hat sondern mit den Menschen. Ich lebe in Berlin, wo die Menschen sind, mit denen ich zu tun habe. Meine Band, meine Freund. Ich habe nicht dieses klassische Heimat-Ding. Das wäre auch schlimm, denn ich wechsle den Ort ziemlich oft. Es gibt keine Ortsverbundenheit. Ich bin da zuhause, wo die Menschen sind, die ich liebe.
Wiesbaden ist ja eher Provinz – im Gegensatz zu Frankfurt und Berlin. Wo fühlst du dich wohler?
Ich empfinde Wiesbaden nicht als Provinz. Es ist Landeshauptstadt und hat 300.000 Einwohner. Ich bin in der Innenstadt groß geworden, an einer vierspurigen Straße, und war in dem Sinn immer Großstädterin. Sonst könnte ich mich in Berlin gar nicht zurechtfinden. Auch in Berlin hat jeder Bezirk seinen Stadtkern, darum ist der Unterschied gar nicht so groß.
Beim Konzert im „Zoom“ in Frankfurt hast du erzählt, dass du vor jedem neuen Album innerhalb Berlins umziehst. Das könnte auf Dauer ziemlich stressig werden. Willst du das durchhalten?
Ich weiß es nicht. Ich halte nichts von Ritualen oder Dingen, die immer wiederkehrend sind. Ich mache das so, wie ich es für mich empfinde. Es kommt darauf an, was mein Herz sagt. Momentan bin ich in einer ganz anderen Phase: Ich toure, bin viel unterwegs und habe mir daher noch keine Gedanken gemacht.
Ihr habt einige Videos in Japan gedreht. Das war ziemlich aufwändig, kann ich mir vorstellen. Warum ausgerechnet Japan?
Drei Videos haben wir dort gedreht im letzten Jahr, weil ich immer mal nach Japan wollte. Es war ein großer Traum von mir, weil ich die Menschen dort und die Kultur sehr spannend finde. Ich habe auch das Gefühl, dass es total gut zu den Songs, die wir dort abgedreht haben, gepasst hat. Wir haben drei unterschiedliche Videos gedreht und waren in ganz Japan unterwegs, am Fujiyama, in Tokio. Wir haben viel gesehen an Szenerien und Kultur. Es war ein Traum und den habe ich damit verwirklicht.
Also eher Urlaub als Arbeit?
Nein, Urlaub war es nicht, weil wir gedreht haben. Wir waren 14 Tage dort und haben drei Videos gedreht. Es war ein sehr straffes Timing.
Bist du zufrieden mit deinem Job, der dir so viele Freiheiten lässt? Oder würdest du lieber wieder Flugbegleiterin sein und nach einem strukturierten Plan arbeiten?
Ich habe auch als Flugbegleiterin keinen strukturierten Plan gehabt und war das nicht lange. Ich habe immer andere Sachen gemacht. Ich finde auch nicht, dass Künstler-sein immer total frei ist. Der Druck ist groß, man muss sich behaupten. Der Beruf ist nicht voller Freiheiten und Leichtigkeit. Ich finde es nicht leicht, immer wieder Neues zu schaffen. Jeder Beruf hat seine Pros und Contras. Man hat zum Beispiel nie ein freies Wochenende durch die Auftritte und man hat kein festes Einkommen oder Rente. Wenn man sich die Welt so anschaut und das Urheberrecht in Deutschland, dann wird es nicht einfacher für die Künstler.
Deine Musik funktioniert auf verschiedene Weise. Manchmal akustisch mit Piano, dann wieder elektronisch. Auf „Zwischen den Sekunden“ gab es viele orchestrale Passagen, die du dann auch live mit Streichern gespielt hast. Wie entstehen die Songs in deinem Kopf?
Meine Songs sind meist größer angelegt, gar nicht klein. Die Akustikversionen sind immer nur ein Bonus. Ich mag die großen ausproduzierten Sachen. Die Weite in den Songs. Ich glaube auch nicht, dass etwas in meinem Kopf entsteht. Es gibt kein Vordenken, man muss sich ans Instrument setzen und einfach was machen. Es gibt auch keine Anleitung. Der Prozess ist immer anders.
