Als Comedian hat Mario Barth schon eine ganze Reihe von Rekorden gebrochen, beispielsweise als „Live-Comedian mit den meisten Zuschauern“ in einer Show (70.000 im Jahr 2008) und an einem Wochenende (120.000 im Jahr 2014). Kein Wunder also, dass auch sein sechstes Bühnenprogramm deutschlandweit die Arenen füllt. In Trier war die aktuelle Show mit dem Titel „Männer sind faul, sagen die Frauen!“ zwar nicht komplett ausverkauft, doch die Anzahl der freien Plätze war überschaubar.
Was ist es nun, das die Fangemeinde so an dem Stand-up-Künstler mit Berliner Schnauze fasziniert? Auch sein sechstes Bühnenprogramm seit 2003 bietet nichts wirklich Neues. In schöner Regelmäßigkeit gibt es alle drei Jahre einen neuen Titel, der Vorurteile gegenüber Männern thematisiert. Barths fiktive Freundin und die Gefährtinnen aus dem Bekanntenkreis spielen dabei immer eine tragende Rolle. Und los geht es mit Geschichten, die aus dem Leben gegriffen scheinen.
Das Publikum in Trier durfte sich erst an einem wirklich gelungenen Vergleich der Trierer Basilika mit dem Berliner Flughafen erfreuen. Schließlich ist die Konstantinbasilika der größte erhaltene Saalbau der römischen Antike und seine freitragende Dachkonstruktion ein architektonisches Wunder. In Berlin hingegen habe man die Wasserleitung für die Sprinkleranlage „einfach vergessen“. Tja.
Handwerker im Allgemeinen und anstehende Arbeiten im heimischen Haushalt waren dann auch ein erstes Thema, das Mario breit auswalzte. Danach erfuhren wir von einem Junggesellenabschied, vom Smartphone der Mutter, dem Totalschaden am Auto der Freundin, der Sprachsteuerung des Navigationsgeräts und dem Gewicht einer Handtasche auf dem Beifahrersitz. Mario Barth erzählte im Verlauf der ersten Stunde nicht viele Anekdoten, doch es ist sein großes Talent, diese einfach breit auszuwalzen und die Zuschauer auch dann noch zum Lachen zu bringen, wenn sie die Pointe schon längst erkannt haben oder zumindest erahnen. Dabei ist der Komiker ständig in Bewegung, verzieht das Gesicht in wirrer Mimik und setzt auch alle Pausen gekonnt ein.
Das insgesamt zweistündige Programm in zwei Teilen spielte sich auf einer Bühne ab, die den Berliner Zoo mit einigen seltsamen Tier-Konstruktionen als Kulisse hatte. Im zweiten Teil erfuhren wir dann auch, was es mit dem Mausefant und dem Ziger (einer Mischung aus Zebra und Tiger) auf sich hatte. Ganz Promoter seiner eigenen Stories bot Mario Barth Kuscheltiere solch eigentümlicher Konstruktion zum Kauf an. Geschäft ist Geschäft.
Die Anekdoten waren durchaus reizvoll und aus dem Leben gegriffen: Die Freundin erklärt sich bereit, mit ins Kino zu gehen und einen Film mit dem schwer atmenden schwarzen Mann anzuschauen (ihr ahnt es schon: Darth Vader). Wir hörten Geschichten von Mädchen in der Pubertät und eine sehr weit gefasste Erzählung über den ersten Freund der Nichte (Kevin), der mittels Farbtabletten im Hotelpool in eine peinliche Situation gebracht wurde. Auf jeden Fall verging die Zeit so wie im Flug.
Nach zwei Stunden reiner Showlänge gab es zwei schlüpfrige Zugaben und ein Bühnenfeuerwerk. Mario Barth wird nur in Ansätzen gesellschaftskritisch und macht um alle politischen Themen einen großen Bogen. Vielmehr spielt er damit, dass er mehrfach gefragt wurde, ob er sich nicht auch zu schwierigen Zeitfragen äußern möchte. Was er dann tat, war ein Seitenhieb in Richtung der größten Geißel unserer Zeit: Bei ihm nicht etwa die AFD, sondern die Parship-Werbung.
Das Publikum spendete ihm kurz vor 23 Uhr stehende Ovationen. Zumindest diejenigen, die nicht direkt verzweifelt Richtung Parkplatz liefen. Das Mann-Frau-Thema zumindest scheint unerschöpflich und wird Mario Barth vermutlich bis zur Rente begleiten. Warum auch nicht? Schließlich kann jeder hier irgendwie mitreden.