Ein mieser Charakter ist auch bei 30 Grad im Schatten unangenehm – und wenn es irgendwo zwickt, spricht Madeline Juno das notfalls auch am Badesee an, bzw. schreibt einen Song darüber. Und so gehen wir diesen Sommer nicht nur mit den üblichen Happy-go-lucky-Tracks in den Urlaub, sondern auch mit einer mega lässigen Pop-Abfuhr an diesen Typen, der immer wieder auftaucht, aber nie bleibt und nur an sich denkt. Hinter wolkenlosem Sound und wohligem Chorus steckt also ganz sicher kein LOVESONG.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Madeline Junos Anti-Liebeslied „Lovesong“ ist nach „Ich sterbe zuerst“ und „Murphy’s Law“ ihre dritte Single in 2023. Wie die beiden Vorgänger, erscheint auch „Lovesong“ (VÖ: 28.07.2023) mit dem passenden Musikvideo – in dem echte Maddy-Fans in jedem Fall die Parallele zu einem früheren Video entdecken können.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Erst kürzlich hat Madeline Juno für das Frühjahr 2024 ihre TOUR ZU BESUCH angekündigt, der im Herbst eine Acoustic Tour vorangeht. Nun verkündet sie auch offiziell das Erscheinen ihres neuen Albums „Nur zu Besuch“ am 26. Januar 2024.
Am 27.10.2019 war Madeline Juno gar nicht so weit von ihrer Heimat Offenburg entfernt – und doch hat sie sich Sorgen gemacht, ob in Frankenthal genügend Karten verkauft werden, weil sie noch nie in der Gegend gespielt hat. Aber auch dort hat sich inzwischen herumgesprochen, wie stark und atmosphärisch die Konzerte der jungen Schwarzwälderin sind. Vor allem nachdem sie sich entschieden hat, nur noch in deutscher Sprache zu singen. Das Gleis 4 in Frankenthal war dementsprechend bestens gefüllt. Okay – dort gehen nur gut 200 Leute rein, aber für die Stimmung des Abends war es fantastisch. Und wenn man die Berichterstattung zur Tour verfolgt, weiß man, dass sie auch durchaus größere Hallen füllen kann.
Aufgrund der in der Nacht zuvor erfolgten Zeitumstellung hatte man (sehr rücksichtsvoll) die Startzeit 19 Uhr gewählt, um den kuschelig verteilten Zuschauern den EU-Jetlag zu ersparen. So stand die Band Varley aus Berlin als Support bereits um 19 Uhr auf der Bühne. Mit Sängerin Claire-Ann Varley, verstärkt durch Joschka Bender und Matze Heising, bot man schönen international gefärbten Indiepop. Stilistisch sehr nahe an dem, womit Madeline Juno auch mal angefangen hat. Songs wie „Phantom Studies“, „Lonely Were The Days“ und „Disease“ – die aktuelle Single, die just heute erscheint – drehen sich um melancholische Themen wie die Einsamkeit in einer fremden Stadt. Doch man muss sich keine Gedanken machen – es ging Sängerin Varley sichtlich gut und sie beendete den 30minütigen Set mit einem breiten Grinsen.
Um 19.50 Uhr kam der Moment von Madeline Juno. Die Sängerin hat schon in jungen Jahren eine erstaunliche Wandlung durchgemacht. Sie wuchs in einer Musikerfamilie auf. Der Vater ist Schlagzeuger, die Mutter Pianistin. Früh begann sie, ihre eigenen Songs zu schreiben, und stellte mit 14 Jahren die ersten Werke online. Davon erzählte sie auch im Konzertverlauf und schaute durchaus kritisch auf das jüngere Selbst. Schon das zweite (noch englischsprachige) Album klang wie von einem anderen Stern – und die Musik wirkte sehr, sehr britisch. Ein radikaler Wandel vollzog sich mit der EP „Waldbrand“. Dieses erste Versuchskaninchen führte zum Album „DNA“ (2017) und tiefgründigen Popballaden in deutscher Sprache. Das aktuelle Werk „Was bleibt“ ist erst seit September auf dem Markt, wurde von den Fans aber sehr textsicher mitgesungen.