Ich habe das Konzert in der Wiesbadener Ringkirche gesehen. Wie war es für dich? War das ein besonderer Moment?
Da war ich mit einem Streichquartett unterwegs und das mache ich sehr selten. Eigentlich bildet die große Band meine Musik ab. Es war eher eine Ausnahme, dass wir in Kirchen gespielt haben.
Und die Tatsache, dass es in deiner ehemaligen Heimat war?
Wie gesagt, ich bin nicht so ortsverbunden. Meine Mitschüler, mit denen ich Abi gemacht habe, leben nicht mehr dort. Meine Familie auch nicht. Die sind alle weggezogen. Ich habe meist dann Heimatgefühle, wenn ich Familie und Freunde treffe, aber die wohnen nicht in Wiesbaden.
Was dürfen wir für heute Abend erwarten?
Es wird laut, es wird lang, es wird emotional. Ich spiele ein ganz langes Programm, das über zwei Stunden dauert. Ich habe heute keinen Support. Ich habe sehr gute Musiker dabei und es gibt Songs aus allen Alben, vor allem aber von „A!“. Wir machen stimmungsvolles Licht und werden vermutlich auch viel tanzen.
Gibt es auch atmosphärische Stücke wie „Tempelhofer Feld“?
Ja. „Tempelhofer Feld“ ist ein Song über Berlin und zugleich auch ein Synonym für eine Art Entschleunigung. Manchmal ist es für uns alle schwer, in diesen schnellen Zeiten irgendwie zur Ruhe zu kommen. Die Zeit tickt schneller und der Einzelne wird getrieben, ganz viel zu leisten. Man braucht in seinem Herzen einen Ort, an den man sich zurückziehen kann.
Eine der ersten Singles trug den Titel „1A“. Magst du dazu noch was erzählen?
Den Song habe ich quasi aus Trotz geschrieben, weil die Meckerkultur in Deutschland mich so genervt hat. Es hat mich gestresst, dass die Menschen das Glas immer als halbleer empfinden. Eigentlich geht es uns gut, aber man ist nahe dran, in jeder Sache das Haar in der Suppe zu suchen. Darauf wollte ich augenzwinkernd hinweisen. Die Menschen nehmen sich wenig Zeit für spezielle Dinge und lassen diese nicht auf sich wirken. Auch musikalisch: Die Kultur geht verloren, komplette Alben zu hören. Und das ist überall so. Alles muss schnell und einfach zugänglich sein. Fastfood essen, Pakete bei amazon bestellen. Konsum darf keinen Aufwand erfordern. Alles muss billig sein. Diese Wegwerfgesellschaft finde ich so traurig. Und die Verrohung im Internet, wo man sich gegenseitig klein macht. Auch das ist eine Wegwerfmentalität. Viele Menschen bekommen nicht mehr die Wertschätzung, die sie eigentlich verdient hätten.
„Mut“ dreht sich um viele kleine Situationen im Alltag. Passt das auch in diese Richtung?
Das ist ein Song, der viele Sinnbilder enthält, was Mut alles sein kann. Es hat sehr viel mit Alltag zu tun. Es geht gar nicht um Superlative, sondern darum, ob man sich selbst traut, unangepasst zu sein und für Dinge einzustehen, für die es nicht nur Applaus gibt. So wie Greta, die sich durch alle Widrigkeiten durchkämpft und von irgendwelchen alten weißen Männern Gegenwind bekommt, obwohl sie die idealistische Vorstellung hat. Sie gehört zu den Menschen, die die Welt von morgen gestalten.
Damit geht es um Eigenverantwortung, oder?
Ja. Es liegt auch an uns selbst. Wie lebt man zuhause? Was braucht man? Was braucht man nicht? Wie konsumiert man? Jeder muss sich an seiner eigenen Nase fassen. Wir sind eine große Spezies. Mensch ist Mensch – da gibt es keine Unterschiede. Wir sind Individuen, aber wir dürfen das Band und die Connection zu den anderen nicht verlieren.
