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Alexa Feser "Zwischen den Sekunden"

Unsere Wertung: 8 von 9 Punkten.

Alexa Feser findet das Glück „Zwischen den Sekunden“

Drei Jahre ist es nun schon her, dass die Wiesbadenerin und Wahl-Berlinerin Alexa Feser ihr „Gold von morgen“ unter die Leute brachte. Was für ein Debütalbum! Für mich das Highlight des Jahres 2014, das ohne Ohrwurm-Radiosingle und ohne künstlich erzeugten Hype daher kam. Im Gegenteil: Alexa Feser lieferte der Musikwelt genau das worauf man nach den Erfolgen von Philipp Poisel, Andreas Bourani und Tim Bendzko gewartet hatte. Eine weibliche Pop-Poetin, deren Texte den Hörer tief treffen und deren Melodien voll Melancholie unter die Haut gehen.

Das setzt sich jetzt auch im zweiten Album „Zwischen den Sekunden“ fort. Angeführt wird es von der Single „Medizin“ – und wer sich jemals fragte, woher Alexa Feser die Fähigkeit nimmt, Zweifel und Ängste in positive Botschaften und einen gestärkten Blick nach vorn umzubiegen, findet hier eine Antwort: „Wenn kein Buch auf dieser Welt zu helfen weiß / und im Kopf sind alle Bilder schwarz und weiß / Wenn der Wodka seine Wirkung nicht erzielt / und das Leben mit gezinkten Karten spielt“, wenn also alle Stricke reißen, dann ist es die Musik, die ihr den Weg zurück ans rettende Ufer weist: „Dann legst du / mir die Planken / über die wir fliehen / mein Rettungsboot aus Tönen / und meine Medizin.“

„Der Song ist eine Liebeserklärung an die Musik“, sagt Alexa. Und das ganze Album kann diesen Weg mit gehen. Beginnend mit dem instrumentalen Intro. Musikalisch setzt sie auf das Filmorchester Babelsberg und zu Herzen gehende Pianomelodien. Opulent und hymnisch, ohne dabei die leisen Töne zu vergessen. Und trotzdem ist Alexas Gesang ungemein kraftvoll. Im Kontrast zu Rapper Curse („Wunderfinder“) läuft sie zu voller Größe auf. Andere Features braucht es nicht. Ihre Ideen entstehen nach eigenen Angaben rund um den Alexanderplatz. Dort findet sie die Themen, die sich zu Lyrics formen. Das Betrachten von Lebensgeschichten in „Linie 7“, „Paradies im Kopf“ als kritischer Kommentar zur Smartphone-Generation, die emotionale Außenseiter-Geschichte „Straßenkind“ oder das sehr persönliche „Herz aus zweiter Hand“.

Nach dem „Interlude – Zwischen den Sekunden“ folgen ein berührender Bonussong und fünf Akustik-Piano-Versionen von Albumtiteln. „Nach Norden“ ist sehr soulig gehalten und hat (wie viele ihrer Songs) einen typisch lautmalerischen Ohohoh-Teil. Und die Pianoversionen zeigen deutlich, dass Alexa Feser keine große Produktion braucht. Ihre Songs können ganz für sich allein stehen und die Hörer berühren.

Sie hat eine poetische Ader und glänzt in den opulenten Orchester-Arrangements genau so wie in filigraner Intimität. Das ist Alexas große Stärke. Das Debütalbum hat sich vom Geheimtipp ohne großen Knall und ohne Effekthascherei zum Dauergast in vielen CD-Player entwickelt. Mit „Zwischen den Sekunden“ geht sie diesen Weg unbeirrt fort und bietet intelligente Popmusik, die betört und nachhaltig beeindruckt.

Alexa Feser - Zwischen den Sekunden
Alexa Feser – Zwischen den Sekunden
  • Audio-CD – Hörbuch
  • 21.04.2017 (Veröffentlichungsdatum) – Warner Music International (Warner) (Herausgeber)

Letzte Aktualisierung am 18.04.2024 um 00:23 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Bezahlte ANZEIGE