Reinhard Mey kam die Ehre zuteil, Bob Dylan, demnächst wird Rio Reiser folgen. Es ist die moderne Form von Lyrikbänden, mit denen man früher Generationen von Schüler*innen gequält hat. Die gelben Reclamhefte waren günstig und wurden so zum Standard im Deutschunterricht. Heute kommen sie zumindest mit ordentlicher Coolness daher, wenn bald sogar „40 Songtexte aus Berlin“ der Ärzte mit im Regal stehen.
Damit sind die Texte der „besten Band der Welt“ jetzt auch ganz offiziell Klassiker im deutschen Kulturkanon. Gerade noch so zu Lebzeiten versammelt diese Universal-Bibliothek-Ausgabe sprachprägende, wortschöpfende, wichtige, freigeistige, manchmal verblüffend staatstragende Werke der Band. Und etliche lustige, randständige, offenherzige und -hosige, absurd-verspielte. Kurz: einmal quer durch den ganz normalen die-Ärzte-Kosmos, kuratiert und kommentiert von einem profunden Kenner von Mensch und Material, Michael Loesl.
Texte wie „Deine Schuld“, „Junge“, „Lasse redn“, „Männer sind Schweine“ und „Schrei nach Liebe“ gehören zum Zitate-Schatz nicht nur einer Generation. Nach jedem Text folgt die vergnügliche Einordnung und Interpretation durch Michael Loesl (Gitarrist, Komponist, Liedermacher, Chansonnier, Kolumnist, Autor, Moderator u.v.m.), der zudem im Nachwort versucht, dass Jahrzehnte lange Wirken der Band auf 20 Textseiten zu würdigen.
Eine Diskographie rundet das Heftchen ab, das mit einem Preis von 8 Euro reclam-mäßg unschlagbar ist und hoffentlich bald in vielen Regalen neben Goethe, Schiller und Heine steht. Verdient!