Vieles fokussiert sich halt auf einzelne Schlagworte: Man schaut kurze YouTube-Clips, liest reißerische Schlagzeilen, aber oft fehlt der Hintergrund. Wie siehst du das?
Der Zugang zu vielen Informationen hat ja auch seine Vorteile. Wer Bock auf Wissen hat, hat mehr Möglichkeiten als je zuvor, wenn er verlässliche Quellen hat und gut recherchiert. Aber es gibt inzwischen so viele Quellen, die unwahr sind. Das finde ich schade. Aus Tatsachenberichten werden Katastrophennachrichten gemacht, um möglichst viele Klicks zu generieren. Man braucht heute einfach länger, um an die wirklichen investigativen Informationen zu gelangen. Das macht es für die Heranwachsenden schwieriger als früher. Ich beneide die Jugendlichen nicht um die Vielfalt. Früher haben wir einzelne Songs aus dem Radio auf Tape aufgenommen, weil das Geld gefehlt hat. Heute ist alles verfügbar. Der Wert von Dingen setzt sich viel daraus zusammen, dass man selber Zeit und Mühe investiert. Gute Musik hören, gute Bücher lesen, gute Gespräche führen, tolle Abende mit Freunden haben – dafür müssen wir uns Zeit nehmen. Es ist das Feinstoffliche, Mimik und Gestik, was uns auszeichnet.
Vielen Dank, liebe Alexa, für das ausführliche Gespräch. Ich wünsche dir und uns ein schönes Konzert heute Abend in der Gebläsehalle und freue mich sehr drauf.
Unser besonderer Dank geht an die Promoterin Sabine Bringmann und an Moritz Bremer von Neuland Concerts für die Vermittlung des Interviews. Außerdem natürlich an Tourmanager Nino Skrotzki für die hervorragende Betreuung vor Ort.
Am Abend durften wir ein fantastisches Konzert von fast 150 Minuten Dauer erleben, das uns durch zum Teil sehr atmosphärische aber auch äußerst tanzbare Songs führte. Alexa war in ihren Ansagen sehr gesprächig und stand in engem Kontakt zum Publikum. Besonders hautnah wurde es, als sie zur Hälfte des Sets ein Piano mitten in der Zuschauermenge aufsuchte und begleitet von der E-Gitarre einige Stücke zum besten gab. Das Konzert endete mit drei Zugaben und entließ viele frohe und emotional berührte Menschen in die Nacht, während Alexa noch weiter ihre Fannähe zelebrierte und lange Zeit für Autogramme und Selfies zur Verfügung stand.
Gold reden
in diesem Moment
Das Tempo von Rost
Haie
Paradies im Kopf
Abgeholt
Sterne
Ich bleibe
Tempelhofer Feld
Das Gold von morgen (akustisch)
Herz aus zweiter Hand (akustisch)
Wir sind hier (akustisch)
Atari T-Shirt
Glück
Lola rennt
Peter Pan
Mensch unter Menschen
Mut
Abschiedslied
1A
Als ich Ende 2014 zum ersten Mal Alexa Fesers Debüt „Gold von morgen“ hörte, war ich direkt angetan von ihrer zerbrechlichen und doch ausdrucksstarken Stimme. Dieser Eindruck hat sich bis heute gehalten und es ist definitiv mein Lieblingsalbum einer deutschsprachigen Künstlerin. Endlich ist da unter den Deutschpop-Poeten jemand, der Philipp Poisel und Andreas Bourani das Wasser reichen kann. Und meiner Meinung nach legt sie nach dem soliden „Zwischen den Sekunden“ (2017) noch einen drauf. „A!“ ist für mich das bisher beste Album im Jahr 2019.
Aber was macht es so besonders? Ihre Songs sind keine Hymnen und keine optimistisch-straighten Popsongs. Stattdessen bietet Alexa lyrische Kleinode. Vertonte Gedichte, die sie mit einer Stimme vorträgt, die manchmal leicht vernuschelt und doch so charismatisch wirkt. Einen ersten Eindruck von den neuen Stücken konnte ich im Frankfurter Club Zoom gewinnen, als sie das Album schon vor Erscheinen fast komplett vorstellte. Die Sängerin saß meist hinter dem Piano, machte aber auch Ausflüge ins Publikum oder lieferte dezente Tanzeinlagen. Mit ihren ausführlichen Ansagen wurde erlebbar, was sie beim Schreiben bewegt hatte.