Wer allerdings ob der erwähnten Balladenlastigkeit glaubt, dass es sich um ein ruhiges Konzert handelte, liegt falsch. Schon der Start erfolgte mit sehr rockigen und vor allem lauten Klängen. Der Song „New York“ passte perfekt als Opener, gefolgt von „Anfangen aufzuhören“ und „Gift“. Damit war klar, dass zwar ein Schwerpunkt auf dem aktuellen Album lag, aber auch die älteren Gassenhauer zu Wort kommen. Madeline animierte die Masse mit Sätzen wie: „Singt mit. Ich tanze ja auch wie ein Vollhorst hier vorne rum“, was nicht einmal übertrieben war. Voll Strahlkraft nahm sie die Bühne für sich ein und war in ihren Bewegungen genauso quirlig wie in den Ansagen.
Madeline sprach viel über sich und davon, wie sich die Bedeutung eines Songs wie „Geliehen“ mit der Zeit ändern kann. Sie erzählte, wie sie mit 16 einen sehr naiven Song über einen Typen geschrieben hat („Herzchen“) und trug diesen dann auch unverwunden und belustigt per Ukulele vor. Im Anschluss folgte der aktuellere Titel „Ohne Kleider“ über den gleichen Typen – durchaus reflektierter und mit philosophischer Aussage. So verändern sich Songs mit dem Menschen.
Foto: Danny Jungslund
Stark fand ich die Momente, in denen Madeline ihre psychische Erkrankung anklingen ließ. Sie sang von „Borderline“ und im Song „Automatisch“ von Depressionen, die sie immer wieder befallen. Viel Aufhebens musste sie darum nicht machen – es klang einfach authentisch, wie sie ihre Verfassung beschrieb und deutlich machte, dass „Melancholie nun mal ihre Lieblingsstimmung“ sei. Das wurde dann auch mit einigen Akustiksongs gefeiert, die sie ganz allein an der Gitarre vortrug.
Sie wollte das Publikum mitnehmen auf eine innere Reise und erklären, dass sie auch mal „scheiße glücklich sein kann“, wie der Titel „Vor dir“ beweist. Aber die Beziehung habe nicht gehalten – man müsse sich also auch weiterhin auf traurige Lieder einstellen. Macht nichts, denn das macht die Songs von Madeline Juno so besonders.
Nach 85 Minuten begann ein intensiver Zugabenblock mit dem Titel „Halt mich fest“, der vom zerbrechenden Kartenhaus erzählt. Zudem gab es mit „Waldbrand“ den Titel, den Madeline selbst als „ihren wichtigsten Song“ bezeichnet und mit dem ihre deutschsprachige Karriere begann. Und „Grund genug“ war für mich der passende Abschluss, weil diese Pophymne in einfachen Worten beschreibt, wofür Madelines Musik steht: Er handelt vom Loslassen und zu sich selbst finden.
Wenn die junge Künstlerin so weitermacht, wird es noch viele geniale Songs geben, in denen sie aus dem Nähkästchen ihres Liebeslebens und ihrer Gedankenwelt plaudert. Ich zumindest freue mich auf jedes neue Album und machte mich wie viele andere Zuhörer um 21.30 Uhr beseelt auf den Heimweg.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Man mag sich gar nicht mehr vorstellen, dass Madeline Juno zu Beginn ihrer Karriere englischsprachigen Pop gesungen hat. Schon damals klang sie extrem introvertiert und ganz in sich versunken, doch erst mit der „Waldbrand“ EP (2016) wurde erkennbar, welches Potential wirklich in den Songs steckt. In der Muttersprache kann sie die philosophischen Gedankengänge und ihre Gefühlswelt viel besser ausdrücken. So ist „Was bleibt“ schon das zweite rein deutschsprachige Album – und Madeline tut gut daran, diesen Weg fortzusetzen.
