Christina Stürmer brachte am vergangenen Mittwoch die Garage in Saarbrücken fast zum Bersten. Fans aller Generationen hatten sich in dem bekannten Club eingefunden, um ihren Tourauftakt nach einjähriger Pause zu erleben. Man konnte viele Familien erblicken, auch jüngere Kinder – ein sehr bunt gemischtes Publikum. Die Kehrseite des ausverkauften Konzerts: Es war proppevoll und einige Zuschauer zogen es vor, in den Zugängen stehen zu bleiben, um nicht ins Gedränge zu müssen. Das tat der Freude am Konzert aber keinen Abbruch.
Die sympathische Sängerin betonte zunächst, dass sie schon etwas nervös sei nach einem Jahr ohne Konzerte. Das ließ sie sich aber im Folgendeen nicht anmerken und präsentierte eine souveräne Rockshow, die vor allem das neue Album „Seite an Seite“ vorstellte, aber auch viele Klassiker und selten gehörte Perlen im Set hatte. Die aktuellen Songs sind ungewöhnlich ruhig gehalten, funktionierten hier aber eben so gut wie die gewohnten Deutschrock-Kracher. Den Titelsong gab es bereits als zweites Stück im Set und er endete mit einem a cappella-Part, der vom Publikum großartig aufgenommen und mitgesungen wurde. Spätestens ab diesem Zeitpunkt herrschte gelöste Atmosphäre auf der Bühne.
„Ein Teil von mir“, „Astronaut“ – Christina wirkt, selbstbewusst, bodenständig und natürlich. Und damit ist keineswegs eine Mittelmäßigkeit gemeint. Mit dem neuen Album beweist sie mal wieder, wie sie persönliche Geschichten zugleich nachdenklich und gewaltig an den Zuhörer bringt.
Als Gegenpart gab es das rockige „Ich lebe“ schon sehr früh im Konzert. Christina zeigte sich publikumsnah und sprach ein junges Mädchen in der ersten Reihe an, das sehr textsicher mitgesungen hatte. Ebenso wurde Anni gegrüßt, die sich einen Song über Facebook gewünscht hatte, der dann auch gespielt wurde. Das ist wahre Kommunikation mit den Fans.
Die Show lief unaufgeregt und ohne Brimborium ab. Es gab eine Projektion zweier Bäume und dazwischen das bekannte Logo mit dem Kopfhörer-Herz im Hintergrund, dazu stimmungsvolles Licht. Alles war ganz auf die quirlige Christina zugeschnitten, deren Stimme ganz im Vordergrund stand. Sie klang immer gut, egal ob sie eine Piano-Ballade interpretierte oder sich gegen Rockgitarren durchsetzte.
Zu „Nie genug“ gab es ein ausgiebiges Bad in der Menge und mancher Zuschauer war sicher erstaunt, als Christina plötzlich hinter ihm stand, denn nicht jeder hatte in der aufgeheizten Atmosphäre den Ortswechsel mitbekommen. Vor dem ausgiebigen Zugabenblock gab es das wunderschöne „Katapult“ vom neuen Album und den aus 1000 Kehlen mitgesungenen Klassiker „Millionen Lichter“.
80 Minuten dauerte der Hauptset, ein langes Finale folgte. Christina Stürmer hat das Herz der Saarbrücker im Sturm erobert. Und manch einer diskutierte im Rausgehen, ob nicht ein Wechsel in die Saarlandhalle fürs nächste Konzert angebracht wäre. Könnte klappen – die Österreicherin hat im kleinsten deutschen Bundesland verdammt viele Fans.