Viele ihrer neuen Tracks sind eine nostalgische Reise in die Vergangenheit. „Gold reden“ handelt von Gesprächen mit einem guten Freund. In „Abgeholt“ erzählt Alexa von der Einsamkeit, in der sie sich oft beim Songschreiben wiederfindet – und wie ein guter Mensch sie da raus holte. „1A“ ist eine respektable und nachvollziehbare Aufzählung der kleinen Dinge im Leben, die uns doch so gut tun. Und „Atari T-Shirt“ ist ausgesprochen biographisch: „In dem Song erzähle ich die Geschichte meiner ersten Band; von der Zeit, in der ich mit Musik begonnen habe und wie sich das Leben als Mensch und Musikerin damals angefühlt hat. Wir waren ‚Absolute Beginners‘. Aber die Träume, der Idealismus und der Glaube an uns selbst war so groß dass es uns egal war, uns auch mal eine Zeit lang von Tütensuppe zu ernähren.“
Manche Songs sind nachdenklich und suchen nach Relationen im Zwischenmenschlichen. „In diesem Moment“ funktioniert wie eine Reise zu Ereignissen, die allesamt gleichzeitig passieren können. „Bei zehn wieder oben“ vergleicht Alexa die vielen Niederlagen im Leben mit einem Boxer, der sich ruhig mal hinlegen darf, aber rechtzeitig wieder aufstehen muss.
Mit Rapper Disarstar gibt es das Duett „Tempelhofer Feld“, das die wichtige Entschleunigung im Leben beschreibt. Ebenso wie „Das Tempo von Rost“ – eine realistische Liebesgeschichte in wunderschönen Bilder. Es sind genau diese Beschreibungen – fast schon Gleichnisse – die mir als Hörer im Kopf bleiben. Alexa ist eine fantastische Erzählerin und verwendet lyrische Ideen, die uns mitnehmen.
Musikalisch gibt es definitiv zwei Seiten. Alexa weiß nämlich, wie man guten Pop produziert und zeigt dies in den tanzbaren Passagen von „Gold reden“ und „Atari T-Shirt“, den Synthieklängen von abgeholt und den chorischen Einsprengseln bei „1A“. Doch es gibt auch die stille Eingängigkeit ihrer Songs, die sich dann zeigt, wenn sie akustische Versionen mit Pianobegleitung zum Besten gibt. Die fünf reduzierten Versionen, die sie an die 13 neuen Titel dranhängt, sind sehr bewegend und gehen zu Herzen.
Alexa Feser ist mit ihrem neuen Album noch stärker geworden. Entstanden ist das Werk der Sängerin, Songwriterin und Pianistin in aufreibender Detailarbeit mit ihrem langjährigen Songwriting-Partner Steve Velvet sowie den Produzenten Johann Seifert, Matthias Mania & Daniel Großmann. Und es sollte ihre Position an der Spitze deutschsprachiger Popmusik weiter festigen.
Die Ringkirche in Wiesbaden ist eine fantastische Location für ein akustisches Konzert mit Streicher-Begleitung. Problematisch vielleicht, weil sie mitten in der Stadt liegt und die Parkplatz-Suche am Freitagabend schon eine Herausforderung sein kann. Doch sobald man in der Kirche steht und die imposante Kulisse bewundert, ist alles vergessen.
Wiesbaden ist Alexa Fesers Heimatstadt, von der es sie vor elf Jahren Richtung Berlin zog. Nach vielen Gehversuchen in unterschiedlichste Richtungen hat sich die 38jährige inzwischen einen Namen gemacht als Sängerin und Songwriterin mit poetischer Ader. Sie mag das weibliche Gegenstück sein zu ganz besonderen Künstlern wie Philipp Poisel. Und so verwunderte es auch nicht, dass das Konzert in der Ringkirche blitzschnell ausverkauft war.