Was wir hören, sind weiterhin tiefgründige Popballaden mit großen Emotionen und einer bisweilen vernuschelten Gesangsstimme, die Madeline zu einer Art weiblichem Philipp Poisel macht. So gelingt es ihr, die deutschen Texte ohne Plattheiten an den Hörer zu bringen. Ein Kunststück.
„Grund genug“ handelt vom Loslassen und zu sich selbst finden. Damit ist nicht etwa eine Beziehung gemeint, sondern eine schmerzliche berufliche Trennung („verschwende jemand andern“). So kehrt Madeline viel von ihrem Innersten nach außen. Ebenso in „Borderline“, das aufrüttelnd persönlich von den zwei Seiten ihres Wesens berichtet. Die Melodien sind eingängig und aufrüttelnd. Das Rhythmus-Konzept ist trotz aller Melancholie meist energisch nach vorne gerichtet.
„Gib doch nach“ erzählt in dramatischen Worten von Verlustängsten und der depressiven Persönlichkeit. Man kann sich einfühlen in ihre Gedanken. Was hier noch offensichtlich ist, wird in „Automatisch“ zum Trugschluss. Das Stück klingt nach tanzbarem Lovesong, doch in Wahrheit beschreibt es, was die Depression aus der Sängerin macht.
Neben diesen Selbstoffenbarungen gibt es mit „Vor dir“ auch ein echtes Liebeslied („wir leuchten zu zweit heller als alleine“). „New York“ zeichnet eine fröhliche Zukunftsvision und „Wenn es dich gibt“ setzt sich in ehrlichen Worten mit dem Thema Religion auseinander.
Es imponiert mir sehr, wie offen Madeline Juno mit ihrer Depression umgeht und wie sie aus der Erkrankung ein wundervolles Album wachsen lässt. Alle Songs stammen ganz oder teilweise aus ihrer Feder und sie zeigt sich als hervorragende Songwriterin, die hier ein thematisch sehr reifes Album aus einem Guss vorlegt – mit einer frappierenden Ehrlichkeit, die den aufmerksamen Hörer staunend zurücklässt.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Madeline Juno hatte schon bei „Salvation“ zwei deutschsprachige Titel in das hauptsächlich englischsprachige Album geschleust. Und ihre emotionale Herangehensweise war gerade bei diesen Titeln ein Genuss – meine Meinung. Schlaue Idee, das noch weiter auszubauen. So durften sich die Fans mit der EP „Waldbrand“ ein erstes Versuchskaninchen gönnen. Und daraus ist jetzt das erste vollständige Album „DNA“ in ihrer Muttersprache geworden. Gut so!
Madeline wuchs in einer Musikerfamilie auf. Der Vater ist Schlagzeuger, die Mutter Pianistin. Früh begann sie, ihre eigenen Songs zu schreiben, und stellte mit 14 Jahren die ersten Werke online („Melancholy Heartbeat“). Was folgte, ist die typische Erfolgsgeschichte der Neuzeit: Von Tag zu Tag wuchs die Schar ihrer Fans auf Facebook und anderen Portalen. Mit Songs wie „Error“, der als Titelsong des Kinohits „Fack ju Goethe“ begeisterte, und dem Clip, der über 2 Millionen Mal geklickt wurde, war Madeline Junos erstes Album „The Unknown“ ein absolutes Erfolgsdebüt. Der Nachfolger „Salvation“ erschien im Februar 2016, wurde weit über sechs Millionen Mal gestreamt und von einer ausgedehnten Deutschlandtour flankiert.
