Konzerte des schottischen Hünen sind und bleiben für mich etwas ganz Besonderes. Und dann bin ich auch ganz froh, wenn ich mal nicht so weit fahren muss. Immerhin habe ich in einer Historie von 74 Fish-Konzerten schon eine Reihe Kilometer gemacht. Nun also das beschauliche Haus des Bürgers in Ramstein-Miesenbach. Ein stilvolles Ambiente mit Kronleuchtern und Karnevalsdekoration, im Vordergrund Stehplätze, hinten Sitzplatz-Tribünen aufgebaut. Für die Stimmung war das sehr zuträglich. Zum Ende hin hielt es ohnehin niemanden auf den Sitzen.
Wie bereits seit zwei Jahren hatte Fish das düstere „Perfume River“ als Opener. Ein Song vom aktuellen Album „Feast Of Consequences“, das im Backkatalog von Fish wirklich herausragend ist und dem Fish auf der laufenden Tour einen hohen Stellenwert einräumt. Mit Recht! Schade nur, dass das Album in den Charts nicht vorkam. Das liegt daran, dass nach Fishs Marketingstrategie der größte Prozentsatz der Einnahmen in seine Tasche fließen soll. Macht Sinn, führte aber zunächst dazu, dass man das Album nur in Schottland bestellen oder auf den Konzerten erwerben konnte. Inzwischen aber gibt es auch einen amazon-Shop und eine Filiale des Fish-Büros in Deutschland. Da ist also Licht am Ende des Tunnels.
Zurück zu „Perfume River“: Zunächst ruhige, atmosphärische Klänge, zu denen die Bandmitglieder die Bühne betraten. Dann der große Schotte selbst. In Sachen Bühnenpräsenz macht ihm keiner was vor. Da es bis in die zweite Konzerthälfte nur sehr aktuelle, bisweilen recht sperrige Titel gab, machte es Sinn, das Bühnengeschehen mit Einspielfilmen aufzuwerten. Fish hat sich ein schwieriges Motto für das neue Album ausgesucht: die Thematik sinnloser Kriege. Dies wurde auch in den Filmen deutlich, die beispielsweise zum Eröffnungssong Bilder vom Vietnamkrieg zeigten. Es folgte die energische Abrechnung „Feast Of Consequences“, bevor dann zwei Titel aus dem „13th Star“-Album dran waren, die sich mit Fishs endloser Reihe an missglückten Liebesbeziehungen beschäftigen.
Der erste Höhepunkt war aber zweifelsohne die „High Wood Suite“. Im ersten Teil der Tour hatte er diese nur in Auszügen gespielt, für die jetzigen Konzerte entschied er sich aber, das komplexe Werk in voller Länge aufzuführen. Eine geniale Entscheidung, denn erst so entfaltet es die volle Wirkung. Es handelt sich dabei um ein episches Stück aus fünf zusammen hängenden Songs, die sich einer Schlacht im ersten Weltkrieg widmen, in der beide Großväter des Schotten gekämpft haben. Er hat sich intensiv mit der Geschichte auseinander gesetzt und einen vielseitigen Longtrack geschaffen, der uns ein intensives Hörerlebnis bereitete. Die Fragmente der Suite summieren sich zu fast dreißig Minuten Länge und erzählen die Geschichte unschuldiger Soldaten und junger Leute, die in „The Gathering“ dazu verführt werden, sich als Freiwillige an die Seite kämpfender Truppen zu stellen und in Frankreich einzumarschieren. Das musikalische Ergebnis wurde staunend betrachtet und mit frenetischem Jubel gefeiert.
Ohne Pause ging es dann zu den Marillion- und Fish-Klassikern. „Slainte Mhath“, „Windswept Thumb“, „Heart Of Lothian“ und „Incubus“ kamen aus der Marillion-Ecke. Da wurden die Mitsing-Muskeln der Anwesenden arg strapaziert und die Stimmung war ausgelassen. Für „Vigil“ begab Fish sie traditionell in die Menge, schüttelte Hände und sonnte sich im Jubel der Fans. Ein Ausdruck von Fannähe, den man in diesem Ausmaß selten erlebt. Nach zwei Stunden Konzertlänge gab es zum Abschluss „The Company“ als Hymne für die verschworene Fish-Gemeinschaft inklusive grölendem Chor und Ballet-Dancing, wie Fish es verschmitzt nannte.
Der Schotte hat seinen stimmlichen Engpass vom Ende des vergangenen Jahres überwunden. Er ist in guter Form und versteht es mal wieder, fantastische Konzerte zu feiern. Wer ihn auf der ersten Passage der Tour schon gesehen hat, kann getrost nochmal hin gehen. Die Setlist wurde an vielen Stellen verändert und hat noch mehr Energie als zu Beginn. Man wird vielleicht nicht mehr oft die Gelegenheit haben, Fish live zu sehen. Er spricht offen vom Ende des Tourlebens, bereitet sich innerlich auf eine Art Pension vor. Es soll noch ein abschließendes Album geben und in zwei Jahren will er von Schottland zu seiner Freundin nach Karlsruhe umsiedeln. Im Sommer stehen einige Festivals an, dann wird Fish 2016 ein letztes Mal auf „Misplaced Childhood“-Tour gehen und sein wichtigstes Album komplett spielen. Das sollte sich keiner entgehen lassen!
[amazonButton]Hier kannst Du „A Feast Of Consequences“ von FISH bestellen[/amazonButton]
Setlist FISH am 04.02.2015 im Haus des Bürgers Ramstein
- Perfume River
- Feast Of Consequences
- Manchmal
- Arc Of The Curve
- High Wood Suite
- a) High Wood
- b) Crucifix Corner
- c) The Gathering
- d) Thistle Alley
- e) The Leaving
- Slàinte Mhath
- Vigil
- Big Wedge
- Windswept Thumb / Heart Of Lothian
- Zugaben:
- Incubus
- The Company
Anderswelt-Event haben das Konzert in Ramstein organisiert und bieten in 2015 noch einige progressive Highlights:
- 28.02.2015 Black Night (Deep Purple Tribute) im Saalong Schönenberg-Kübelberg
- 20.03.2015 Aynsley Lister im Saalong Schönenberg-Kübelberg
- 25.04.2015 Cologne Blues Club im Saalong Schönenberg-Kübelberg
- 16.05.2015 Sledgehammer (Donovan Aston plays Peter Gabriel) im Saalong Schönenberg-Kübelberg
- 30.05.2015 Ray Wilson (Genesis Classic) in der evangelischen Kirche Offenbach-Hundheim
- 18.09.2015 Black Night (Deep Purple Tribute) in der Stadthalle Birkenfeld
- 09.10.2015 Ray Wilson (Best of 20 years) in der Stadthalle Landstuhl