Die Sitzplätze füllten sich mit gespannten Gesichtern, die Schlangen vor den einzigen zwei Toiletten wurden immer länger und schließlich – pünktlich um 20 Uhr – begann das Konzert mit einem Solo-Auftritt von Luisa Babarro, die zu den Berlin Strings gehört, aber auch solo Musik macht. Nur mit einem Cello bewaffnet brachte sie äußerst gefühlvolle Songs unter die Menschen und man konnte eine Vorstellung davon gewinnen, wie der Abend weiter gehen würde und welch intensives Musikerlebnis uns erwartete.
Die Akustik in einer Kirche sollte eigentlich weit tragen. Trotzdem wurde eine Musikanlage nötig, um alle Ecken zu erreichen. Das war in den vorderen Reihen etwas gewöhnungsbedürftig und recht laut, man konnte sich aber damit arrangieren. Luisa sang und spielte sich in die Herzen der Zuschauer. Sie erzählte von ihrer klassischen Ausbildung und dem Entsetzen, als plötzlich ein Pop-Künstler anfragte, ob sie ihn auf Tour begleiten würde. Mit dem Namen Philipp Poisel konnte sie gar nichts anfangen und sagte erst einmal ab. Gutes Zureden führte aber dazu, dass Luisa beim Projekt Seerosenteich dabei war und nun selbst in ihren Songs Klassik mit Popmusik verbindet, ohne irgendwelche Bombast-Klischees zu erfüllen. Im Gegenteil: Sie sang gefühlvoll und erzählte ihre Geschichten, beispielsweise davon, wie sich Flüchtlinge in ihrer neuen Heimat fühlen.
Nach dem glanzvollen Support gab es erst einmal zwanzig Minuten Pause. Die Spannung war schon groß – und man spürte, dass die Heimatstadt auf ihre Alexa wartete. So ging das Licht aus und es brandete stürmischer Applaus auf. War aber leider ein klassischer Fehlstart und man musste noch fünf Minuten warten, bis um 20.45 Uhr die Berlin Strings die niedrige Bühne betraten und Alexa ihren Platz hinter dem Piano einnahm.
Mit „Mensch unter Menschen“ begann ein von Beginn an beeindruckendes Konzert. Ein Song, der das Leben mit seinen Höhen und Tiefen beschreibt. Das Thema beschäftigte Alexa Feser den ganzen Abend über. Und sie verlor sich fast in kleinen Anekdoten über ihr Leben in Berlin, das biographisch Erlebte und der Erkenntnis, dass die Niederlagen von heute „Das Gold von morgen“ sein können. So schlug sie auch den Bogen vom ersten Lied bis zur letzten Zugabe und die Zuhörer konnten ihr auf dem poetischen Weg folgen. Alexa liebt das Suchen mehr als das Finden. Das spiegelt sich in ihren Songs.
Es gab alles – von andächtiger Stille bis hin zu lautem Jubel. Alexas Familie, zwei Brüder und die Mutter, war im Publikum. Sie berichtete von ihrer Nervosität deswegen („ich bin plötzlich wieder 12 Jahre alt“) und man konnte mitempfinden, wie es ihr ging. Viele Zuschauer hatten Leuchtstäbe für eine illuminierte Überraschung zum vierten Song „Herz aus zweiter Hand“ und Alexa war sichtlich bewegt. Die besondere Atmosphäre des Konzerts war an vielen Stellen zu greifen.
Alexa Fesers Songs sind ohnehin keine Hymnen und keine optimistisch-straighten Popsongs. Stattdessen bietet sie lyrische Kleinode. Vertonte Gedichte, die sie mit einer Stimme vorträgt, die (wie bei Philipp Poisel) immer leicht vernuschelt wirkt. Die Berlin Strings gaben den sehr gefühlvoll und vorsichtig arrangierten Stücken eine weitere Farbe mit. Fließende Streicher oder ein subtiles Stakkato – was die Stimmung gerade erforderte.
Alexa saß meist hinter dem Piano, machte aber auch Ausflüge ins Publikum oder lieferte dezente Tanzeinlagen. Für den neuen Song „Meine Moleküle“ begleitete sie sich selbst an der Ukulele und präsentierte den Titel aus der Menge heraus – von einem hilfreichen Zuschauer per Smartphone angeleuchtet. Und wenn dann mal die Streicher ruhig blieben und Alexa nur das Klavier erklingen ließ, kam die ganze Kirche ins Träumen. Bei „Nach Norden“, in dem Luisa Babarro die zweite Stimme sang, dem erzählerischen „Linie 7“ und vor allem bei „Mehr als ein Lied“, das ein Gänsehautmoment im Zugabenblock war.
Natürlich gab es stehende Ovationen für dieses glänzende Konzert, das nach zwei Stunden endete. Man konnte es mit allen Sinnen genießen und die Kirchen-Atmosphäre trug ihr Übriges dazu bei. Diese Künstlerin sollte man nicht aus den Augen verlieren.
Mensch unter Menschen
Dezemberkind
Glück
Herz aus zweiter Hand
Leben
Ich bleibe
Weiss
Nach Norden
Straßenkind
Peter Pan
Meine Moleküle
Inventur
Wunderfinder
Vom Suchen und Finden
Wir sind hier
Medizin
In der ersten Hälfte des Jahres 2017 sind mal wieder drei fantastische Songbooks aus der Bosworth Musik Edition erschienen. Deutschsprachige Musik, die sich hervorragend für Klavier und Gitarre eignen.
Den Anfang macht Roger Cicero, der viel zu früh von uns gegangen ist. Dieses Best Of-Songbook enthält 15 seiner beliebtesten Hits: u.a. „Zieh die Schuh aus“, „Frauen regier’n die Welt“, „Ich atme ein“, „Die Liste“ und „Murphys Gesetz“. Hier gibt es nicht das große Bigband-Arrangement, sondern Melodielinie, Text und Akkorden. Eine schöne Zusammenstellung für alle Roger Cicero-Fans und perfekt zum Mitsingen.
Alexa Feser hat sich mit bisher zwei Alben als Songwriterin einen großen Namen gemacht und liefert uns wunderbar verträumte Titel wie „Gold von Morgen“, „Dezemberkind“, „Mehr als ein Lied“ und „Mensch unter Menschen“. Sie hat ein Gespür für Stimmungen und Zwischenmenschliches. Das kommt in den Songs und Arrangements gut rüber. Alexa Fesers erstes Songbook enthält eine Auswahl von 16 Titeln, die sowohl aus dem Debüt-Album als auch aus dem neuen Album der Musikerin stammen und für Klavier, Gesang und Gitarre arrangiert sind.
Den Abschluss machen wir dann mit der allgegenwärtigen Annett Louisan. Die Hamburger Sängerin wurde im Jahr 2004 mit ihrem später mehrfach mit Gold und Platin ausgezeichneten Debütalbum „Bohème“ und der Singleauskopplung „Das Spiel“ schlagartig einem breiten Publikum bekannt. Seitdem hat sie sechs weitere Alben veröffentlicht, ihr letztes im Jahr 2016. Die Songauswahl des Buchs spiegelt alle Facetten des Repertoires von Annett Louisan wieder: eine Mischung aus Pop und Chanson, die mal mit leichtfüßigem Wortwitz und mal mit nachdenklichen Texten daherkommt. Alle 13 Lieder sind für Klavier, Gesang und Gitarre arrangiert.
Wer sich eingehender mit den Stücken beschäftigen möchte, selbst gerne mitsingt oder sich gar mit Gitarre bzw. Klavier begleiten kann, wird hier bestens bedient.
Drei Jahre ist es nun schon her, dass die Wiesbadenerin und Wahl-Berlinerin Alexa Feser ihr „Gold von morgen“ unter die Leute brachte. Was für ein Debütalbum! Für mich das Highlight des Jahres 2014, das ohne Ohrwurm-Radiosingle und ohne künstlich erzeugten Hype daher kam. Im Gegenteil: Alexa Feser lieferte der Musikwelt genau das worauf man nach den Erfolgen von Philipp Poisel, Andreas Bourani und Tim Bendzko gewartet hatte. Eine weibliche Pop-Poetin, deren Texte den Hörer tief treffen und deren Melodien voll Melancholie unter die Haut gehen.
Das setzt sich jetzt auch im zweiten Album „Zwischen den Sekunden“ fort. Angeführt wird es von der Single „Medizin“ – und wer sich jemals fragte, woher Alexa Feser die Fähigkeit nimmt, Zweifel und Ängste in positive Botschaften und einen gestärkten Blick nach vorn umzubiegen, findet hier eine Antwort: „Wenn kein Buch auf dieser Welt zu helfen weiß / und im Kopf sind alle Bilder schwarz und weiß / Wenn der Wodka seine Wirkung nicht erzielt / und das Leben mit gezinkten Karten spielt“, wenn also alle Stricke reißen, dann ist es die Musik, die ihr den Weg zurück ans rettende Ufer weist: „Dann legst du / mir die Planken / über die wir fliehen / mein Rettungsboot aus Tönen / und meine Medizin.“
„Der Song ist eine Liebeserklärung an die Musik“, sagt Alexa. Und das ganze Album kann diesen Weg mit gehen. Beginnend mit dem instrumentalen Intro. Musikalisch setzt sie auf das Filmorchester Babelsberg und zu Herzen gehende Pianomelodien. Opulent und hymnisch, ohne dabei die leisen Töne zu vergessen. Und trotzdem ist Alexas Gesang ungemein kraftvoll. Im Kontrast zu Rapper Curse („Wunderfinder“) läuft sie zu voller Größe auf. Andere Features braucht es nicht. Ihre Ideen entstehen nach eigenen Angaben rund um den Alexanderplatz. Dort findet sie die Themen, die sich zu Lyrics formen. Das Betrachten von Lebensgeschichten in „Linie 7“, „Paradies im Kopf“ als kritischer Kommentar zur Smartphone-Generation, die emotionale Außenseiter-Geschichte „Straßenkind“ oder das sehr persönliche „Herz aus zweiter Hand“.
Nach dem „Interlude – Zwischen den Sekunden“ folgen ein berührender Bonussong und fünf Akustik-Piano-Versionen von Albumtiteln. „Nach Norden“ ist sehr soulig gehalten und hat (wie viele ihrer Songs) einen typisch lautmalerischen Ohohoh-Teil. Und die Pianoversionen zeigen deutlich, dass Alexa Feser keine große Produktion braucht. Ihre Songs können ganz für sich allein stehen und die Hörer berühren.
Sie hat eine poetische Ader und glänzt in den opulenten Orchester-Arrangements genau so wie in filigraner Intimität. Das ist Alexas große Stärke. Das Debütalbum hat sich vom Geheimtipp ohne großen Knall und ohne Effekthascherei zum Dauergast in vielen CD-Player entwickelt. Mit „Zwischen den Sekunden“ geht sie diesen Weg unbeirrt fort und bietet intelligente Popmusik, die betört und nachhaltig beeindruckt.
Süßer die Glocken nie klingen… Wir werden uns daran gewöhnen müssen für die nächsten Wochen. Doch was ist das? Alexa Feser liefert uns eine wundervolle Version mit zusätzlichen lyrischen Strophen. Ein atmosphärisches Musikstück ganz im Stil ihrer eigenen Songs, die mit solcher Leichtigkeit von alltäglichen Dingen erzählen. Ich muss sagen, allein dieser Titel ist es schon wert, sich die vierte Giraffenaffen-CD mit dem Titel „Winterzeit“ anzuhören.
Die Giraffenaffen-Reihe begeistert groß und klein schon seit der ersten Ausgabe. Die einzigartige Zusammenstellung unterhaltsamer Musik mit neu interpretierten, frischen und frechen Liedern hatte es immer in sich. Und nun gibt es auch eine Compilation zur besinnlichen Zeit.
Egal ob Chartstürmer Mark Forster, der coole Henning Wehland, die süße Annett Louissan, Multitalent Yvonne Catterfeld, Namika, die A-cappella-Band Wise Guys, die exotische Oonagh oder das Elektropo-Duo Glasperlenspiel – diese und viele weitere Künstler und Bands liefern exklusiv ihre ganz eigenen Interpretationen von Winter- und Weihnachtslieblingshits.