Die tiefgründigen Popballaden gibt es nun also in deutscher Sprache. Das ist der größte Unterschied. Ansonsten bleibt die Schwarzwälderin ganz sie selbst. Das Album hat sie mit ihrem kongenialen Partner Oliver Som komplett im Alleingang produziert. Es geht um die alltäglichen Beziehungsgeschichten und man spürt, wie die Sängerin ihre Seele öffnet – stärker, als dies bei den englischsprachigen Songs der Fall war.
Klanglich, textlich, stimmlich stimmt einfach alles. Die Melodien gehen ins Ohr und werden durch einen atmosphärischen Sound verfeinert. Nur selten sind die elektronischen Elemente einen Tic zu stark ausgeprägt, doch das stört den Gesamteindruck nicht. In „Phantomschmerz“ singt Madeline von einem Schicksalsschlag, „Wenn ich angekommen bin“ widmet sich mit Wortwitz den sozialen Medien. „Halt mich fest“ groovt aus den Boxen und „Gift“ ist ohrwurmartig tanzbar.
„Ich hatte die fixe Idee, in meiner Muttersprache Musik zu machen, weil ich wissen wollte, ob meine Songs auch auf Deutsch funktionieren und man sie dann extrem modern produzieren kann. Unser Ziel war es, auf Deutsch absolut international zu klingen – und das haben wir so konsequent wie nur irgend möglich umgesetzt“, sagt Madeline zum Vorgehen. Das ist auf jeden Fall gelungen. „DNA“ ist ihr bisher bestes Album.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Madeline Juno ist gerade mal zwanzig Jahre alt und stammt aus Deutschland. Genauer gesagt aus Offenburg am Rande des Schwarzwalds. Warum man das erwähnen muss? Weil ihre Musik so sehr nach britischem Songwriter-Pop klingt, dass man sich da nochmal vergewissern muss. Zumindest bis man die Bonustracks des zweiten Albums „Salvation“ hört. Hier singt sie nämlich zwei Titel in deutscher Sprache und klingt plötzlich so anders. Noch emotionaler, noch introvertierter als dies schon bei ihren englischsprachigen Songs der Fall ist.
Mit Singles wie „Error“, das als Titelsong des Kinohits „Fack ju Goethe“ begeisterte und dem dazugehörigen Video, das über zwei Millionen Mal geklickt wurde, war Madeline Junos Debütalbum „The Unknown“ im Jahr 2014 ein voller Erfolg. Egal ob allein und beschaulich mit Akustikgitarre oder in groß arrangierten Songs – die junge Künstlerin wusste zu bestehen und legte einen beachtlichen Erstling vor.
„Salvation“ zeigt Madeline Juno noch selbstbewusster und erwachsener. Sie ist eine hervorragende Geschichtenerzählerin und geht unbeirrt ihren Weg. Poppige Balladen mit emotionaler Tiefe bestimmen das ganze Album. „Stupid Girl“ als kleiner Ausflug in tanzbare Gefilde passt da trotzdem ganz gut mit rein, weil hier nichts verkrampft wirkt. Madeline singt drauf los und bestimmt die Richtung von Ton zu Ton selbst. Ihre hohe Stimme erinnert an Ellie Goulding, doch inhaltlich ist Juno viel stärker.
Im Vergleich zum Debüt nimmt die Elektronik breiteren Raum ein. Das mag für den internationalen Markt ganz gut sein. Trotzdem bleibt Madeline Juno Singer/Songwriterin und gibt jedem Track den typischen akustischen Touch mit, auch wenn die Produktionen größer ausfallen. Der Titeltrack „Salvation“, der ruhige Opener „Into The Night“ oder das abwechslungsreiche „No Words“ sind ganz großes Kino. Zum Ende hin scheinen die Ideen etwas ausgegangen zu sein. Alles klingt ziemlich ähnlich und orientiert sich an Vorbildern wie Taylor Swift. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Vor allem mit den beiden deutschen Titeln macht Madeline Juno ihr Zweitwerk zum Ausnahmealbum. Davon würde ich gern mehr hören!
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren