Eigentlich ist heute der 10. Dezember 2014. Nein, wir befinden uns nicht im Fluxkompensator von Doc Brown, sondern beim Nachholtermin für das Konzert der Fantastischen Vier in der Kölner Lanxess Arena. Aufgrund von Smudo und Michi Beck’s Verpflichtungen als „The Voice Of Germany“-Coaches musste das ursprünglich für Dezember letzten Jahres geplante Gastspiel der Hip-Hopper in der Domstadt auf Januar verschoben werden. Es ist Teil der „Rekord“-Tour zum 25-jährigen Bandjubiläum. Wo andere Leute Silberhochzeit feiern, beweisen Thomas D, Smudo, Michi Beck und And.Ypsilon eindrucksvoll, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Bemerkenswerte Randnotiz: Jeder der heute abend auf der Gästeliste steht, darf 5 Euro für einen guten Zweck spenden. In diesem Fall für „Laut gegen Nazis“. In Zeiten von Pegida, Hogesa und Co. eine mehr als lohnenswerte Investition.
Die Lanxess Arena ist mit 15.000 Fans ausverkauft. Das Publikum ist bunt gemischt. Ich schätze mal, dass von 16 bis 60 alles vertreten ist. Erstere rannten also noch mit der Windel um den Weihnachtsbaum, als Fanta 4 ihr fünftes Studioalbum „4:99“ veröffentlichten. Gemeinsam müssen sie erstmal den Support „Lary“ über sich ergehen lassen. Die Sängerin aus Berlin – immerhin von Smudo persönlich angesagt – quält die Menge mit inspirationslosem Electro Pop, inklusive einem verunglückten Cover des Rammstein-Songs „Engel“. Dass ihr Logo frappierend an die Raute von Borussia Mönchengladbach erinnert, macht die Sache für sie nicht unbedingt einfacher. Abgesehen von ihrer zweifellos schönen Stimme, scheint sie selbst mehr auf die Wirkung ihres Äußeren zu bauen, als auf die ihrer Musik. Als Lary, die bürgerlich Larissa Sirah Herden heißt, nach einer halben Stunde von der Bühne schreitet, macht sich in der Lanxess Arena deutliche Erleichterung breit.
Wiederum eine halbe Stunde später eröffnet And.Ypsilon, begleitet von einer fünfköpfigen Band, mit „Die Vierte Dimension“ die musikalische Zeitreise durch ein Vierteljahrhundert Fanta 4. Am anderen Ende der Halle bahnen sich Thomas D, Smudo und Michi Beck ihren Weg durch die überraschten Fans zu einem kleinen Podest, auf dem sie mit „25“ den Startschuss für die nun folgende zweistündige Party geben. Als zusätzlicher Knalleffekt regnet es Konfetti von der Decke. Von dort aus steuern sie weiter in Richtung Bühne und lassen sich unterwegs bereitwillig für das ein oder andere Selfie aufhalten. Hier geht das Feuerwerk aus alten und neuen Hits weiter. Die Kölner hüpfen und springen zu den Takten von „Heute“, „Lass sehen“ oder „Sie ist weg“, und das bis zum letzten Platz unter der Klimaanlage auf dem Oberrang. Dafür dass die Sicht von dort aus nicht mikroskopisch klein ist, sorgen zwei grosse Leinwände und ein überdimensionaler Videowürfel. Überhaupt ist das Bühnenbild geschmackvoll bombastisch und wechselt zwischen roten Flammen, goldenem Einpackpapier und blauen Kreisen. Smudo, Thomas D und Michi Beck sind ständig in Bewegung und holen nur während einiger kurzen Ansagen mal eben Luft. Die erste richtige Verschnaufpause gönnen sie sich und ihren Fans erst bei „Tag am Meer“, zu dem die gesamte Arena in einem 3D-Lichtermeer aus Handy Displays und vereinzelten Feuerzeugen versinkt. Vielleicht ist es Einbildung, aber gleichzeitig liegt ein Hauch von Gras in der Luft (nein, nicht das auf der Wiese).
Thomas D setzt das Gefühlskino anschließend mit „Gott ist mein Zeuge“ alleine fort, bevor es über „Du Mich Auch“, „Was geht“ und „Ernten was wir säen“ langsam aber sicher auf das Ende des Mainsets zugeht. Die Zugaben „MfG“, „Populär“ und „Troy“ beschliessen das Konzert schließlich so, wie es begonnen hat. Mit einem Knalleffekt und einem Regen aus weißen Luftschlangen. Wenn man bedenkt, dass die vier Fantas inzwischen selbst stramm auf die Fünfzig zugehen, dann bekommt der alte Klugscheißerspruch „Alter ist relativ“ eine ganz neue Bedeutung. Jedenfalls wirken sie auch nach 25 Jahren noch wie vier verspielte und ein bißchen durchgeknallte Jungs, die sichtlich Spass an dem haben, was sie da veranstalten. Und Spass hatten heute mit Sicherheit alle. Ganz konkret!