So haben sie neue Versionen von Klassikern wie „Leise rieselt der Schnee“, „Stille Nacht“ oder auch „Der kleine Trommler“ aufgenommen. Und selbst Marquess verlässt den Reggae-Einheitsbrei mit „Und Frieden für die Welt“. Den Titelsong zum Album („Das muss wohl der Winter sein“) steuern Glasperlenspiel mit melancholischen Anwandlungen passend bei.
Meine Highlights sind neben oben genanntem Alexa Feser-Track auch Mark Forster mit seiner Schlittenfahrt „Jingle Bells“, das getragene „Winter Wunderland“ von Yvonne Catterfeld und Newcomerin Namika, die „Rudolf, das kleine Rentier“ besingt. Nicht alles ist perfekt. „Stille Nacht“ verträgt in meinen Augen keinen Elektropop und Annett Louisan klingt diesmal zu süßlich. Alles in allem bietet das Album trotzdem einen gelungenen Ausweg aus dem Weihnachts-Allerlei.
Alle Künstler haben etwas gemeinsam: Sie lieben Kinder. Deshalb geht ein Teil der Einnahmen von Giraffenaffen an das Kinder- und Jugendwerk „Die ARCHE“ e.V., dessen Ziel es ist, Kinder von der Straße zu holen und sie wieder ins Zentrum der Gesellschaft zu stellen. Die Einrichtungen bieten tägliche Mahlzeiten, Hausaufgabenhilfe, Sport- und Musikangebote und vor allem ganz viel Aufmerksamkeit.
Leider gibt es noch kein neues Album von Alexa Feser. Ihr Debüt war einer der Aufstiege der vergangenen zwölf Monate. Kein kometenartiger Einschlag, kein lauter Knall, kein schnelles Verglühen, stattdessen ein wirklicher Aufstieg – stetig und immer weiter nach oben, ganz bei sich und mit jederzeit offenen Augen. Die CD „Gold von morgen“ gehört zu den absoluten Highlights des Jahres und findet sich seit Erscheinen regelmäßig in meinem Player. Jeder Song ein Treffer! „Mehr als ein Lied“, „Wir sind hier“, „Dezemberkind“, „Stadt ohne Skyline“ und natürlich „Das Gold von morgen“ – daran kann ich mich gar nicht satt hören.
Die „Deluxe Edition“, die gerade erschienen ist, enthält zumindest einige Bonussongs und eine komplette Live-CD. Fangen wir mal mit den vier Songs an, die die Studioversion ergänzen: Da werden einige Titel als Akustik Piano Versionen geboten. Das klingt mitunter megastark, denn Alexa braucht keine große Begleitung, um ihre wundervoll zarte Stimme zur Geltung zu bringen. Eine Pianobegleitung reicht absolut. Und dann solch melancholische Texte: „Es könnte sein, dass dich das Meer unendlich traurig macht“. Lyrics mit derartigem Tiefgang findet man in dieser Dichte ansonsten höchstens bei Philipp Poisel. Die komplette Review zum Debüt könnt ihr hier lesen.
Was die Live-CD angeht, stellt man sich natürlich die Frage, wie Alexa mit einer CD als Grundlage ein Livealbum füllt. Es ist ein Mitschnitt ihres umjubelten Tourkonzerts in Berlin, der nicht nur ungefiltert das Können von Künstlerin und Band einfängt, sondern auch die sehr persönliche, fast intime Atmosphäre, die Alexa Feser verbreitet, sobald sie die Bühne betritt. Als Kniff gibt es Streicherarrangements, die einige Songs begleiten und das Konzert mit einem ausgiebigen „Intro“ und „Outro“ zu „Das Gold von morgen“ einleiten. Funktioniert wunderbar und hält den Spannungsbogen über das komplette Konzert. Dazu kommen die sympathischen, natürlichen Ansagen der jungen Frau aus Wiesbaden. Mit „Sterne“ gibt es zudem noch einen bisher ungehörten Bonussong. Schönes Deluxe-Paket im Gold-Look!
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